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Mts- lillS AMMblatt dlöaunernenl viertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. de» „Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Gezirk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Ddnnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Iw amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Telrgr.-Adrrste . Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr. Litt. SL. ------- 54. Jahrgang. ------- Dienstag, den 30. April Arbeiterzühlrmg betreffend. Die Zählung der Fabrikarbeiter hat in diesem Jahre am 1. Mai zu erfolgen. Alle Gewerbetreibenden und Unternehmer hier, denen Zählungsformulare zugestellt worden sind, werden aufgefordert, die Formulare bis zum 5. Mai dieses Jahres vorschriftsmätzig ausgefüllt und reinlich an Ratsstelle — Polizeiamt — wieder ab zugeben. Bei Ausfüllung der Hählbogen ist folgendes genau zu beachten: Auf jedem Zählbogen ist hinter dem Orte die Straßenbezeichnung und die Hausnummer der Betriebsstälte anzugeben. Sämtliche Vornamen des Unternehmers sind mit aufzuführen und der Rufname ist zu unterstreichen. Die Verwendung guter Firmenstempel wird erwünscht. Für zwei und mehr verschiedene Gewerbs zweige, die auf ein und demselben Grundstücke vereinigt sind und die ein und der selben Firma gehören, ist nur ein Zählbogen auszufüllen, dagegen sind Betriebe, die durch Grundstücke getrennt von einander liegen, aber ein und derselben Firma gehören, bei der Zählung auch getrennt aufzunehmen. Als „Jahr der Begründung des Betriebes" ist das der Betriebseröffnung durch den Errichter (nicht etwaigen Nachbesitzer), der Anlage an dem Betriedsorte anzugeben. Stadtrat Eibenstock, am 15. April 1907. 1065 II.Hesse.L— Einkommen- nnd ErgävzimMcner betr. Die Austragung der diesjährigen Einkommen- und Ergänzungssteuerzettel wird heute beendet. Diejenigen Beitragspflichtigen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen, einen Stencrzcttel aber nicht erhalten haben, werden daher in Ge mäßheit der Bestimmungen in 8 46 des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juli 1900 und 8 28 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 hiermit aufgefordert, sich wegen Mit teilung des Einschätzungsergebnisses bei der hiesigen Sladtsteuereinnahme zu melden. Die in 8 49 bez. 8 32 der genannten Gesetze geordnete Reklamationsfrist von 3 Wochen ist in solchen Fällen vom Erlast gegenwärtiger Bekantmachung ab zu rechnen. Gleich zeitig wird darauf aufmerksam gemacht, daß der 1. Einkommen- und Ergänzungs steuertermin am 30. April 1907 fällig ist und daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen dreiwöchentlichen Frist gegen etwaige Restanten das Zwangsvollstreckungs verfahren eingeleitet werden wirb. Stadtrat Eibenstock, am 30. April l907. Hesse. Bg. Mattonatgefüht und kaltes Atrtt. Der nationale Zug, der bei den letzten Reichstagswahlen durchs deutsche Volk ging, hält an. Man sah es bei der Besprechung der kolonialen Angelegenheiten in der Kommission und besonders bei der Beratung des Militäretats an dem Eindruck, den die ruhige und feste Sprache des Kriegsministers v. Einem machte, an dem gedämpften Ton der sozialdemo kratischen Redner, die auf die früheren kräftigen Angriffe und internationalen Phrasen verzichteten und sogar patriotische Anwandlungen verrieten. Das ist überhaupt das Zeichen der bisherigen Reichstagsdebatten, wie es das Zeichen des Wahlkampfes war: Die Sozialdemokratie ist in die Defensive gedrängt, Wehrfragen erregen keinen Streit mehr unter den übrigen Parteien. Sehr erfreulich. Nicht bloß von innen gesehen, sondern auch in der Wirkung nach außen. Das unaufhaltsam scheinende Fortschreiten der Sozialdemokratie hatte zu viel Hoffnungen im Auslande erregt. Noch unmittelbar nach der Reichstagsauflösung waren der englische Segen und die französischen Wünsche für die Opposition deutlich zutage ge treten. Jetzt schreibt der „Temps": „Es ist gewiß, daß sich in Deutschland eine Erhebung des Nationalgefühls vollzieht," und der Sozialistenführer Jaurös wird nicht müde vor Abenteuern in Marokko, vor Unbesonnenheiten ü la Clemen- ceau im Falle des Generals Bailloud zu warnen und einer Verständigung mit Deutschland als Gegengewicht gegen die gefährliche Freundschaft Englands das Wort zu reden. So lange wir im Innern einig und vor ernsten Konflikten bewahrt bleiben, brauchen wir nicht geschäftig nach außen zu sein, sondern können die Dinge ruhig an uns herankommen lassen. Wegen Marokko haben wir keine Verständigung zu suchen, unsere dortigen Interessen sind genügend durch die Algeciras- Akte gewahrt. Unsere auswärtige Politik kann nichts Besseres tun, als unsere Freundschaften in Zentraleuropa und mit Rußland zu erhalten und das Verständnis für die deutsche Friedenspolitik, das sich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika mehr und mehr gezeigt, sorgsam zu pflegen. Das vom „TempS" gerühmte Nationalgefühl hat um so höhern Wert, je mehr Kaltblütigkeit im Urteil über fremde Angelegenheiten und die Beziehungen anderer Mächte zuein ander hinzukommt und uns von Schulmeisterei und nervöser Kritik befreit. Keichstreue Wereine. Einen über Erwarten glänzenden Sieg hatte am 5. Februar dieses Jahres die nationale Sache auch in unserem Wahlkreis gewonnen. Freudenfeste wurden aller Orten ge feiert und fast wollte es scheinen, als habe die nationale Begeisterung einem Sturmwinde gleich alle Nörgelsucht und Verdrossenheit aus den Herzen des Volkes hinweggefegt, ja als sei vie Macht der Sozialdemokratie endgültig gebrochen — an der Hohlheit ihrer eigenen Gedanken, an der Unfrucht barkeit ihrer Taten. Wer aber nüchtern denkt, erkannte schon damals — mitten in der Siegesfreude — daß der glänzende Erfolg die Nationalaesinnten in unserm Wahlkreis vor eine ernste, schwere Aufgabe gestellt hat, daß es nun erst gilt, den im Sturm errungenen Sieg zu verteidigen, den zwar geschlagenen aber noch immer mächtigen Feind zu verfolgen und zu ver nichten. Ist doch die Sozialdemokratie, die auch diesmal in unserm Wahlkreis mehr als 12000 Wähler um ihr Banner geschart hat, unablässig bemüht, ihre Organisation im Wahl kreis noch weiter auszubauen, und namentlich die Gewerk schaften, die doch nur der Aufgabe dienen sollten, die wirt schaftlichen und sozialen Interessen der Arbeiter auf gesetz lichem Wege zu fördern, in den Dienst der Umsturzpartei zu ziehen. Auch für unfern Wahlkreis hat die Sozialdemokratie einen ständigen Parteisekretär gedungen, der nur für die Agitation und von ihr lebt. Tagesgerichte. — Deutschland. Der Wortlaut des dem Reichstage zugegangenen Gesetzentwurfs über Majestäts beleidigung ist der folgende: Für die Vorschriften zur Bestrafung der in den 88 95, 97, 99, 101 deS St.-G.-B. be zeichneten Vergehen gelten nachstehende Vorschriften: Die Beleidigung ist nur dann nach 88 95, 97, 99, 101 strafbar, wenn sie böswillig und mit Vorbedacht begangen wird. Die Daß wir solcher Wühlarbeit, die das Bollwerk des Staates zu erschüttern droht, nicht sorglos und müßig zusehen dürfen, ist die Ueberzeugung aller, die ihr Vaterland lieb haben; doch leider wird nur bei Wenigen die Einsicht zur Tat. Die Meisten von denen, die im Wahlkampfe alle ibre Kräfte anspannten, um der guten Sache zum Siege zu ver helfen, legen nach der Wahl die Politik zur Seite, um — der Eine seinen Geschäften und Sorgen — der Andere seinen Neigungen und Vergnügungen nachzugehen. Darum sind Männer der 3 nationalen Parteien im Wahlkreis, der konservativen, der nationalliberalen und der freisinnigen, zu Beratungen zusammengetreten, wie wohl das durch Kampf und Sieg entfachte Feuer nationaler Gesinnung auch in Friedenszeiten genährt, wie die Arbeit der Nanonal- gesinnten in unserm Wahlkreis am besten organisiert und geleitet werden könne. Aus den Vorständen des Konserva tiven Vereins für das obere Erzgebirge, des National liberalen Vereins und des Vereins der freisinnigen Volkspartei traten schon im März dieses Jahres je 4 Abgeordnete zu Besprechungen zusammen, deren einmütiges und Erfolg ver heißendes Ergebnis nun vorliegt: An allen Orten des Wahlkreises, an denen ein Zweig verein der konservativen, der nationalliberalen oder der frei sinnigen Partei weder besteht noch in der Gründung begriffen ist, wo also die Nationalgesinnten jeglicher Organisation ent behren, sollen Reichstreue Vereine gegründet werden, welche die nationale Gesinnung hüten und nähren. Während also die 3 nationalen Parteien, eine jede in der ihrer Farbe entsprechenden Organisation keinerlei Beeinträchtigung erfahren, sollen da, wo es an einer solchen Organisation fehlt, im Reichs treuen Verein die Konservativen, Nationaüiberalen und Frei sinnigen sich einmütig zusammenfinden, um — alle Unter schiede ihres Programms, alle wirtschaftlichen Gegensätze ver gessend — gemeinsam daran zu arbeiten, daß die Liebe zu Kaiser und Reich, zu König und Vaterland gepflegt und das Verständnis für die großen nationalen Fragen geweckt und vertieft werde. So stellen die reichstreuen Vereine gleichsam eine Hülfs- truppe des nationalen Gedankens dar. So sehr jeder national gesinnten Partei eine Ausdehnung ihrer Organisation zu gönnen ist, so muß doch ihre Ergänzung durch reichstreue Vereine überall da als notwendig anerkannt und willkommen geheißen werden, wo ohnedem das politische Leben auf na tionaler Grundlage der Zusammenfassung und Leitung ent behren würde. Es ist hoch erfreulich, daß die Errichtung einer solchen nationalen Hülfstruppe einmütig aus der Mitte der 3 staatserhaltenden Parteien in Angriff genommen worden ist und daß damit die Bedenken überwunden sind, die erst kürzlich in der Presse gegen die Gründung reichstreuer Vereine erhoben wurden. Der beratende aus je 4 Abgeordneten der 3 nationalen Parteien gebildete Ausschuß wird als ständiger „Natio naler Ausschuß" mit dem Sitz in Annaberg weiter ar beiten, um für die zu gründenden reichstreuen Vereine Aus gangs- und Mittelpunkt zu sein. Möge eS ihm gelingen, in den reichstreuen Vereinen die geistigen Waffen zu schmieden, ohne welche die oaterlandslose Gesinnung nicht mit nach haltigem Erfolge bekämpft werden kann. Verfolgung tritt, sofern die Beleidigung nicht öffentlich be gangen ist, nur mit Genehmigung der Landes-Justiz-Ver waltung ein. Für die Militär-Straf-Gerichtsbarkeit ist nur in Friedenszeiten die Genehmigung erforderlich und steht die Erteilung der Militär-Justiz-Verwaltung zu. Die Verfolgung verjährt m sechs Monaten. Ist die Strafbarkeit nach Absatz 2 ausgeschlossen, so finden die Vorschriften des 14. Abschnittes des St.-G.-B. Anwendung. — Der Kaiser ist Sonnabend nachmittag in Straß burg eingetroffen und von der Bevölkerung herzlich begrüßt worden. Die Schrift des Sozialdemokraten Liebknecht „Mili tarismus und Antimilitarismus" ist auf Anweisung des Reichsgerichts auf Grund des Hochoerratsparagraphen des Strafgesetzbuches in den Geschäftsräumen der „Leipz. Volksztg." beschlagnahmt worden. — Ein Sozialdemokrat über die Sozial demokratie. Der frühere sozialdemokratische Abgeordnete v. Elm hielt in der Sitzung des Hamburg Altonaer Ge- werkschaflskartells eine bemerkenswerte Rede. Er verurteilte scharf den Ton der sozialdemokratischen Presse im Kampfe gegen die Arbeitgeber und bezeichnete die Idee eines Massen streiks als politischen Unsinn einiger wichtigtuender Führer. Jeder Generalstreik der Arbeiter erreiche das Gegenteil seines Zweckes und werde den Untergang der sozialdemo kratischen Organisation bedeuten. — Neuansiedelung in Südwestafrika- Ueber die nach dem tapfer erkämpften Frieden wieder neu erwachende Lust zur Ansiedelung in Deutsch - Südwestafrika schreibt ein alter Afrikaner der „Neuen politischen Corre- spondenz": Die „Erna Wörmann" trat am 6. April die Ausreise nach Südwestafrika an. Das Schiff war in allen Klassen mit Leuten besetzt, welche von Swakopmund aus in das Innere der Kolonie gehen wollen. Erwähnt sei besonders der Großfarmer Schlettwein, der seine Frau und vier Kinder während des Aufstandes nach Deutschland geschickt hatte und nun wieder hinauszieht zu neuem Schaffen. In seiner Be gleitung befinden sich acht junge Leute, welche sich als Farmer in Südwestafrika niederlassen wollen; zunächst werden sie eine Lehrzeit auf den Farmen des Herrn Schlettwein durch machen. Die erste Etappe soll die von den Hereros zerstörte Farm Spitzkopjes sein. Herr Schlettwein will hier ein großes Gestüt errichten; als Hengste sind bereits eine Anzahl Hart traber mit einem früheren Dampfer vorausgeschickt. Als Stuten werden voraussichtlich argentinische Steppenpferde gewählt werden. Die kleinen ostpreußischen und polnischen Pferde haben sich zwar im Kriege sehr gut bewährt; sie sind aber für die Zuchtzwecke zu teuer. Auf der „Erna Woermann" war auch für Rechnung des Herrn Schlettwein eine größere Anzahl Zuchtbullen, Zuchtböcke für die Auffrischung der Woll schafe, dann verschiedene Stämme von Hühnern verladen. Das Huhn und fast noch mehr die Eier gelten zurzeit noch als ein großer Luxusartikel auf den Farmen. In Spitzkopjes beginnt die Arbeit sofort mit dem Streichen der Ziegeln, dem Einrichten der Hölzer und Wellbleche für die neu her zurichtenden Wohnhäuser; als erste Unterkunft dienen zunächst Zeltdecken; Kisten und Koffer bilden die Sitzgelegenheiten; wer sich rechtzeitig mit einem Liegestuhl an Bord versehen hat, kann sich nach getaner Arbeit eines besonders günstigen Ruheplatzes erfreuen. In einfachster Weise wird eine Koch gelegenheit hergerichtet; noch viel einfacher wird die Kost sein; so bereiten sich die jungen Farmer darauf vor, sich ein eigenes Haus auf der zu erwerbenden Farm zu schaffen. -- Oesterreich-Ungarn. Reichenberg (Böhmen), 27. April. Die .Reichenberger Zeitung" meldet: Eine De putation deutsch-böhmischer Städtevertreter wollte dem Kaiser in Prag ein Memorandum überreichen, das u. a. die Forderung der Deutschen in Böhmen nach nationaler Zweiteilung enthalten sollte. Von