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Z.K SZ HZ- S- - s ->3^rL lZZ"« -L 3 W s ^-..H WocheMatt für Bischofswerda, Stolpe« ««- Umgegend. ^e^e^evo^hen^k^Stä^tvttor8ne?en^MM?zü^S^Mn^nnun^ere^tlgten s Monats in den geordneten Expeditionsstunden in hiesiger Rathsexpedition DMW^WAAM . vt^er^t «sterNäh r « a « Politische Weltschau. Dem deutschen Bundesrathe liegen zur Zeit mehrere Anträge auf Abänderung unseres Gerichtsverfahrens vor, gegen welches gerade in den letzten Tagen wieder recht ernste Bedenken laut geworden sind. Die in Berlin, Dresden und Chemnitz mit der Freisprechung sämmtlicher Angeklagten zum Abschluß gelangten drei sensationellen Processe dürften der Reichsregie rung hinreichendes Material für jene Gesetzes- Abänderungen liefern, die jetzt in immer weiteren Kreisen gewünscht werden. Bei dem in Berlin eine ganze Woche hindurch verhandelten Proceß Graef ist kein anderes Resultat erzielt worden, als daß ein berühmter Künstler in allen seinen Menschlichen Fehlern und Schwäche» Mer Welt gezeigt, dessen geachtete Familie schonungslos -loßgestellt wurde, ohne daß die schließlich er folgte Freisprechung dem moralischen Gefühle volle Befriedigung gewährt hätte. Daß das Urtheil der Geschworenen ein völlig gerechtes war und von der öffentlichen Meinung völlig gebilligt wurde, stellt dem bedauernswerthen alten Künstler, der für die Jdealgestalt seines „Märchens" ein sittlich so tiefstehendes Weib wählte, dasselbe nicht nur mit Gold überhäufte, sondern in überschwänglichen Versen besang, kein Moralitätszeugniß aus. Ob aber der öffent lichen. Moralität damit gedient worden ist, daß eine sensationslüsterne Menge von einem Theil der Presse wochenlang mit den Einzelheiten der Malerateliers, gewisser Boudoirs, mit der Ver schmitztheit nichts nutziger und gewissenloser Väter und Mütter und mit der sinnlich-eitlen Ueberschwänglichkeit alternder Künstler auf das Pikanteste unterhalten worden ist, erscheint noch viel zweifelhafter. Die Gegner der Geschwornen- Gerichte könnten aus dem Ausgang dieses MeineidsprocesseS Capital schlagen, wenn nicht das negative Resultat des Chemnitzer Socia- listenproccsses bewiese, daß auch die berufsmäßigen Richter, vor denen dort die anklagende Behörde beweisfällig wurde, zu einem freisprechenden Urtheil gelangen mußten. Da schon die Be weisaufnahme in diesem Processe nichts ergab, was zur Unterstützung der Anklage geeignet war, ist es unverständlich, warum die Anklage nicht fallen gelassen wurde. So wenig es das Ver trauen auf die Rechtspflege stärken kann, wenn sich nachträglich die Verurtheilung Unschuldiger herausstellt, so wenig können dazu sensationelle Processe beitragen, die einen gewaltigen Aufwand an Arbeit, Zeit und Kosten erfordern, mit vollständiger Freisprechung, also mit dem Er- I gebniß ende«, daß kein Grund zur Anklage I vorlag. Der Zweck de» Chemnitzer Processe«, I die trotz de« SocialistmgesetzeS fortbestehende I socialdemokratffche Organisation zu brechen, list I »acht erreicht, und damit nur in bedauerlicher I Weise der Beweis geführt worden, daß derselben I sbknsowarig durch dm Strafrichter beizukommen >e in diesem Blatte die weiteste Berbreitmch nS Dienstag und Freitag stich 0 Wk . i. kostet die dreigespaltene TorpuSzrile 10 unter „Eingesandt" 2V Ps. Geringster Jnseratenbetrag2LPf. zur Einsicht aus und steht es jedem Beth«- Die Liste der I vom 16. bis mit 30. dieses Monats in den geordneten Expeditionsstunden in hiesiger Rathsexpc ligten frei, bis zum 23. October d. I., Nachmittags 5 Uhr, Einspruch gegen dieselbe zu erheben. Stadtrath Bischofswerda, den 13. October 1885-. Ttnz. " Freitag, den 16. October 1885, 3 Uhr Nachmittags, Versteigerung eines Instruments (Flügels) im Amtsgerichtshofe hier Königliches Amtsgericht Bischofswerda, am 13. Octöber 1885. verhandelten die einschlagenden Verhältnisse zur Nothwendig- keit geworden, aber auch hier dürften, die an die Oeffentlichkeit gelangten verwickelten finan ziellen Transactionen auf das große Publikum kaum einen Vortheilhaften Eindruck erzielt haben und der ganze Gang der Verhandlungen in den maßgebenden Kreisen die Ueberzeugung kräftigen, daß eine Reform des Gerichtsverfahrens eine zeitgemäßige Forderung ist. Dem deutschen Reichskanzler hat der leitende russische Staatsmann, v. Giers, in Friedrichsruhe einen zweiten Besuch abgestattet, woraus sich schließen läßt, daß in der jetzt weltbewegenden Orientfrage neue Momente hervorgctreten sind. Angeblich sollen die Kaisermächte der Pforte den Rath-«theilt haben, die"Vereimgung vön Nock-' und Süd-Bulgarien anzuerkennen und ihre ganze Aufmerksamkeit auf Serbien und Griechenland zu richten. Demgemäß soll jetzt je ein türkisches Armeecorps an der griechischen, serbischen und bulbarischen Grenze aufgestellt, auch in Mace- domen die Einführung der Reformen, welche im Berliner Vertrage verheißen werden, angekündigt werden. Wenn die „Nordd. Allg. Ztg." wirklich die Ansichten des Reichskanzlers treu wicker- giebt, sieht derselbe in dem für die Monarchisten so überraschend günstigen Ausfall der französischen Wahlen noch keine Gefahr für die dortige republikanische Regierungsform, sondern eher den Anstoß zu einem Ausgleich zwischen den Opportunisten und Radikalen. Nicht minder beschäftigt man sich in Friedrichsruhe mit der bevorstehenden Ernennung eines Regenten für das verwaiste Herzogthum Braunschweig und mit den Vorbereitungen zu den preußischen Landtags wahlen. In Bezug auf die Erstere, welche am 19. d. M. erfolgen soll, ist zu bemerken, daß die Candidatur des Prinzen Reuß nicht mehr, in Frage steht und Prinz Albrecht von Preußen die meiste Aussicht haben dürfte, an Stelle des Herzogs von Cumberland in Braunschweig zu herrschen. Die schroffe Haltung, welche die Conservativen in Hannover bei der Agitation für die preußischen Landtagswahlen den National liberalen gegenüber einnehmen, wird vielfach nur als die letzte verzweifelte Anstrengung angesehen, den voraussichtlichen und unvermeidlichen Bruch der „Kreuzzeitungsleute" mit der preußischen Regierung aufzuhalten oder aber sich für den Kill desselben als Macht zu »eigen. Auch in Oesterreich fühlt daS Ministerium das Bedürfnis» einer regieruwgsfteundlichen Mittelpartei und begrüßt deshalb den neuen ^^e»^8?geördneten^äü^e^iterpe8^E über die künftige Haltung der Regierung gegen über den nationalen Kämpfen in Böhmen ein gebracht worden sind. Eine ebenso schwierige Stellung nimmt die ungarische Regierung den Kroaten gegenüber ein, die ebensogut wie die Czechen Nähte beanspruchen, welche mit der Staatseinheit in Widerspruch stehen. Daß dieselben gerade jetzt durch die Wegführuna der kroatischen Kameralacten nach Pest und durch eine im Landtag zu Agram von dem BanuS Grafen Khuen versuchte unglückselige Rechtfer tigung dieser Maßregel aufiS Aeußerste gereizt wurden, dürste nachttäglich bedauert werden. Die Opposition des kroatischen Landtags bean tragt nun, in einer Adresse an die Krone die Enthebuktg des Banus zu verlangen, da dürch die freilich von ihr selbst provozirten skandalösen Vorgänge im Landtage dessen und des HauseS Würde so tief verletzt worben sei, daß derselbe nicht mehr an der Spitze der Regierung bleiben könne. Gerade jetzt muß die ungarische Regie rung Unruhen in Croatien möglichst vermeiden, weil dadurch die bereits in Waffen stehenden Serben in gefährlicher Weise ermuthigt werden könnten. Angeblich soll neuerdings die öster reichisch-ungarische Regierung sich geneigt gezeigt haben, einer Vereinigung Altserbiens und Macc- voniens mit Serbien unter der Bedingung zu zustimmen, daß Serbien mit Oesterreich-Ungarn eine Handels- und Militärconventiön abschueßt. Das italienische Portefeuille des Aus wärtigen ist an den Grafen Robilant, dm bis herigen Vertreter am österreichischen Hofe und Gemahl der österreichischen Prinzessin Clary übergegangen, was m Wien sehr angenehm berührte. Trotzdem Graf Robilant in ver Schlacht bei Novara am 23. März 1849 die . linke Hand verlor und sich in verschiedenen Feld zügen auSzeichnete, hat sich derselbe seit dem Jahre 1870 auf seinem Botschaftervosten in Wim al« ein nützlicher Beförderer der guten Beziehungen Italien« zu Oesterreich und Deutschland erwiesen. Trotzdem daS genaue Ergebniß der Wahlm in Frankreich noch nicht zrffermäßig feststeht, ist an der Niederlage der Republikaner nicht zu zweifeln. DaS Ministerium muß mit der Mög lichkeit rechnen, nach Beendigung der Stich- Wahlen WO—240 Monarchisten (Royalist« und Bonapartisten) in der Kammer zu seh«. Selbst dieser verblüffende Mißerfolg vermochte bis jetzt die Republikaner nicht zu einigen. Die Gemäßigten unter denselben sehen in der An näherung des Ministeriums Brisson und der Opportunisten au die Radikalen dm Hauptgrund der Niederlage. Bis auf verschicken« Gttaßen- krawalle vür der allzu stege-frohen Rckactio« de« Pariser „GckuloiS" stm> die französisch« Amtsblatt der Kgl. AmtshauPtmaunWst, der Kgl. Schulms-ectioa u. des Kgl. Hauptsteucramtes zu Bachen, sowie des Kgl. Amtsgerichtes md des Stadttathes M Bischosswcrda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Bestellungen werde» bei allen Postanstalten Zftrserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung AAttUwch- und GwmoabmdS, und kostet einschließlich des deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend fmden, werden bi »er Sonnabends erscheinenden „belletristische« Beilage" in der Expedition dieses Blattes angenommen. angenommen u. I vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. Einzelne Nummer 10 Pf. —