Volltext Seite (XML)
Ms- M Meigeblatt für den Syirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung LS«« L»S Abonnement oierretj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhalmngsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelegr.-A-rrstr: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. —. — 53. Jahrgang. — - Dienstag, den 27. November Biehzählnng betreffend. Nach Verordnung des Königl. Ministeriums des Innern vom 26. Oktober 1006 ist am 1. Dezember 1806 eine beschränkte Viehzählung vorzunehmen. Mit der selben wird gleichzeitig die alljährlich zu besorgende Konsignation der Pferde und Rinder verbunden. Die Erhebungen besorgen Beamte des Stadtrates. In die zur Verwendung kommenden Ortslisten wird die Zahl sämtlicher am 1. De zember in den einzelnen Grundstücken (Häusern, Gehöften, Anwesen u. s. w.) und den dazu gehörigen Nebengebäuden vorhandenen Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen eingetragen. Die Viehbesitzer oder deren Stellvertreter ersuchen wir hierdurch, den mit der Zählung beauftragten Beamten genaue und erschöpfende Auskunft zu erteilen. Eibenstock, den 24. November 1006. Der Stadtrat. Hesse. Müller. Kandel und Atotte. Ein stolzes Gefühl durchzieht die Brust eines jeden Deut schen, wenn die Rede kommt auf den Aufschwung, den die deutsche Industrie und der deutsche Handel seit dem Jahre 1871 genommen haben. Ausgehend von kleinen Anfängen, haben sie sich immer größere Gebiete in der Welt erworben, sodaß zur Zeit der deutsche Außenhandel den zweiten Platz in der Welt einnimmt und nur noch hinter dem britischen zurücksteht, aber mit einem Werte von rund 12 Milliarden Mark gegen 18 Milliarden Mark des englischen Handels die sen wenigsten zu ^/z erreicht. Mit ebenso berechtigtem Stolz aber kann Deutschland auch auf die Leistungen seiner Handelsflotte blicken, die das, was deutscher Fleiß geschaffen hat, in alle Welt trägt. Die schnellsten Fahrten werden von deutschen Schiffen gemacht, und erst mit einem Abstand von rund 1b v. H. folgen ihren Leistungen englische und französische Schiffe. Die deutsche Handelsflotte weist im Durchschnitt von allen Handelsflotten die größten Schiffe auf. Während die englischen Handels schiffe, Segler und Dampfer, eine durchschnittliche Größe von 506 Tonnen haben, sind die deutschen Schiffe 560 Tonnen groß. Die Durchschnittsgröße der deutschen Dampfer beträgt sogar 1066 Tonnen gegen nur 838 Tonnen der englischen Dampfer. Von den 56 über 12000 Tonnen Brutto großen Handelsdampfern, die es in der Welthandelsflotte im Jahre 1005 gab, kamen 14, darunter das größte die „Kaiserin Auguste Viktoria" mit 25000 Tonnen, auf Deutschland. Aber nicht nur nach der Zahl ist die deutsche Handels flotte gewachsen, auch ihre Güte hat beträchtliche Fortschritte gemacht. In den letzten zehn Jahren hat die Welthandels flotte, die mit den letzten im Nautikus veröffentlichten Be rechnungen, in Segelschifftonnen ausgedrückt, über 61 Millionen Registertonnen verfügt, einen Zuwachs von 54^ v. H. auf zuweisen, während der Zuwachs der deutschen Handelsflotte in derselben Zeit und unter Zugrundelegung derselben Be rechnungsart 0I,s v. H. beträgt. Sie wird in ihrem Wachs tum nur von der Handelsflotte Japans und Rußlands über troffen, deren größerer Aufschwung sich daraus erklärt, daß ihr Bestand vor 10 Jahren wesentlich kleiner, eine Steigerung also viel leichter war. Im Gegensatz dazu hat die Zunahme der britischen Handelsflotte nur 36,» v. H. betragen. Freilich ist England in der Lage durch seine gewaltige Kriegsflotte seinen Handel unter allen Umständen sicher zu stellen. Unsere Flotte dagegen reicht vielleicht aus, unsere Küsten zu schützen, wäre aber keinesfalls im Stande, unserm Handel auf dem offenen Meere die Bahn frei zu halten. Welche Folgen das aber im Falle eines Krieges für Handel und Wandel in der Heimat und besonders für unsere zahlreichen Industriearbeiter haben würde, ist gar nicht abzusehen. Trotz dem gibt es immer noch Leute, die von uferlosen Flotten plänen reden und von einer Verstärkung unserer Kriegsflotte nichts wissen wollen. Und doch ist eine starke Kriegsflotte das einzige Mittel, den Handel zu heben, wie am besten Japans Beispiel zeigt, dessen Handelsflotte in den letzten zehn Jahren unter dem Schutze einer achtunggebietenden Flotte um 301 v. H., also fast um das vierfache gewachsen ist. Geben wir unseren Reedern und Schiffsbesitzern die Ge wißheit, daß auch in Kriegszcilen eine starke deutsche Flotte ihnen Schutz gewährt, so wirb auch unsere Handelsflotte in entsprechender Weise wachsen. Das aber würde naturgemäß wieder auf den ganzen Wohlstand im Lande zurückwirken, nicht nur weil die Schiffe Bemannung brauchen, weil sie Handel und Wandel in unseren Häfen heben, sondern auch weil sie unserer heimischen Industrie und dadurch zahlreichen deutschen Arbeiterfamilien lohnenden Verdienst gewähren würden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Eine Meldung der „Kölnischen Zeitung" weist darauf hin, daß über die zu ergreifenden Maßnahmen gegen die Fleischteuerung die maßgebenden Regierungskreise sich noch immer nicht schlüssig geworden sind. Es sei aber zu erwarten, daß mit dem Amts antritt des neuen Ministers die Erledigung der Fleischnotfrage ein rascheres Tempo einschlagen wird. Die ganze Lage würde allerdings, falls bas in den letzten Tagen eingetretene rasche Sinken der Schweinepreise anyalte, ein anderes Gesicht an nehmen. Die Schweinepreise sind im Durchschnitt schon unter 65 Mark gesunken, ein Preis, den man im allgemeinen für die Mindestgrenze einer lohnenden Einfuhr bei Ansatz des Zolles und Risikos erachtet. Auch habe sich der Unterschied zwischen den inländischen Schweinepreisen und den augen blicklichen Preisen in den Nachbarländern, die für die Einfuhr in Betracht kommen, in den letzten zwei Wochen immer mehr ausgeglichen. Es würde daher begreiflich sein, wenn die Einfuhr lebenden Viehs bei der Gefahr der Seucheneinschlepp ung, die sich auch bei den größten Vorsichtsmaßregeln nicht völlig beseitigen lassen wird, von der Regierung jetzt weniger in Betracht gezogen würde als andere Maßnahmen. Man sollte das Augenmerk auf die Erleichterung der Einfuhr von frischem, vor allem von gefrorenem Fleisch richten und diese Einfuhr schleunigst von allen sie ohne zwingenden Grund er schwerenden Bestimmungen befreien. — Nach wölfischen Meldungen zur braunschweig ischen Frage soll der Herzog von Cumberland, der für sich und seinen ältesten Sohn bereits auf die Thronfolge in Braun schweig verzichtet hat, nun auch für sich und sein Haus der Ansprüche auf Hannover entsagen wollen. Der jüngere Sohn werde dann den Anspruch auf den braunschweigischen Thron aufrecht erhalten. Bei den intimen Beziehungen, die der Her zog mit den hannoverschen Welfen noch immer unterhält, scheint das Aufgeben seines bisher so hartnäckig festgehaltenen Standpunktes wenig glaubhaft. — Das von einem Braun schweiger Blatte verbreitete Gerücht über Verhandlungen, die die Uebertragung der Regentschaft auf den Prinzen Eitel Friedrich zum Ziele hätten, wird von unterrichteter Seite als unbegründet bezeichnet. — Ueber Stadt und Land ist im „Berl. Tagebl." zu lesen: „Die starke jährliche Vermehrung der Bevölkerung Deutschlands um annähernd 000000 Köpfe ist in der Haupt sache der hohen Geburtsziffer auf dem platten Lande, in zweiter Linie erst dem Rückgänge der Sterbeziffer in den Städten zu danken. Der jährliche Zuwachs wäre freilich größer, wenn nicht in den Großstädten die Geburtenziffer weit hinter dem Reichsdurchschnitt zurückbliebe. Die relative Zahl der Geborenen nimmt in den Großstädten auffallend ab." Sehr richtig! Sollte das „Berl. Tagebl." nun endlich erkennen, welche wirtschaftlichen Konsequenzen aus dieser Tat sache gezogen werden müssen? — Deutsch-Südwestafrika. Wie schon gemeldet, hatte eine Hottentottenbande am 1. November unter Stuermann den Posten Uchanaris überfallen und war dann durch Oberleutnant Frhrn. v. Fürstenberg in die östlichen Karasberge verfolgt worden, wo sie sich auflöste. Nach amt licher Meldung haben sich bis jetzt 73 Hottentotten bei Haupt mann Siebert an der Wasserstelle Lifdood (östliche Karasberge) gestellt. Darunter befinden sich 27 Männer, die 13 Gewehre abgaben. — Wie weiter schon mitgeteilt wurde, hatte eine Abteilung unter Oberleutnant Moliere die Bande des Hottentottenführers Fielding aus den Fischflußbergen vertrieben und in die Huibberge gejagt. Von dort zog Fielding südwärts über Tierkluft durch das Nuob-Revier an den Oranje. Oberleutnant Rausch folgte mit 35 Reitern der Abteilung Moliere der Spur des Feindes und stieß am 16. November auf dessen Werft in schwer zugänglichem Ge lände. Der überraschte Gegner floh unter Preisgabe seiner gesamten Habe und seines Viehs und wich vor der scharfen Verfolgung südwärts bei Loreley über den Oranjefluß auf englisches Gebiet aus. — Oesterreich-Ungarn. Feldmarschall-Leutnant Konrad v. Hötzendorf ist zum Chef des österreichisch-un garischen Generalstabes ernannt worden. — Frankreich. Die Jnoenturaufnahme in den französischen Kirchen wurde in den letzten Tagen mit großer Energie durchgeführt und ist so gut wie abgeschlossen. An vi-len Orten leisteten die Bauern erbitterten Widerstand. In Landerneau, Ploudaniel, Guerrieu und Plouguerneau (Departement Finisterre), ferner in Brest, Aussillon (Dep. Tarn), Ponwrols (Dep. S6rault) und im Priester-Seminar zu Mende (Dep. Loz^re) kam es zu heftigen Zusammenstößen; Kirchen türen wurden erbrochen, zahlreiche Gendarmen, Soldaten und Bauern verwundet und mehrere Verhaftungen vorge- nommen. Bei der Inventaraufnahme in Waeregham, Dep. Nord, wurden zwölf Soldaten verwundet und sechs Ruhe störer verhaftet. Während der Inventaraufnahme in der Kirche von Linselles wurde ein Offizier des 127. Infanterie- Regiments am Kopfe verwundet. — England. Die englische Regierung beschloß, ein neues großes Kriegsschiff vom Typus des Dreadnought in Bau zu geben. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. November. Vorigen Donnerstag fand im Saale des Feldschlößchens das erste dies jährige Abonnement-Konzert der hiesigen ver stärkten Stadtkapelle unter Leitung des Herrn Musikdirektor Tittel statt. Als Solist war Herr Kapellmeister Haberkorn aus Chemnitz gewonnen worden. Das Programm war sorg fältig ausgewählt und bot in reicher Abwechselung sehr viel des Guten. Die Nummern 2—7 desselben sind ganz besonders hervorzuheben. Die Solis wurden alle technisch sicher, tadel los reiit und warm empfunden zu Gehör gebracht und die Begleitung war so gehalten, daß der Solist in seinen einzelnen Darbietungen nur vorteilhaft wirkte. Das Andante aus der Sonate von Beethoven, die Fantasie aus „Carmen" und die Ouvertüre zu Mignon wurden gut nuanciert wiedergegeben, wenngleich die Holzblasinstrumente hie und da an Reinheit zu wünschen übrig ließen. Das Streichquartett war in jeder Beziehung schön. Um den Chor der Friedensboten, den Kaisermarsch, beide Nummern von R. Wagner und die Fest- ouverture von Lassen wirkungsvoller zu gestalten, müßten der verstärkten Kapelle noch ein bis zwei Proben mehr zur Verfügung stehen. Das Konzert war leider nur mäßig be sucht und wird Herrn Musikdirektor Tittel, der für ein gutes Gelingen allen Fleiß aufgewendet hatte, kaum einen nennens werten pekuniären Erfolg gebracht haben. Ein viel regeres Interesse und eine weit größere Beteiligung von feiten des Publikums wäre sehr am Platze. Die Anwesenden folgten den einzelnen Darbietungen mit großer Aufmerksamkeit und spendeten, sehr befriedigt, reichen, wohlverdienten Beifall. — Eibenstock, 26. November. Am Freitag begingen in körperlicher und geistiger Rüstigkeit Herr Erdmann Schröder und seine Gattin im Kreise einer zahlreichen-' Nachkommenschaft ihr goldenes Ehejubiläum. Möge es dem Jubelpaare vergönnt sein, sich noch recht lange gleicher Frische zu erfreuen. — Eibenstock, 23. November. Eine beachtenswerte Abänderung der Bestimmungen für die Verleihu n g des tragbaren Ehrenzeichens für Arbeiter und Dienst boten hat das Kgl. Ministerium des Innern durch Ver ordnung vom 23. Oktober 1006 getroffen. Während nämlich früher das Ehrenzeichen nur an solche Arbeiter und Dienst boten verliehen werden konnte, die sich nach vollendetem 25. Lebensjahre 30 Jahre lang ununterbrochen in einem und demselben Arbeits- bez. Dienstverhältnisse befunden hatten, somit die Erlangung des Ehrenzeichens günstigsten Falles nach dem 55. Lebensjahre des Arbeiters oder Dienstboten möglich war, wird jetzt die zurückzulegende 30 jährige Arbeits- öder Dienstzeit schon vom zurückgelegten 18. Lebensjahre an ge rechnet. Außerdem aber gilt im Gegensätze zu früher die von Arbeitern oder Dienstboten geleistete aktive Militärpflicht dann nicht als eine Unterbrechung in der Arbeitszeit, wenn eine Rückkehr in das frühere Arbeits- oder Dienstverhältnis unmittelbar nach beendeter Militärdienstzeit stattfindel. Das Ehrenzeichen kann demnach von einem Arbeiter oder Dienst boten sch.>n nach Vollendung des 48. Lebensjahres erlangt werden, wenn sonst der Verleihung keine Gründe entgegen stehen. Das Kgl. Ministerium des Innern hat sich außerdem vorbehalten, das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit aus nahmsweise auch dann zu verleihen, wenn die vorer wähnten Voraussetzungen und die sonst hier einschlagenden Bedingungen nicht durchweg erfüllt sind. — Eibenstock, 26. November. Auf die in der Exped. d. Bl. verkauften Lose der Zwickauer Ausstellungs lotterie sind außer mehreren kleineren auch zwei größere Gewinne gefallen, und zwar ein solcher im Werte von 300 Mk., bestehend in einer Scheibenbüchse, einem Rasenmäher, einer silbernen Herrenuhr, 2 Oelbildern und einer gestickten Decke, sowie einer im Werte von 100 Mk., bestehend in einer Näh maschine. — Sofa, 24. November. Infolge eines Streites wurde am Sonntag ein Steinbruchsarbeiter von einem Hand arbeiter aus einem hiesigen Gasthause unsanft entfernt. Hier bei stürzte der Hinausbeförderte mehrere Stufen herab und blieb im Hausflur besinnungslos liegen. Es wurde sofort ein Arzt zu Rate gezogen und der Verletzte erlangte auch vorübergehend das Bewußtsein wieder. Leider verschlechterte sich jedoch, nachdem man ihn in seine Wohnung gebracht hatte, sein Zustand derart, daß er seinen Verletzungen heute früh erlegen ist. Der Verstorbene sowohl wie der Täter sind Familienväter. — Chemnitz, 23. Novbr. Heute früh '/,9 Uhr ist