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Amts- ick AWUblatt für den Äyirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement viertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. de- „Jllustr. UnterhaltungSbl" u. der Humor. Beilage „Seifen- blasen* in der Expedition, bri unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Letegr.-Adrestr. Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und z»«e Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: di« kleinspaltige Zeile l2 Pf. Iw amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. ^rrnsprecher Nr. Litt. - --- - 54. Jahrgang. Domerstag, dm 2. Mai Anbietungs-Ausschreibung im öffentliche« Aubictnngs- versahrm. Verdingung. Die zum Posthaus - Neubau auf dem Postgrundstücke zu Eibenstock erforderlichen Materiallieferungen: 589 edm Granitbrnchsteine 356,1 Tausend Mauersteine und Klinker 1893 kl Grau- und Weitzkatt 463,° edm Tand sollen im Wege des öffentlichen Angebots vergeben werden. Massenberechnung, Anbietungs- und Ausführungsbedingungen und Preisverzeichnisse können beim örtlichen Bauleiter in Eibenstock eingesehen oder von diesem gegen portofreie Einsendung von 1 Mark Schreibgcbühren bezogen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit einer den Inhalt kennzeichnenden Aufschrift versehen bis zum 13. Mai 1SÜ7, vormittags 9", Uhr für Bruchsteine 10 „ „ Mauersteine und Klinker lO'/z „ „ Grau- und Weißkalk 1 l ' „ „ Sand an das Postbaubureau in Eibenstock frankiert einzusenden, wo zu den vorgenannten Zeiten die Eröffnung der eingegangenen Angebote in Gegenwart der etwa erschienenen Bieler stattfinden wird. Chemnitz, den 29. April 1907. Kaiserliche Ober-Postdireklion. I. V. Schuster. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der österreichisch-ungarische Mi nister des Auswärtigen Frhr. v. Aehrenthal trifft heute Mittwoch in Begleitung seines Seklionschcfs, des Ge sandten Baron v. Gagern, in Berlin ein. Dieser Besuch ist zunächst als die Erfüllung einer Repräsentationspflicht auf zufassen. Frhr. v. Aehrenthal hat, seit er die Leitung der auswärtigen Politik Oesterreich - Ungarns übernommen hat, noch nicht Gelegenheit gehabt, sich dem Deutschen Kaiser in seiner Eigenschaft als Minister des Aeußeren vorzustellen. Als er im vorigen Jahre nach seiner Abschiedsaudienz beim Kaiser Nikolaus auf der Rückreise von Petersburg auch Berlin berührte, war der Kaiser dort nicht anwesend. Es erfolgte daher nur eine Begegnung mit dem Fürsten von Bülow. Neben der Audienz beim Kaiser wird Frhr. v. Aehrenthal selbstverständlich auch eingehende Besprechungen mit dem Reichskanzler haben. Es werden hieran voraussichtlich wieder allerhand Kommentare und Kombinationen geknüpft werden. Da die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarreichen aber an Aufrichtigkeit und Herzlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen, dürfte es sich nur um eine allgemeine Aussprache über die politische Lage handeln. Zu Sensationsmeldungen beun ruhigender Art, wie sie sich bei Begegnungen anderer leitender Staatsmänner und Monarchen einzuftellen pflegen, fehlt jeden falls jeder Anlaß. — Berlin, 30. April. Der »Voss. Ztg." wird aus Paris gemeldet: Der Abg. Bebel gab dem Berliner Ver treter des „Matin" im Namen der sozialdemokra tischen Partei folgende schriftliche Erklärung über den Antimilitarismus: Herves antimilitaristische Ge danken und Propaganda sind in der deutschen Sozialdemo kratie unmöglich. Diese ist der erklärte Gegner des gegen wärtigen Militärsystems, betrachtet aber eine militärische Or ganisation in den heute bestehenden Staaten als notwendig, solange nicht alle gesitteten Staaten Verträge und Einrich tungen geschaffen haben, die Kriege für immer unmöglich machen. Solange die Gefahr besteht, daß ein Krieg möglich ist,- muß jedes Volk eine ausreichende Militärorganisation besitzen, um einem Angriffskrieg zu widerstehen und sein Eigengebiet gegen Feindes-Einbruch zu verteidigen. Wenn die deutsche Sozialdemokratie alle ehrlichen Vorschläge zur Vermeidung des Krieges und Sicherung des Friedens unter stützt, wie beispielsweise die Errichtung internationaler Schieds gerichte zur Regelung der Streitfragen zwischen den Staaten, so betrachtet sie darum doch eine Heeres - Organisation für unentbehrlich, solange noch eine Kriegsgefahr besteht. Darum schreibt sie in ihr Programm ein: Erstens eine Er ziehung, die alle Bürger zum Heeresdienst tauglich macht, zweitens den Ersatz der stehenden Heere durch Milizen. Wenn also ein deutsches Parteimitglied Heroische Gedanken verbreiten würde, wäre man in Anbetracht des Parteipro gramms zur Frage berechtigt, ob es noch der Partei angehört. Die Partei kann keine Propaganda gestatten, die gegen ihr Programm verstößt, der Partei den größten Schaden zufügt und deren Forderungen beim heutigen Stand der Dinge nicht verwirklicht werden können, weil sie den Interessen unseres eigenen Vaterlandes zuwiderlaufen*. — Der in Hamburg tagende Ausschuß der deutschen Handlungsgehilfen faßte bezüglich der Pensions und Hinterbliebenen-Versicherung der Privat angestellten folgende Resolution: .Der Handlungsgehilfentag will den Privatangestellten die Vorteile des Reichs-Jnvaliden- und Alters-Verstcherungsgesetzes insbesondere denReichszuschuß erhalten wissen und fordert demgemäß die baldige Einführung eines besonderen Pension?- und Hmterbliebenen-Versicherungs- gesetzes. Der Beitrag soll auf 10 v. H. des GehaltS festgesetzt werden, der zur Hälfte von den Angestellten und dem Chef getragen werden soll. — Die Beendigung des Zollkrieges zwischen Deutschland und Kanada beabsichtigt, wie die „Bert. N. N.' hören, die kanadische Regierung herbeizuführen. Auf Veranlassung deS Premierministers Laurier finden zur zeit Unterhandlungen deswegen statt, die in Montreal ge führt werden. Kanada beabsichtigt, gegen entsprechende Er mäßigungen des deutschen Zolltarifs für kanadische Waren einen Tarif anzubieten, welcher keine erheblich höheren Sätze als der England gegenüber eingeräumte Minimaltarif auf weist. — Rußland. Die Frage des Rekrutenkontigentes beschäftigt die politischen Kreise auf das Lebhafteste und wird von der Duma zunächst in geheimer Sitzung behandelt. Bei einer Vorbesprechung der oppositionellen Parteien ergab sich ein Zwiespalt über die Annahme der Regierungsvorlage. Dieselbe fordert 6000 Mann weniger als im Vorjahre. Welche Folgen die Ablehnung des Regierungsantrages für den Be stand der Duma haben könnte, ist nicht bekannt. — Petersburg, 30. April. Die Reichsduma hat heute vormittag 11 Uhr die Verhandlungen wieder aus genommen und die Regierungsvorlage, betreffend die Fest setzung des Rekruten ko ntingents, mit 193 gegen 123 Stimmen angenommen. — Amerika. Bei der Eröffnung der Ausstell ung in Jamestown, die zur Erinnerung an die vor 300 Jahren erfolgte erste englische Ansiedlung auf amerika nischem Boden veranstaltet wurde, fand die Friedens kundgebung des Präsidenten Roosevelt große Beachtung. Roosevelt sprach seine Wünsche für die Wohl fahrt der verschiedenen Nationen aus und erklärte, er glaube, daß in dem menschlichen Denken jetzt eine aufsteigende Flut welle sei, die auf ehrlichen internationalen Frieden hinziele, eine Flutwelle, die es uns gezieme, auf vernünftigen Wegen zu gesunden Entscheidungen zu leiten. Roosevelt erinnerte an den Grundsatz Washingtons, der sicherste Weg, einen Krieg zu vermeiden, ist, darauf vorbereitet zu sein. Nichtsdesto weniger seien die ersten Aufgaben nicht militärische sondem soziale und industrielle. Zur Beseitigung der Uebelstände, die Amerikas gewaltiger industrieller Aufschwung mit sich gebracht habe, müsse eine Kontrolle ausgeübt werden über das Geschäftsleben, um zu verhüten, daß die Anhäufung von allzugroßen Reichtümern des einzelnen und besonders von Gesellschaften das öffentliche Interesse schädige. Als Roose velt seine Ansprache beendet hatte, drückte er auf einen goldenen Knopf, wodurch die Maschinerie der ganzen Ausstellung in Tätigkeit gesetzt wurde; die Kriegsschiffe feuerten hierauf von neuem Salut. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1. Mai. Der am Montag abend vom hies. Zweigverein des Evangel. Bundes im Deutschen Hause veranstaltete Familienabend wies leider nur einen schwachen Besuch auf. Schuld daran mag z. T. die etwas späte Bekanntgabe, z. T. auch die am gleichen Abend statlfindende Theatervorstellung tragen. Im Namen des Vor standes begrüßte Herr Pfarrer Gebauer die Erschienenen mit herzlichen Worten, worauf Herr Pfarrer Temper aus Aue in längerer Rede sich über sein Thema „Roms Macht entwickelung* verbreitete. In klarer Weise beleuchtete er die Stellung des Zentrums sowie die Art, auf welche das Papst tum seine Stellung errungen und gefestigt hat und auch weiter zu behaupten bestrebt ist. Am Schluß seiner mit all- seitigem Beifall aufgenommenen Ausführungen richtete der Herr Redner einen warmen Appell an alle Evangelischen zum festen Zusammenschluß im Evangel. Bund behufs Abwehr der ultramontanen Angriffe. Herr Pastor Rudolph gab so dann eine interessante Uebersicht über die Los von Rom- Bewegung in Oesterreich, welche bis jetzt schon 38000 Per sonen zum Uebertritt zur evangelischen Kirche veranlaßt hat, und forderte ebenfalls zur weiteren tatkräftigen Unterstützung der guten Sache auf. Allgemeine sowie Gesänge des Kirchen chores, welcher sich stets bereitwilligst unter seinem Dirigenten bei derartigen Anlässen zur Verfügung stellt, vervollständigten den Abend. Nachdem der Vorsteher des Vereins, Herr Ober forstmeister a. D. Schumann, allen Anwesenden, Helfern so wohl wie Hörern, seinen Dank ausgesprochen, erreichte die Veranstaltung ihr Ende. — Eibenstock, 1. Mai. Gestern mittag nach 12 Uhr wurde in der Forststraße der 8 jährige Knabe Siewert durch ein Milchgeschirr überfahren, wobei derselbe eine offene Wunde am rechten Bein und Verletzungen am rechten Arm davontrug, sodaß er in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Sein Zustand gibt zu ernsten Befürchtungen keinen Anlaß. — Eibenstock, 1. Mai. Gestern nachmittag wurde der 32 Jahre alte Bremser Wilhelm beim Aufheben von Langholzrungen auf dem oberen Bahnhofe von einem herunter fallenden Stamm an das linke Bein getroffen, daß er einen unteren Schenkelbruch erlitt. Glücklicherweise war bald ärzt liche Hilfe da, doch wird die Heilung längere Zeit in An spruch nehmen. — Schönheide, 29. April. Die hiesige Hand- werksgesellen-Jnnung beging am 27. und 28. ds. Mts. die Feier ihres 25jährigen Vereinsjubilä ums. Aus Anlaß der Festes prangte der Ort im Fest schmucke. Das Fest wurde am Sonntag nachmittag 3 Uhr mit einem imposanten Festzug eingeleitet. An dem Zuge nahmen außer dem hiesigen Ortsverein noch 7 auswärtige Bruderoereine mit den Fahnen teil. Nach Beendigung des Umzuges fand nn Festlokal „Hotel zum Schwan" die Ueber- reichung der Geschenke an den Jubelverein statt. Herr Ver einsvorsteher Curt Rockstroh hielt eine kernige Ansprache. Später fand Festball mit theatralischen Aufführungen statt, der in der denkbar schönsten Weise verlief. Am Montag war nochmals Festball. — Dresden, 29. April. Von einem bedeutenden Verlust ist am Sonntag ein auswärtiger Rennbahnbesucher betroffen worden. Er verlor auf der Rennbahn zu Reick seine Brieftasche, die 1700 M. bar, für 12000 M. lose Brillanten und Diamanten in Päckchen, sowie verschiedene Brillantringe und mit Edelsteinen besetzte Broschen enthielt. Der „ehrliche" Finder hat sich bis jetzt noch nicht gemeldet. — Dresden, 30. April. Das Königliche Hoflager ist heute nach der Königlichen Villa Wachwitz verlegt worden. — Dresden. Die Gesellschaft „Nationaldruckerei in Dresden", die Inhaberin der im 37. Jahrgange stehenden linkslibcralen „Dresdner Zeitung", ist in Konkurs geraten. Daß Finanzschwierigkeiten bei der Gesellschaft be standen, war seit längerer Zeit bekannt. Schon wiederholt konnte die Weiterführung der „Dresdner Ztg." nur dadurch ermöglicht werden, daß aus Interessentenkreisen wieder größere Mittel zur Verfügung gestellt wurden. — Plauen i. V-, 30. April. Ein Aufsehen erregender Selbstmord hat sich gestern abend in der 8. Stunde hier ereignet. In einem Anfalle geistiger Störung hat sich der in den 60er Jahren stehende Privatmann Alexander Pietzsch hier von der Mitte der 20 m hohen Friedrich August-Brücke auf die gepflasterte Dobenaustraße gestürzt. Er war sofort tot. — Plauen. Zu Ehren des vogtländischen Dialekt dichters Louis Riedel veranstaltete man am Sonnabend abend im prächtig geschmückl... Pratersaale hier einen Fest kommers, bei welchem der am 29. April 1847 als Sohn eines armen Webers in Gelenau geborene Poet in Wort und Lied gefeiert wurde. Oberbürgermeister vr. Schmidt brachte den ersten Trinkspruch aus. Geheimer Hofrat Opitz-Treuen, Vize präsident der II. Kammer, hielt die Festrede, in der er die Bedeutung der Dialektdichtung für das Heimatsgefühl wür digte. Der Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Putzger teilte dem Geburtstagskind mit, daß es zum Oberlehrer ernannt worden sei, und Fabrikant Rambach überreichte ihm die Ur kunde über eine Stiftung von 4000 M., zu welcher Freunde und Verehrer des Dichters das Kapital aufgebracht haben. Die Bestimmung über die Verwendung des Geldes soll Riedel überlassen werden. — Auerbach i. V., 29. April. Durch Amtshauptmann Michel ist das Projekt zum Bau einer direkten Straßen verbindung von Falkenstein nach Treuen wieder ausgenommen worden, und zwar ist am Freitag im Beisein von Gemeinderatsmitgliedern der beteiligten Städte eine Be sichtigung der Strecke vorgenommen worden. Nach der Be sichtigung fand auf dem Falkensteiner Bahnhof eine Versamm lung der sämtlichen Beteiligten statt, in welcher einstimmig beschlossen wurde, die Regierung zu ersuchen, die Pläne zu der neuen Straße ausarbeiten zu lassen, um eine gute Ver bindungsstraße für die Städte Treuen und Falkenstein zu schaffen.