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«iertelj. 1 M. 2b Pf. etnschlteßl. de» „Jllustr. Unterhaltung-bl.* n. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unsere« Voten sowie bei allen RetchSpostanstalten. Lelerr.-Abresie: Lwtiblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile di« gespaltene Zeile 30 Pf. ^rrusprecher Nr. 210. Amts- Ulli! Allzeigckatt für den Schrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 14« 84. Aahrga«,. --n- Dienstag, den 10. Dezember 1««» Holzversteigmlng. Wildeathaler Staatssorstrevier. Drechslers Gasthof in Wildeuthal Donnerstag, den IS. Dezember 1907, von vormittag- '/,11 Uhr ab 663 Stämme 10-36 em; 34267 Klötzer 7-1b ew; 5986 Klötzer 16-50 em; 26 rm Hlutzknüppek; 635 rw Brennhölzer (Kichte). Abt. 28, 52 u. 53 (Kahlschläge), 14 bis 89 (Einzelhölzer). Spezielle Verzeichnisse der zu versteigernden Hölzer werden, soweit der Vorrat reicht auf Verlangen von der unterzeichneten Revierverwaltung abgegeben. Wildenthal und Eibenstock, am 9. Dezember 1907. «gl. Aorstrevierverwattnng. Kgl. Forstrentamt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Am heutigen Montag wird sich der ReichStag mit dem Gesetzentwurf befassen, der als erste Frucht der Bülowschen Blockpolitik anzusehen ist, dem Gesetzentwurf zur Regelung des Vereins- und Versamm lungsrechtes. Seme Einbringung bedeutet die Erfüllung einer seit zwei Jahrzehnten von liberaler Seite erhobenen Forderung, die der Reichskanzler im Februar dieses Jahres unter dem Eindruck der im Zeichen der konservativ-liberalen Paarung vollzogenen Reichstagswahlen als berechtigt aner kannte. Die reichsgesetzliche Regelung deS Vereins- und Ver- sammlungSrechteS ist mithin unmittelbar aus der Blockpolitik entstanden, und somit wird sich ihre Lebensfähigkeit an dieser Belastungsprobe zuerst zu erweisen haben. — Auf Schloß Serrahn hat am Freitag, wie aus Rostock gemeldet wird, die Verlobung des Fürsten Ferdinand von Bulgarien mit der Prinzessin Eleonore Reuß jüng. Linie stattgefunden. Prinzessin Eleonore ist die ältere Schwester deS Fürsten Heinrich XXIV. von Reuß-Köstritz und am 22. August 1860 geboren. Fürst Ferdinand, der einige Monate jünger als seine Braut ist, war in erster Ehe mit Prinzessin Marie Luise von Bourbon- Parma vermählt, die am 19. Januar 1899 starb. Aus dieser Ehe sind vier Kinder am Leben, von denen der Thronfolger Prinz Boris im dreizehnten Lebensjahre steht. — DernburgS Pläne für Ostafrika. Am vorletzten Sonnabend äußerte sich in einem kleinen Kreise von Parlamentariern und Teilnehmern an seiner Reise Staats sekretär Dernburg über seine Pläne für Deutsch-Ostafrika ES waren u. a. anwesend Oberstleutnant Quade, die Abge ordneten Dietrich von der konservativen Partei, von Liebert von der freikonservativen, Bassermann von der nationallibe ralen, Storz von der Süddeutschen Volkspartei und vr. Ra- thenau. Dernburg beabsichtigt: 1. die Eisenbahn Daressa- lam-Morogoro nach Tabora, 2. die Usambarabahn bis zum Kilimandscharo weiter zu bauen, 3. das Rufidji-Ulanga-Schiff- fahrtS-Prozekt zu betreiben, wenn die Untersuchung dieses Projektes, die im Gange ist, günstig ausfällt. Daran schließt sich noch ein Jndustriebahnprojekt vom Kilwa aus; jedoch hat sich Dernburg noch nicht für einen bstimmten Ausgangs punkt entschlossen. Der Staatssekretär hält die wirtschaftliche Ersprießlichkeit der drei ersten Projekte für vollkommen ge sichert. Den besten Beweis hierfür liefert die englische Ugan dabahn. Aus Deutsch-Ostafrika werden Früchte, Felle usw. herabgebracht und kommen durch die Ugandabahn mit Pro fit in Verkehr. Wenn die beiden obengenannten Bahnlinien und das Rufidjistromprojekt durchgeführt werden, so wird damit daS ganze östliche Schutzgebiet d. h. zwei Drittel der ganzen Kolonie mit Sicherheit erschlossen werden, doch müßte noch die stanze Strecke Tabora-Udfidja gebaut werden, die daS Gebiet bis zum Tanganikasee und das gegenüber liegende Ufer, das zum Kongostaat gehört, entwickeln könnte. Der Geldbedarf werde auf eine ganze Reibe von Jahren, etwa 10—15, verteilt, und die Finanzkraft deS Reiches soll nur im geringsten Maße in Mitleidenschaft gezogen wer den. Die gesamten Projekte werden kaum mehr als 150 Mill. M. erfordern. Die Bewilligung dieser Summe hofft der Staatssekretär von der Reichstagsmehrheit erwarten zu können. — Einheitliche Kurzschrift. Von den Vertre tern der bedeutendsten deutschen Stenographieschulen ist dem Reichsamte de« Innern eine Denkschrift über die Schaffung einer einheitlichen Kurzschrift vorgelegt worden, in welcher angeregt worden ist, zunächst einen Ausschuß, bestehend au» 23 Sachverständigen der verschiedenen Stenographieschulen, mit der Ausarbeitung eine» Entwurfes für ein einheitliche» System zu betrauen. Dieser Anregung entsprechend sind die Unterzeichner der Eingabe ersucht worden, dem Ausschüsse jene Aufgabe zur tunlichst baldigen Erledigung zu übertragen. Die Einberufung der in Aussicht genommenen Konferenz bleibt bi» zum Eingänge der auSgearbelteten Vorlage au-gesetzt. — Rußland. Wladiwostok, 7. Dezbr. Bon der zweiten Gruppe der Teilnehmer an dem jüngsten be waffneten Aufstande in der Festung und auf den Krieg»- schiffen verurteilte da» Militärgericht 21 Matrosen zum Tove, 24 zu Zwangsarbeit, 6 zur Arrestantenabtrilung, 2 Leutnant» zum RechtSvrrlllst und zur Arrestantenabteilung auf 8 be ziehungsweise 1 Jahr. — Schweden. Stockholm, 8. Dezember, 9 Uhr vormittags. König O»kar von Schweden ist soeben gestorben. — England. Bet der Beratung de» Heer- und Flotten etat» im englischen Mtnisterrat hat die Admiralität «ine wesentliche Erhöhung des Flottenetats ge fordert. — Portugal. Zur Lage in Portugal teilt die „Agence HavaS* auS Lissabon mit, das Nachlassen der politischen Spannung werde voraussichtlich gestatten, alle konstitutionellen Maßregeln zu ergreifen, die darauf abzielen, die Ruhe noch vor der Reise des Königs nach Brasilien wiederherzustcllen. — Südafrika. Die Kapregierung hat einen neuen Beweis ihrer Loyalität gegeben; sie hat die Kap- Polizei beauftragt, gemeinsam mit der deutschen Truppe gegen Simon Copper oorzugehen. — Pietermaritzburg, 7. Dezember. Zwei Offi ziere, ein Beamter und ein Arzt sind ausgesandt worden, um den Häuptling Dinizulu in seinem Kral im Usutu- fluß zu verhaften. — Amerika. Eine furchtbare Grubenkata strophe wird aus West-Virginien gemeldet, die vorliegen den Meldungen darüber besagen: Fairmont, 6. Dezbr. In dem Bergwerk der Fairmont Coal Company wurden durch eine heftige Kohlenstaubexplosion mehrere hundert Berg leute getötet. Der Betriebsleiter schätzt die Zahl derselben auf mindestens 500, eine Zeitung aber meldet, daß 425 Berg leute umgekommen seien. In der Umgebung der Minen spielen sich erschütternde Szenen unter den Angehörigen der Verunglückten ab. Einige Leichen konnten bereits geborgen werden. Die Minen selbst stehen in Flammen. — Fair mont, 7. Dezember. Wie es heißt, brach der Brand in der Fairmont - Grube aus, als die Lüftungsvorrichtung in Betneb gesetzt wurde, um die Gase aus den Schächten zu entfernen. Das Rettungswerk wurde dadurch zur Unmög lichkeit. Die bisher geborgenen Leichen sind bis zur Unkennt lichkeit entstellt. — Fairmont, 7. Dezbr. Man hat alle Hoffnung aufgegeben, die in der Grube Verschütteten zu ret ten. Nach mäßiger Schätzung beläuft sich die Zahl der Opfer auf vierhundert. Die Hälfte sind Amerikaner, die üb rigen Polen und Italiener. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 6. Dezember. Einen großen, rein musikalischen Erfolg hat Herr Musikdirektor Tittel durch Veranstaltung deS2. Kammermusik-Abendes zu ver zeichnen. Die Auswahl des Programms sowohl, als auch die Ausführung war gleich vorzüglich. Die gesamte Zu hörerschaft folgte den einzelnen Darbietungen mit gespannter Aufmerksamkeit und lohnte die Ausführenden durch wohl verdienten, reichen Beifall. Es sei gestattet, auf einzelne Nummern des Programms nur kurz einzugehen. Nr. 1 brachte den Schubertverehrern eine bekannte Melodie, der der Kom ponist den Text: „Der Tod und das Mädchen* untergelegt hat. DaS sterbende Kind wünscht, daß der wilde Knochen mann vorübergehe,, dieser aber bedeutet ihm, daß er nicht wild, sondern ihm Ruhe und Frieden bringe. Feierlich ernst, ja klagend erklingen die ersten weichen 6-moIl-Akkorde, die sehr bald nach ö- und Ls-äur modulieren, die Klage be schwichtigend. Nach kurzem Rückgang klingt die zarte Melodie in 6-äur aus, den erlangten Frieden in Gott andeutend. In der darauffolgenden Variation übernimmt das Cello die Führung, die übrigen Instrumente begleiten so zart und duftig, als umschwebten selige Geister die zum Frieden ge langte Seele. In der nächsten Variation wechseln LloII und Dur in leidenschaftlicheren Ausdrucksformen, daS Erstere Trotz und Eigenwille, das Letztere stille Ergebung atmend. Das liedartige Larghetto für Cello-Solo von Mozart schließt sich in seinem Ausbau der gehörten Musik aus Nr. 1 stimmungs voll an; warm empfunden, ja ergreifend kam eS zu Gehör. Den Schluß de» 1. Teiles bildete Ed. Gri-gS Violin - Sonate b'-äur. DaS Wert l-e» jüngst verstorbenen nordischen Meisters stellte an die Ausführenden (Herr Kapellmeister Haberkorn und Herr Lindner Chemnitz) nicht geringe Anforderungen der Technik. Da« Zusammengehen, da« sich Ergänzen, wurde mit spielender Leichtigkeit überwunden. Da« Ganze war eine Glanzleistung und für die Zuhörer ein echter Kunstgenuß. Der Komponist scheint landschaftliche Reize seiner nordischen Heimat zu schildern. Wilde zackige Felsbildungen, enge Schluchten, von den Bergen herabstürzende GieSbäche, im Gegensatz dazu liebliche Taler, lachende Fluren und dergl. wilde leidenschaftliche Melodien wechseln mit träumerischen Zwischensätzen. Nr. 4 Chopin- Nocturno Ls-änr schließt sich nach Auffassung und Ausführung an das Vorhergegangene an. Nr. 5 brachte un» » Schumann» Abendlird, Streichquintett und Klavier, d Bocchertni» Menuett. » schildert stillen, süßen Abendfrieden: da» war Musik, die Herz und Gemüt nach oben zieht, die den Blick rum sternenbedeckten Himmel lenkt, die einen dauernden ergreifenden Eindruck hinterläßt, d bot leichte gefällig, in die Ohren klingende Musik, im Geiste sahen wir wohl zierliche Gestalten graziös über die Bühne schweben. Das Klavier-Trio von Niels W. Gäbe gab dem Konzerte einen würdigen Schluß. Im ersten Satze waren Motive scherzhaften, fast übermütigen Charakters durchgeführt. Die duettierenden Instrumente des 2. Satzes (Violine und Cello) erzielten prächtige Effekte. Das Zusammenwirken der drei Künstler war ohne Tadel, stimmungsvoll und gewandt schmiegte sich die Klavierbegleitung den Solisten an. Das Konzert war zu Ende, das Publikum blieb sitzen, als müsse es dem Ge hörten noch weiter nachdenken. Der Saal war nur mittel mäßig besetzt; wenn 100—150 Personen mehr gewesen wä ren, hätte es für Herrn Musikdirektor Tittel, dem wir für diesen genußreichen Abend herzlich danken, auch einen klin genderen Erfolg gegeben. — Eiben stock, 9. Dezember. Der hiesige Vaterlän dische Volksverein hatte für Sonnabend abend im Fcldschlöß- chen einen Vortrag des Herrn Schuldirektor Vorwerk- Untersachsenberg über das Thema: Nebenregierung, Mittel stand und Wahlgesetz anberaumt. Der stellvertretende Vor sitzende Herr Amtstierarzt Günther eröffnete die Versamm lung. Er begrüßte die Erschienenen und sprach sein Bedau ern über den schwachen Besuch aus. Dann erteilte er Herrn Direktor Vorwerk das Wort, welcher ausführte, daß er gern gekommen sei, um dem Vaterl. Volksverein in seiner Arbeit, welche doch nur zur Aufklärung des Volkes diene, zu unter stützen, damit ein gesunder, klarblickender Geist bet den näch sten Reichstagswahlen ausschlaggebend sei. Redner referierte alsdann über Nebenregierung. U. a. betonte er hier bei, daß unter dieser Benennung vielfach eine Popanz verstanden worden sei, der gar nicht in diesem Um fange existiert habe. Redner bemängelte die bisherige Haltung der konservativen Partei als eine vorwiegend agrarische und bezeichnete dies als „schiefe Vertretung Sachsens*. Mit Genugtuung begrüßte er es, daß darin jetzt auch ein Wandel einzutreten scheine. Nachdem Referent dann noch Landtag und Reichstag, sowie deren Ar beiten eine besondere Beachtung geschenkt, ging er über zum Thema: Mittelstand. Er nannte diejenigen, welche dem Mittelstände eigentlich angehören: Nicht allein Hand werker und Kleingewerbetreibende seien es, sondern auch die kleineren Beamten. Redner erklärte, daß gerade der Mittel stand durch die Gesetzgebung lange Zeit vernachlässigt wor den sei und darunter ganz besonders das Bauhandwerk. Nach diesen Ausführungen, welche an Klarheit nichts zu wün schen übrig ließen, ging Herr Vorwerk auf das neue Wahl gesetz ein. In klarer Weise beleuchtete er die Licht- und Schattenseiten der einzelnen Wahlverfahren. Besonders scharf sprach er sich gegen die Wahl,durch Kommunaloerbände aus; Refe rent verwarf dieselbe als für die Zeit, in der wir leben, durch aus unpassend. Dann sprach Redner über die Arbeiter-Be völkerung, billigte ihre Bestrebungen zur Aufbesserung ihrer Interessen, verwarf jedoch ihre polit. Stellungnahme in der Sozialdemokratie. Herr Vorwerk schloß mit dem Wunsche, daß das Deutsche Reich immer mehr in sich erstarken möge, da mit es groß und fest dastehe zum Wohle des gesamten Vol kes. — Lebhafter Beifall bekundete dem geschätzten Herrn Redner den Dank der Anwesenden. Herr Amtstierarzt Günther dankte Herrn Vorwerk für seine fesselnden Ausfüh rungen und schloß sodann, nachdem er noch die Hoffnung ausgesprochen, beim nächsten Vortrag ein volleres Haus zu sehen, mit einem Hoch auf Ihre Majestäten den deutschen Kaiser und den König von Sachsen die Versammlung. — Eibenstock, 9. Dezember. Gestern abend fand im Feldschlößchen die Eröffnungsvorstellung der intern. Ringkampf-Konkurrenz bei sehr gut besetztem Hause statt. Eingeleitet wurde der Abend durch einige gut aufgenommene Solovorträge der VariStö - Gesellschaft. Nach einer Pause von 20 Min. begann der Ringkampf. Als erstes Paar ran gen Schlegel-Sachsen und Nitzschke-Ostpreußen. Nach einer Ringdauer von 2 Mn. 30 Sek. legte Schlegel ohne Mühe seinen Gegner. Der Kampf beim zweiten Paare, Caroli-Ungarn und Schlegel-Sachsen, blieb, obgleich es sehr den Anschein hatte, als wenn Schlegel-Sachsen durch Ruhe seinen Gegner besiegen würde, unentschieden. Die Fortsetzung bis zur ent- gültigen Entscheidung findet heute abend statt. Außerdem werden, wie bekannt gemacht wurde, heute abend kämpfen: Kuba-Böhmen gegen Schlegel-Sachsen, Nitzschke-Ostpreußen gegen Caroli-Ungarn; ferner kommt es zum Entscheidung? kampf zwischen Schlegel-Sachsen und Caroli-Ungarn. — Muldenhammer. Die seit dem ersten Drittel de» Monat» November vermißte, in Dre-den in Stellung befindliche Tochter de» Herrn GutSpächterS Prügner ist am letzten Donnerstag gegen abend in Kadiz als Leiche au» der Elbe geborgen worden. Die Tote stand im 20.