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Tages - GedenkblStter auS dem deutsch-französischen Kriege 1870/71. (Nachdruck verboten.) 17. Dezember Von dem großen deutschen Hauptquartiere in Ver sailles ergeben an die 1. und verstiirtte 2. Armee Befehle, wonach erstere bei Beauvais, die Armee Abstellung des Grotzherzogs von Mecklenburg-Schwerin bei Chartres und die 2. Armee bei Orleans die Hauptkriiste versammeln und den Truppen volle Ruhe gewähren, jedoch zu kräftigem Angriff übergehen sollten, wenn der Feind zu neuen Unternehmungen vorgehen sollte. Letzteres sand bereits statt seitens der französischen Nordarmee gegen die Somme in der Richtung aus Amiens. Sie nahm Ausstellung an der Hallue. Die 2. deutsche Armee und die Armee-Abtheilung des GrobherzogS von Mecklenburg-Schwerin — letztere tritt nun wieder unter den direkten Befehl des groben Hauptquartiers — warten mit den Hauptkräften bei Orleans und Chartres das Vorgehen des Feindes ab. Bei der nach leichtem Gefechte erfolgenden Besetzung von Equisah werden 230 Gefangene gemacht. — Bei Droue bestanden die von Chartres aus vorgchenden deutschen Truppen ein siegreiches Gefecht gegen 6 Batail lone. Die Franzosen verloren über 100 Todte, mehrere Provianiwagen und einen Viehtransport, die Deutschen 1 Offizier und 35 Mann meist leicht verwundet. 18. Dezember. König Wilhelm von Preußen empfängt in Versailles die Deputation des Reichstags des norddeutschen Bundes, welche eine Adresse überreicht, und erklärt sich der König im Anschluß an deren Inhalt bereit, der an ihn er gangenen Aufforderung Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde wieder aufzurichten. — In Le Bert galant, dem Hauptquartier des Prinzen Georg von Sachsen, kommandirenden Generals des königl. siichs. (XII.) Armee corps, findet eine Conserenz der leitenden Artillerie- und Jngenieuroffiziere statt behufs Feststellung des Angriffs planes auf den Mont Avron, dessen vorgeschobene Erdwerke ein stetes Aussallthor gegen die Stellungen der sächsischen Truppen bildeten- Gefechte bei PesmeS, Nuits und Langres zwischen badischen Truppen des Generals v. Werder, der in dieser Zeit den Garibaldianern tüchtig zu Leibe geht, aber in die Stellung Dijon-Vesoul zurückkehrt. Nuits, ein Städtchen von etwa 4000 Einwohnern, fünf starke-Stunden von Dijon an der Straße nach Chalon sur Saone und am Fuße eines die Stadt völlig beherrschenden 300 Fuß hohen Berges, wurde durch 15,000 Franzosen und 16 Geschütze vertheidigt aber nach hartnäckigem Kampfe von der 1. und 2. Brigade unter General v. Glümer gestürmt. Die Franzosen fochten mit großer Zähigkeit und ihre Ar tillerie schoß mit bis dahin nicht bekannter Präcision. Politische Wcltschiu. Der Kaiser weilte am Sonntag in Kiel, wo er der Vereidigung der Marine-Rekruten beiwohnte. Am anderen Tage traf er auf der Rückreise nach Berlin, resp. Potsdam Vormittags in Altona ein, um die dortige Werst von Blohm und Voß zu besichtigen, auf welcher zur Zeit das Panzerschiff „König Wilhelm" einem Umbau unterzogen wird. Die Kaiserin ertheilte am Freitag Nach- mittag gegen 6 Uhr dem neuen Minister des Innern v. d. Recke und hierauf dem ReichS- tagSpräsidium eine Audienz im Berliner Residenzschlosse. Auf die an ihren beiden letzten Tagen recht bewegten Generaldebatte über den Etat folgte im Reichstage am Freitag und Sonn abend die erstmalige Lesung der Vorlage, betr. die Bekämpfung des unlauteren Wett bewerbe», nach. Dieser gesetzgeberische Stoff s Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Mal, Dienstag», Denuerstag» und Gennabe»»», «nd lostet einschließlich da Sonnabend» erscheinenden „belle tristische* Vellage" vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. Einzelne Nummer 10 Pf. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über da» Vermögen de» Gerbereibesitzers Johan« Gotthelf Berthold in Obernrukirch (Laus. SeitS) ist Abnahme der Schlußrechnung deS Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Verthenung zu bei ficht,genden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren VermögenSstÜcke der Schlußtermin auf Mittwoch, den 8. Januar 1896, Vormittags 10 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Bischofswerda, am 13. Dezember 1895. Aktuar Claus Gerichtsschreiber des fällte bekanntlich den Reichstag bereits m der vorigen Session beschäftigen, aber der betreffendeEnt- wurf gelangte nicht einmal zur ersten Lesung. In zwischen hat derselbe verschiedene Abänderungen er fahren, die ebenso viele Verbesserungen bedeuten, (f. Beilage), so daß die parlamentarischen Aussichten der umgearbeiteten Vorlage über den unlauteren Wettbewerb hiermit zweifellos recht günstige ge worden sind, wie dies auch bereits ihre allge meine Berathung zeigte. So sprachen sich in der Freitagsdiskussion fast sämmtliche Redner wohl wollend über die Grundtendenz de» Entwurfes aus, nachdem er von Staatssekretär vr. von Bötticher begründet und kurz erläutert worden war. Doch erhoben sich gegen Einzelheiten der Vorlage von verschiedenen Seiten her Bedenken, sie galten namentlich dem 8 9, der von der ^be straf» ng des Verrathes von Geschäftsgeheimnissen handelt. Im Speziellen wurde Ziffer 2 des genannten Paragraphen, welche den vorzeitigen Bruch einer für einen bestimmten Zeitraum zu gesagten Verschwiegenheit unter Strafe stellen will, bemängelt. Fast sämmtliche Redner aus dem Hause stimmten darin überein, daß eine solche Bestimmung eine ungerechtfertigte Härte gegenüber den GeschästSangestellten bedeute, was Staatssekretär Lr. von Bötticher allerdings nicht zugeben wollte. Im Uebrigen verlief die Frei- tagSdiSkussion, an welcher sich außer dem ge nannten Regierungsvertreter und dem Geheimen Regierungsrath Haus die Abgeordneten Basier mann (nat.-lib.), Roeren (Centr.), v. Czarlinsky (Pole), Singer (Sozialdem.), Schmidt-Bingen (freis. Bolksp.), v. Langen (kons.) und Meyer- Halle (freis. Bereinig.) betheiligten, außerordent lich ruhig und ohne ein bemerkenswertheres Moment zu zeitigen. In der Sonnabendssitzung wurde dann die Vorlage über die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes an eine besondere Commission verwiesen. — Die seit dem 21.Novbr. in Berlin tagende Konferenz zur Revision deS Handelsgesetzbuches steht vor dem Ende ihrer Thätigkeit; am Montag oder Dienstag werden diese Berathungen voraussichtlich zum Abschluß gelangen. Ob die Beschlüsse der gedachten Con- ferenz auch den Reichstag noch in der laufenden Session in irgendwelcher Form beschäftigen werden, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Im Lager der Centrumspartei wirbelt die Angelegenheit des für Pleß-Rybnik neuge wählten Reichstagsabgeordneten, des Polen RadwanSki, einigermaßen Staub auf! Herr RadwanSki ist von der Reichstagsfraktion deS CentrumS in aller Form als Mitglied ausge nommen worden, hiergegen wird aber jetzt von den katholischen Männer-Vereinen Oberschlesiens entschieden Verwahrung eingelegt, weil sie den Polen RadwanSki nicht als einen entsprechenden Vertreter der deutschen Bevölkerung Oberschlesiens betrachten. Ja, die Herren Graf Ballestrem und vr. Porsch, welche an der Spitze des schlesischen ProvinzialwahlkomitöS der CentrumSpartei stehen, drohen sogar mit Einstellung der Thätigkeit des genannten ComitSS für die Centrumswahlorgani sation, falls die offizielle Parteileitung die Auf nahme RadwanSkiS in die CentrumSfraktion nicht wieder rückgängig mache. Hierzu scheint aber I Snfernt», welch« tu diesem Blatte die weiieste Verbreit», Men, werde» bi» Montag, Mittwoch und Freitag früh s Uhr angenommen und kostet dir dreigrspaltrm EorpuSzeile 10 P«., unter „Eingesandt" 20 Ps. Erringst« Jnseratenbetrag 25 Ps. demnach der weiteren Entwickelung dieser eigen- thümlichen Crisis innerhalb deS CentrumS mit Interesse entgegensehen. Im 15. württembergischen Reichs tag S « a h l k r e i s e (Laupheim - Blaubeuren - Mün- ingen) hat am Freitag eine Ersatzwahl stattge- unden, welche infolge der Amtsbeförderung de» eirherigen Mandatsinhabers, de» namentlich al» Sozialpolitikers bekannten CentrumSabgeordneten Gröber, nothwendig geworden war. Nach den vorläufigen Ergebnissen dieser Ersatzwahl ist hierbei Herr Gröber mit erheblicher Mehrheit wiederzewählt worden. Die Frage der Neubesetzung deS türkischen Botschafterpostens in Berlin hat zu einem diplomatischen Konflikt zwischen der deutschen Regierung und der Pforte geführt. Der Sultan hatte zunächst Turchan Pascha zum Nachfolger Tewsik Paschas auf den Berliner Botschafter posten bestimmt und hiervon üblicher Weise die deutsche Regierung verständigt, die auch sofort zustimmend antwortete. Inzwischen ist jedoch die Ernennung Turchan Paschas zum türkischen Botschafter in London erfolgt und nun soll Zia Pascha, der türkische Botschafter in Pari«, Botschafter am Berliner Hofe werden. Die deutsche Regierung hat aber aus prinzipiellen Gründen Zia Pascha abgelehnt und hält daran fest, daß e» bei der Ernennung Turchan Pascha« al« Botschafters für Berlin verbleibe. Die Pforte wird nun doch wohl letzteren Diplomaten nach Berlin senden müssen, wenn sie die deutsche Regierung nicht geradezu vor den Kopf stoßen will. Der Panzer „Baden" ist außer Dienst gestellt und zur gründlichen Reparatur auf die Germaniawerft nach Kiel geschleppt worden. In der ganzen Schweiz macht die Ver haftung deS Züricher Polizeihauptmann» Fischer ungeheuere« Aufsehen. Die Maßregel ist erfolgt, weil Fischer der widerrechtlichen Ein sperrung einer Person beschuldigt'wird. Auch in Deutschland dürfte dieser Vorgang interesstre», Herr Fischer machte viel von sich reden, al« er im Januar 1888 die Ergebnisse der Untersuch ung über da« Thun und Treiben der Polizei spitzel Schröder und Haupt den deutschen Sozialistensührern Bebel und Singer über mittelte, die dann das Material im Reichs tage verwertheten. Die deutsche Gesandtschaft in Bern beschwerte sich damals über das Verhalten Fischers beim schweizerischen BundeSrathe, der. jedoch in der Sache nicht« thun konnte, weil Fischer nur der Züricher CantonSregierung verantwort lich ist. — Der Ständerath genehmigte die Vor lage über die Errichtung einer rein staatlichen Bundesbank mit 24 gegen 17 Stimmen unter unerheblicher Abänderung der Fassung deSNatio- nalrath«. Da« österreichische Abgeordnetenhaus beendete am Freitag die Generaldebatte über den Etat nach fünftägiger Dauer und beschloß Ein gehen in die Spezialdiscussion. Auch der letzte Tag der Generaldebatte zeitigte noch recht inte ressante Momente, wie die Betrachtungen de« Abgeordneten Grafen Wurmbrand über Ent stehung und Sturz de» CoalitionSministerium», Bezirksanzeiger für Bischofswerda, Stolpe« ««d Umgegend. Amtsblatt da Sgl. Amtshau-tmannWft, da Sgl. Schulmspcctisu u. des Kgl-HauMtnaamteS zu Bucha, sowie de» Sgl. Amtsgaichts «ich de» Schwacher zu BischosSvadr. Bestellung« werd« bei allen Postanstalten de» deutschen Reiche», für Bischostwerda und Umgegend bti unseren ZeitunaSboten, sowie in der Expedition diese» Blatte» angenommen, «ennnndvter-tgfter Aa-rgan«.