Volltext Seite (XML)
Amts- M Allzeigckatt für den Gchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung LS«« Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanftalten. Letrgr.-Adrtstr: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 2M. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 'H ------- 53. Aahrgang. ----- Dienstag, den 4. September Wegen Reinigung der Geschäftsräume werden Freitag und Sonnabend, den 7. und 3. September 1906 Fsir dingliche Sachen erledigt. Königliche AmtshauMannschast Schwarzenberg, am 24. August 1906. J^ Oeffentl. Sitzung des Bezirksansschusses zu Schwarzenberg findet Montag, den 17. September 1906, von vormittags 11 Uhr an im Sitzungs zimmer des Stadthauses z« Schwarzenberg statt Königliche Amts-anMannlchast Schwarzenberg, den 25. August 1906. R. 9. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten - Kollegiums Dienstag, den 4. September 1906, abends 8 Mr im Sitzungssaale des Rathauses. Eibenstock, den 31. August 1906. Der Stadtverordneten-Vorsteher. G. Diersch. 1) Beitritt der Stadtgemeinde zu einem Bauunfallversicherungsoerbande sächsischer Städte. 2) Hebefeier für das neue Rathaus. 3) Herstellung einer Eisbahn. 4) Beschlußfassung über eine Forderung für Musikleistungen. 5) Bewilligung von Reisebeihilfen zum Besuche der Kuusigewerbeausstellung in Dresden. 6) Kenntnisnahmen ». von einer Einladung; k. von einer Bahnangelegenheit; e. vom Berichte des Herrn Verbandskassenrevisors über die Revision der städt ischen Kassen; <l. vom Prüfungsergebnisse der Koch- und Abenbschulkassenrechnung auf das Jahr 1905. Hierauf geheime Sitzung. Mittwoch, den 3. September 1906 nachmittags 3 Uhr soll in der Restauration zum Stern hier 1 Sofa meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 3. September 1906. Der Ratsvollzieher der Stadt Eibenstock. Bulgarien. Die Spannung zwischen Bulgarien und der Pforte hat durch Verstärkung der türkischen Grenztruppen in Rumelien ein neues Merkmal erhalten. Den Mächten gegenüber be gründet die Regierung des Sultans diese militärische Maß regel damit, daß der angeblich durch Manöverzwecke allein nicht zu erklärenden Rührigkeit der bulgarischen Truppen in Ostrumelien erhöhte Wachsamkeit entgegengestellt werden müsse. Richtig ist jedenfalls soviel, daß die bulgarische Heeresleitung zuerst mit ungewöhnlichen Bewegungen angefangen hat, und daß die Türkei nur dem gegebenen Beispiele folgt. Besorgte Gemüter könnten darin die vorbereitenden Schritte zu einer kriegsmäßigen Mobilmachung erblicken. Doch hat man gute Gründe, den Ausbruch offener Feindseligkeiten zwischen Bul garien und der Türkei als mindestens recht unwahrscheinlich zu betrachten. Fürst Ferdinand ist persönlich kein Mann der Kriegs abenteuer; er sucht seinen Zielen, Gebietsvergrößerung Bul gariens und Erhebung zum Königreich, lieber durch diplomatische Mittel näher zu kommen. Der Minister des Aeußern General Petrow ist alles andere als ein Mann von Blut und Eisen. Zwar in Worten und Noten hat er jüngst gegen die Pforte viel Tapferkeit bewiesen, vielleicht sogar zuviel. Es wäre denkbar, daß die Aussprache, zu der ihn Fürst Ferdinand nach Marienbad berufen har, eher zu einer Milderung der diplomatischen Tonart gegen die Türkei führt als zu weiterer Verschärfung. Ein schneidiger Verfechter der national-politischen Bestrebungen Bulgariens ist der Minister des Innern Petkow. Da sich sein Draufgängertum aber mit einer starken Dosis staatsmännischer Klugheit paart, so wird man die Frage, ob dieser genaue Kenner der Orientlage den gegenwärtigen Zeit punkt zum Losschlagen gegen die Türkei für günstig halten kann, wohl verneinen muffen. Freilich haben die leitenden Männer Bulgariens mit einer hitzigen Strömung im Volke zu rechnen. Uebermächtig aber wurde diese erst anwachsen, wenn die Bulgaren für die bis jetzt nur theoretisch aufgestellte Beschuldigung, Fürst Ferdi nand und seine Minister gäben die Volksinteressen preis, handgreifliche Beweise erhalten sollten. Als ein Verrat an Bulgariens Zukunft würde es allerdings schon aufgefaßt werden, wenn die Großmächte ohne sofort erkennbare Ent schädigung für das Donaufürstentum den Anfall Kretas an Griechenland genehmigen wollten. Neber die daraufhin von Sofia aus zu erwartenden Schritte hat die bulgarische Diplo matie die Kabinette der kretischen Schutzmächte in Paris, London, St. Petersburg und Rom nicht in Zweifel gelassen. Die Antwort hierauf ist aber bereits erteilt worden und wird wohl in der tröstlichen Zusage bestehen, daß Griechenland für absehbare Zeit Kreta nicht annektieren dürfe. Auch eine sonderbare Meldung der „Schlesischen Zeitung" aus Wien über die Selbständigkeitsmachung Mazedoniens und Altser biens unter Prinz Mirko von Montenegro (siehe Tagcsgeschichte) könnte, wenn England wirklich derartiges betriebe, auf Bul garien wie rotes Tuch auf den Stier wirken. Fürst Ferdinand ist aber vermutlich durch König Eduard in den wiederholten Marienbader Unterredungen darüber beruhigt worden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Im Lustgarten zu Potsdam fand in einem feierlichen Akt der D i e n st e i n t rl t t des P rinzen Oskar von Preußen beim ersten Garde-Regiment statt. Der Kaiser, der Kronprinz und die in Berlin anwesen den Prinzen des königlichen Hauses und der regierenden deutschen Häuser, die Lehrer und Erzieher des Prinzen, die Militärbevollmächtigten der Bundesstaaten, die fremdländischen Offiziere und das Kadettenhaus in Potsdam wohnten der Feier bei, zu der aus Berlin Großfürst Wladimir, Erzherzog Joseph und der Herzog von Genua eingetroffen waren. — Wie die „Berliner Neuesten Nachrichten" aus zuverlässiger Quelle hören, sind die Differenzen zwischen dem Reichskanzler Fürsten Bülow und dem Minister v. Podbielski ausgeglichen worden. Der Minster Hal auch die indirekten Beziehungen zur Firma Tippelskirch gelöst und verbleibt im Amte. — Der sozialdemokratische Parteivorftand be ginnt mit der Erstattung seines Berichtes für den Mann heimer Parteitag und zeigt in ihm wieder einmal, wie die sozialdemokratischen Organisationserfolge errungen werden. Der Bericht ist deshalb allen bürgerlichen Parteien zu ein gehendstem Studium, die Organisationsbestrebung zur Nach ahmung zu empfehlen. Man erkennt auch aus diesem Be richte, wie vielseitig die Wähler angepackt werden müssen, da mit politische Erfolge bei den Wahlen errungen wer den. Was hat die Sozialdemokratie nicht für Einrichtungen getroffen, um mit den Wählern in steter Fühlung zu bleiben, sie immer von neuem zu bearbeiten, neue Anhänger zu ge winnen. Da werden Parteisekretäre angestellt, Arbeitersekre tariate eingerichtet, Flugblätter herausgegeben, Broschüren geschrieben, Kalender abgesetzt, Tätigkeitsübersichten gegeben, die Parteipresse erweitert, für Parteifunktionäre Kurse abge halten, Feiern zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls abgehalten, die Erträge aus den verschiedensten Veranstalt- ungen für allgemeine Parteizwecke verwendet, die Wahlklein arbeit aufs genaueste vorbereitet usw. usw. Wenn die bürger lichen Parteien in ähnlicher Weise vorgehen und die Wahlen vorbereiten, so werden sie, namentlich dann, wenn sie zu ge gebener Zeit alle ihre so gestählten Kräfte zusammentun, bei den Wahlen bessere Erfolge gegenüber der Sozialdemokratie erringen, als bisher. — Bündnis der Riesenbasare. Nach dem „Konfektionär" ist zwischen den Firmen Hermann Tietz in Berlin und John Wanamaker in Newyork und Philadelphia eine Interessengemeinschaft zustande gekommen, nach welcher die Firmen sich gegenseitig ihre Organisationen, jede für den Markt der andern Firma, zur Verfügung stellen. Die Firma Tietz in Berlin kann für ihren Einkauf in den Vereinigten Staaten sich der Organisation der amerikanischen Waren hausfirma bedienen, diese für den Einkauf in Deutschland der Organisation von Tietz. Diese Abmachung ist für beide große Warenhäuser von bedeutendem Vorteil. Einmal er sparen beide Einkäufer Kommissionäre und andere Mittels personen; dann aber wird es diesen Großfirmen noch mehr als bisher möglich, ganze Fabriken von sich abhängig zu machen und ihnen die Preise zu bestimmen. Den Schaden haben von solchen Vereinbarungen Glieder des Mittelstandes. Selbst der „Konfektionär" muß zugeben: „Wie alle der artigen Verbesserungen, würde sie für einige Glieder, die da durch ausgeschaltet werden, unangenehme Wirkungen zeitigen. Denn die logische Folge derartiger Interessengemeinschaften wäre die Errichtung von Einkaufskontoren in den Zentren der obengenannten Industrien von ähnlicher Art, wie sie amerikanische Häuser schon seil längerer Zeit in Chemnitz, Plauen und anderen Mittelpunkten der Textilindustrie unter halten. Diese Einkaufskontore würden so manchen Agenten, Kommissionär und Verleger überflüssig machen." Der „Kon fektionär" tröstet die Welt damit, daß aber durch solch inter nationale Vereinbarungen der Völkerfrieden gefördert würde. Wir glauben indes nicht recht an diese Förderung. — Berlin, 1. September. Die „N. A. Z." schreibt: Durch die Presse aeht die Nachricht, der Kommandeur der Schutztruppe in Südwestafrika, Oberst von Deimling, habe den Weiterbau der Eisenbahn Lüderitzbucht-Kubub his Keetmannshoop auf eigene Faust angeordnet. Es ist richtig, daß Oberst von Deimling wiederholt beim Oberkommando der Schutztruppen und beim Generalstab beantragte, die Eisenbahn Lüderitzbuchl Kubub sofort nach Erreichung Kububs als Feldbahn bis Keetmannshoop weiter zu bauen, da er den schleunigen Bau der Strecke Kubub-Keetmannshoov im militärischen Interesse und zur Sicherung des Nachschubs für unbedingt notwendig erachtet. Zugleich hat Oberst von Deimling um die Entsendung des erforderlichen Materials gebeten. Auf diese Anträge wurde dem Obersten durch den Generalstab in Uebereinstimmung mit dem Reichskanzler telegraphisch eröffnet, daß das Material für den Weiterbau der Bahn über Kubub hinaus ohne Bewilligung der Mittel durch den Bundesrat und den Reichstag nicht zur Verfügung gestellt werden kann. — Hamburg, I. September. Den Hamburger Nach richten zufolge wurde hier heute vormittag ein Russe namens Jakubowski in der Steinstraße verhaftet. Bei einer vorgenommenen Haussuchung fand man Waffen, Sprengstoffe sowie eine große Anzahl revolutionärer Schriften und Briefe in russischer Sprache. — Schweiz. Interlaken 1. Septbr. Im Hotel Jungfrau hat heute mittag während der Hblö ck'Iiottz eine etwa zweiundzwanzigjährigc russische Dame einen Herrn durch mehrere Reoolverschüsse getötet. Das Opfer ist ein Rentier aus Paris namens Charles Müller im Alter von 73 Jahren. Der Verletzte verstarb nach einer Stunde. Die Russin wurde sofort verhaftet. Bei der Unter suchung erklärte sie, sie sei beauftragt, den früheren Minister Durnowo zu töten, verweigere aber jede weitere Auskunft. Die Dame war vor vier Tagen in Begleitung eines älteren Herrn hier eingetroffen. Sie ließen sich unter dem Namen Herr und Frau Stafford einschreiben; ersterer verließ gestern das Hotel und sagte, er wolle einen Ausflug in die Berge machen. — Rußland. Der Zar hat der Familie Stolypin das Winterpalais als Wohnsitz angeboren. Der Mi nisterpräsident wird mit seiner Familie demnächst dorthin übersiedeln. — Wie aus Petersburg gemeldet wird, hat sich eine neue russische nationale Partei gebildet, die nach ihrem Programm eine Mittelstellung zwischen dem Zentrum und der Rechten einnimml und die gesetzgeberischen Rechte der Volksvertretung anerkennt. Sie verwirft die Gleichbe rechtigung der Nationalitäten und fordert die Einschränkung der politischen Rechte der Juden und die Ersetzung der Wehr pflicht der Juden durch eine besondere Steuer. — Neber den Rest der Aufrührer von Swea- borg ist in Helsingfors das Urteil gefällt worden. 19 Sol daten und 3 Civilisten wurden zum Tod durch Erschießen, 33 Soldaten zu Zwangsarbeit von 12 bis 15 Jahren, 33 zur Versetzung in eine Strafabteilung von 4 bis 5 Jahre, 195 auf 3 bis 4 Jahre und 298 Soldaten zu 3 bis 4 Mo naten Gefängnis verurteilt. — Vom Balkan. Eine autonome Verwal tung in Mazedonien und Altserbien einzurichten, bezweckt ein Vorschlag, den England nach einer Meldung der „Schles. Ztg." den Mächten unterbreitet hat. Prinz Mwko von Montenegro solle als Gouverneur an die Spitze dieser Verwaltung treten. Frankreich und Italien unter stützen angeblich diesen Vorschlag auf das lebhafteste, während Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Rußland sich noch nicht geäußert hätten, diese Mächte seien jedoch dem Vorschläge abgeneigt. Man wird amtliche Auslassungen über dieses Projekt abzuwarten haben. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. Septbr. Das gestrige Schau turnen des hiesigen Turnvereins zeugte wieder von redlicher Arbeit der jugendlichen Turner. Ganz besonders