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124 Dienstag, den 10. Dezember. 18Ni Der sächsische Lrzähler. Bczirksanzeiger für Bischofswerda. Stolpen und Umgegend. Jnsrratmbetrag 2S Pt- Bestellungm werden bei allen Postanstalten de« deutschen Reiche», für Bischofswerda und N" bei unseren Zeitungsboten, sowie in der Expedition diese» Blatte» angenommen. Ne»«»»dvi«r,1»ft<r Jahr»««». Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Mal, Dienstag», DonuerStag» und Eonnabea»», und tostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden trtstische« BeUa-e" vierteljährlich 1 Marl SV Ps. Einzelne Nummer 10 Pf. Der diesjährige Christmarkt aühier, an welchem nur hiesige Gewerbtreibende feilhalten dürfen, beginnt Gomrtag, den 1U- Dezemder und endigt Dienstag, de« 24 Dezember dieses Jahre« Nachmittags S Uhr. . Wegen des Ausbaues der Buden und Stände wollen sich die betreffenden Feilhaltenden bis zum 11. dieses Monats an den Vorsitzenden des Marktausschusses, Herrn Stadtrath Händler wenden. Den Anordnungen des Marktausschusses ist bei Vermeidung von Geldstrafe biS zu 60 Mark und beziehentlich sofortiger Wegweisung vom Markte genau nachzugehen. Bischofswerda, am 3. Dezember 1895. . Der S t a d t r a t h. »r. Lange Lhm. Die für heute Abend V Uhr anberaumte Sitzung der Stadtverordneten fällt aus und wird auf einen der nächsten Tage verlegt. Es erfolgt diesbezügliche weitere Bekanntmachung. Gräfe Hua., Stadtperordneten-Vorsteher. Amtsblatt der Kgl. Amishau-lmmmslhaft, der Kgl. Schnlinsptttion «. des KglHmMvuramteS zu Bau-w, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrat-es zu Bischosswerda. lten Inserat«, welche in diesem Blatte die weitest« «erbrrittw, Umgegend Aden, werde» bi» Montag, MittwoH und Freitag früh v Uhr angenommen und kostet dte drr^rspaltem Tages-Gedenkvliitter aus dem deutsch-französischen Kriege 1870/71. (Nachdruck verboten.) 1« Dezember Schlacht bei Beaugencl) - Cravant, 3. Tag Derselbe vergeht in gegenseitigen Kanonaden und kleinen Schützen gefechten, das Ganze brannte aber nur wie nasses Pulver ab. Die Ruhebedürstigkeit war aus beiden Seiten zu groß. Die Thatsache. daß die zu Hilfe eilende 2. Armee nur 6 Mann Verluste hatte, spricht mehr als weitläufige Mittheilungen dafür, daß die Kampflust der Franzosen völlig erlahmt war. Sie zogen nach dem Süden in der Richtung aus Blois ab. Zu ihrer Verfolgung wurde das 3. Corps von Gien zurückberufen und um Beaugency concentrirt, das 9. Corps blieb aus dem linken User der Loire stehen. Der Reichstag des norddeutschen Bundes in BerUu wird geschlossen, nachdem derselbe die Abänderung der Worte „Deutscher Bund" und „Schirmherr des deutschen Bundes" in „Deutsches Reich" und „Deutscher Kaiser" genehmigt und auch zu dem Erlaß einer Adresse an König Wilhelm seine Zustimmung gegen 6 Stimmen ge geben hatte. 11. Dezember Die Armee-Abtheilung des Großherzogs von Mecklen burg-Schwerin und bald auch fast die ganze 2. Armee folgten dem nach dem Loir abziehenden Gegner. Ver- solgungsgesechte bei Serque, Chateau und Mortais. Gefecht zwischen Truppen der l. deutschen Armee und den Franzosen bei Beaumont le Rocher. Scharmützel zwischen Theilen der Armee-Abtheilung des Generals v. Werder und den Truppen der von Garibaldi befehligten Vogesen-Armee bei Marac und Ormancey. Vorpostengefecht vor der Festung Montmedy. Politische Wcltschau. Die Köller-Krisis dürfte zur Stunde wohl ihre Beilegung gefunden haben, wenigstens wurde allgemein erwartet, daß der Kaiser alsbald nach seiner am Sonnabend erfolgten Rückkehr aus Hannover die Entscheidung in dieser Ange legenheit treffen würde. Dem gegenüber erscheint es zwecklos, auf all die Kombinationen in Betreff des Nachfolgers für den bisherigen preußischen Minister des Innern einzugehen, ja, hier und da ivird sogar angedeutet, Herr von Köller könne möglicher Weise auf seinem Posten verbleiben. Das wäre freilich eine schier verblüffende Lösung der so viel Staub auswirbelnden jüngsten mini steriellen Krisis in Preußen, sie würde Alles, was bislang in der politischen Tagesdiskussion über das Unhaltbare der Stellung deS genannten Ministers zusammengeredet worden ist, geradezu aus den Kopf stellen, aber freilich, bei den heuti gen Verhältnissen in unseren politischen Zuständen kann auch das Unwahrscheinliche zur Thatsache werden. WaS aber die Gründe für daS Ent lassungsgesuch deS Herrn von Köller anbelangt, so tappt man da in einem förmlichen ChaoS von widersprechenden Meldungen, Gerüchten und Ver- muthungen herum. So soll es auf einmal nicht wahr sein, daß die neuen Maßregeln gegen die sozialdemokratische Parteileitung mit eine der Ur sachen der Demission de« Herrn von Köller ge wesen seien, wie bislang alle Welt annahm. Vielmehr wird jetzt behauptet, daß hauptsächlich in Vorgängen, die mit der Frage der Reform -der Militär-Strafprozeßordnung zusammenhLngkn, - der Grund für den Rücktrittsentschluß deS Mini sters zu suchen sei. Die am 5. d. M. abgehaltene Wochenplenar sitzung des Bundesraths war ziemlich belang los, es gelangten nur Sachen von keinem allge meineren Interesse zur Erledigung. Im Reichstage beginnt heute Montag die Generaldebatte über den Etat, bei welcher erfah rungsmäßig von dem eigentlichen Gegenstände der Berathung blutwenig die Rede zu sein pflegt, während dafür eine Unmasse von anderen Dingen, die mit dem Etat nicht im Mindesten im Zu sammenhang stehen, aus's Tapet kommen. So wird's sicherlich auch diesmal der Fall sein, zu mal ja seit dem Schluffe der vorigen Session sich eine ganze Reihe von Vorfällen ereignet haben, die einen prächtigen Stoff zum Durch hecheln im Reichstage abgeben, man braucht zum Beispiel nur an die berühmte Hammerstein-Epi sode zu denken. Nach Schluß der Generaldebatte über den Etat kommt voraussichtlich die erste Lesung des Börsenreformgesetzes und des hiermit zusammenhängenden Depotgesetzes an die Reihe. Was dann der Reichstag nach der vorläufigen Erledigung der beiden letzteren Vorlagen bis zum Beginne seiner Weihnachtsferien noch leisten wird, dürfte nicht sonderlich belangreich sein. In der nationalliberalen Reichstags fraktion droht die wieder anfgetauchte Frage des Antrages Kanitz zu scharfen Auseinander setzungen zu führen. Drei Mitglieder der Frak tion, die Herren v. Hehl, Graf Oriola und Ho- sang, haben den abgeänderten Antrag Kanitz, dessen Einbringung von der wirthschaftlichen Vereinigung des Reichstages beschlossen worden ist, mit unterzeichnet, ebenso ein Hospitant bei den Nationalliberalen, Abg. Schwerdtfeger. Die „Nat.-Ztg." erinnert daran, daß dieser Antrag seinerzeit vom Führer der Nationalliberalen, von Bennigsen, als „gemeinschädlich" bezeichnet worden sei, und erachtet es daher kür unmöglich, daß die genannten Abgeordneten noch länger bei der nationalliberalen Fraktion verbleiben könnten. Zunächst ist indessen von einer Fraktionssitzung der Nationalliberalen zur Erörterung der Hal tung der genannten Herren in der Frage des Antrages Kanitz noch nichts bekannt geworden. Der Antrag Kanitz lautet in der jetzt veränderten Fassung wie folgt: Der Reichstag wolle beschließen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstage baldigst einen Gesetz entwurf vorzulegen, wonach: für die Dauer der bestehenden Handelsverträge zum Zweck einer Befestigung der Getreidepreise auf mittlerer Höhe 1) der Ein- und Verkauf des zum Verbrauch im Zollgebiet bestimmten ausländischen Getreides mit Einschluß der Mühlenfabrikate, in einer den 1891 — 1894 abgeschlossenen Handelsverträgen nicht widersprechenden oder mit den betheiligten Vertragsstaaten näher zu vereinbarenden Weise, ausschließlich für Rechnung deS Reiches erfolgt; 2) die Verkaufspreise de« GetkeideS nach den inländischen Durchschnittspreisen der letzten 40 Jahre, die Verkaufspreise der Mühlenfabrikate nach dem wirklichen AuSbeuteverhältniß, den Getreidepreisen entsprechend bemessen werden, 3) über die Verwendung der aus dem Verkaufe des Getreides und der Mühlensabrikate zu er zielenden Ueberschüsse derart Bestimmung ge troffen wird, daß: u. alljährlich eine den durch schnittlichen Getreidezoll-Einnahmen seit dem 1. April 1892 gleichkommende Summe an die Reichskasse abgeführt wird, d. ein Reservefonds gebildet wird, um in Zeiten hoher In- und Aus landspreise die Zahlung der an die Reichskasse jährlich abzuführenden Summe (a) und den Verkauf des ausländischen Getreides zu den oud 2 festgesetzten Preisen — auch bei höheren Ein kaufspreisen — zu ermöglichen; 4) bei Erschöpf ung dieses Reservefonds die aä 2 bestimmten Verkaufspreise deS Reichs um so viel zu er höhen sind, daß sie der Reichskasse einen Ueber- schuß in Höhe der durchschnittlichen Getreidezoll- Einnahmen seit dem 1. April 1892 gewähren. Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes, betr. die Abänderung des Gesetzes über die Erwerbs- und WirthschastSgenossenschaften vom 1. Mai 1889, zugegangen. Den Kernpunkt der Vorlage bildet die Bestimmung, wonach Consumvereine im regelmäßigen Geschäftsverkehr künftig Maaren nur an ihre Mitglieder oder deren Vertreter verkaufen dürfen, doch soll diese Beschränkung für landwirthschaitliche Consum vereine unter gewissen Voraussetzungen keine Geltung haben. Die deutsch-soziale Reformpartei brachte ihre früheren Gesetzanträge im Reichstage ein, betreffend da« Verbot der Konsumvereine in staatlichen Betrieben, die Wiedereinführung der konfessionellen Eidesformel, die Einschränkung von Postbestellungen an Sonntagen, die Vor rechte der Bauhandwerker, die Einführung der Reichstagswahlpflicht, das Verbot der Juden einwanderung, die Ausweisung ausländischer und indigenatSloser Juden ohne selbständigen Er werbsbetrieb, das Verbot der JndigenatS-Ver- leihung an ausländische Juden und die Forde rung der Betäubung der Schlachtthiere. Die langen Debatten der bairischen Abge ordnetenkammer über den Militäretat sind am Freitag zuni Abschluß gelangt, mit 121 gegen 12 Stimmen wurde der Militäretat an genommen. Nach einem vielverbreiteten Gerücht sollte die Entsendung de« deutschen Panzerschiffe» „Hagen" in die orientalischen Gewässer beschlossene Sache sein. In unterrichteten Berliner Kreisen ist aber von einem solchen Entschlüsse der Re gierung nicht» bekannt, dagegen versichern Kieler Privatmeldungen, daß die Abfahrt de« Panzer schiffe« „Hagen" nach der Levante lediglich ver schoben worden sei. Preußische Unteroffiziere in der bairi- schen Armee. ES ist eine bemerken-werthe That sache, daß der weitaus größte Theil sämmtlicher Unteroffiziere der bairischen Armee au« Preußen besteht. E» hat dies seinen Grund darin, daß ein Baier nicht so leicht dazu zu bewegen ist, zu kapituliren. In Preußen dagegen girbt e» viele junge Leute, denen das Soldatenleben ge-