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Amts- M Ailzcheblatt für den öejirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung »8 Abonnement viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. des .Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Trtrgr.-A-restk. Amtsblatt. «rscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 2IV. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. > ' — ------ 58. Jahrgang. . Dienstag, den 6. Jali Bekanntmachnng. Anschlüsse a« das Fernsprechnetz, die bis zum 1. April 1810 hergeftellt werden sollen, sind spätestens bis zum 1. August bei dem zuständigen Post- oder Telegraphenamt (in Chemnitz beim Fernsprechbaubureau im Postgebäude an der Poststraße (Eingang Chem- nitzerstratze links 1 Treppe)) zu richten. Chemnitz, 26. Juni 1909. Kaiserliche Ober-Postdirektion. I V WMmrig. Ueber das Vermögen des Gastwirts Itni-t ttvi-mnun <S««ni»üIIvr in Eibenstock wird heute am 2. Juli 1909, mittags 12 Mr das «onkursversahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Lottermoser in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 2. August 1909 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf dm 30. Juli 1909, vormittags 1V Mr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf dm 20. August 1909, vormittags 10 Mr — vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 2. August 1909 Anzeige zu machen. MnglichesAmtsgericht zu Eibenstock. 2. Demi« Gcmciiidecinkommenstcuer bett. An die Bezahlung des am 3l. Mai dieses JahreS fällig gewesenen 2. Ter mins Gemeindeeinkommenstener wird hiermit nochmals erinnert mit dem Bemerken, daß, nachdem die zur Bezahlung nachgelassene Frist von 4 Wochen abgelaufen ist, gegen säumigeZahler nunmehr das Zwangsvollstreck«ngsversahren soforteingeleiket werden wird. Eibenstock, den 5. Juli 1909. Der St ad trat. Hesse. Bg. Eine Rede des Herrn Staatsministers Grafen Vitzthum von Eckstädt. Bei dem Festessen, das sich am Freitag nachmittag den Verhandlungen des Sächsischen Gemeindetags in Annaberg auschloß, hielt Her neue sächsische Minister des Innern Se. Exzellenz Graf Vitzthum von Eckstädt eine Ansprache, in der er u. a. folgendes ausführte: Bewahrten und Erneuern, Erhalten und Fortschreiten macht sich bei einigem guten Willen in der Gemeinde verwaltung wie von selbst. Erst auf dem Gebiete der reinen Politik scheinen diese Gegensätze unversöhnlich aufeinander zu stoßen, und mancher Vertreter des einen oder des andern Prinzips will uns einreden, daß nur im Erhalten oder nur im Fortschreiten das Heil des Staates zu erdlicken sei. Ich meine aber, jener Ge gensatz zwischen Erhalten und Fortschreiten, zwischen konservativ und liberal, wird in unseren Tagen mit zu großer Schärfe betont. Mögen auch die Vertreter des einen oder des andern Prinzips Fehler begehen — und es sind in den letzten Zeiten Fehler begangen worden auf beiden Seiten so beruht doch alles Leben, aller gesunde Fortschritt auf der Spannung zwischen den beharrenden und den vorwärts treiben den Kräften und auf dem unablässigen Streben ihres Ausgleichs. Nichts wäre verkehrter als der Versuch, eines oder das andere Prinzip rücksichtslos durchzu führen. Ich möchte vielmehr behaupten, daß die Stetig keit des Staatslebens eine gleichzeitige Einwirkung der konservativen und> liberalen Kräfte geradezu erfordert. (Lebhaftes Bravo!) Dieser Erfahrungssatz ist so allge mein, daß sich selbst ihm politische Parteien fügen müs sen. Selbst in parlamentarisch regierten Staaten wird eine konservative Partei, wenn sie zur Herrschaft ge^- langt ist, sich dem notwendigen Fortschritt nicht entgegen stemmen, wird eine liberale Partei mit der Vergangen heit nicht brechen können. Es handelt sich also in der Politik immer nur um das Tempo der Entwicklung und um das Mischungsverhältnis zwischen konservativen und liberalen Ideen. (Bravo!) Dieses Tempo der Entwicklung ist von den Naturgesetzen abhängig, von den gegebenen realen Verhältnissen; es ist abhängig von dem Aufbau der Gesellschaft, abhängig von de/u wirt schaftlichen Bedürfnissen der Stände und der Berufs gruppen, die je nvch den wechselnden wirtschaftlichen Konjunkturen auf die politische Sicherung ihrer berech tigten Interessen hindrängen. Die Regierung eines Staats, dessen Verfassung nicht auf dem Parlamentär! schen System, sondern auf dem der konstitutionellen Monarchie aufgebaut ist, wird ihre Stellungnahme zu den verschiedenen Berufsgruppen bestimmen nach den idealen und realen Werten, die diese Gruppen für den Staat repräsentieren. Ihre Aufgabe ist damit gegeben: Wie sie versuchen muß, zwischen den Interessengrup pen einen Ausgleich zu schaffen, so Wirch sie auch bestrebt sein, das Gleichgewicht zwischen konservativen und den liberalen Kräften herzustellen. Ich rede hier nicht von einer Verschmelzung politischer Parteien, aber so ge wiß es ist, daß konservative und liberale Politiker sich nicht zu einer dauernden Ehe verbinden lassen, ohne ihre Grundsätze preiszugehen, so gewiß muß jeder Staatsmann versuchen, zwischen konservativen und li beralen Politikern ein normales Verhältnis gemein schaftlicher Arbeit herbeizuführen. (Bravo!) Sie wer den von mir nicht verlangen, daß ich Ihnen aussühre, wie ich mir die Verwirklichung dieses Gedankens in seiner Anwendung auf die sächsischen Verhältnisse denke. Ein Eingehen auf die speziellen sächsischen Verhältnisse hätte praktischen Wert nur bei Kenntnis der Ereignisse der Landtagswahlen und unter Besprechung etwaiger Vorlagen, welche dem künftigen Landtage zu machen sein werden. Da sich hierüber das Gesamtministerium noch nicht schlüssig gemacht hat, kanu ich mich darüber noch nicht äußern. Wenn ich mich aber heute einmal auf den Standpunkt der Parteien stelle, so meine ich, sollten sie vermeiden, den Wahlkampf mit einer Schärfe zu führen, die ihnen ein Zusammenarbeiten mit den jenigen Parteien erschwert, auf deren Mitarbeit sie an gewiesen sind. (Lebh. Bravo!) Wie die konservativen und die liberalen Parteien des letzten Landtags mit anerkennenswerten Opfern die einschneidende Wahl- rechtsäuderung nahezu einstimmig angenommen haben, so sollten sie in demselben Geiste der Verständigung sich beizeiten auf ein positives Zusammenarbeiten auch im neuen Landtage einrichten. (Bravo!) Nirgends mehr als auf dem Gebiete der Gemeindeverwaltung zeigt sich der Wert positiver Leistungen und sachlicher Tüchtigkeit. Mit politischen Phrasen ist da nichts zu erreichen. Das glänzende Aufblühen der sächsischen Gemeinden ist ein Beweis dafür, daß es den Leitungen der Gemeinden gelungen ist, innerhalb ihres Gemein debezirks alle Mitbürger zu ernster Arbeit und zu politischem Gemeinsinn zu erziehen. (Lebhaftes Bra vo!) Diese Erziehung zur Arbeit, zum Gemeinsinn und damit zur politischen Reifen kommt auch dem Staate zu Gute. Daher liegt in den Erfolgen dieser Erziehung die stärkste Empfehlung und die werbende Kraft für den Gedanken der Selbstverwaltung. Freilich darf man unter politischer Reife nicht die Zungenfertigkeit ver stehen, mit der etwa ein alles besser wissendes Ge meindemitglied die Maßregeln des Bürgermeisters oder Gemeindevorstands zu kritisieren versteht. (Lebhaftes Bravo!) Auch drückt sich politisch^ Reife nicht in der Empfindlichkeit aus, die in jeder Verfügung einer Be hörde einen Eingriff in die persönliche Freiheit wit tert. Sondern politische Reife ist der klare Blick für den notwendigen und ursächlichen Zusammenhang der Dinge, der klare Blick für das Erveichbare u. das Ver ständnis für den sozialen Gedanken. Denn: was ist der Kern des sozialen Gedankens, richtiger des sozialen Tatbestandes? Er liegt nicht in der vielfach übertriebenen Bedeutung des sozialen Kampfes ums Dasein, nicht in dem uns von den Sozial demokraten gepredigten sozialen Klassenkampfe, son dern in der Erkenntnis, daß unser Staat, unsere Ge meinden lebende organische Gebilde sind. Wie nun innerhalb der Zellen, die einem Gesamtorganismus angehören, der Kampf ums Dasein ausgeschaltet ist zngunsten des großen sozialen Prinzips von der gegen seitigem Hilfe, wie die Zellen des Körpers sich fühlen als Teile des großen Ganzen, wie sie sich helfen, sich die Arbeit abnehmen, so sollen sich auch die Staats bürger nicht als E-nzelpersönlichkeiten auffassen, son dern als Glieder des Ganzen, dessen Wohle sie ihre eigenen Interessen unterzuordnen haben. Ebenso sol len aber auch die Gemeinden sich nicht als selbständige Kleinstaaten auffassen, die im Meere des freien Spiels der Kräfte wie Inseln herumschwimmcn, sondern sie sollen sich fühlen als die Mieder eines festgefügten Staats, mit dem sie aus Gedeih und Verderb verbun den sind. Ich spreche das nicht aus als Kritik, sondern in Anerkennung dafür, daß in den sächsischen Gemein den der Stäatsgedajnke stets gepflegt worden ist. Wie sich die einzelnen Gemeinden bescheiden, daß ihre In teressen sich dem Wohle des großen Gongen zu fügen haben, so dürfen Sie, meine Herren, auch in der rück haltlosen Anerkennung des Staatsgedankens und der damit gegebenen Staatsaufsicht den besten Schutz der Ihnen so wertvollen Selbstverwaltung erblicken Möge es Ih nen in Ihrer Selbstverwaltung gelingen, Ihre Mitbür ger zu politischer Reiste, zu opferbereitem Gemeinsinn und damit zu wahrem Patriotismus zu erziehen; dann werden sich die sächsischen Gemeinden — wie der Herr Staatsminister von Metzsch einmal gesagt hat — als die Säulen des sächsischen Staats erweisen. (Lebhaf ter, langanhaltender Beifall.) Der Minister schloß mit einem dreifachen Hoch auf die sächsischen Gemeinden. Tagesgeschichte. — Deutsch land. Am heutigen Montag tritt der Kaiser an Bord der .Hohenzollern' die Fahrt nach Saß nitz an, wo er morgen Dienstag zur Einweihungsfeier der neuen Dampffährenoerbindung zwischen Saß nitz und Trelleborg mit König Gustav von Schweden zusam mentrifft. Die Begegnung zwischen den beiden Monarchen wird in der Weise verlaufen, daß vor Saßnitz auf der .Hohen- zollern' ein Frühstück eingenommen wird, worauk die ,Hohen- zollern' und das Panzerschiff,Oskar II', das den schwedischen König trägt, nach Trelleborg dampfen, wo König Oskar an Bord des genannten Panzerschiffes dem deutschen Kaiser zu Ehren ein Galadiner gibt. — Wie die „Berl. N. N.' hören, wird der Kaiser nach den Feierlichkeiten in den heimischen Gewässern kreuzen und die A u s l a n d s r e i s e erst später antrelen, als ursprünglich vorgesehen war. — Die Münchener städtischen Kollegien beschlossen, dem Kaiser die große Goldene Bürgermedaille zu über reichen. — Zur Krise. Die .Nordd. Allg. Ztg.' stellt fest, daß der Standpunkt der Verbündeten Regierungen zur Finanzreform durch die beiden amtlichen Erklärungen in der vergangenen Woche geklärt worden sei. Die Annahme der Brausteuer sei zu begrüßen, die Abschwächung der Tabak steuer zu bedauern. Die größten Schwierigkeiten würden jedoch erst bei der Beratung des Ersatzes für die abgelehnten Besitzsteuern eintreten. Wirtschaftspolitische Nebenzwecke wer den mit diesen Ersatzsteuern in keinem Falle verbunden werden dürfen. Die Verbündeten Regierungen werden keine Steueroorschläge akzeptieren, die an Stelle finanzieller Ge sichtspunkte derartige wirtschaftspolitischer stellen. Die Kom- promißverhandlungen zwischen Regierungs-Vertretern und solchen der Mehrheitsparteien werden noch fortgesetzt. — Kein Dividendensteueranlrag. Der in der vorigen Woche vom Abg. Dassermann in seiner Reichstags rede ausdrücklich angekündigte Antrag auf Einführung einer Dioidendensteuer von 2 Prozent liegt bis zur Stunde nicht vor, und es sind, wie der »Tag' erfährt, neuerding» auch in der nationalliberalen Fraktion gewichtige Bedenken über die Zwecksmäßigkeit eines solchen Vorgehens entstanden. ES ist daher wahrscheinlich, daß der Antrag überhaupt nicht einge- bracht werden wird, und zwar mit der Begründung, daß sich durch den inzwischen bekannt gewordenen nahen Rücktritt des Fürsten von Bülow die Lage wieder oollstänig verschoben habe. — Im Reichstage verlautet, daß eine jungkonservative Partei in Bildung begriffen ist. Man führt ihre Entstehung auf den Gegensatz in der Erbschaftssteuerfrage und anderen schwebenden Fragen zurück, der zwischen der konservativen Parteileitung und einigen konservativen Vereinen entstanden ist. — DieReichsbeamtenbesoldungsvorlage wird wahrscheinlich noch in dieser Woche zur Erledigung