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Amts- M Aiizmeblatt für den Sesirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Abonnement viert'elj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelegr.-Adresie: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprrchrr Nr. 21». —— —n 53. Jahrgang. Sonnabend, den 8. Dezember LS«« Bei der am 3. dss. Mts. stattgefundenen Gemeinderatsergänzungswahl sind gewählt worden: Herr Fabrikbesitzer L. E. Walter Oschatz > „ Wirtschaftsbesitzer Ernst Louis Stockburger / „ Prokurist Eduard Flemming '> als Ausschußpersonen, „ Handelsmann und Bürstenfabrikant Gustav Oschatz s „ Konlumv.-Geschäftsführer Alfred Mayer ' „ Handelsmann Eduard Möckel „ Schlossermeister Karl Friedrich Männel „ Handelsmann Franz Hermann Seidel „ Oberlehrer und Kantor Gustav Georgi „ Sticker Johann Oswald Feustel „ Bürstenfabrikarbeiter August Richard Vogel Schönheide, den 4. Dezember 1006. Der Gemeinderat. Haupt. > als Ersatzmänner. Auszug aus der Straßcupoltzeiordnung für Schönheide. Bei eintretendem Glatteis ist jeder Hausbesitzer verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, datz die Straße längs seines Grundstücks mit Sand, Asche oder einem anderen die Glätte abstumpfenden Material bestreut wird. Vorstehende Bestimmung wird mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß die Schutzmannschaft Anweisung erhalten hat, Säumige unnachsichtlich zur Bestrafung anzuzeigen. Der Gcmcindevorftand zu Schönheide. Für Sonnabende wird von jetzt ab bis auf weiteres bei der Gemeindeverwaltung, der Sparkasse und dem Standesamte hier ununterbrochene Geschäftszeit in der Weise eingeführt, daß die Geschäftsräume von vormittags 8 bis nachmittags 3 Uhr geöffnet sind. Der Gemeinderat zu Schönheide. Montag, den 1v. Dezember 1S06 nachmittags 2 Uhr sollen in der „Kentrakhakke" hier 1 Sofa, 1 goldener Ring, IPosten Rot- und Weißweine, Kognak meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 7. Dezember 1906. Der Ratsvollzieher der Stadt Eibenstock. Tagesgeschichte. — Deutschland. Nach einer Berliner Meldung der „Kölnischen Zeitung" überreichten am Mittwoch der französische und der spanische Botschafter dem Staatssekretär des Aus wärtigen v. Tschirschky gleichbedeutende Noten über das zwischen Frankreich und Spanien vereinbarte Vorgehen in den marokkanischen Gewässern, des Inhaltes, daß die Entsendung von französischen und spanischen Schiffen nach Tanger mit den neueren Vorfällen in der Umgebung dieses Hafenortes und mit den Schwierigkeiten begründet wird, die unter diesen Umständen bei der Errichtung der im Vertrage von Algeciras vorgesehenen Polizei eintreten könnten. Nötigenfalls sollen die diplomatischen Vertreter Frankreichs und Spaniens die Befehlshaber der vereinigten Schiffskräfte um die Ausschiffung von Truppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Tanger und Umgebung ersuchen können, nachdem sie sich mit ihren Kollegen vom diplomatischen Korps in Tanger verständigt haben. Im Falle eines bewaffneten Angriffs können die Vertreter Frankreichs und Spaniens gemeinsam eine schleunige Landung veranlassen und sollen dann nachträglich ihren Kollegen Bericht erstatten. Die Maßregel soll in jedem Falle nur einen vorläufigen Charakter haben und spätestens einge stellt werden, sobald die Polizei eingerichtet ist. Der Inhalt der Note bestätigt, wie hinzugefügt wird, die in Berlin herr schende Ansicht, daß beide Mächte sich loyal in den Grenzen der ihnen in Algeciras erteilten Befugnisse halten wollen. — Im Reichstage istdie heiße Kolonialschlacht, die rund eine Woche dauerte, nun glücklich vorüber. Die Redner der Opposition konnten sich nicht genug tun in dem Breittreten unwichtigen Klatsches und der Wiedergabe unver bürgter Gerüchte. Daß sie damit dem Ansehen Deutschlands die schwersten Wunden schlagen, dafür besitzen diese Herren anscheinend nicht das leiseste Verständnis. Ihren dramatischen Höhepunkt erreichten die Verhandlungen in dem Rededuell Roeren - Dernburg. Selten wohl ist ein Abgeordneter grim miger zerzaust, selten glänzender abgeführt worden als der langjährige, erfahrene Parlamentarier Roeren durch den Neu ling im parlamentarischen Leben, den Kolonialdirektor Dern burg. Es wurde von diesem der Nachweis geführt, daß, wenn man von Kolonialskandalen sprechen wolle, einer der größten Skandale jedenfalls dem Abgeordneten Roeren selber zur Last zu legen sei, sofern letzterer durch die Drohung mit parlamentarischen Einflüssen zugunsten seines Schützlings Wistuba auf den Gang des gerichtlichen Verfahrens einzu wirken versucht habe. Herr Dernburg hat mit der Enthüllung und öffentlichen Brandmarkung solcher Dinge gezeigt, daß er den festen Willen besitzt, sein Ressort von jeder parteipoli tischen Beeinflussung fernzuhalten. Hoffen wir, daß ihm dies allezeit gelingen möge. — Zur braun schweinischen Frage erfährt jetzt wieder die „Braunschweigische Laiideszeitnng", welche kürzlich die Meldung von dem angeblich bevorstehenden Verzichte des Herzogs von Cumberland auf Hannover brachte, auf Grund von Nachrichten, welche durch absolut vertrauenswürdige Privatpersonen nach mündlicher Besprechung mit dem Herzog von Cumberland nach Braunschweig gelangt seien, könne es als unbezweifelbar angesehen werden, daß der Herzog einen Verzicht auf Hannover endgültig aufs entschiedenste ablehne. Ob trotzdem die Thronfolge eines seiner beiden Söhne noch als möglich zu erachten sein würde, lasse sich im Augenblicke nicht übersehen. Selbstverständlich kann davon bei fortdauernder Weigerung, auf Hannover zu verzichten, keine Rede sein. — Das „Chemn. Tagebl." schreibt: Wie wir hören, be stätigt es sich, daß das preußische Staatsministeriums in sei ner Sitzung von» Sonnabend sich eingehend mit der Frage beschäftigt hat, welche Maßregeln gegen die Fleisch teuerung zu ergreifen sein werden. Wenn auch natur gemäß über die in dieser Sitzung gefaßten Beschlüsse nichts Positives mitgeteilt wird, so geht doch aus gelegentlichen Aeußemngen maßgebender Persönlichkeiten hervor, daß das Staatsministerium nicht beabsichtigt, Maßregeln für das ganze Deutsche Reich vorzuschlagen, sondern die Maßnahmen auf das preußische Staatsgebiet zu beschränken. Alles weitere ist dem neuen Landwirtschaftsminister v. Arnim überlassen wor den, der auch in erster Linie die Fleischnot-Jnterpellation im Reichstage beantworten soll. So viel wir gehört haben, ist an eine Oeffnung der Grenzen oder die Errichtung von Grenzschlachthäusern nicht zu denken. Man hat in Regie rungskreisen den Eindruck gewonnen, daß trotz des Rückganges der Schweinepreise im Großhandel die teuren Fleischpreise künstlich hochgehalten werden und daß cs vor allem nötig sein wird, diesem Uebelstande zu steuern. Eine dahinzielende Maßregel ist auch darin zu sehen, daß für den Versand frischen Fleisches auf den preußisch-hessischen Eisenbahnen durch den Eisenbahnminister Breitenbach Erleichterungen ge troffen werden sollen, nachdem der Landeseisenbahnrat ge hört worden ist, der am 6. Dezember in Berlin Zusammen tritt. Darüber, welche Maßregeln gegen die Fleischteuerung für das ganze Reich zu treffen sind, wird der Bundesrat noch in dieser Woche beraten. Auch die Ministerien der Ein- zelftaaten werden, wie wir hören, sich in der nächsten Zeit eingehend mit der Frage der Fleischteuerung beschäftigen. — Der preußische Landeseisenbahnrat hat Donnerstag mit großer Mehrheit der Vorlage der Staatsregierung über Er mäßigung der Stückgut- und Wagenladungs- Frachten für Fleisch von frischgeschlachtetem Vieh zuge stimmt. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 7. Dezember. Die Abteilung Eiben stock der Deutschen Kolonialgesellschaft sah sich durch die letzten Vorgänge im Reichstage über koloniale Fragen veranlaßt, das Interesse für die Kolonialpolitik auch in hiesigen Kreisen neu zu beleben, zu welchem Zwecke am Mittwoch ein öffentlicher Vortragsabend im Saale des „Feldschlößchen" abgehalten wurde. Seilens der Deutschen Kolonialgesellschaft war dazu Herr Schriftsteller Paul Dehn- Berlin zur Verfügung gestellt worden. Der Redner sprach über „Eisenbahn- und Schiffverkehrswege." Mit einem Rückblick auf die früheren Zeiten, woselbst die Flüsse dem Verkehr bereits sehr gute Dienste leisteten, kam er auf die Verschiedenartigkeit des heutigen Verkehrs zu sprechen. An der Hand einzelner Karten und diverser statistischer Angaben legte der Redner die Lage der Verkehrsverhältnisse speziell in Europa und Kleinasien dar. Besonders interessant waren die Vergleiche, die der Redner über die immensen Preisunter schiede für Frachten auf See- oder Landwegen zog und wo raus man deutlich ersehen konnte, daß der Seeweg sich bisher als der beste Verkehrsweg bewährt hat und es voraussichtlich bleiben wird. Nach einstündiger Dauer schloß Herr Dehn seinen mit Beifall aufgenommenen Vortrag, welcher leider wiederum sehr schwach besucht war, was einerseits in der schlechten Witterung, andererseits in der starken Inanspruch nahme der Geschäftsleute jetzt vor Weihnachten seinen Grund haben wird. Wir hoffen, daß es mit der Zeit der Deutschen Kolonialgesellschaft gelingen wird, auch hier festeren Fuß zu fassen und zu dem kleinen Stamm alter zahlreiche neue An hänger zu gewinnen. — Schönheide, 5. Dezember. Gestern Nachmittag stürzte an einem hiesigen Neubau der 28 Jahre alte, ver heiratete Handlanger Leistner von einem ca. 14 Meter hohen Holzgerüst herab. Kurze Zeit darauf stürzte auf unauf geklärte Weise auch das Gerüst ein. Leistner wurde schwer verletzt, er erlitt außer einem doppelten Armbruch noch schwere innere Verletzungen, sodaß sich seine Ueberführung in das Kreiskrankenstift Zwickau nötig machte. — Sofa, 5. Dezember. Hier ergab die diesjährige Viehzählung 54 Pferde, 366 Rinder, 167 Schweine und 5b Ziegen. Eine Zunahme, im Vergleich zum Vorjahre, ist nicht zu verzeichnen. — Wegen hartnäckigen Fernbleibens aus der Fortbildungsschule wurde heute ein Fortbildungs- schülerin Rothergrube durch die Gendarmerie festgenommen und zur Verbüßung der von der Behörde ausgeworfenen zehntägigen Haftstrafe an das Königliche Amtsgericht Eiben stock abgeliefert. — Dresden, 6. Dezember. Gegen '/z? Uhr abends traf der Großherzog von Oldenburg zum Gegen besuche am Königlichen Hose auf dem hiesigen Hauptbahn hofe ein. Hier hatten sich zum Empfange eingefunden der König, Prinz Johann Georg und die Generalität. Es fand großer militärischer Empfang statt. — Plauen. Unser Stadtparlament hat mit großer Stimmenmehrheit beschlossen, den Bezug und Vertrieb von Seefischen städtischerseits selbst in die Hand zu nehmen und in einem städtischen Gebäude an der Herrenstraße eine Verkaufsstelle zu errichten. Die nötigen Mittel wurden dazu bewilligt. In der ziemlich ausgedehnten Debatte über diesen Punkt wurden zwar auch prinzipielle Bedenken gegen ein solches Vorgehen geltend gemacht, doch sprach sich die Mehr heit, vor allem der Rat, für den Antrag aus. Man betonte dabei, daß den Fischhandlungen keine Konkurrenz gemacht werden sollte, wohl aber sollten, so lange die hohen Fleisch preise bestehen, durch die städtische Verkaufsstelle niedrige Fischpreise herbeigeführt werden. — Aue, 4. Dezember. Bei dem Bau des hiesigen städtischen Schlacht- und Viehhofes sind gegenüber den Anschlägen nicht weniger als 50000 Mark erspart worden. Bewilligt waren von den städtischen Kollegien für den Bau selbst 648200 M. und verausgabt wurden 598000 Mark. Die Gesamtkosten der Anlage, einschl. Grundstücks erwerb, Bauzinsen und Anliegerbeiträgen, belaufen sich auf 650000 Mark. — Niederrossau bei Mittweida, 6. Dezbr. Ein mysteriöser Todesfall wird hier lebhaft erörtert. Am 16. November früh 6 Uhr wurde auf dem Hofe des von ihm mitbewohnten sogenannten Vereinsgrundstückes der 47 Jahre alte, von seiner Frau getrennt lebende Maurer Köhler schwer verletzt aufgefunden. Ein sofort aus Hainichen herbcigerufener Arzt ordnete die Ueberführung Köhlers in das Mittweidaer Stadtkrankenhaus an, wo der Verletzte, ohne wesentlich das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, am vergangenen Montag nachmittag gestorben ist. Der Fall wurde der Königlichen Staatsanwaltschaft Chemnitz unterbreitet und diese ordnete die Sektion der Leiche an. Die Sektion fand gestern in der Friedhofshalle zu Mittweida statt, und der Befund ergab, daß Köhler drei schwere Kopfverletzungen (die Schädeldecke war durchschlagen), herrührend von einem scharfen Instrumente, erlitten hatte. Nach den vorhandenen Merkmalen dürfte es sich um ein schweres Verbrechen handeln, über dessen Einzel heiten und Ursachen die im Gange befindliche gerichtliche Untersuchung hoffentlich Aufschluß geben wird. — Sayda, 4. Dezember. Am Sonnabend nachmittag während des Einläutens des Kirchenjahrs zersprang der Klöppel der großen Glocke der hiesigen Kirche. Der 97 Pfd. schwere Klöppel brach 15 cm unterhalb der soge nannten Eingurtöse entzwei und wurde in voller Wucht nach oben an einen Balken geschleudert; beim Herunterstürzen überschlug er sich noch etliche Male, zum Glück ohne Schaden anzurichten. Das Läutepersonal, fünf Mann, erschrak natür lich heftig. Bis ein neuer Klöppel beschafft ist, muß die ver unglückte Glocke ruhen. — Siebenlehn, 4. Dezember. Die vor kurzem 'm der hiesigen Schuhmacherstadt durch Zufall an das Tageslicht gekommenen Brandstiftungen wachsen sich zu einer Sensationsaffäre aus, da unter den 13 Verhafteten eine größere Anzahl Feuerwehrleute, ja sogar Personen des Kommandos sein sollen. Bei der Untersuchung geht man ungefähr 10 Jahre zurück, in denen nicht weniger als gegen 60 große Brände hier stattgefunden haben. Der letzte große Brand äscherte 7 Gebäude ein.