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für den sefirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Abonnement oiertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. veS „Jlluftr. UnterhaltungSbl" u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bst unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Leltgr.-Adrestr. Amtsblatt. Erscheint wöchentlich, drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprrcher Ur. 210. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Mur—m-.. -n... 54. Jahrgang. — > , Donnerstag, den 14. März Bezirkstag findet Dienstag, den 26. März 1907, nachmittags /,6 Mr im Hotel „Lum Lr-xcklrxlsclicii Sok" in Aue statt. Die Verhandlung ist öffentlich. Königliche Amtshlmptmannschllst Schwarzenberg, den II. März 1907. R^ Freiwillige Griindstiicksversteigcrllng. Das zum Nachlasse der am 5. Januar 1906 verstorbenen Straßenwärterswitwe Hackel geb. Nlcrrinuuu in Oberstützengrün gehörige, im Grundbuche für Oberstützengrün auf Blatt 226 eingetragene Grundstück, bestehend aus Gebäude und Feld, soll auf Antrag der Erben der Frau Möckel am 26. März 1907, nachmittags '/-I Wyr in Oberstützengrün an Ort und Stelle freiwillig versteigert werden. Nach dem Flurbuche ist das Grundstück 24,i Ar groß und mit 2l,» Steuereinheiten belegt. Brandverficherungssummc: 1310 Mark. Die Versteigerungsbedingungen werden im Termine vereinbart werden. Eibenstock, am 8. März 1907. Königliches Amtsgericht. Nr 240 der Schankstättenverbotsliste ist zu streichen. Stadtrat Eibenstock, im 12. März 1907. Hesse. Mrt. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Gemeindeanlagenschätzung den Beitragspflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden in Gemäßheit der Bestimmung in 8 29 Absatz 4 des hiesigen Gemeindeanlagenregulativs vom 16. Juli 1902 alle Personen, welche hier ihre Steuer pflicht zu erfüllen haben, denen aber die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, aufgefordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Steuercinnahme anzumelden. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß am 15. März 1807 der l. Termin der diesjährigen Gemeindeeinkommensteuer und Gemeindegrundsteuer fällig und daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen vierzehntägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege des Mahn- bezw. Zwangsvollstreckungsverfahrens vorgegangen werden wird. Der Gemeinderat zu Schönheide. Pulverexplosion auf dem französischen Panzerschiffe „Jena". Die französische Flotte ist von einem furchtbaren Unglück betroffen worden, indem sich gestern eine schreckliche Explosion auf dem besten Schiff derselben, dem Panzer .Jena' ereignete, wobei Menschenleben in großer Zahl vernichtet wurden. Die darüber vorliegenden Drahtnachrichten lauten: Toulon, 12. März. An Bord des Panzerschiffes „Jena' ereignete sich eine Pulverexplosion. Der Hintere Teil des Schiffes ist in die Luft geflogen. Die ganze Bemannung war an Bord; ein Teil ist gerettet, aber man spricht von 200 - 300 Toten. Die Explosionen dauern fort. Weithin sind alle Fensterscheiben zertrümmert. Toulon, 12. März. Die Explosionen an Bord der „Jena" folgten sich in Abständen von etwa einer Viertel stunde. In allen um die Bassins herum gelegenen Geschäfts läden sind die Fensterscheiben zertrümmert. Die elektrischen Leitungsdrähte glühen auf und schmelzen; bei jeder Explosion wurden die Trümmer über 500 Meter weit geschleudert. Ein Granatenstück im Gewicht von etwa 10 Kilogramm flog in einer Entfernung von 400 Meter von der „Jena" nieder. Im Marinearsenal herrscht grenzenlose Verwirrung. Arbeiter, die sich zur Arbeit begaben, stürzten nach dem Bassin von Missiesty, wo eine Rauchsäule aufsteigt. Einzelne Gruppen wissen noch nicht, worum es sich handelt; plötzlich erfahren sie, daß die „Jena" in die Luft geflogen ist. Sofort bringt sich alles so schnell als möglich auf Befehl der Offiziere in Sicherheit. Man weiß, daß die Pulverkammern des Schiffes gefüllt waren und die fortwährenden Explosionen lassen darauf schließen, daß alle vom Feuer ergriffen sind. Ueber die Zahl der Opfer ist noch nichts bekannt, doch vermutet man, daß sie sehr beträchtlich ist. Die Explosionen folgen sich immer häufiger. Beherzte Matrosen nähern sich mit Gefahr ihres Lebens; sie sehen, wie jeden Augenblick mensch liche Körperteile durch die Luft geschleudert werden. Die Erregung ist fürchterlich; man sieht Leute mit rauchge schwärztem Antlitz und allen Zeichen des Schreckens in den Zügen ziellos landeinwärts eilen. Toulon, 12. März, nachmittags 5", Uhr. Bis zur Stunde ist es noch nicht möglich, genau die Zahl der Toten und Verwundeten anzugeben. Man spricht von 50 Toten und 100 Verwundeten, doch ist es möglich, daß die Zahlen größer sind. Um 4'Uhr wurde bekannt, daß das ganze Hinterteil des Schiffes brennt, daß aber Explo sionen nicht mehr zu befürchten sind. Man glaubt, daß auch der Kommandant und der erste Offizier der „Jena" sich unter den Opfern befinden, weil von ihnen keine Nach richt vorliegt. Toulon, 12. März. Das Panzerschiff „Jena" befand sich behufs Maschinenprüfung im Bassin des Arsenals. Das Unglück ereignete sich dadurch, daß ein Torpedo explo dierte. Dieses brachte wiederum die Pulvervorräte des Schiffes zur Explosion. Das Schiff führte die Flagge des Kontreadmirals Monceron und war befehligt von Kapitän Adigare. Paris, 12. März. In den Wandelgängen der Kammer rief die Nachricht von der Explosion auf der „Jena" große Bestürzung hervor. Admiral Bienaims er klärte, er glaube, daß die Aplosion auf Selbstentzündung von Pulver zurückzuführen sei. Pulver unterliege nach einiger Zeit großen Veränderungen in seiner Zusammensetzung und müßte daher ständig kontrolliert werden. Die „Jena" dürfte ungefähr 25 Tonnen Pulver an Bord gehabt haben. Die „Jena" war das schönste Schlachtschiff der französischen Flotte; sie diente als Typ und sollte mit der „Souffren" zusammen die Grundlage der künftigen Flotte bilden; die anderen Schlacht schiffe, die nicht von dem Typ der „Jena" sind, sollten all mählich außer Dienst gestellt werden. Marineminister Thomson rest noch heute abend nach Toulon ab. Tagesaeschichte. — Deutschland. Am Dienstag wurde im Reichs tage der K o l o n i a l - N a ch tr a g s - E t a t mit allen Stimmen gegen diejenigen des Zentrums und der Sozial demokratie angenommen. Die Bahn Keetmannshoop— Kubub wurde gleichfalls in dritter Lesung angenommen, ebenso das Gesetz, betreffend Gewährung eines Darlehns an das südwestafrikanische Schutzgebiet. Damit sind die Kolonial forderungen definitiv bewilligt. — Es soll in der Absicht der Regierung liegen, die den sogenannten kleinen Befähigungsnachweis für Bauunternehmer betreffende Gewerbenovelle, die der vorige Reichstag bereits in der zweiten Lesung angenommen halte, noch in dieser Session wieder vorzulegen und, wenn möglich, bis Pfingsten zur Erledigung zu bringen. — Braunschweig, 12. März. Der Landtag hat heute einstimmig den Antrag der Regierung angenommen, sein Einverständnis damit zu erklären, daß nunmehr die Wahl eines Regenten in die Wege geleitet werde. — Helgoland als deutsche Seefeste. In Ergänzung der letzthin durch die Presse gegangenen Meldung wird jetzt amtlicherseits bestätigt, daß die deutsche Marinebehörde beabsichtigt, das ganze Oberland von Helgoland anzukaufen, um die Insel in eine starke Seefestung umzuwandeln. Einige Ankäufe sind bereits perfekt geworden. Die Besatzung der Insel wird schon gegenwärtig um 420 Mann verstärkt. Als Torpedohafen ist der Nordhafen der Insel in Aussicht ge nommen und zwar in großem Maßslabe. Die Tage des „Seebades" Helgoland dürften demnach gezählt sein. — England. Die so zu ale Gesetzgebung in England scheint sich langsam in Bewegung zu setzen und dem deutschen Beispiele nachzueifern. Der englische Schatzkanzler Asquith beschäftigt sich zurzeit, wie die „Tribüne" meldet, mit den endgültigen Vorarbeiten für einen Gesetzentwurf betr. Vie Altersversicherung, durch den diese große soziale Reform noch für das Budget dieses Jahres vorgesehen werden soll. Die Angelegenheit wird notwendigerweise mit der Handhabung des Armengesetzes verschmolzen werden. Alles, was in diesem Jahre geschehen kann, ist, so wird weiter gemeldet, einen ge wissen Geldbetrag bereitzustellen, um die Armenbehörden oder möglicherweise die Grafschaften und Gemeindebehörden in den Stand zu setzen, wöchentliche Pensionen an betagte Arme zu zahlen, die nicht durch eigene Schuld in Not geraten sind. — Bulgarien. Aus Sofia kommt die Kunde von der Ermordung des Ministerpräsidenten Petkow, der, als er am Sonntag mit den übrigen Ministern im Boris- garten zu Sofia promenierte, von einem entlassenen Beamten durch drei Revolverschüsse getötet wurde. Der Handelsminister Genadjew wurde am Arm verwundet. Ministerpräsident Petkow hat sein Leben gelassen im Dienste seines Fürsten. Er war in den letzten Jahren unermüdlich darauf bedacht, die Macht und das Ansehen des Fürsten Ferdinand zu stärken. Er griff mit starker Hand em in die sozialistische Bewegung. Seiner Energie war es zu danken, daß der Generalausstand der Eisenbahner nach sechswöchiger Dauer mit der Niederlage der Eisenbahn-Angestellten endete. Die erbitterten Hochschüler, die dem Fürsten bei Eröffnung des bulgarischen National-Theaters in Sofia eine fürsten- und regierungsfeindliche Kundgebung veranstalteten, brachte er mit strengen Maßregeln zur Ruhe. Die Hochschule wurde geschlossen, die Pr fissmen entlassen, ein Teil der Studenten wurde verhaftet, ein anderer in die Heimatgemeinden abge schoben und wieder andere wurden inS Militär gesteckt. Eine Novelle zum Majestäts-Beleidigungsgesetz stellte alle Angriffe auf den Fürsten unter schwere Strafe. Da schlossen sich alle Elemente der Opposition in der Sobranje zum Sturze der Regierung zu einem Block zusammen. Wilde Angriffe auf den Fürsten und den Ministerpräsidenten wurden laut. Es ist daher möglich, daß das Verbrechen, dem Petkow zum Opfer gefallen ist, auf Rechnung der politischen Leidenschaften zu setzen ist. Petkow selbst rechnete mit einem Tode durch Mörderhand. Kürzlich erst äußerte er in einer Sobranje- Sitzung, ihm wäre es gleichgültig, ob er eines natürlichen oder unnatürlichen Todes sterben werde. Petkow ist der intimste Freund und Schüler Stambulows gewesen. Er be gleitete den bulgarischen Staatsmann, als dieser auf einer Wagenausfahrt un Jahre 1895 niedergemetzelt wurde. Während Stambulow aber starb, nachdem er beim Fürsten Ferdinand in Ungnade gefallen war — die Regierung verhinderte so gar damals die Ergreifung der Mörder und verurteilte nur zwei Teilnehmer zu geringen Strafen —, starb Petkow in voller Gunst beim Fürsten. Nach dem Tode Stambulows war Petkow der erbittktste Gegner des Fürsten. Als Pub lizist befehdete er ihn heftig in der Swoboda. Sobald sich ihm aber die Gelegenheit bot, in eine leitende Staatsstellung zu gelangen, änderte er seine Haltung und wurde der treueste Freund des bulgarischen Herrschers. — Marokko. Ein Sieg der Truppen des Sultans wird aus Tanger gemeldet. In einem Gefechte gegen die Beni Aros trieb die Mahallah die Aufständischen vor sich her, verbrannte sieben Dörfer und zog sich dann in ihr Feldlager zurück. Von den Aufrührern sind 20 Mann gefallen, mehrere wurden gefangen. Raisuli befindet sich nicht bei den Aufständischen. Er soll sich nach Taziront geflüchtet haben. — Südafrika. Bei einem Festmahl, das von der Bürgerschaft zu Ehren des neuen Transvaaler Ministeriums veranstaltet wurde, hielt Premierminister Louis Botha, wie aus Pretoria telegraphiert wird, eine Rede, in der er sagte, die britischen Interessen seien in den Händen des Ministeriums vollkommen sicher. Die Welt werde sehen, daß die Regierung von Transvaal so besorgt um die Ehre der englischen Flagge sei, als es ein Ministerium nur sein könne. Die Ehre und die Interessen des alten Volkes würden damit auch gewahrt. Ueberdies seien die Transvaaler von tiefer Dankbarkeit erfüllt, weil König Eduard, die britische Regierung und das britische Volk ihnen in einer in der Ge schichte einzig dastehenden Weise vertraut hätten, indem sie dem Volke von Transvaal eine freie Verfassung gewährten. Die Buren würden diese Großherzigkeit niemals vergessen und das Ministerium würde sein bestes tun, um eine große ge einigte Nation zu schaffen, deren einer Teil auf den andern nicht mit Mißachtung oder Mißtrauen blicke. Wenn dann auch in der Oranje-Kolonie eine direkt verantwortliche Regierung errichtet sei, werde das Ministerium bestrebt sein, auf ein geeinigtes Südafrika hinzuarbeiten. Die Regierung werde alles tun, um die Bergwerkstätigkeit zu fördern, werde aber jedem Versuch mächtiger Korporationen, Teile des Landes in ihrem Interesse zu sperren, entgegentreten. Bezüglich des Unterrichts sagte Botha, bis zu einer gewissen Stufe, die die Kinder in der Erlernung der englischen und holländischen Sprache erreichen müßten, sollten sie in ihrer Muttersprache erzogen werden. Botha teilte ferner mit, daß er der Kolonial konferenz in London beiwohnen werde. — Amerika. Die Neutralisationserklärung der Philippinen wird nach einem Telegramm aus Washington dort ernstlich ins Auge gefaßt, um diese Insel« für immer aus dem Kreise der internationalen Politik auS- zuschalten und sie nicht länger als mögliche Ursache eine« Krieges bestehen zu lasten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 13. März. Am heutigen Tage be geht Frau Hebamme Tittel die Feier ihres 25 jährigen Dienstjubiläums. Aus diesem Anlaße wurde derselben ein Glückwunschschreiben des Stadtrates übersendet. — Dresden, 11. März. Ueber die im Depeschenteit unserer letzen Nummer bereits erwähnte Familientragödir wird noch gemeldet: Wilsdorf war 51 Jahre alt und bezog eine Pension, mit der er jedoch nicht ausreichte. Er