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Mts- M Aiizckebtlltt Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Lejirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Tetegr.-Adreste . Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Frrnsprcchrr Nr. 216. 53. Jahrgang. Sonnabend, den 25. August 3. Anlagenternnn bettessend. An die Bezahlung des am 15. August dss. Is. fällig gewesenen 3. Anlagentcrmins wird hiermit nochmals erinnert. Ttadtrat Eibenstock, am 23. August 1906. Hesse. Bg. Die Firma Livxtvr L 11». hier beabsichtigt auf dem Grundstücke Nr. 28 des Flurbuchs für Eibenstock, an der Schulstraße gelegen, eine Saug-tÄencratorgas-Motor- Anlage zu errichten. Die Zeichnungen und Beschreibungen hierüber liegen für die Beteiligten an Ratsstelle — Polizeiamt — zur Einsichtnahme aus. Erwaige Einwendungen gegen diese Anlage sind, soweir sie nicht auf privarrechtlichcn Titeln beruhen, binnen vierzehn Tagen, vom Tage des Erscheinens dieser Ausschreibung an gerechnet, entweder schriftlich oder zu Protokoll des Sladtrats anzubringen. Stadtrat Eibenstock, den 23. August 1906. Hesse. L. Tagesgeschichte. — Deutschland. Ueber die vielfachen geschäft lichen Unternehmungen des Herrn von Pod- bielski hat der Verbandssyndikus der Berliner Milchhändler, Herr vr. Flatau, Aufsehen erregende Mit teilungen gemacht. Als Herr von Podbielski im preußischen Abgeordnetenhause gegen die Berliner Milchhändler den Vor wurf erhob, daß sie der Berliner Bevölkerung gewässerte Milch lieferten, sei der Minister bereits selber Lieferant der ring freien Berliner Milchhändler gewesen, womit allerdings nicht bewiesen ist, daß er selbst minderwertige Milch geliefert habe. Weiter hat nach vr. Flatau der Minister Tropenbutter nach den Kolonien geliefert. Dann gründete Herr von Podbielski auch eine Genossenschaft zur geschäftlichen Ausbeutung des dem dänischen Ingenieur Casse patentierten Verfahrens für den Transport von ausländischer Milch nach Deutschland. Dies fiel noch in die Zeit, als er Staatssekretär des Reichs postamts war. Für Rechnung seiner Gesellschaft ließ der Minister aus der Schweiz nach dem Casseschen Verfahren behandelte Milch direkt nach dem Reichspostamt in der Leip ziger Straße in Berlin kommen und legte dort geschäftlichen Interessenten die Bedeutung der Sache dar. An der „Ver mögensverwaltungsstelle für Offiziere und Beamte", die wie die Milchhandelsgesellschaft (System Casse) verkrachte, ist der Minister auch beteiligt gewesen; vr. Flatau gibt bekannt, daß aus dieser Zugehörigkeit beim Berliner Landgericht eine Schadenersatzklage gegen den Minister schwebt. Nimmt man zu diesem allem noch die Beteiligung bei den Tippelskirchschen Unternehmungen, so ergibt das allerdings eine für den Mi nister sehr große Vielseitigkeit. Indessen darf man nicht ver gessen, daß auch Fürst Bismarck vielseitiger landwirtschaftlicher Produzent, ja sogar Industrieller war, und daß er in dieser Tätigkeit praktische Erfahrungen sammelte, die dem Vater lande zum Nutzen gereichten. — Afrika-Denkmünze. Die unzutreffenden Nach richten einer Zeitungskorrespondenz übereine neue „Afrika- Denkmünz e" werden in der „Neuen politischen Korre spondenz" wie folgt berichtigt: Daß seit Jahr und Tag Er wägungen schweben über Schaffung einer Medaille für unsere Südwestafrikakämpfer ist hinlänglich bekannt und von uns bereits im Januar d. I. gemeldet worden. Die Südwest- afrika-Medaille wird es ermöglichen, daß auch die große Anzahl derer, die infolge der Strapazen krank in die Heimat zurückgekehrt und als Invalide entlassen oder wieder in den Dienst des heimischen Heeres eingestellt sind und, da eine Verleihung von Ordensdekorationen an alle Kriegsteil nehmer nicht angängig ist, noch ohne äußere Zeichen für ihre heldenhaft durchlebte Zeit vor dem Feinde bleiben mußten, eine Auszeichnung erhalten. Allgemein in Aussicht genommen sind Spangen für die im Herero- und im Hottentotten kriege beteiligt Gewesenen, außerdem Spangen für die Haupt gefechte „Waterberg", „Omaheke", „Karras-Berge" u. s. w. Durchaus unzutreffend ist die Annahme eines bereits erfolgten Abschlusses der Vorberatungen; da diese sekretiert werden, sind Nachrichten hierüber als apokryph anzusehen. — Berlin, 22. August. In Zaborze in Oberschlesien wurden ziemlich starke Erderschütterungen wahrye- nommen, die sich durch ein donnerähnliches Rollen ankündlg- ten. Fenster wurden zertrümmert, Türen öffneten sich von selbst und die Bilder fielen von den Wänden herunter. Die Einwohner fürchteten den Einsturz ihrer Häuser, die Senk ungen und Risse erlitten, und eilten in furchtbarer Angst auf die Straßen. Man nimmt an, daß die Erschütterungen nicht von einem Erdbeben herrühren, sondern durch Erd - senkungen im Grubengebiet verursacht worden sind. - Berlin, 23. August. Die „N. A. Z." schreibt: In den amtlichen Meldungen von Valparaiso wird leider bestätigt, daß die Stadt durch das Erdbeben fast voll ständig zerstört worden ist. Auch das deutsche General konsulat und ein Archiv sind vernichtet. Vom Personal ist jedoch niemand verletzt. Uebrigens sind die Deutschen in Val paraiso durch den Brand und Plünderung sehr gefährdet. Auf den Wunsch der Deutschen, den der Generalkonsul an den Geschäftsträger in Santiago gelangen ließ, ist im Ein vernehmen mit den chilenischen Behörden der Kreuzer Lalle" gebeten worden, sich durch die Entsendung von Mannschaften an dem Schutze von Leben und Eigentum der Reichsanaehörigen in Valparaiso zu beteiligen. — Rußland. Die Lage ist nichts weniger als ruhig, wie es uns noch in letzter Zeit die Regierung glauben machen wollte. Schon eine Meldung aus Riga, woselbst man die Ausrüstung der Gendarmen mit Panzerhemden, die mangels amtlicher Gelder von den Bürgern bezahlt werden sollen, plant, läßt das erkennen. — In Warschau hat der soeben einem Attentat glücklich entronnene General Skalon Verfügungen zum Kampfe gegen die Revolution erlassen: Warschau, 23. August. General Skalon hat eine Ver fügung erlassen, nach der Augenzeugen von Attentaten auf Personen oder Eigentum anderer, die ihre Hilfeleistung ver sagen, einer dreimonatigen Gefängnisstrafe unterliegen, falls nicht Lebensgefahr oder andere triftige Gründe ein Eingreifen verhindertem Der gleichen Strafe unterliegen Personen, die es unterlassen, alles, was ihnen über Verbrechen bekannt wird, zu melden. — Petersburg, 22. August. 142 ehemalige Duma abgeordnete, die das Wyborger Manifest unterzeichnet haben, sind vor Gericht gezogen und bereits des Wahlrechtes für verlustig erklärt worden. Die Staatsanwaltschaft verlangt von ihnen eine Bürgschaft von je 3000 Rubel. Drei Ab geordnete wurden verhaftet, da sie der Aufforderung des Gouverneurs von Wyborg, auseinanderzugehen, bewaffneten Widerstand entgegengesetzt hatten. — Spanien. Der in Bilbao ausgebrochene Berg arbeiterstreik nimmt rasch zu. Truppen in Stärke von 4000 Mann, die an den beherrschenden Punkten auf gestellt sind, schützen die Stadt. Die Bergwerksbesitzer lehnen die Forderungen der Ausständigen als übertrieben ab. Am Mittwoch sollte, falls keine Einigung erzielt wird, der General ausstand proklamiert werden. Das Geschwader wird aus Ferrol erwartet. Man vermutet, daß die Bewegung von dem revolutionären Komitee organisiert ist. — Amerika. Eine Vereinigung hervorragender Bür ger von St. Louis beschloß, Kaiser Wilhelm zum Besuche der Vereinigten Staaten einzuladen. — Nach einem Telegramm aus Santiago de Chile, 21. August, reichen die vorhandenen Lebensmittel aut drei Wochen, doch macht sich großer Mangel an Trinkwasser in folge Bruches der Wasserleitung fühlbar. Die Stadt ist immer noch ohne Licht. Um der Feuersbrunst Einhalt zu tun, wurden zahlreiche Baulichkeiten init Dynamit gesprengt. Die Regierung gewährt einen Kredit von 100 Millionen Dollar zum Wieder aufbau der Stadt Valparaiso. Das kalifornische Hilfskomitee in San Francisco sandte lOOOO Dollar Unterstützungsgelder. — Zur Hilfeleistung für die durch das Erdbeben Geschädigten hat sich in Berlin ein Komitee gebildet, dem verschiedene Banken und Bankhäuser beigetreten sind. Ein Aufruf in den Blättern wird erfolgen. — In Hamburg treten heute die ersten Salpetersirmen zusammen, um über die Bildung eines Hamburger Hilfskomitees zu beraten, dem alle am Handel mit Chile beteiligten Firmen beitreten sollen. — Von einem Augenzeugen erhält „Daily Mail" eine lange Schilderung desErdbebens von Valparaiso. In der ersten Nacht flammte während der Erdstöße der Himmel ununterbrochen von elektrischen Entladungen, weshalb vermutet wird, daß viele Feuersbrünste durch Blitzschlag ent standen seien. Die Nacht war entsetzlich. Gewaltige Gebäude stürzten wie Kartenhäuser ein. Das Opernhaus fiel beim zweiten Stoß zusammen. Das Almendralviertel ist dem Erd boden gleichgemacht. Die Feuersbrunst vollendete die Ver wüstung. Es sollen 3000 Personen umgekommen sein, die Zahl der Verwundeten und der Sachschaden sind unberechen bar. Der Regierungspalast, die Polizeiämter, das Feuerwehr gebäude sind eingestürzt oder verbrannt. Die Hauptbanken sind gerettet. Die Wasseranstalt, die Klubhäuser, alle Theater sind vernichtet, alle Städte und Dörfer im Umkreis von 100 Meilen zerstört. Sonderausschüsse beschützen die Siedelungen der Ausländer. Kriegsschiffe mit Vorräten sind angekommen. Die Banken waren am Dienstag eine Stunde geöffnet. Die Bahn nach Santiago wurde Montag ausgebessert. Die Feuersbrunst ist am Dienstag in der Brazilavenue von neuem ausgebrochen. Sie wird durch Dynamitsprengungen bekämpft. Montag fanden 11 Erdstöße statt. Die meisten wohlhabenden Familien sind zugrunde gerichtet, alle großen Häuser einge stürzt, viele Werften beschädigt, manche eingesunken, die Bojen im Hafen losgerissen. Ein versunkenes Schiff wurde vom Erdbeben gehoben und ist teilweise wieder sichtbar geworden. — Anderen Blättern wurde über New-Hark gemeldet, daß nur 10 v. H. der beschädigten Gebäude wieder bewohnbar gemacht werden können. In einem Hause wurden 50 Kinder mit drei Nonnen von den Trümmern begraben. In der Bucht von Valparaiso entstanden kleine Inseln. Die Küste ist an vielen Stellen eingesunken. Wegen der Zunahme der Plünderer, von denen über hun dert erschossen wurden, hat man die Wachen bei den Banken verstärkt. Die Behörden haben große Schwierigkeiten, die Notleidenden zu ernähren. Die Obdachlosen erhallen be schränkte Rationen. Es herrscht indes noch kein Mangel. Die Geschäftslage ist kritisch. Nach Santiago kamen 30 <-00 Flüchtlinge aus Valparaiso und den zerstörten Dörfern: sie wurden im Hippodrom untergebracht. — K u b a. Die schon seit längerer Zeit gehegten Be fürchtungen über einen neuen Ausstand in Kuba haben sich erfüllt. Vorgestern liefen die ersten Meldungen über den Beginn des Aufstandes ein. Inzwischen greift die Revolution mit reißender Schnelligkeit um sich. Die Besorgnis der Re gierung ist infolge des Mangels an Waffen und Munition sehr groß. Sehr beunruhigende Meldungen kommen aus Pinar del Rio, wo sich der Revolutionsführer Guerra mir seinen Streitkräften verschanzt hat, die durch Zuzug von Tausenden, welche jeden Zollbreit des Landes kennen, beständig verstärkt werden. Guerra nahm die Stadt San Louis in der Umgegend von Pinar del Rio ein. Die Verhaftung der revolutionären Generale Castillo und Gomez, von der man eine Schwächung der aufständischen Bewegung erwartete, ist wirkungslos geblieben. Die nächsten Verwandten der Ver hafteten übernahmen sofort deren Kommandostellen. — China. Die Kaiserin-Witwe beabsichtigt, nach einer „Reuter"-Meldung aus Peking, eine Konferenz von hohen Würtenträgern, darunter einigen Vizekönigen, einzuberusen, um über die Annahme einer Verfassung zu beraten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 24. August. Wettervorhersage: Freitag, den 24. 8. 06, abends 6 Uhr bis Sonnabend, den 25. 8. 06, abends: Schwache nördliche Winde, vorwiegend heiter, trocken, nachts kühler, Tag wärmer als am Vortage. — Schönheide, 22. August. In der letzten Haupt versammlung des Arbeitgeber-Schutzv erbau des der Bürsten- und Pinselfabrikation zu Schönheide und Um gebung wurde einstimmig beschlossen, sämtlichen organisierten Arbeitern und Arbeiterinnen der dem Verbände angehörigen Fabriken in Stützengrün, Rothenkirchen und Bärenwalde am 15. September 6. zu kündigen, wenn die Arbeit in den Schönheider Fabriken nicht bis 12. September a. wieder aus genommen worden sein sollte. — Leipzig, 23. August. Ein unheimlicher Fund ist am gestrigen Nachmittag von einem bei der hie sigen Straßenbahn beschäftigten Arbeiter gemacht worden. Als dieser seinen an der Goethestraße hinter einer Wartehalle stehenden Karren in Benutzung nehmen wollte, fand er in demselben einen Kinderleichnam, der dem Feuer ausgesetzt gewesen war. Die Leiche war zu einem Klumpen von 23 em Länge und 15 em Breite zusammengeschrumpst. Die Leiche selbst scheint vor der Verbrennung von der unmenschlichen Mutter in einem weißen, schmalen, mit schwarzen Streifen versehenen Lappen eingewickelt worden sein. Nach der vor läufigen kurzen ärztlichen Besichtigung des Leichnams ist es nicht festzustellen gewesen, ob das Kind nach der Geburt ge lebt hat. Die weitere Sektion des Leichnams wird hierüber Gewißheit schaffen. Von der unmenschlichen Mutter hat man augenblicklich noch keine Kenntnis. — Zittau. Einen 200000 Mark-Erben, der sich angeblich in der Zittauer Gegend als Landstreicher umher treiben soll, suchen österreichische Behörden. Vor einigen Monaten wurde in sächsischen Zeitungen berichtet, daß die Stadt Meißen die Besitzerin eines Vermögens von 200000 Mk. wird, wenn es nicht gelingt, den rechtmäßigen Erben namens Löbel (oder Löwel) aufzufinden. Jetzt wird nun aus dem benachbarten Grottau in Böhmen ein Vorgang berichtet, wo nach anzunehmcn ist, daß der Gesuchte am 31. Juli dort gewesen ist. Ein hochberagter Mann wurde an dein genannten Tage in Grottau in hilflosem Zustande aufgefunden und von mitleidigen Straßenpassanten nach der Wache gebracht, ge reinigt und gestärkt. Als er wieder zu sich gekommen war, gab der Greis an, daß er Gustav Löbel heiße, 86 Jahre alt und schon 60 Jahre auf der Wanderschaft sei. Da die Pa piere des allen Wanderers in bester Ordnung waren, ließ man ihn am anderen Morgen ungehindert weiterziehen, und zwar schlug Löbel den Weg nach Zittau ein. Man vermutet in dem betagten Wandersmann den gesuchten Erben, da auch