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Amts- M AWgMt für de« Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung LNLV Nbsunement „ertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. üe» »Illustr. Unterhaltung-bl.* a. der Humor. Beilage .Seifen« »lasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bet allen ReichSpostauftalten. Trlrgr.-Adrrsse: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. InsertionSp reiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. - 57. Jahrgang. ------ - - Donnerstag, den 10. Februar Bekanntmachung. Am Donnerstag vormittag 11 Uhr kommen auf obere« Bahnhof Eibenstock 5 Kiste« Eier, je 24 Schock, meistbietend zur Versteigerung. Güterverwaltung. Handelspolitische Sorgen. Wie trotz der Bindung unserer hauptsächlichsten Handelsverträge bis zum Jähre 1917 die handelspo litischen Sorgen doch wieder in diesem Jahre stark hervortreten, das setzt ein beachtenswerter Artikel aus einander, den unser Reichstagsabgeordneter Herr Dr. Stresemann in der „Königsberger Allgemeinen Zei tung" veröffentlicht. Nachdem er erklärt hat, weshalb gegen den Vertrag mit Portugal der Widerspruch im Reichstag so stark war, sagt der Verfasser zu dem amerikanischen Bertragstarif das Folgende: „Wie ein blutiger Spott kommt es einem vor, wenn diese exorbitant erhöhten Sätze als Minimaltarif bezeichnet werden, der uns eingeräumt wird. Leider sind wir den Vereinigten Staaten gegenüber kaum in der Lage, mit Retorsionsmaßregeln drochen zu können. Unsere Einfuhr betrifft hauptsächlich Rohstoffe, und ei nen günstigen Handelsvertrag mit Amerika werden wir erst dann schließen, wenn wir in bezug auf Baumwolle und Kupfer durch die Erträgnisse unserer Kolonien von der amerikanischen Einfuhr unabhängig gemacht wor den sind. Wir müssen es jetzt büßen, daß wir so we nig großzügig und so wenig kaufmännisch in unserer Kolonialpolitik waren. 25 Jahre energischer und kaufmännischer Kolonialpolitik hätten uns wahrschein lich dahin gebracht, auch gegenwärtig nicht jede Zoll erhöhung Amerikas ruhig hinnehmen zu müssen. An scheinend haben die Vereinigten Staaten von ihrer For derung in bezug auf die Fleischeinfuhr Erleichterungen gewährt zu erhalten abgesehen, und damit ist wenig stens der sonst drohende Zollkrieg zwischen beiden Län dern vermieden. Man sieht, unsere Diplomaten kön nen energisch sein, wenn es sich um den Schutz der Land^ wirtschaft handelt. Dagegen ist an sich nichts einzu wenden, aber gewiß aus Gründen der Gerechtigkeit im Wirtschaftsleben ist nur zu hoffen, daß bei Jndu- strieforderungen dieselbe Energie mit Erfolg ange wendet werde. Ein seltsames Spiel des Zufalls ist es übrigens, daß im deutschen Reichstage zwei Reso lutionen vorliegen, von denen die eine, von Herrn Dr. Diederich Hahn eingebracht, einen Schutz der deut schen Exportindustrie bei Abschluß des Vertrages mit den Vereinigten Staaten von Amerika fordert, wäh rend die andere, von dem Abgeordneten W a ch ho r st de Wente stammend, im Namen des Deutschen Bau ernbundes für den Schutz der Fleischeinfuhr eintritt. Rechter Hand", linker Hand, alles vertauscht. Die deut sche Exportindustrie wird sich allerdings bei dem Na men Diederich Hahn sagen: Gott schütze mich vor mei nen Freunden In En gl and ist der Uebergang zur Tarifrevision und zum Schutzzoll verschoben. Noch einmal haben die Liberalen gesiegt, aber sie bereitem sich selbst, wie einer ihrer Führer in einem Anfall von Selbstironie bemerkte, in der Zeit ihrer jetzigen Herrschaft auf die nächste Niederlage vor, welche ihre schon erheb lich verminderte Mehrheit in eine tatsächliche Minder heit verwandeln dürfte. Dann kommt der Chamber- lainismus ans Ruder, mit ihm der Gedanke des Greater Britain, nnd das Ziel des Ganzen ist eine Abschließungspolitik gegenüber dem deutschen Reiche. Hoffentlich gelingt es uns wenigstens in der Zwischen zeit, unsere handelspolitischen Beziehungen mit Kana da zu regulieren, die jetzt unter den Einwirkungen eines Zollkriegs leiden, der beiden Ländern manche Wunde geschlagen hat. Die künftigen Aussichten der deutschen Exportin dustrie sind dah<er keine rosigen. Es wird der oft be währten Anpassungsfähigkeit der deutschen Industrie, es wird der Ausnutzung jedes Ueberlegenseins an tech nischen und geistigen Waffen bedürfen, um uns den Anteil am Welthandel zu erhalten, den wir gegenwärtig besitzen, und auf dem die Existenz eines großen Teils des deutschen Volkes beruht". Tagesgeschichte. Deutschland. — Prinz Eitel Friedrich — österreichi scher Major. Kaiser Franz Josef von Oesterreich ernannte den Prinzen Eitel Friedrich von Preußen, den zweiten Sohn des Kaiserpaares, zum Major im Infanterieregiment Nr. .34. Am Geburtstage seines kaiserlichen Vaters wurde der Prinz schon zum Major in der preußischen. Armee befördert. — Reise des PrinzenHeinrich nach Eng land. Einer bevorstehenden Reise des Prinzen Hein rich nach England wird dort große Bedemtung mit Rücksicht auf die deutsch-englische Annäherung zuge messen. Der Besuch soll bereits in vierzehn Tagen statt finden. Prinz Heinrich wird in der Zeit, während de ren er Gast des Kölnigs Eduard ist, auch mit zahl reichen hervorragenden Persönlichkeiten Englands in Berührung kommen. - Roosevelt in Berlin. Es steht nunmehr fest, daß der Expräsident der Vereinigten Staaten am 28. April in der Reichshauptstadt eintreffen wird, wo er zwei Tage lang verweilen will. Der Kaiser hatte, wie es heißt, ursprünglich beabsichtigt, Roosevelt mit allen Ehren, die einem regierenden Souverän zukom men, zu empfangen. Roosevelt hat jedoch den Kaiser in einem kürzlich eingelaufenen Briefe gebeten, von allen Veranstaltungen Abstand zu nehmen^ da er als einfacher Privatmann reise. Der Kaiser hat sich die sem Wunsche gefügt. — Die Hellfeldt-Angelegenheit wünscht Rußland nicht durch einen Vergleich beizulegen. Ent gegen der Meldung, daß die russische Regierung in Vergleichsverhandlungen einzutreten beabsichtige, er klärte der wieder in Berlin eingetroffene russische Staatsrat Dynowski, seine Regierung denke nicht im entferntesten an solche Verhandlungen. Sie habe im Gegenteil an sie gerichtete Vergleichs-Vorschläge ab gelehnt, da sie neues Material erhalten habe, das stark gegen Herrn von Hellfeldt spricht. Nach einseitiger russischer Auffassung wird der Zwischenfall allerdings auch nicht erledigt werden. Oestcrreich-Nngarn. Wiederzusammentritt des Reichs rates. Am Donnerstag soll der Reichsrat wieder zusammentreten, doch ist seine Arbeitsfähigkeit nach dem gegenwärtigen Stande der Dinge so gut wie aus geschlossen. Deutsche und Tschechen liegen sich mit hef tigster Erbitterung in den Haaren. Die Tschechen be schuldigen die Deutschen und die Deutschen die Tschechen in großen Aufrufen an die,.Parteigenossen, die Arbeits unfähigkeit des böhmischen Landtags verursacht zu ha ben. Der Prager Streit wird natürlich sofort nach Wien übertragen und übt dort auf die Verhältnisse im Reichsrat seine traurige Wirkung. Frankreich. Besuch d e u t s a) e r O ssizi e r e i n F r an. k- reich. Mit großer Liebenswürdigkeit sind in Frank reich, zumal in Paris, mehrere deutsche Kavallerie- und Artillerieoffiziere ausgenommen worden, die sich zur Besichtigung französischer Reitschulen hatten be urlauben lassen.. Portugal. - Po r tu gi e s if ch e S i e g e s f r em d e In Por tugal herrscht große Freude über die Annahme des deutsch-portugiesischen Handelsvertrages durch das deut sche Parlament. So schreibt die aiMefechenste Lissa boner Zeitung, das „Diario de Noticias": „Die Ent scheidung des deutschen Parlaments ist nach den entstan denen Hindernissen, welche bereits einen Mißerfolg vor aussehen ließen, unzweifelhaft ein Sieg für die por tugiesische Diplomatie und eine lächelnde Hoffnung der Entwickelung unserer Handelsbeziehungen zum deut schen Reiche, auf dessen wichtigem Markte unsere land wirtschaftlichen Produkte nun in Wettbewerb treten kön neu, was in gewisser Weise beitragen wird, um die aus der Ueberproduktion von Wein entstandene Krisis zu mildern". Während Lissabon als Stapelplatz der portugiesischen Kolonialprodukte schwer unter einem Zollkriege zu leiden gehabt hätte, und sich hier daher die Freude besonders in kolonialen Kreisen äußert, herrscht in Oporto Jubel in den Kreisen der Weinex porteure und Industriellen. So hat sich das Direkt» rium der Oportoer Associacao Industrial zum Exmi nister Wenceslau de Lima, der durch sein Zvllzuschlags gesetz den Vertrag durchdrückte, begeben, um diesen als Diplomaten, Exporteur und Professor gleich hochge- geschätzten Herrn zu seinem Erfolge zu beglückwünschen. Von der Annahme des Vertrages in Deutschland er wartet man eine wesentliche Erleichterung der schon seit dem Herbst 1908 schwebenden. Handelsvertrags verhandlungen Portugals mit England und Frankreich. Schweden. Zur Blinddarmoperation des Königs Gustav wird noch gemeldet, daß die Erkrankung durch einen Diätfehler entstand. Der König gab mit voller Ruhe die Erlaubnis zur Operation, die eine Stunde und zehn. Minuten dauerte. Der Blinddarm war stark entzündet, aber noch nicht gebrochen. Wäre die Ope ration auch nur kurze Zeit später erfolgt, dann wäre die Lage wesentlich kritischer gewesen. Am Tage nach der Operation war der Zustand des Patienten befrie digend. Serbien. Was die Serben als nationales Un glück an sehen. Der Pariser „Matin" meldet aus Belgrad: Die Berichte, daß Rußland eine Verständi gung mit Oesterreich über den Balkan angebahnt ha be, haben sowohl in hiesigen Regierungskreisen, als auch beim Volke tiefen Eindruck hervorgerufen. Die Annäherung zwischen diesen beiden Mächten wird als ein nationales Unglück für Serbien aufgefaßt. Es wird versichert, daß der Kabinettschef Pasitsch allerdings aus Petersburg die Versicherung erhalten habe, daß kein Grund zur Beunruhigung auf dem Gebiete der internationalen Politik vorliege. Die Beziehungen zwi schen Rußland und Japan seien vorzüglich und das russisch-japanische Einvernehmen ein völliges. Ein Ab kommen mit Oesterreich bestehe nicht und der einzige Zweck der Verhandlungen zwischen Petersburg und Wien gehe darauf hinaus, eine Verständigung zu er zielen, um eine Erledigung der laufenden politischen Angelegenheiten herbeizuführen. Griechenland. Die aufrührerischen Marineoffi ziere in Griechenland begnadigt. Aus Athen, 8. Februar, wird gemeldet: Ein allgemeiner Amnestieerlaß, der die Offiziere der Marine umfaßt, die an der Bewegung vom 29. Oktober vorigen Jahres teilgenommen haben, ist unterzeichnet und wird heute abend amtlich bekannt gemacht werden. Die begna digten Offiziere, die auf drei Jahre Urlaub nach dem Ausland nahmen, sind heute früh entlassen worden und abgereist. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. Februar. Infolge telegraphischer Benachrichtigung seitens des Herrn Dr. Ohr München, kann der für heute Mittwoch abend angesetzte Vortrag im Kauf männischen Verein nicht ftattfinden und weisen wir hierdurch auf das Inserat in vorliegender Nummer hin. — Eibenstock, 9. Februar. Nach einer Tauwetter periode von einigen Tagen hat heute nacht wieder schwacher Schneefall eingesetzt. Hoffen wir, daß Mutter Sonne die noch vielfach gehegten Wünsche nach einer guren Schlitten bahn nicht wieder vorzeitig zu schänden macht. Vorläufig hat es aber noch nicht den Anschein, daß die schwache Schnee decke von Dauer sein resp weiterer Schneefall sie verdichten wird. — Dresden, 7. Februar. Der König erteilte heute um ',<1 Uhr einer König l. belgischen (nicht bulgarischen wie in Nr. 29 irrtümlicherweise berichtet) Sondergesandt schaft, bestehend aus den Herren Zeremonienmeister Grafen Eduard d'ASsche, Grafen Maxime de Bousies und Leutnant im 3. Artillerieregimenl Grafen Gustav de Lonnoy im Bei sein deS Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Staats minister Grafen Vitzthum von Eckstädt, Exzellenz, und der Herren deS König!. Dienstes eine feierliche Audienz zur Noti fizierung des Ableben« Königs Leopold II. und der Thron besteigung deS Königs Albert der Belgier. Eine vor den königlichen Gemächern ausgetretene Paradewache des Garde- Reiter-RegimentS erwies der Gesandtschaft die militärische Ehrenbezeigung. Anschließend fand König!. Frühstückstafel statt. Hierauf wurde die Königl. belgische Sondergesandt schaft auch von Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg im Palais auf der