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Amts- M AiUMbllitt Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertio ns preis: die kleinspaltige Zeile t2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Trlrgr.-Adrrste: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fcnlsprrchcr Nr. 210. —53. Jahrgang. Sonnabend, den 26. Mai Tagesgeschichte. — Deutschland. Die offiziöse Süddeutsche Reichs korrespondenz schreibt: Die letzten Jahre haben uns wieder holt die erfreuliche Wahrnehmung gebracht, daß für die im nationalen Interesse liegende Lösung wichtiger Aufgaben eine geschlossene Mehrheit der Volksvertretung mit den verbündeten Regierungen bereitwilligst zusammenwirkt. Die Verdienste des Reichstages um das Zustandekommen großer und schwie riger Gesetzentwürfe — es seien aus neuester Zeit die Flotten- Vorlage und die Reichsfinanzgesetze genannt — werden von niemandem rückhaltloser und freudiger anerkannt, als vom Reichskanzler. Es ist kein Geheimnis,. daß Fürst Bülow dieser seiner Dankbarkeit den vielen Parlamentariern gegen über, die er in letzter Zeit empfangen, lebhaft Worte ver liehen har. — Der Diskont der Reichsbank ist am Mitt woch von 5 auf 4'/z pCt., der Lombardzinsfuß für Darlehn gegen Verpfändung von Effekten und Waren auf 5', pCt. herabgesetzt worden. — Eine Sonderausgabe des Militär-Wochenblattes ver öffentlicht zahlreiche Personalveränderungen in der Armee, darunter die Verabschiedung des Generalleutnants v. Trotha und die Ernennung des Obersten Dei m ling zum Komman deur der Schutztruppe für Südwest-Afrika. — Periodische Truppen - Ergänzungstransporte werden im laufenden Etatsjahre nicht mehr nach Süd westafrika entsandt werden. Vielmehr steht zu erwarten, daß im Laufe der nächsten Monate größere Heimatstrans porte erfolgen werden. Eine Ergänzung der im Schutzge biet verbleibenden Truppen wird voraussichtlich erst im Herbst d. Js. notwendig werden, was jedoch nicht ausschließt, daß im Bedarfsfalls auch vor Ablauf dieser Zeit auf besonderen Antrag des Schutztruppenkommandos ein Ersatz in engerem Umfange erfolgen kann. — Die Erschließung des Hererolandes für die Besiedelung der Weißen hat ihren Anfang genommen. Für die Besiedelung durch kleine Bewerber von Osona ist eine Verordnung erlassen. Osona, ein schöner, waldreicher Flecken, liegt 8 Kilometer entfernt von Okahandja an der Bahnlinie Okahandja-Windhuk. Außer der günstigen Bahn verbindung findet sich da ein vorzüglicher Boden für Garten bau mit Grundwasser auf einer Tiefe von 2 bis 5 Meter. Die Oertlichkeit eignet sich sowohl in bezug auf Boden wie Klima ausgezeichnet für den Anbau von Kartoffeln, Mais, Tabak und allen Gemüsearten, auch die Batate hat hier zweifellos eine Zukunft. Als Dauerkultur sind Wein und Obst jeder Art zu nennen. Infolge des ziemlich flachliegenden Grundwaffers zeigt der Boden einen starken Feuchtigkeitsge halt. Die Heimstätten haben eine Größe von durchschnittlich lo Hektar; im ganzen sind 4o angelegt. Da auch auf Viehwirtschaft Rücksicht genommen ist, wird der Siedelung ein größeres Areal Weideland — 20000 Hektar — beigegeben werden. Dies Weideland gehört zu den besten seiner Art. Für Rind, Schaf, Ziege und Strauß istdie Gegend wie geschaffen. Der Gouverneur von Lindeguift besuchte am 13. April die Siedel ung mit einigen Ansiedlern. Das Projekt der Regierung, aut der Werft von Affa, eines der vornehmsten Hererokapitäne, eine große öffentliche, dem Gemeinwohle der dortigen Sied ler dienende Wasserstelle zu schaffen, wo zu Zeiten etwaiger Wasserknappheit das Vieh der Heimstättenbesitzer getränkt werden kann, ist ein Griff in der rechten Richtung. Neben dem Siedler ist dort der Forstassessor Pogge mit der Auf forstung geeigneter Stellen am Swakop beschäftigt. Als Arbeiter dienen 100 gefangene Veldschoendrager. ..— Oesterreich - Ungarn. Dem offiziösen Frem- denhlatt zufolge hat der Kaiser, wie der Telegraph aus A meldet, gelegentlich der Audienz des Ministerpräsidenten er le den Wunsch ausgesprochen, daß die Verhandlungen, oischen dem österreichischen und dem ungarischen Minister- 'enten hinsichtlich des autonomen Zolltarifs geführt -n und die bisher zu keinem Resultat geführt haben, sings ausgenommen werden. Zu diesem Behufe begibt lsinlsterpräsident Wekerle in den nächsten Tagen, wahr- lich am Sonntag, nach Wien, um mit dem Prinzen .-enlohe abermals in Berührung zu treten. Wie es v-lßt, soll der Gegenstand der neuerlichen Beratungen ein Kompromißvorschlag bilden, der sowohl dem Stand punkt der ungarischen wie jenem der österreichischen Regie rung näher kommt. Zu der Meldung mehrerer Blätter, daß das Kabinet Wekerle seine Demission geyeben oder angeboren habe, stellt das Blatt fest, daß von einer Demission keine Rede war, sondern daß die Regierung, lediglich um ihren Standpunkt auf das äußerste zu vertreten, die Kabinetsfrage aufzuwerfen sich entschloß. Man halte es jedoch für völlig ausgeschlossen, daß die Regierung wegen der Zolltarifkontro verse ihre Demission geben werde, und glaube, daß es ge lingen werde, schon in den nächsten Tagen ein Kompromiß zu erzielen. — Rußland. Petersburg, 23. Mai. Der Gouver neur von Estland, Baschilow, ist wegen dringender Angele genheiten vom Minister des Innern Stolypin nach Peters burg berufen worden. Es sollen sehr beunruhigende Nachrichten über die Lage der baltischen Provinzen beim Ministe rium des Innern eingelaufen sein. — Norwegen. Christi« nia, 23. Mai. Der Dichter Henrik Ibsen ist heute nachmittag 2^ Uhr g e- st o r b e n. — Rumänien. Bukarest, 22. Mai. König Karl von Rumänien blickt morgen auf eine vierzig jährige Regierungszeit zurück — eine Zeit, in der Rumänien eine vollständige Umwandlung durchgemacht hat. Unter schwierigen Verhältnissen bestieg der junge Hohenzoller den Thron der Donaufürstentümer. Zuerst erkämpfte er für sein Land die Unabhängigkeit von der Türkei und krönte sich am 22. Mai 1881 zum König von Rumänien. Besonders bemerkbar machte sich des Königs rastlose Wirksamkeit in dem kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritt, den Rumänien seit seinem Regierungsantritt aufzuweisen hat. Das Heer war damals vollständig desorganisiert — nach zehn Jahren stand es auf den Schlachtfeldern von Plenum. Es gab vor 40 Jahren weder fahrbare Wege noch auch nur ein Kilometer Eisenbahn. Rumänien hat jetzt ein ausgedehntes Netz gut erhaltener Chausseen und ein ebensolches Netz guter Eisen bahnen. Die Fläche des bebauten Bodens har sich verzehn facht, der Handel blüht. Zwei Universitäten und eine Anzahl höherer Schulen sind entstanden, und dem Volksschulwesen wird seitens der Regierung die größte Aufmerksamkeit ge schenkt. Alle diese Fortschritte verdankt Rumänien in erster Linie der tatkräftigen Umsicht seines Herrschers. Tie Jubel feier wurde heute damit eingeleitet, daß die Fahnen sämtlicher Regimenter nach dem Schloß gebracht wurden. Am Abend findet ein Fackelzug statt. Der Kammer wurde ein Gesetz vorgelegt, durch welches den Bauern eine Schuld von acht Millionen Lei an den Staat erlassen wird. Der König wird ferner einen Akt erlassen, durch den alle Geldstrafen an den Fiskus aufgehoben werden. Die Regierung wird 75 000 Lei unter die Familien der Opfer von Grebena in Makedonien verteilen. In der Stadt herrscht großes Leben, sämtliche Bürgermeister und Gemeindevorsteher des Landes sind ein getroffen; von fremden Fürstlichkeiten nur Prinz Wilhelm von Hohenzollern und Prinz Wilhelm zu Wied. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 25. Mai. Mit Zapfenstreich und Weckruf wurde auch diesmal, wie üblich, der Geburtstag unseres Landes Herrn eingeleitet. Die beiden Kgl. Sächs. Militär-Vereine hatten am gestrigen Abend je eine gutbesuchte Vorfeier mit entsprechendem patriotischen Pro gramm veranstaltet. Der ältere Verein hielt dieselbe nur im Kreise seiner Mitglieder ab, während der jüngere, „Germania", auch Nichtmitgliedern Gelegenheit gab, ihr beizuwohnen. Die Darbietungen waren angemessen würdige und fanden viel Beifall. Den Schluß bildete ein lebhaftes Tänzchen. Die hies. Schulen hielten am heutigen Vormittag ihre Festakte ab; am Nachmittag findet im Ralhause das herkömmliche Diner statt. Außer den öffentlichen haben auch eine Anzahl Privat gebäude Flaggenschmuck angelegt. — Eibenstock, 25. Mai. Wie wir hören, vollenden sich am 27. dss. Mts. 5 0 Jahre, seitdem der noch heute hier in gutem Andenken stehende Fabrikant August Louis Unger in unserer Stadt unter der Firma A. L. Unger ein Stickereifabrikationsgeschäft gegründet hat. Er hatte es ver standen, das Geschäft durch seine Umsicht und Tatkraft zu großen! Ansehen zu bringen. Im Jahre 1802 hatte er das Geschäft seinen Söhnen William und Emil überlassen, die es unter der Firma A. L. Unger Söhne weiter führten. Herr Emil Unger trat jedoch nach einigen Jahren wieder aus und seitdem betreibt Herr William Unger das Geschäft unter der Firma A. L. Unger Söhne im Sinne und Geiste seines Va ters allein. Mehrere Jahre vor seinem Tode hatte Herr August Louis Unger in der Nähe des hiesigen unteren Bahn hofs auch noch eine Holzschleiferci erbaut, die nach seinem Tode zunächst von seiner Witwe übernommen, seit einigen Jahren aber in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, deren Eigentümer seine Kinder sind, umgewandelt worden ist. Wir wünschen von Herzen, daß beide Geschäfte sich in der bisherigen glücklichen Weise weiter entwickeln mögen. — Eibenstock. Wie aus dem heutigen Inseraten teil ersichtlich, veranstaltet Herr Stadtmusikdirektor Plötzky am Sonntag nachmittag im „Deutschen Hause" ein vatrio- tisches Volkskonzert zur Nachfeier des Geburtstages Sr. Maj. des Königs. Der billige Eintrittspreis und die Aussicht auf das anschließende Tänzchen dürften einen regen Besuch veranlassen. — Eibenstock. (Eiliges.) Die „Leipziger Jungen" werden am Sonnabend, den 26. Mai, im Saale des Feld schlößchens ein humoristisches Konzert geben. Es ist dem rührigen Wirt Herrn Scheller nur mit großen Opkern ge- lungen, die berühmten Paul Junge-Hänger für dies kurze Gastspiel zu gewinnen. Alles was wir bis jetzt über die Leistungen derselben gehört haben, war nur das Beste. Wir können nur jedem empfehlen, die Gelegenheit zu benützen und dieses Konzert zu besuchen. — Wie uns mitgeteilt wird, sind von Sr. Majestät dem König folgende Auszeichnungen verliehen worden: Das A l b r e ch t s k r e u z den Herren Sparkassenkassierer Burkhardt in Aue, Privatier und Stadtrat Lunzenauer in Lößnitz und Hüttensekretär Meichsuer in Erla, das Allge meine Ehrenzeichen den Herren Gemeindevorstand Reinhardt in Oberstützengrün, Straßemvärrer Riedel in Hunds hübel, Nachtschutzmann Sumpf in Neustädtel und Straßen wärter Weihrauch in Lößnitz, sowie die bronzene Fried rich-August-Medaille Herrn SladtkrankenhauSverwalrer a. D. Ackermann in Lößnitz. — Auszeichnung. Herrn August Friedrich Werner, Oberschaffner der kgl. sachs. Staalseisenbahnen in Eger, ge bürtig aus Eibenstock, wurde in Anerkennung seiner 34jährigen Dienstzeit von seiner Majestät dem König von Sachsen das Albrechtskreuz verliehen. — Chemnitz. Auf der am 2l. dss. Mts. hier stattgefuu- denen Hauptversammlung des Deut s chen Verbandes kaufmännischer Vereine gelangte ein Antrag zur Annahme, der an alle angeschlossenen Vereine und einzelnen Mitglieder die Aufforderung richtet, unablässig für die allge meine Einführung des 8 Uhr-Ladenschlusses hinzuwirken. Em weiterer Antrag spricht die Erwartung aus, daß, nachdem die völlige Sonntagsruhe in einer Reihe erster Handels- und Fremdenplätze ohne Schädigung durchgesührt ist, die Reichs regierung bei der demnächstigen Reform der reichsgesetzlichen Bestimmungen über die Sonutagsarbeit das unbedingte Ver bot der letzteren im Handelsyewerbe herbeiführen werde. Ein dritter Beschluß spricht sich tür die Anstellung von Handels inspektoren und ein vierter für die Beseitigung der sog. Kon kurrenzklausel bei Gehältern unter 5000 Mk. aus. Der Verband zählt zur Zeit 114 Vereine mir insgesamt 04 661 Mitgliedern, und zwar 22 325 Prinzipale, 68 144 Gehilfen, 2100 Lehrlinge und 2002 Nichtfachleute. Eine sehr lange und lebhafte Besprechung veranlaßte die Alters- und Jnva liditätsversicherung. Ein Antrag kam einstimmig zur An nahme, wonach die staatliche Pensions-, Witwen- und Waisen versicherung durchgeführt werden soll. — Plauen i. V., 22. Mai. Daß das Halten von Dienstboten zuweilen mancherlei Unannehmlichkeiten mit sich bringt, davon mußte sich auch ein hiesiger Hotelier überzeugen. Im Aerger über irgend eine Torheit, die ein dienstbarer Geist begangen, griff er eines Tages zur uner laubten Selbsthilfe, indem er seinem l'.hährigen Zimmermädchen ein paar schallende Ohrfeigen verabreichte. Diese Züchtigung ist dem Manne indes ziemlich teuer zu stehen gekommen. Der Vater des Mädchens strengte gegen den Hotelier Privat klage wegen Körperverletzung an, die heute vor dem hiesigen Schöffengerichte zum Austrag kam, wobei der Angeklagte zu 50 Mk. Geldstrafe und zum Tragen der nicht unbedeutenden Kosten (beide Parteien hatten einen Rechlsbeistand) verurteilt wurde. — Plauen, 24. Mai. Einen recht erfreulichen Schritt unternahm der hiesige Verein der „Erzgcbirger." Er hat nämlich in der gestrigen Sitzung auf Antrag zweier Mit glieder einstim m ig den Beschluß gefaßt, sich dem Erzgebirgs- Hauptverein mit dem Sitze in Schneeberg anzuschließen. Glück auf! — Falkenstein. Herrn Schuldirektor Petzoldt hier wurde heute mittag ^12 Uhr in feierlichem Akrus durch den Kgl. Schulinspektor Herrn Schulrat Georg Richter aus Auerbach und in Anwesenheit der städtischen. Schul und Kirchenbehörden das ihm von Sr. Majestät dem König aller- gnädigst verliehene Ritterkreuz II. Klasse vom Verdienstorden ausgehändigt. (Herr Schuldirektor Petzoldt ist geborener Eibenstocker.) Zwei Waare. Roman von C. Köhler. (7. Fortsetzung.) Durch der Mutter Warnung aufmerksam gemacht, beob achtete Dora den Grafen genauer, sie fand, daß er wirklich ihr mehr Aufmerksamkeit als jeder andern schenke, und das Gefühl befriedigter Eitelkeit schlich sich in ihre Seele. Seine schönen Worte, die eigentlich an eine andere Adresse gerichtet waren, verdrehten ihr ein wenig das hübsche blonde Köpf chen. Sie fand es sehr nett, sich so gefeiert zu sehen, und ihr Sclbstbewußtsein stieg in hohem Grade. Die Baronin war innerlich wütend und ain andern Tage, der zum Ausruhen bestimmt war, nahm sie sich die Zeit, Dora ihren Standpunkt klar zu machen. „Graf Hohenstein ist ein armer Mann und wird es nie zu etwas brmgen," schloß sie ihre Predigt. „Da wäre es ja noch besser, du heiratest Herrn Bering — wenn er auch kein Ebenbürtiger ist, so hat er doch die Mittel, dir ein angenehmes Leben zu verschaffen." Blutrot im Gesicht war Dora von ihrem Sitz aufge sprungen.