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Mts- M AiUMblatt für den öesirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung is«« is» Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen"' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Letegr.-Adrestr: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchrr Nr. 2lll. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — —53. Jahrgang. Somabend, den 20. Oktober Nachgenannte Herren sind als Bürger der Stadt Eibenstock verpflichtet worden am 29. September 1906: Döring, Oswald Theodor, Friseur, Ariednch, Friedrich Alexander, Kgl. Amtsgerichtsdiener, Genscher, Karl Hermann, Kaufmann, Geier, Friedrich Ernst, Fleischbeschauer, Kakfilnher, Paul, Rechtsanwalt u. K. S. Notar, Köhl, Aaron Paul, Stickmaschinenbesitzer, Korbach, Max Ernst, „ Keymann, August Emil, Waldarbeiter, Küster, Alban, Maschinensticker, Ingett, Karl Ernst, Zeichner, Kehler, Karl Georg, Kaufmann, Lip'pmann, Karl Felix, Polizeiregistrator, Mehnert, Max Emil, Buchbinder, Müller, Ernst Emil, Ratsregistrator, „ Ernst David, Postsekretär, Wohbach, Emil Alfred, Kaufmann, Schneidenbach, Max Oswald, Sattler und Tapezier, Staab, Ernst Gustav, Appreteur, Slölzel, Gottlieb Georg, Buchbinder, Walther, Emil, Maschinensticker, „ Carl Alfred Richard, Kaufmann, Magner, Gustav Emil, Maschinensticker, Weichelt, Emil Paul, Platzmeister, Meist, Georg Rudolf, Bureauvorstand, Werner, Gustav Adolf, Maschinensticker, Wolf, Paul Edwin, Stickmaschinenbesitzer; am 1. Oktober 1906: Gerber, Ernst Richard, Kgl. Obergrenzkontrolleur, Kacker, Wilhelm Max, Kgl. Oberzollinspektor, Ritter pp., Äudolph, Robert Ernst, Postassistent; am 15. Oktober 1906: Wachmann, Max Oskar, Bauunternehmer, Innke, Rudolf Albert, Kaufmann, Leitet, Richard Georg, Kunze, Heinrich Konrad, Bürgerschullehrer, Wrehl, Kurt, Bürgerschullehrer, Wockkroh, Richard Kurt, Fuhrwerksbesitzer, Wagner, Robert Rudolph, Bügerschullehrer; am 18. Oktober 1906: Grabowsky, Friedrich Wilhelm, Gendarm, Ahiimmler, Paul Emil, Kaufmann. Stadtrat Eibenstock, den 18. Oktober 1906. .Hesse. Müller. Tagesgeschichte. — Deutschland. In Bonn fand die feierliche Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Anwesenheit des Kaisers und zahlreicher Fürstlichkeiten statt. — Nach langer Abwesenheit ist Mittwoch vormittag um 10 Uhr 40 Minuten der Reichskanzler Fürst von Bülow zu dauerndem Aufenthalt wieder in Berlin einge troffen. — Dem braunschweigischen Landtage ist eine Regierungsvorlage zugegangen, in der, nach Darlegung der bisherigen Vorgänge, mitgeteilt wird, daß der Regent schaftsrat und das Ministerium einstimmig beschlossen haben, nunmehr die Neuwahl eines Regenten in die Wege zu leiten. — Ueber das Räuber st ückchen in Köpenick werden u. a. noch folgende Einzelheiten gemeldet: Die Frech heit des Verbrechers war unglaublich. Einem Gendarmen, den er im Rathause traf, erteilte er den Befehl, draußen für die nötigen Absperrungen und Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen. Für denselben Zweck ließ er sich vom Polizeiin spektor Jäckel auck noch einen Polizeisergeanten zur Verfügung stellen. Der Gendarm mußte dann auch noch bei dem Gast wirt Augustin für die Mannschaften Kaffee bestellen. Der Hauptmann traf alle seine Anordnungen und Befehle mit einer solchen Ruhe und Bestimmtheit, daß niemand Verdacht schöpfte. Er fiel auch nicht einen Augenblick aus der Rolle. Daß die Lage des Bürgermeisters Or. Langerhans und der anderen Beamten leicht gefährlich hätte werden können, geht aus den Zeugenaussagen der Soldaten hervor. Diese be kunden auf Befragen alle, daß sie bereit gewesen wären und sich verpflichtet gefühlt hätten, jeden Befehl, auch die schärf sten Maßregeln ihres vermeintlichen Vorgesetzten auszuführen. Ein Stadtrat, der an einem Posten vorbei sein Zimmer ver lassen wollte, hätte beinahe mit der blanken Waffe unliebsame Bekanntschaft gemacht. Der Polizeiinspektor weilte gerade im Rathaus, um sich einen kurzen Urlaub für ein Bad zu nehmen. Ehe er seinen Vorgesetzten fand, brach das Gewitter über die Stadtväter herein. Der Polizeiinspektor bringt dann seine Bitte dem — „Herrn Hauptmann" vor, der ja die Gewalt innehatte. Und der gütige Offizier gewährte ihm die Bitte mit einer nonchalanten Handbewegung. Weiter: Man hat die Soldaten befragt: „Ist euch denn gar kein Bedenken ge kommen, als ihr die Rathausszene erlebtet?" Antwort: „Nein, denn die Gendarmerie nahm ja auch überall Absperr ungen in den benachbarten Straßen vor!" Und die Gen darmerie blieb ihrerseits arglos, weil sie die blinkenden Bajonette vor dem Rathausportale sah. Welch eine Komödie der Irrungen! Die Persönlichkeit des Abenteurers wird als die eines Mannes geschildert, der mit militärischen Dingen unzweifelhaft genau Bescheid gewußt haben muß. Der Kaiser hat unverzüglich telegraphischen Bericht über die Affäre ein gefordert. Die Kriminalpolizei beider Städte ist in eifrigster Tätigkeit, dem frechen Gauner nachzuforschen, ein Teil seiner Ausrüstungsstücke ist bereits gefunden morden. — Auf die Ergreifung des Kaffenräubers hat der Regierungspräsident von Potsdam eine Belohnung von 2000 Mk. ausgesetzt, der Magistrat von Köpenick eine solche von 500 Mk. — Berlin, 17. Oktober. (Amtliche Meldung aus Südweftafrika.) Am l2. Oktober wurde an der Ost grenze zwischen Holpan und Sandpüts (südlich HusuuO eine starke Hottenwttenbande von der 3. Kompagnie des 2. Feld regiments angegriffen. Der Feind floh nach zweistündigem Gefecht größtenteils in südwestlicher Richtung und wurde von der 3. Kompagnie sowie 8. Batterie unter Führung von Major Siebert verfolgt. Unsererseits zwei Retter ge fallen, zwei leicht verwundet. Ein kleinerer Teil der Bande floh über die englische Grenze. Nach übereinstimmenden Nachrichten halte der bei Holpan geschlagene Gegner vorher auf englischem Gebiet gesessen und mit einem Waffenschmuggler verhandelt. Der englische Magistrat zu Rietfontein 8.0. be stätigte diese Nachricht und drückte am 10. Oktober sein Be dauern darüber aus, daß er nicht in der Lage gewesen sei, diese Leute zu entwaffnen und festzunehmen. — Frankreich. Ministerpräsident Sarrien beab sichtigt, sein Amt aus Gesundheitsrücksichten niederzu- legen. In politischen Kreisen glaubt man, Präsident Fälliges werde Clemenceau die Bildung des neuen Kabinetts übertragen. — Die französische Kriegsflotte hat wieder um den Verlust eines Unterseebootes mit voller Bemannung zu beklagen. In dem tunesischen Hafen von Biserta, wo vor einiger Zeit das Boot „Far- fadet" verloren ging, ist, wie schon telegraphisch gemeldet, während einer bei starkem Seegang unternommenen Tauch übung das Unterseeboot „Lutin" in 40 Meter Wassertiefe auf den Grund gesunken. Bis jetzt ist es trotz eifrigerWe- mühungen, an denen auch ein englisches Schiff aus Malta teilnimmt, nicht gelungen, an das verunglückte Boot heranzu kommen, und die Besatzung, ein Offizier und 17 Mann muß als verloren gelten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eiben st ock, 19. Oktober. Vor vollbesetztem Hause hielt unser neuer Stadtmusikdirektor Herr Hans Tittel am Mittwoch sein A n tr i t t s k o n z e r t. Eigenartige Ver hältnisse mögen es bedingen, wenn Eibenstock ca. ein halbes Jahr ohne Musikdirektor sein mußte; darüber.zu sprechen, ist hier nicht Aufgabe. Die Zusammenstellung des Programms war für ein Antrittskonzert gar nicht so übel; vielleicht hätte der 2. Teil, auch „klassisch" angelegt, sicher vorteilhafter ge wirkt; denn wir werden mit „Märschen" und sogenannten „klassischen" Walzern zur Genüge gefüttert. — „Grammo phone!" — „Drahtkommode!" — Das Konzert wurde durch den ernst gehaltenen, kraftvollen Marsch: „Einzug der Bo jaren" von I. Halvorsen eingeleitet. Nr. 2, Ouvertüre zur Oper „Zauberflöte" von Mozart war korrekt durchgeführt und es war erfreulich, wie glatt die „flirrte" Art eines Mo zart an uns herantrat. Diese und ähnliche Musik dürste wohl jederzeit gerne gehört werden. Nr. 3, das Ständchen: „Ich grüße Dich", Cello-Solo (Herr H. Tittel) war mit Gefühl gegeben. Nr. 4, „Llomvnt inu8loal6" von Schubert, eine Art Zigeunerweise (Schubert hat oft und viel Zigeunermu siken gelauscht) war scharf accentuiert, über das Tempo haben wir uns früher einmal ausgesprochen. Nr. 5, „Ein Jm- mortellenkranz auf Lortzings Grab", Fantasie von Rosenkranz, ist eine für uns werte Komposition, zeigt sie doch Lortzings Art in mannigfacher Weise. Die Durchführung war gut. Im 2. Teile fand wohl die junge Schar der Konzertbesucher (mit Ausnahme von Nr. 7, Paraphrase über Schuberts Ständchen von Eilhard) in den munteren Reigenweisen und Melodien lebhafte Anregung. Herr Musikdirektor Tittel hat sich Mühe gegeben, und wird fleißig darnach streben, das zu bieten, was die Allgemeinheit befriedigen kann. Dazu unsere besten Wünsche! — Eibenstock. Nachdem wir bereits von den bevor stehenden Aufführungen des Nationalfestspieles: „Deutsch lands 19tes Jahrhundert!" berichteten, wird es für unsere Leser von Interesse sein, etwas Näheres über den In halt dieses Werkes zu erfahren. Es bietet gewissermaßen einen Rückblick über die Errungenschaften des vergangenen, größten Jahrhunderts Deutscher Geschichte. Beginnend mit der Schilderung des Darniederliegens Deutscher Macht zu Anfang des Jahrhunderts, führt es uns in naturwahr ge stellten lebenden Bildern bis zu den Tagen unserer gegen wärtigen Machtstellung. Gewiß ein gewaltiges Programm, reich an herrlichen historischen Momenten. Daß es ge lungen ist, diese schöne aber schwere Aufgabe zu lösen und wie, ohne den Beschauer zu ermüden, das Ganze sich vor unseren Augen entrollt, darin liegt ein Hauptvorzug des Festspiels, dem es nicht zum Wenigsten seinen Siegeszug durch das deutsche Land zu danken hat. Die Einstudierung und Leitung liegt in den Händen des alleinigen Eigentümers Direkor R. Howarth-Berlin und nach den bisherigen Erfolgen dieses Herrn kann man mit hohen Erwartungen den Aufführ ungen entgegen sehen. Auch die gesamten Uniformen, Co- stüme und Waffen, bei dem großen Zeitraum der darzu stellenden Epoche, eine gewaltige Menge werden von obiger Direktion gestellt, sie allein bieten an Reichhaltigkeit und Farbenpracht schon eine Sehenswürdigkeit. — Eibenstock, 19. Oktober. Wettervorhersage: Freitag, den 19. 10. 06, abends 6 Uhr bis Sonnabend, den 20. 10. 06, abends: Mäßige südliche Winde, zunehmende Be wölkung, geringe Niederschläge, etwas wärmer. — Schönheide. Herr Sekretär Oskar Klemm, wel cher bei der hiesigen Gemeindeverwaltung seit dem Jahre 1899 tätig ist, wurde zum Gemeindevorstand von Nieder-Schlema gewählt. Derselbe wird sein neues Amt am I. Januar 1907 anlreten. — Schönheide, 18. Oktober. Die Vertreter des Holzarbeiteroerbandes setzen alle Hebel in Bewegung, um die Arbeitswilligen fernzuhalten. Mit welchen Mitteln diese Leute gegen die auswärtigen Arbeitswilligen vorgehen, ist im Nachstehenden zu ersehen. In der Schönheider Bürstenfabrik, Akt.-Gesellsch., vormals F. M. Lenk werden mehrere jugendliche böhmische Arbeiter beschäftigt. Die Ellern dieser Arbeiter wurden nun von den Agitatoren dahin verständigt, daß sie ihre Kinder wohl kaum Wiedersehen würden, da sie hier eine brutale Behandlung erführen und wohl noch totgeschlagen würden. Tatsächlich erschien heule eine Anzahl böhmischer Männer und Frauen bei der Firma und im hiesigen Ge meindeamt in Begleitung der hier anwesenden zwei Vertreter des Holzarbeiterverbandes und verlangten ihre Kinder zurück. Ein Zureden seitens der Firmeninhaber und der Behörde war vergebens. — Der Streik dauert fort. Gestern abend fand im „Gambrinus" hier eine außerordentlich starkbesuchte Versammlung der Streikenden statt. In derselben wurde über die Fortdauer des Streiks debattiert. Die Abstimmung war eine schriftliche, und sie ergab, daß 787 für und 5 gegen die Fortdauer des Streiks gestimmt hatten. — Sofa. Am 14. Oktober wurde in der hiesigen Oberförsterei den Waldarbeitern des Sosaer Staatsforst- revieres Johann Christian Grabi, Karl August Reiß- mann, August Heinrich Kleiner und Julius Friedrich Hermann das ihnen vom Königlichen Finanzministerium verliehene „Ehrenzeichen für Treue m der Arbeit" durch den Revierverwalter Oberförster Kühne in Gegenwart des Revier personales und einer Waldarbeiterabordnung ausgehändigt. — Dresden, 17. Oktober. Das sächsische Kultus ministerium hat beschlossen, mit Beginn des nächsten Schul jahres in einigen Gymnasien eine Teilung der beiden Primen in ie zwei Abteilungen, nämlich in eine sprachlich historische und eine mathematisch-naturwissenschaftliche vorzu nehmen. Die beiden Abteilungen sollen zwar nicht in allen, aber den hauptsächlichsten Fächern getrennten Unterricht er halten. Es würde dadurch einerseits ermöglicht, den sprachlichen Unterricht in der ersten Abteilung zu vertiefen, andererseits die künftigen Naturwissenschaftler, Mathematiker und Techniker besser für ihren besonderen Ruf vorzubereilen. — Zwickau, 11. Oktober. Strafkammer I. Die 26 Jahre alte Aufpasserin G. in Eibenstock leistete am 30. Mai dem Ratsvollzieher sowie 2 Schutzleuten daselbst, als