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Amts- M Aluckcklltt viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. des „Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage „Seifen- blase»-' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Srfchetnt wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lklegr.-Adreste: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Frrnsprcchcr Nr. List. » 2 —54. Jahrgang. ss---- Dienstag, den 6. August Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des früheren Bahnhofsrestaurateurs Ilonin W-i-lvckrlvI» Aibvrt vorlelt«, früher in Eibenstock, wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußver- zeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 3t. August 1907, vormittags 10 Mr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt. Eibenstock, den 30. Juli 1907. Königliches Amtsgericht. Pstichtfeuerwehr betreffend. Bel der am Sonntag, den 11. August 1907 gelegentlich des diesjährigen Feuer wehrfestes stattfindenden Uebung der freiwilligen Turnerfeuerwehr Hierselbst haben stit Aösperr- und die Rettungsmannschaft der städtischen Pstichtfeuerwehr die Absperrungen auf dem Neumarkte zu besorgen. Die Angehörigen dieser Mannschaften haben sich zu diesem Zwecke an genanntem Tage pünktlich vormittag 11 Uhr auf dem Marktplatze zu versammeln. Die Absperrtäligkeit wird als Uebung angerechnet. Unentschuldigte Versäumnisse und das Nichtanlegen der Feuerwehrabzeichen werden deshalb ebenso wie bei allen anderen Hebungen bestraft. Stadtrat Eibenstock, den 31. Juli 1907. Hesse. M. Kasablanca. Ihre moralische Berechtigung zur „friedlichen Durch dringung" Marokkos haben die Franzosen seinerzeit auch auf die Behauptung gestützt, daß sie dank ihren in Algier und Tunis gesammelten Erfahrungen die einzigen Europäer seien, die mit den Marokkanern umzugehen verständen. Sie hatten sich schon damals die Aufgabe leichter gedacht, als sie ist. Hätten sie nach Delcassös Rezepten, ohne in Europa Wider spruch zu finden, vor drei Jahren die friedliche Eroberung in Angriff genommen, so würden sie zweifellos jetzt auf drei Jahre harter Kämpfe, reich an Geld- und Menschenopfern, zurückblicken und vermutlich ihrem Ziele noch keinen Schritt näher gekommen sein. Es ist nichts mit der friedlichen Durchdringung eines fanatischen mohamedanischen Volkes durch eine Handvoll Europäer. Die Franzosen können froh sein, daß Deutschland sie von diesem Abenteuer zurückge halten hat. Schon bei den bescheideneren Aufgaben, die sie gegen wärtig unter der Geltung der Algecirasakte verfolgen, erleben sie Schwierigkeiten über Schwierigkeiten. Der letzte Vorfall, die Ermordung französischer Arbeiter nebst einigen Spaniern und vielleicht Italienern, die in Casablanca im Dienste einer französischen Firma beim Hafenbau beschäftigt waren, zeigt aufs neue, wie stark sich die Franzosen über ihre Beliebtheit bei den Marokkanern getäuscht haben. Wir sagen dies ohne alle Schadenfreude. Denn Europäermorde in Marokko, gleichgültig welche Nation sie treffen, wirken auf die Stellung aller Europäer im Lande ungünstig zurück. Heute mir, morgen dir, heißt es da. Und deshalb ist es ein allgemeines europäisches Interesse, daß diese Morde ihre entsprechende Strafe finden, und daß einer Wiederholung wenigstens in den Hafenstädten durch beschleunigte Einrichtung der Polizei, über die man sich ja in Algeciras verständigt hat, von nun an vorgebeugt wird. Deutschland hat an dieser ersten und notwendigsten Maßnahme zur Herstellung zivilisierter Verhältnisse ehrlich mitgearbeitet, es har der Einführung der Polizei nicht die geringsten Hindernisse bereitet. Unsere Gesandtschaft in Tanger hat sich auch an den Schritten beteiligt, in denen der Maghzen auf die sremdenfeindliche Stimmung des Gouverneurs von Casablanca hingewiesen wurde. Es ist selbstverständlich, daß die deutsche Regierung auch den zur Wiederherstellung der Autorität in Casablanca notwendigen Maßnahmen keine Hindernisse in den Weg legen wird. Da bei ist dann allerdings zu hoffen, daß die Franzosen sich mit dem Notwendigen begnügen werden und nicht versuchen, aus den bedauerlichen Vorgängen in der atlantischen Hafenstadt politisches Kapital gegen andere europäische Mächte zu schlagen. Zunächst wird wohl eine militärische Besetzung Casablancas durch Frankreich und Spanien in Frage kommen. Sie kann nur vorübergehender Natur sein und wird hoffentlich in nicht allzulanger Zeit durch die einzurichtende französisch spanische Polizei abgelöst werden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Swinemünde, 3. August. Die Begegnung der Kaiserj a ch t en fand auf hoher See um 10 Uhr start. Der Deutsche Kaiser ging mit dem Fürsten Bülow, dem Staatssekretär Tirpitz und dem Gefolge sofort an Bord des Standart und begab sich mit dem Kaiser von Rußland nach der Reede von Swinemünde, wobei sie an der ersten Reihe der Hochseeflotte vorbeifuhren. Der Standart machte gegen °/«12 Uhr fest. Gleich darauf erschienen Prinz Heinrich sowie sämtliche deutsche Schiffskommandeure an Bord des Standart, wo Kaiser Wilhelm sie dem Kaiser Nikolaus vorstellte. Gegen '/.I Uhr verließ Kaiser Wilhelm den Standart. Gleich da raus fuhr der russische Kaiser in Begleitung des Ministers des Aeußern, von Iswolski sowie des Hofstaates nach der Hohenzollern, deren Kapelle die russische Nationalhymne spielte. Vormittag fand an Bord der Hohenzollern eine Frühstückstafel und am Abend eine Diner statt. — Nach zeitweilig stürmischer Fahrt von Aden aus ist der Dampfer „Feldmarschall" mit dem Staatssekretär des Kolonialamts Dernburg in Tanga eingetroffen. An Bord ist alles wohl. Gouverneur Rechenberg begrüßte den Staatssekretär, bei dem der Bezirksamtmann von Tanga und dessen Adjutant sich meldeten. Am Sonnabend morgen erfolgte die Ankunft in Daressalam. — Für die am 1. Oktober d. I. in S ü d w e st a fr i k a in Tätigkeit tretende Landespolizei sind 200 Berliner Schutzleute angeworben worden, die im nächsten Monat die Fahrt über den Ozean antreten werden. Wie bekannt, werden vom Herbst dieses Jahres ab nicht nur das Militär, sondern auch eine Zivilpolizei für die Sicherheit der südwestafrikanischen Kolonie sorgen. — Frankreich. Ein Minister erklärte einem Mit arbeiter des „Echo de Paris", daß Italien der französischen und spanischen Regierung die Vollmacht erteilt habe, die Angelegenheit von Casablanca in betreff seiner Staatsangehörigen in der ihnen entsprechend erscheinenden Weise zu regeln. Die nach Marokko abgehenden Truppen in der Stärke von 3000 Mann werden von einem General befehligt, der sofort bei seiner Ankunft in Casablanca sich mit dem Befehlshaber der spanischen Streitkräfte ins Ein vernehmen setzen wird. In 8 Tagen werde Casablanca von den vereinigten spanischen und französischen Truppen besetzt sein. Die Truppen werden vor den verschiedenen Toren der Stadt biwakieren, um den Bewohnern, die nach Tanger flüchten mußten, die Rückkehr zu ermöglichen. Frankreich und Spanien seien entschlossen, die Truppen solange dort zu lassen, bis die Banden, welche die französischen, spanischen und italie nischen Arbeiterniedermetzelten, unschädlich gemacht worden seien. Man werde bei dieser der Akte von Algeciras entsprechenden Durchführung von polizeilichen Maßnahmen jedes unnötige Blutvergießen vermeiden. Ein Bombardement von Casablanca sei nicht beabsichtigt. Es würde genügen, den Pöbel von Casa blanca auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die ihm drohe, falls ein neuer Angriff auf die dortigen Franzosen unter nommen werde. Die von der Compagnie marocaine unter nommenen Hafenbauten würden unter dem Schutze der fran zösischen Truppen fortgesetzt werden. Die Signatarmächte der Akte von Algeciras würden telegraphisch von den zwischen Frankreich und Spanien verabredeten Maßnahmen verständigt werden. — Toulon, 2. August. Bei einer Schießübung an Bord des Schulschiffes Couronne wurde der Ver schluß eines 100 Millimeter-Geschützes nach hinten heraus geschlagen. Hierdurch wurden d r e i Mann getötet und zwei schwer verletzt. Unter den Verwundeten sollen sich auch mehrere Offiziere befinden. — England. Der König und die Königin hielten am Sonnabend eine Parade über 188 Kriegs schiffe aller Klaffen in der Meerenge von Solent ab. Die Schiffe bedeckten einen Raum von 24 Seemeilen. Auch das schwedische Geschwader nahm an der Parade teil. — Marokko. Zur Sühne für die Europäer morde in Casablanca, bei denen fünf Franzosen, drei Spanier und ein Italiener niedergemetzelt worden sind, haben die französische, spanische und italienische Regierung die Entsendung von Kriegsschiffen nach Marokko beschlossen. Im übrigen gedenken sie sich dabei streng im Rahmen der Abmachungen von Algeciras zu halten. — Tanger, 3. August. Nachrichten aus Tetuan melden, daß die Bergstämme nachts die Mahalla des den Bagdadi, die gegen Raisuli vorgeht, angegriffen haben. Bagdadi soll ein Bein zerschmettert worden sein; mehrere Kaids und zahlreiche Soldaten sind getötet. Verstärkungen sind hingeschickt. — Asien. Bei der Auflösung des koreanischen Heeres ist es in Söul zu einem Kampf zwischen korea nischen und japanischen Truppen gekommen. Nachdem die Entlassung der koreanischen Garnison bekannt gemacht worden war, versammelten sich mehrere hundert Koreaner bei der großen Glocke. Sie wurden von japanischen Trnpoen aus einandergetrieben. Die Ausgänge der koreanischen Kasernen wurden von japanischen Truppen mit Maschinengewehren bewacht. Den entlassenen Soldaten wird ein Jahressold ausgezahlt. Die Anordnung bezieht sich nicht auf die Leib wache des Kaisers. Ein koreanisches Bataillon hat sich gegen die Entlassungsorder aufgelehnt. Es entspann sich ein Kampf mit den Japanern, der einige Stunden dauerte, und bei dem auch Geschütze zur Verwendung kamen. 60 Koreaner und 40 Japaner wurden getötet oder verwundet. Europäer haben keinen Schaden genommen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 5. August. Ein beredtes Zeugnis von der Tüchtigkeit unserer Freiw. Turner-Feuer wehr gab die gestern stattgefundene Prüfung derselben, welcher die Herren des städtischen Feuerlöschausschusses bei wohnten. Punkt '^2 Uhr war die gesamte Wehr (nebenbei bemerkt, die größte im Bezirk) auf dem Neumarkte ver sammelt. Das Fußexerzieren wurde mit militärischer Schneidig- keit ausgeführt; auch das Exerzieren milden Geräten klappte vorzüglich. Interessant war der Sturmangriff. Ca. 4 Minuten nach dem Alarmsignal wurde das erste Wasser abgegeben. Die gesamte Wehr war an allen Geräten in voller Tätigkeit, und dies ohne Ueberhastung nach Kommando; hierauf folgte eine Prüfung der Gerätschaften. Im Schulgarten wurden noch die Steiger einer besonder» Prüfung unterzogen, welche gleichfalls zufriedenstellend ausfiel und sehr viel Gewandtheit von einem jeden einzelnen erforderte. Nach einer Beratung in der Centralhalle erfolgte daselbst die Verkündung der Zensur. Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses Herr Bau meister Feuerwehrhauptmann Berg er - Schönheide lobte die Wehr als eine ganz vorzügliche und wünschte, daß dieselbe so weiter arbeiten möge. Ihr wurde in allen Punkten die für eine derartige Prüfung vorgesehene beste Ziffer Id zuer teilt. Der Kommandant Herr Paul Müller sprach im Anschluß hieran der Wehr seinen Dank für ihre Mühe aus und wünschte gleichfalls, daß sie sich auch fernerhin so tüchtig erweisen möge. Zum Schlüsse dankte der stellvertretende Hauptmann Herr Friede. Gübler dem Kommandanten, welcher wohl den größten Teil an Mühe und Arbeit habe und schloß mit einem Hoch auf denselben, in das die Wehr freudig einstimmte. — Eibenstock, 5. August. Unter zahlreicher Be teiligung der Bewohnerschaft Eibenstocks fand am gestrigen Sonntag bei herrlichstem Sommerwetter auf dem Gauturn festplatz die öffentliche Prüfung und Verpflichtung der freiwilligen Sanitätskolonne vom roten Kreuz in Eibenstock statt. Als Landesdelegierter war Herr General Sachse, als Vertreter des Direktoriums des Landesvereins vom roten Kreuz Herr Generalarzt Meyer, beide aus Dres den, als vom Kriegsministerium mit der Prüfung Beauftragter Herr Stabsarzt vr. Reinhardt und als Kolonneninspizient Herr Bürgermeister Hauptmann Münch, beide aus Zwickau anwesend. Ferner hatten sich Vertreter der städtischen Be hörden, der Bezirksoorsteher des K. S. Militärvereinsbundes Herr Stark aus Schneeberg, Herr Militäroereinsvorsteher Wagner und zahlreiche Mitglieder des Militärvereinsvorstandes ein gefunden. — Die Uebung der freiwilligen Sanitätskolonne, die von Herrn Sanitätsrat vr. Zschau und Herrn Ober forstmeistereiexpedient O t t ausgebildet worden war, begann pünktlichst um 3 Uhr nachmittags. Zuerst wurden Parade marsch in Kolonnenfront und die verschiedensten Marsch übungen mit militärischer Straffheit unter der bewährten Kommandoführung des Herrn Kolonnenführers ausgeführt. Dann fand die mündliche Prüfung statt, die Kenntnis ab legte von der guten Durchbildung der Kolonnenmitglieder über den Bau des menschlichen Körpers, über die ersten Hilfe leistungen bei den verschiedenen Unfällen und Verletzungen. Nunmehr wurden die verschiedensten Verbände bei leichten und schwereren Verletzungen am Kopf, Rumpf und Glied maßen angelegt, dem sich die Herstellung von Transport mitteln, von gut brauchbaren Nottragen anschloß; bei dieser Uebung zeigte die Kolonne ein gutes Verständnis für die Anwendung der zufällig zu Gebote stehenden Hilfsmittel. — Ein großes dauerhaftes, gegen Wind und Wetter geschütztes Krankenzelt, das von Mitgliedern der SMitätskolonne selbst konstruiert und hergestellt, während die Mittel dazu in dan kenswerter Weise seinerzeit seitens der städtischen Kollegien bewilligt worden waren, wurde in der kurzen Zeit von 7 Minuten aufgestellt. Strohmatten wurden geflochten, die Hände keimfrei gemacht durch Desinfektion, 2 Fahrräder in