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Amts- MAilzchMt für de« öezirk des Amtsgerichts . Eibenstock und dessen Umgebung k Abonnement otertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de» .Jllustr. Unterhaltung-bl. u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bet unseren Boten, sowie bei allen Reichspostanstalten. Tritgr.-Adresse: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 210 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. -li-ns-rir 1)7. Jahrgang. ------- - Lvliliabclld, den 19. Februar In Gemäßheit von ß 14 Absatz 1 des Gesetzes, die Unterhaltung und Körung der Zuchtbullen betreffend, vom 30. April 1906 und Z 20 der Verordnung zur Ausführung die se- Gesetzes vom 30. November 1906 wird bekannt gegeben, daß die Körung der bei der Königlichen Amlshaupimannschaft Schwarzenberg angemeldeten Zuchtbullen — Haupt körung — i« de« erste« vier Monaten d,S JahreS erfolgt Die Tage und die Zeit der Hauplkörung in den einzelnen Gemeinden werden den Herren Gemeindevorständen noch besonders bekannt gegeben werden. Di, «örnng der «och «icht gekSrte» Bulle« ist bei der unterzeichnet««» Königliche» Amtshanptmannschaft unverzüglich z« beantragen. Schwa rfzenberg, am 16. Februar 1910. 348 r. Königliche Amtshauptmannjchast. Haben wir viel Zeit zu verlieren? In unseren Parlamenten ist Hochsaison. An er giebigen u. mitunter etwas zu ausgiebigen Erörterungen ist kein Mangel, auch Sturmszenen haben nicht gefehlt. Wenn bei den Urhebern derselben die Anschauung be stand, damit auf die Bevölkerung einen großen Ein druck zu machen, dann war das gang gewiß verfehlt. Der deutsche Bürger schlägt wohl kräftig auf den Tisch, wenn er seinem Herzen Luft macht, aber von Radau szenen ist er kein Freund. Und wenn wir sagen, wir haben in dem zwanzigsten Jahrhundert ein solches der Kultur, so soll diese Kultur nicht an den Portalen der Volksvertretung Halt machen. Aber über alle diese Ereignisse des Tages hinaus müssen wir den Blick in die Zukunft richten, und tun wir das, so müssen wir sagen, weder die bürgerlichen Parteien im Reichs tage, noch die bürgerlichen Wähler in den deutschen Städten und Dörfern haben Zeit zu verlieren; sie können sich nicht allein der Theorie widmen, sondern müssen die Forderungen einer praktischen Politik be denken. Die Partei des Herrn Bebel macht heute in einer Weise bereits mobil, daß sie allen anderen Par teien einen beträchtlichen Vorsprung abgewinnen wird, wenn diese die Dinge an sich herankommen lassen Die letzten Reichstagswahlen fanden statt am 25. Januar 1907, und einen Monat später erfolgte ver Zu- Ammemtritt des heutigen Reichstages. Dir nächsten Wahlen wären also am 25. Januar 1912 auszufechten, doch ist in keinem Falle anzunehmen, daß sie dann wirklich stattsinden würden. 1907 war dieser ungün stige Termin ein notgedrungener in Folge der im De zember 1906 stattgehabten Reichstags-Auflösung, 1912 braucht er nicht mehr bestehen zu bleiben. Die Neu Wahlen werden daher spätestens im Herbst 1911 abge halten werden, so daß diese gegenwärtige Session die vorletzte im Tagungs-Abschnitt ist. Bei den letzten Er satzwahlen hieß es, der Ausfall der nächsten allgemei neu Wahlen kann ein sehr unerfreulicher sein, wenn jetzt schon die Sozialdemokraten solche Erfolge haben. Aber was sein kann, das muß noch lange nicht sein, und hier-darf es das auch nicht sein. Die radikale Partei sammelt Schlagworte über Schlagworte, wel am Wahltage die bürgerlichen Wähler mit fortreißen sollen. Das sind Trümpfe, welche sich! die übrigen Parteien aus der Hand nehmen lassen, und in Folge deren sie erhebliche Einbußen erleiden können, wenn Hie sich keine anderen Werte dafür verschaffen. Es wird in den Parlamenten gearbeitet. Aber wenn wir fragen, können diese Debatten die Wähler mobilisieren und enthusiasmieren, so müßten wir die Wahrheit sagen und die Frage verneinen. Und doch liegt eine kraftvolle Wahl-Parole für den Herbst 191 l so sehr nahe. Wir brauchen nur darauf hinzuweisen, welche Gefahr einer geregelten Tätigkeit im Nährstande aus den andauernden Reibereien mit den exzentri schen Elementen erwachsen muß, dann haben wir die Parole und die Notwendigkeit für einen Zusammen schluß. Da zerbrechen wir uns oft genug die Köpfe über Einzelheiten und übersehen, wie die große Prin- Kipienfrage einer völlig sicheren Existenz immer bren nender wird. Was hierfür ein großer sozialdemokra tischer Wahlerfolg im Herbst 1911 bedeuten würde, das braucht nicht weiter auseinandergesetzt zu werden. Tagesgeschichte. Deatschland. Eine Indisposition des Kaisers. In folge einer leichten Erkältung muß der Kaiser das Zim mer hüten und sich Schonung auferlegen, zumal die Unpäßlichkeit bereits seit drei Tagen besteht. — Die Kreuzer-Kollision. Die Kollision zwischen den beiden deutschen Kreuzern „Dresden" und „Königsberg" sind weniger erheblich, als anfangs ge sagt wurde. „Dresden" setzte trotz seiner Beschädi gungen an der Backbordseite die Hebungen fort „Kö nigsberg" ging ebenfalls ohne Fährnis durch eigene Kraft in der Kieler Werft vor Anker. Die Reparatu ren an beiden Schiffen dürften schon in etwa 8 Tagen beendet sein. — Beherzigenswerte Winke zur natio nalen Jugenderziehung gab in einer Berliner Versammlung Generalfeldmarschall Graf Haeseler. Graf Haeseler trat energisch ein für die obligatorische Fortbildungsschulpflicht ohne jede Einschränkung in Stadt und Land. Die Einführung des obligatorischen Turn- und Schwimmunterrichts, verbunden mit Turn spielen, Märschen und Ausflügen an einem Nachmittag der Woche, sei ein unerläßliches Gebot der Erhaltung und Kräftigung der jugendlichen Körper. Die Fort bildungsschule müsse auch eine nationale Erziehungs anstatt sein. Das lenke auch den Blick auf das Lehrer material. Auf die Herzen der gewerblichen Jugend zu wirken, seien nur im praktischen Leben erprobte und erfahrene Männer mit möglichst hoher Bildung und unversiegbarer Liebe zu der ihr anvertrauten Jugend geeignet. Schwere Anschuldigungen gegen die Marineverw altung erhob der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Severing in der Budgetkommis sion bei der Beratung des Marineetats. Der Abge ordnete erklärte laut „Vorwärts", daß die Kieler Werft die Lieferung langer hölzerner Wäschestangen dem jenigen Lieferanten übertrug, der doppelt so hohe Preise stellte, als zwei andere Mitbewerber Von einem Tor pedoboot in Wilhelmshaven wurden Messingstangen, Kupferplatten usw. im Werte oon 500 Mark einfach ins Meer geworfen. Im November v. I. wurden auf der Kaiserlichen Werft in Danzig der Fische wegen Löcher ins Eis gehauen, in die dann wertvolle Mate rialien versenkt wurden, um später verkauft zu werden. Der Abgeordnete Severing gab dem Staatssekretär aus dessen Wunsch eine genaue Beschreibung der Oert lichkeit, an der dieser Vorgang sich zugetragen. Das Reichsmarineamt hat sofort eine gründliche Untersuchung vorgenommen und wird die schärfsten Maßnahmen tref fen, wenn für jene Anklagen ein positiver Anhalt ge wonnen werden sollte. Ein Vorschlag Maximilian Hardens zur deutsch-englischen Verständigung? In der Pariser Ausgabe des „Newyork-Herald" befindet sich ein Bericht über einen Vortrag, den Herr Harden in Dresden soeben gehalten hat über die deutsch-englischem Beziehungen und die Mittel zu ihrer Verbesserung. Da der „Newyork Herald" bekanntlich nicht nur in Paris in allen maßgebenden Kreisen ein sehr verbreitetes Blatt ist, sondern auch in Belgien und Amerika weit gehende Beachtung findet, so ist es unbedingt nötig, an Herrn Harden die Frage zu richten, ob er die in dem Bericht über seinen Vortrag wiedergegebenen Aeußer- ungen tatsächlich getan hat. Nach dem „Newyork He rald" besprach Herr Harden die Bedeutung der engli schen Wahlen für Deutschland, und er stellte fest, daß der Grundgedanke, der sie beherrschte, die Wahrschein lichkeit und die Vorbereitung für einen Krieg mit Deutschland gewesen ist. Es erschien ihm eine Der ständigung über die Flottenrüstung zwischen beiden Län dern als eine unbedingte Notwendigkeit Und dann kam aber die Sensation des Tages, wie der Berichter statter des „Newyork Herald" sich ausdrückt Harden erklärte, Deutschland würde bereit sein, England eine An,nektion des Kongostaates und der Insel Kreta zu gestatten als Preis für die britische Freundschaft. Diese Sensation bekam, so fügt das Blatt hinzu, durch die bekannten engen Beziehungen'Hardens zu maßgebendem Berliner Kreisen ein besonderes Gewicht und man ver mutete darin die Anschauungen des Auswärtigen Amts. Dieser Vorschlag, daß Deutschland auf Kosten Belgiens und der Türkei den ganzen Kongostaat und Kreta dazu an England für die platonische Gegengabe freundschaft licher Gefühle ausliefert, ist so absurd, daß man un möglich Herrn Harden derartige Ideen zutrauen darf. Da sie aber von einem Blatt, wie der „Newyork Herald" es ist, verbreitet werden, so wird Herr Harden gut tun, sich zur Sache ausWsprechen. Der Prozeß um dieMillionen desEx- sultans Abdul Hamid zwischen der türkischen Re gierung und der deutschen Reichsbank wird vermieden werden. Bekanntlich war ein Stempel, gegen dessen Abdruck allein die Reichsbank das Depot auszahlen durfte, verloren gegangen. Jetzt ist er wiedergefun den worden- Deutsche Kolonien. Zur geologischen Erforschung des Ambolandes (Deutsch-Südwestafrika) wird ein« deutsche Expedition unter Führung des Bergingenieurs Kunze aufbrechen. Besonders sollen Mutungen nach nutzbaren Mneralien vorgenommen werden. Die be absichtigte Landesausstellung Togo in Lome wird nicht stattfinden, da das Reichsschatzamt den hier für beantragten Geldern seine Bewilligung versagt hat. Frankreich. Die Niedermetzelung französischer Truppen in Wadai. Das verhängnisvolle Gefecht im Wadailande, bei dem, wie wir schon gemeldet haben, eine französische Truppenabteilung niedergemetzelt wur de, evweckt in Frankreich große Teilnahme, und auch Aufregung. Der Kolonialminister machte über die Un glücks-Expedition folgende Mitteilungen: Hauptmann Fiegenschuh, der in Abecher, der Hauptstadt von Wa dai, stationiert war, unternahm Anfang Januar ei nen Erkundungsmarsch nach Massalat: er hatte 100 Senegal-Schützen und eine Anzahl anderer Leute un ter zwei Leutnants und einem Sergeanten bei sich. Der Hauptmann war im Vertrauen auf einen Brief, den er vom Sultan von Tagedin erhalten hatte, der Ansicht, daß der Zug friedlich verlaufen würde. Die Kolonne wurde jedoch am 4. Januar unversehens in einem Hohlweg bei Abir Tauili drei Tagemärsche südöstlich von Abecher, am Ued Kadja angegriffen. Der Feind, der hinter Felsen und Buschwerk versteckt war, vernichtete die Kolonne beinahe, da sie sich nicht wirksam verteidigen konnte. Nur acht Schützen und ei nige andere Leute konnten entfliehen. Es sind sofort Maßnahmen zur Verstärkung der Truppe in Abecher ge troffen worden, um die Sicherheit der Posten zu gewähr leisten und einer Wiederholung ähnlicher Vorkommnisse in Wadai zuvorzukommen. England. England, Kanada und Deutschland. Ueber den bevorstehenden Abschluß eines deutsch-kana dischen Handelsvertragprovisoriums ist man in London in einem gewissen Teile der Presse außerordentlich er regt. Gleichzeitig wird natürlich diese Gelegenheit auch dazu benutzt, um die Nachteile des Freihandels für Großbritannien zu beweisen und darzustellen, wie sehr der englische Handel unter der deutschen Konkurrenz zu leiden habe, was sich vermeiden ließe, wenn man die Tarifreform eingeführt hätte. „Daily Mail" bezeichnet den neuen Vertrag als die erste Frucht der Neuwahlen und behauptet, die Kanadier hätten mit ihrem Ent schluß so lange gewartet, bis das Ergebnis der englischen Wahlen oorlag. Erst dann hätten sie sich zu einem Schritte entschlossen, der für das britische Imperium sehr gefährlich werden müsse. Deutschland habe es wohl verstanden, seine Vorteile aus der Lage zu zie hen. Die britischen Industriellen hätten nunmehr auf dem kanadischen Markte keine Vorteile vor den deut schen voraus. Das Blatt veröffentlicht im Anschlüsse an seine Betrachtungen Telegramme aus den Vereinig ten Staaten, in denen gefragt wird, ob denn die Eng länder so sehr mit Blindheit geschlagen sein könnten, daß sie die Nachteile nicht einsehen wollen, die ihnen durch den Freihandel erwachsen; Großbritannien er halte jetzt seine Strafe dafür, daß es Kanada in sei nem langen Kampfe gegen Deutschland nicht unter stützt habe. „Standard" betont in einem langen Leitartikel, die kanadische Regierung könne dessen gewiß sein, daß die Tarifreform bald in England eingeführt werden wird, man möge daher der deutschen Höflichkeit nicht zu sehr entgegenkommen, die nur diplomatischer Natur sei. Es werde in England schlechten Eindruck machen, wenn Kanada sich jetzt Deutschland gegenüber entgegenkommend zeigen sollt?