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Amts- Nil AUMcktt für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen"' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Trlrgr.-Adrcsir: Amtsblatt. (Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 3«> Pf. Fttnlprrchrr Ur. 2ll). LL. -------- 53. Jahrgang. Sonnabend den 12. Mai L»«« Grundftücksverpachtnng. Das vormals Prügner'sche Feldgrundstück neben dem städtischen Krankenhause, Nr. 1254 des Flurbuches, im Flächeninhalte von 00,7 Ar, ist ganz oder in Teilstücken zu vcr- pocht.». «»«.Pot. di- IS. Mai I»v« -rd-tcn. Stadtrot Eib-nftock, d-n «. Mai isos .Hesse. Müller. politischer Wochenbericht. Bei einer Betrachtung der innerpolitischen Vorgänge der verflossenen Woche wird der gewissenhafte Berichterstatter nicht umhin können, dieReichstagsersatzwahl in Darm stadt-Groß g er au an die Spitze zu stellen. Diese Wahl ist für die künftige Gestaltung unserer Parteiverhältnisse zweifel los von hervorragender Bedeutung. Der Traum von der „Liberalen Einigung" dürfte nach Darmstadt für manchen ausgeträumt sein. Wenn schon eine einzige liberale Partei, die „Feisinnige Vereinigung", es in der großen grundlegen den Frage der Stellungnahme zur Sozialdemokratie nicht fertig bringt, ihre Mitglieder zu einen, wie sollte da der Ge samtliberalismus imstande sein, eine Einigung herbeizuführen! Die Partei der Wadelstrümpfler aber sieht sich durch die Darmstädter Wahl vor die Existenzfrage gestellt. Die übrigen bürgerlichen Parteien haben das Recht, von den Mommsen, Schrader, Hoeck, Pachnicke zu verlangen, daß sie nunmehr das Tafeltuch zwischen sich und den Barth, Naumann, Gerlach, Korell u. s. w. auch in der Praxis kräftigen Ruckes durch schneiden. Das Bürgertum Hal keinen Gewinn, wenn die Wadelstrümpfler hier mit Hülfe der Rechten Mandate er gattern und dort den Genossen andere Mandate zuschanzen. Indem das Darmstädter Ereignis so geeignet ist, klärend zu wirken und gewissen Politikern ihr Doppelspiel unmöglich zu machen, mag es immerhin doch noch als erfreulich begrüßt werden. Im Reichstage haben die Sozialdemokraten die cynische Dreistigkeit besessen, eine Interpellation wegen der von der preußischen Regierung vollzogenen Ausweisung einerAnzahl r u s s i s ch e r I u d e n einzubringen, und Bebel hat mit dem ganzen hohlen Pathos, der diesem Helden der Phrase und Viertelbildung eigen ist, die Schale seines Zorns über die preußischen Maßnahmen ausgegossen. Die Sozialdemokraten haben damit wieder die enge Busenfreund schaft, die sie mir den russischen Revolutionären verknüpft, vor der breitesten Oeffentlichkeit dokumentiert, und gleichzeitig einen erneuten schlagenden Beweis geliefert, wie fern sie allem wahren Volksempfinden und allen wirklichen Regungen der deutschen Volksseele stehen. Das deutsche Volk lehnt in seiner erdrückenden Mehrheit jede Gemeinschaft mit jenem fremd artigen anarchistisch-sozialdemokratischen Gesindel ab, das gegenwärtig von Osten her unser Vaterland zu überfluten droht, und möchte lieber heute als morgen die Grenze gegen alle derartigen Elemente, die nur einen Zuwachs der revolu tionären Bewegung bei uns darstellen und unfern eigenen Volksgenossen die Erwerbsmöglichkeit weiter eineiigen, gänz lich gesperrt sehen. Von der Regierung wurde die Beant wortung der Interpellation, da dieselbe nicht zur Kompetenz des Reichstages, sondern vor das einzelstaatlichc Forum Preußens gehöre, einfach abgelehnt. Diese Stellungnahme ist allenthalben im Lande niit großer Befriedigung aufge nommen worden. InFrankreich haben die Parlamentswahlen zu einem Siege der Radikalen und Sozialisten geführt und den Klerikalen aller Schattierungen eine schwere Enttäuschung gebracht. Trotzdem sich das angebliche monarchistische Kom plott für jeden verständigen Beurteiler der französischen Dinge als Mache darstellen mußte, scheint doch auch diese Erfindung der Regierung nicht ganz ohne Einfluß auf den für sie günstigen Ausfall der Wahlen gewesen zu sein. Vom Standpunkte des deutschen Realpolitikers und Patrioten wird man das franzö sische Wahlergebnis nur mit Befriedigung verzeichnen; denn die regierende Demokratie in Frankreich bedarf zur Sicherung ihrer Herrschaft unbedingt des Friedens, während ein Sieg der klerikal-nationalistischen Elemente leicht den Krieg mit Deutschland bedeuten könnte. In Rußland hat der bisher an der Spitze der Re gierung stehende Graf Witte sein Amt niedergelcgt. Ruß land ist diesem Staatsmann zweifellos zu großem Danke verpflichtet, da er es war, der den für Rußland trotz seiner schweren Niederlagen so günstigen Frieden von Portsmouth mit Japan zustande brachte und eine neue russische Anleihe zu erwirken wußte. Witte gebt, da er sich zwischen zwei Feuern befand und seinen Einfluß durch die einander wider strebenden Mächte der reaktionären Bureaukratie auf der einen und der revolutionären Volksmasse auf der anderen Seite gelähmt sah. Zum Nachfolger Wittes ist der Wirkliche Ge heimrat G 0 remyfin ernannt worden. Goremykin übernimmt die Zügel der russischen Regierung in dem historischen Augenblicke, in dem Rußland mit der Eröffnung der Duma in die Reihe der konstitutio nellen Staatswesen eintritt. Nicht gerade unter günstigen Auspizien vollzieht sich dieser Eintritt. Die Majorität der Duma, die Partei der sogenanntcu „Kadetteu", verkörpert zweifellos eine ganze Menge von Intelligenz, aber ebenso zweifellos noch mehr radikalen Unverstand in sich. Ihre soeben in Petersburg unter großer Beteiligung abgehaltene Sitzung hat einen geradezu erschreckenden Mangel an politischer Einsicht und staatsmännischem Verständnis für die wahren Bedürfnisse Rußlands offenbart. Es bleibt nur die eine Hoffnung übrig, der die deutsche „St. Petersburger Zeitung" jüngst in einem überaus beherzigenswerten Artikel Ausdruck gegeben hat, daß nämlich den russischen Volksvertretern mit der Verantwortlichkeit, die in der Teilnahme au der Regierung liegt, auch die Heiluug von unreifem Doktrinarismus komme. Erweist sich auch diese Hoffnung als trügerisch, dann hat die Not der Zeit für Rußland noch kein Ende, ja, dann bricht sie vielleicht erst recht an. Taaesaeschiehte. — Deutschland. Reichskanzler Fürst Bülow wird sich, wie nunmehr feststeht, am 20. Mai nach Nordernep auf Urlaub begeben. Vorher wird der Kanzler noch mit hervor ragenden Parlamentariern Konferenzen abhalten, die sich auf die augenblickliche innerpolitische Lage beziehen werden. — Am 6. und 7. Juni wird Kaiser Wilhelm der Gast des greisen Kaisers Franz Josef in Wien sein. Von offiziöser österreichischer wie offiziöser deutscher Seite ist das Stichwort ausgegeben worden, daß der Besuch ein intimer ist und keinerlei politische Bedeutung hat. Man wird diesen Kundgebungen ja vielfach nicht Glauben schenken und auf allerlei Fragen raten, welche der Besprechung durch die beiden Oberhäupter der mitteleuropäischen Kaiserreiche dringend harren: besonders im Auslande wird man im Raten und Vermuten sehr eifrig sein. Wir meinen, daß die deutsche Presse nicht den geringsten Anlaß hat, sich an dem Aufwerfen und Erörtern von allerlei Kombinationen zu beteiligen. Daß wir uns über die Zusammenkunft des Kaisers mit dem alten und treuen Verbündeten an der Donau freuen, ist selbstver ständlich. Und wenn die deutsche Presse bei Gelegenheit der Zusammenkunft dieser Freude einmütig Ausdruck geben wird, so wird das sehr erwünscht sein; ein anderes aber ist es, dem Besuche des Kaisers in Wien eine hochpolitische Bedeutung beilegen zu wollen. Wenn schwebende Fragen erörtert werden sollten und Abmachungen getroffen, so werden die beiden Herrscher und die beiden Regierungen nur das an die Oeffent- lichkeit bringen, was sie für die Publikation geeignet erachten; wird nichts bekannt gegeben, so entziehen sich die Besprechungen eben der öffentlichen Erörterung. Und es ist deshalb jeden falls das Geratenste für die deutsche Presse, sich zunächst daran zu halten, daß der Besuch ein intimer ist und ihn demgemäß zu behandeln. Was man heute aber schon kon statieren kann, ist dies : daß alle Bemühungen des Auslandes, Oesterreich-Ungarn mit Mißtrauen gegen uns zu erfüllen, keinen Erfolg gehabt haben. Wie die Kaiser-Zusammenkunft zeigt, ist das Band, welches Deutschland an das Donau kaiserreich bindet, so fest als nur je. — Dem Bergwerksdirektor Meyer in Herne, der die deutschen Rettungsmannschaften in Courriöres führte, ist vom Präsidenten Falliöres das Ritterkreuz der Ehren legion verliehen und zugesandt worden. — Oesterreich-Ungarn. In Uebercinstimmung mit den in Berlin herrschenden Auffassungen schreibt zu dem Besuch des deutscheu Kaisers in Wien das „Wiener Fremdenblatt": Kaiser Wilhelm hat sich vor kurzem zu einem intimen Besuche in Schönbrunn angesagt und wird am V. Juni zu zweitägigem Aufenthalte hier eintreffcn. Kaiser Wilhelm ist zum letztenmal im September U)03 in Wien gewesen und bei den engen freundschaftlichen Beziehungen, welche zwischen den beiden Herrschern bestehen, ist es nicht überraschend, daß er den Wunsch hegt, mit unserem Monar chen wieder zusammenzutreffen. Dem Bestich besondere poli tische Bedeutung beizumcssen, liegt kein Grund vor. — Rußland. Nach einer Meldung der Petersburger Telegraphen - Agentur zur Eröffnung der Duma ver riet die Stimmung in ver Residenz bei herrlichem Frühlings wetter den Anbruch eines wichtigen geschichtlichen Augenblicks. Die Häuser waren beflaggt, in den Straßen herrschte große Bewegung, die Schulen, Banken und Amtslokale waren ge schlossen, von den Kirchen, in denen Festgottesdienste statt fanden, ertönte Festgeläute. - Petersburg, 10. Mai. Bereits um 10 Uhr früh trafen die Majestäten von Peterhof hier ein und begaben sich von der Anlegestelle gegenüber dem Wintcrpalais zu Fuß in den Palast. Die umliegenden Stadtteile waren stark mit Truppen, die Paradeanzug trugen, besetzt, jedoch war der ordentliche Verkehr nur wenig behindert und bewegte sich in normalen Bahnen. Vor dem Winterpalais waren Abteilungen mehrerer Gardekavallerieregimenter aufgestellt. Von 12 Uhr ab begann der mächtige, ganz in weißem Marmor gehaltene Georgssaal sich zu füllen. Zunächst erschienen die Senatoren, die Generalität, die Hofstaaten, die Chefs der diplomatischen Missionen und der Reichsrat. Zuletzt betraten die Deputierten den Saal. Sie trugen die Trachten aller Teile des Reiches und aller Stände. Kurz vor 2 Uhr ertönte aus den Vorräumen die Nationalhymne; unter großem Vortritt erschienen die Majestäten, zuerst der Kaiser allein, hierauf die Kaiserin, die Kaiserimvitive und die Großfürsten. Vor dem in der Mitte des Saales aufgestellten Altar küßten die Majestäten das Kreuz, woraus unter Leitung der Metropoliten von Peters burg, Moskau und Kiew unter Mitwirkung des Hofsänger chores ein Gebet zelebriert wurde. Sodann bestieg der Kaiser den Thron, während die Kaiserinnen, umgeben von sämtlichen Großfürsten und Großfürstinnen, seitwärts Plag nahmen. Der Kaiser verlas nunmehr mit klarer Stimme eine kurze Begrüßungsrede, in welcher er seinen Wünschen für das Glück seines Volkes und eine erfolgreiche Arbeit der Duma Ausdruck gab. Die Worte des Kaisers wurden von der Ver sammlung mit donnernden langanhaltenden Hurras be antwortet. Während die Majestäten in derselben Anordnung wie zuvor, diesmal auch von den Großfürstinnen gefolgt, den Saal nach dem Ausgang hiu durchschritten, fiel die Kapelle des Preobraschenski Regimentes, mit der Nationalhymne ein. Die Dumaabgeordneten begaben sich nach Schluß der Feier, der sie mit tiefem Ernste beigewohut hatten, nach dem Taurischen Palais, um sich dort in Eröffnungssitzung zu konstituieren. — Warschau, 10. Mai. 'Nach telegraphischer Meld ung aus Lodz wird dort seit heute früh der General streik durch geführt als Protest gegen die Eröffnung der Duina. Den elektrischen Straßenbahnwagen wurden die Scheiben zertrümmert, der Verkehr mußte eingestellt werden. An mehreren Fabrikschornsteinen sind rote Fahnen ausgehängt. Als ein Zug von 40«» Arbeitern mit einer roten Fahne sich formierte, gab ein Posten Feuer. Der Fahnenträger wurde getötet, zwei Personen verletzt. 'An anderer Stelle fand ein blutiger Zusammenstoß zwischen nationalen und sozialistischen Arbeitern statt, wobei gegen hundert Revolverschüsse abgegeben wurden. In Pabiamce schoß Militär eine Salve ab. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen. — Schweiz. Auch die Schweiz entledigt sich der russischen Revolutionäre. Der schweizerische Bun desrat hat den russichen Revolutionär David Mochlin aus Odessa, geb. 1879, der seit einiger Zeit in Bern wohnte und durch die Fabrikation von Explosionskörpern zu verbreche rischen Zwecken sich des Verdachts, den russischen Revolutio nären zu dienen, aussetzte und dann verhaftet wurde, aus dein Gebiete der schweizerischen Eidgenossenschaft ausgewiesen. Die Polizei hat in seiner Wohnung eine Kiste verdächtigen Inhalts konfisziert, welchen der amtliche Chemiker nachprüfte, und als Materialien zur Herstellung von Bomben feststellle. Auf Grund dieses Befundes erfolgte die Ausweisung. — England. „Die deutsche Invasion" wird immer mehr zu einem Lieblingsthema in der englischen Tagesliteratur. In der „Dculy Mail" zieht sich der mit einem solchen Wirbel der Reklametrommel angekündigte Roman „Die Invasion von 19 l<>" von Woche zu Woche wie eine Seeschlange fort. Der Verfasser, William le Oueux, läßt mit einem bewunderungswürdigen Genie, wie General Bumbum in der „Großherzogin von Geroldstein" Schlacht auf Schlacht schlagen; die Deutschen sind jetzt schon glücklich bis in das Grenzgebiet Londons vorgedrungen. Die Ein nahme, das Bombardement und die „Plünderung" Londons sind bereits in Aussicht gestellt. Um aber die Gemüter zu beschwichtigen, wird schon angekündigt, daß der Schluß des Roinans die Rache bringen werde. Jetzt ist ein zweiter Papierstratege mit einein Buche hervorgetreten, das unter dem Titel „Ma k-iwiuz- in cur willst" (Der Feind in nnserer Mitte), das gleiche Kapitel behandelt. „Der Feind" sind in diesem Falle die in England lebenden Deutschen, denen der Verfasser, Herr Walter Wood, ganz außerordentliche Dinge zuschreibt. Sie sind von herübergesandten deutschen Offizieren organisiert und bemächtigen sich durch einen kühnen Hand streich nicht nur der Bank von England mit ihren Geldvorräten, sondern auch des größten Teils von London, das sie er barmungslos brandschatzen, während eine im Norden Englands gelandete Armee ins Land eindringt. Ungeheure Verwüstungen werden von den „barbarischen Truppen" angerichtet, aber zum Tröste der patriotischen Engländer läßt der Verfasser die Strafe nicht ausbleiben. Die deutsche Flotte wird vcrnichcet,