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Amts-1111- AiMckutt für deu Absnnemcnl vierklj. 1 M. 20 Ps. einschließl. deS »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. I»» GM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 50. Jahrgang. i-- Dienstag, deu 3. November Den Ratsschreibern Herrn Karl Willy tztins, » Johannes Curt Herold und , Oskar Hermann Katzmann hier ist die Protokollanteneigenschaft verliehen worden. Sie sind heute stir ihr Amt verpflichtet worden. Stadtrat Eibenstock, den 30. Oktober 1'303. Hess«. Der geprüfte Baugewerksmeister und bisherige Leiter des Stadtbauamtes zu Glauchau Kerr Oskar ^.rtüur I-ütmusr aus Schloß-Chemnitz ist heute als Stadtbaumeifter «nd Bausachverständiger der Baupolizeibehörde hiesiger Stadt verpflichtet und eingewiesen worden. Eibenstock, den 2. November 1903. Der Stadtrat. Hess«. Müller. Die Kaiseröegegnung in Wiesöaden wird wahrscheinlich viel mehr Federn in Bewegung setzen, als jene Vorgängerin, die gleichfalls im Anschluß an einen Darm städter Aufenthalt des Zaren vor Jahren in Wiesbaden stattfand. Der Grund liegt in der allgemeinen politischen Lage, insbesondere den Schwierigkeiten, vor die sich die russische Politik gestellt sieht. Es geschieht auf Wunsch des Zaren, daß an der Begegnung die leitenden Minister, Graf v. Bülow und Graf Lambsdorff, teil nehmen, denen sich wahrscheinlich noch die beiderseitigen Bot schafter in Petersburg und Berlin anschließen werden. Wie die Initiative zu der Zusammenkunft von dem Kaiser von Rußland ausgegangen ist, so werden sich wohl auch die politischen Be sprechungen um Fragen drehen, die man hauptsächlich auf russischer Seite erörtert zu sehen wünscht. Die Hauptsorgen Rußland» liegen gegenwärtig im nahen und im fernen Orient zugleich. Zwar ist es dem engen Zu sammengehen Rußland» mit Oesterreich-Ungarn gelungen, den Brand in Makedonien zu lokalisieren und den Anschluß der übrigen Großmächte an da» Reformprogramm zu erreichen. Aber gleich zeitig hat sich eine Annäherung zwischen Frankreich, Italien und England vollzogen, und zwar aus Grund der Mittelmeer-Inter essen dieser Mächte, die vielleicht nicht ohne Rückwirkung auf die europäische Herrschaft der Türkei bleibt. Frankreich erstrebt das Protektorat über den größer« Teil von Marokko und will dafür Italien in Tripoli« gewähren lassen. Kommen diese Pläne zur Ausführung, so fragt es sich, wie lange sich noch die Herrschaft de« Sultan» in Konstantinopel halten und eine Lösung der Dar- danellenfrage ausschieben läßt. Unmittelbar bedrohlich für den Frieden ist die Lage in Oftasien. Rußland wünscht den Frieden zu erhalten, weil die Zeit für Rußland läuft, d. h. weil sich seine Stellung in der Mandschurei und in Korea mit jedem Jahr mehr verstärken und so die jetzt noch größere Macht Japan« zur See ausgleichen wird. Mögen die japanisch-russischen Verhandlungen in Tokio auch beiderseits auf einen friedlichen Ausgleich gerichtet sein, so können doch zufällige Ereignisse, Unbesonnenheiten eine» Schifsskommandanten, unterstützt von dem Drängen der japa nischen Kriegspartei, eine Entscheidung mit den Waffen herbeiführen. Wenn diese Dinge in Wiesbaden zur Sprache kommen, so werden der Zar und seine Ratgeber auf eingehendes Verständnis rechnen können. Steht auch Deutschland im nahen wie im fernen Orient mit seinen Interessen erst in zweiter und dritter Linie, so ist doch der Wert unserer Freundschaft nicht gering. Die deutsche Politik hat durch ihre loyale Unterstützung de« russisch-österreichischen Vorgehen» in Makedonien den Frieden er- hallen helfen und durch ihre Erklärung, daß wir kein politische» Interesse im Norden China« haben, da« Verbleiben Rußland« in der Mandschurei wesentlich erleichtert. Sogar die russische Presse sängt jetzt an, die« zu begreifen. Wir habe,, jene Haltung ein genommen, nicht au» Liebedienerei für Rußland, sondern weil sie unsern Friedens-Interessen diente. Umso mehr können wir es als Gewinn betrachten, daß sich der Mangel politischer Gegen sätze zwischen Deutschland und Rußland so deutlich zeigt, und umso freundschaftlicher wird sich, wie wir glauben, der politische Gedanken-Austausch unter den beiden mächtigen Herrschern und ihren Staatsmännern in Wiesbaden vollziehen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die .Bert. Reuest. Nachr." bringen die Meldung, daß die angekündigtc große Militärvorlage in der bevorstehenden Session nicht im Reichstage eingebracht, ihre Vorlage vielmehr um ein Jahr bina »«geschoben werden soll. Da» genannte Blatt schreibt: Mit dem 31. März 1904 läuft da» sogen. Quinquennat — da» heißt die Festlegung de« Militäretats auf fünf Jahre — ab. Es wurde seither all gemein angenommen, daß die Militärverwaltung noch in dieser Session de« Reichstage« entsprechende Vorlagen einbringen würde, um für da« neue Quinquennat diejenigen Verstärkungen de« Reichsheere» sicherzustellen, die schon seit geraumer Zeit in allen fachmännischen Kreisen für dringend nötig erachtet wurden. Es handelte sich hierbei in erster Linie um eine Vermehrung der Kavallerie — eine solche ist seit 1872, abgesehen von den Melde reiter-Detachement«, die jedoch ihrer ursprünglichen Bestimmung immer mehr entzogen worden sind, in Deutschland nicht mehr eingelreten — und um die Komplettierung der Infanterie-Regi menter zu zwei Bataillonen auf die normale Zahl von drei Bataillonen. Nunmehr verlautet mit Sicherheit, daß dem Reichs tage in dieser Session eine Militärvorlage, die sich in der oben besprochenen Richtung bewegt, nicht vorgelegt werden soll. Es verlautet ferner, daß zwar die 'Notwendigkeit jener beiden Forder ungen militärisch nachgewiesen sei, jedoch hinter Erwägungen zurückgetreten wäre, welche teil« auf parlamentarischem, teil» auf finanziellem Gebiete liegen. Dementsprechend wären deshalb auch jene Forderungen nur zurückgestellt worden, um im nächsten Jahre eingebracht zu werden. Dagegen sollen vom 1. April 1904 ab neben dem neuen Pensionsgcsetz die fehlenden Oberst leutnant« bei den Stäben der Infanterie-Regimenter zu 2 Ba taillonen eingestellt und außerdem noch verschiedene kleinere Forder ungen ohne prinzipielle Bedeutung erhoben werden. Es würde sich also diesmal um ein Kompromiß innerhalb der in Betracht kommenden Regicrungssaktoren handeln, und zwar um ein solche« »auf Zeit"; denn, wie schon erwähnt, handelt cS sich dabei nur um eine Verlegung aus das nächste Jahr. — Die kaiserliche Verordnung über die Behandlung Be trunkener durch die militärischen Vorgesetzten, über den Gebrauch der Waffe in dringender Not und äußerster Gefahr ist nunmehr au« Anlaß de« Falle« Hüssencr ergänzt und genauer sestgestellt worden. Die neuen Bestimmungen sagen, daß eine unabsichtliche Berührung eine» Vorgesetzten durch einen ange trunkenen Untergebenen nicht al« tätlicher Angriff aufzusassen ist. Erst, wenn die Person de« Vorgesetzten tatsächlich gefährdet ist, darf die Waffe gebraucht werden. Der Vorgesetzte soll vermeiden, betrunkenen Untergebenen Befehle zu erteilen, und deren Ent fernung, wenn erforderlich, durch Kameraden bewirken lassen. Die Schiffskommandanten sowie die Kompagnicführer haben die neuen Bestimmungen alle vier Monate vorzutragen. — Zum Kapitel der Soldatenmißhandlungen schreibt die »Ntl. Korr.": Wie wir hören, wird bei den zu erwartenden Verhandlungen im Reichstage über diese« Thema Mitteilung da rüber gemacht werden, in welcher Weise die Bürgschaften für eine möglichste Verhinderung solcher Mißgriffe eine Verstärkung er fahren haben. Gleichzeitig aber wird seitens der Heeresverwalt ung darauf hingewiesen werden, in welchem Maße die Neigung in den Reihen der Mannschaften, die von sozialdemokratischen Einflüssen angestcckt sind, wächst, einmal die Vorgesetzten zum Mißbrauch der Dienstgewalt sörmlich zu reizen und dann den Weg der Denunziation zu beschreiten. Beweise dafür, daß Unter offiziere und Offiziere, beispielsweise namentlich im Königreich Sachsen, wo die Sozialdemokratie am gewissenlosesten wühlt, von Agenten der letzteren im Rocke de« König« absichtlich gereizt werden, liegen in nicht geringer Zahl vor. Diese Versuche min desten« ebenso hart zu strafen wie die Uebcrschreitungen der Dienstgewalt ist unbedingt geboten. — Italien. Ueber die Reise des Königspaare« nach England wird au« London gemeldet: Die Königliche eng lische Jacht »Viktoria and Albert" wird das Königspaar am 16. November in Cherbourg an Bord nehmen. Auf der Fahrt durch den englischen Kanal gibt der Jacht ein englische« Kreuzergeichwader da« Geleite. In Portsmouth, wo die Ankunft am 17. November statlfindet, wird das Königspaar durch die Kanalcskadre und die »Home fleet" begrüßt werden. Der Prinz von Wate» empfängt da» Königspaar in Portsmouth und geleitet es nach Windsor. Am Abend de» 17. wird im Schlosse Wind sor ein große« Galadiner veranstaltet, bei welchem Toaste ge sprochen werden sollen. Am 18. findet im Parke von Windsor eine große Jagd statt; am 19. folgt der Besuch in London mit Empfängen in der Guildhall und in der italienischen Botschaft. Dieser Tag gilt al« der Hauptfesttag. — Portugal. Gelegentlich de« im November stattfin denden Besucher des König« von Spanien in Lissabon wird ein englische« Geschwader im Tcjo ebenfalls Alfons XIII. begrüßen. Bekanntlich hatte König Eduard bei seiner diesjährigen Reise auf der Strecke von Lissabon nach Malta keinen spanischen Hasen angelaufen, was in Spanien sehr unangenehm berührt hatte. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Es lohnt sich, dem Edison-Theater (auf dem Marktplatzes einen Besuch abzustatten. Die Vorführ ungen sind wirklich hübsch und originell. Die größte Leistung aus dem Gebiete der Kinematographie ist wohl die »Reise nach dem Monde und zm?ck" nach Jule« Verne. Eine Reisegesellschaft von 5 Herren läßt sich in einem Geschoß vermittel« einer Ricsenkanone nach dem Monde expedieren. Nach glücklicher Ankunft dort er folgen die Erlebnisse der Reisenden. Wunderbare Naturereignisse erleben wir, vollständig fremde Pflanzen und Gewächse sehen wir und schließlich finden sich auch die Mondmenschen ein, alle« ander« wie bei uns aus der Erde. Namentlich die komischen Mond menschen. Mit Neugierde betrachten sie die irdischen Eindring linge und siehe da, es dauert gar nicht lange, da ist der Krieg fertig, weil sich die Erd- und Mondmenschen nicht verstehen. Müller. Anfang« gelingt e« den Reisenden, sich der Angriffe der Mond bewohner zu erwehren, aber die Zahl der letzteren wird immer größer, die Reisenden werden gefangen genommen, gefesselt und vor den Mondkönig geführt. Die Reisenden halten sich sür ver loren, aber siehe da! ein gewaltiger Ruck, die Fesseln find abge streift und nach hartem Kampfe gelingt die Flucht nach dem aus einer Felsspitze befestigten Geschoß. Da sicht man nun, wie nütz lich den Reisenden die Anziehungskraft der Erbe ist; in rasender Geschwindigkeit geht eS zurück. Da» Geschoß landet im Ozean, ein Dampfer schleppt es nach dem Hafen und nun erfolgt die endgültige Heimkehr und der festliche Empfang. — Schönheide. Am Freitag abend gaben sich eine An zahl Herren des hiesigen Erzgebirgszweigvereins in tcm Block hause de« KuhbergeS ein Stelldichein. Die projektierte AbschiedS- kncipc bot den Besuchern insofern eine Ueberraschung, indem Herr Brauercibesitzer Tippncr au» Stützengrün einige Fäßchen feinen Stoff und einen kräftigen Imbiß, bestehend in Schinken, Wurst und Schwarzbrot, gratis spendete. Die Teilnehmer hielt eine fröhliche Stimmung bi« Mitternacht zusammen. Nach Schluß der Saison ist der Turm nicht mehr offen, doch wird der Turm wart gern bereit sein, auch in der kalten Jahreszeit für etwaige Besucher nach vorheriger Anmeldung aus dem Berge zu sein. — Dresden, 30. Oktober. Da« „Dresdner Journal" schreibt: In einigen Blättern findet sich die Notiz, daß die vormalige Kronprinzessin jetzige Gräfin Montignoso kürzlich an ihren geschiedenen Gemahl, Sc. Königliche Hoheit den Kronprinzen, ein persönliches Schreiben gerichtet habe, in dem sie ihn bittet, ihr zu gestatten, zu Weihnachten ihre Kinder wieder- zuschcn; auf diesen Bries habe Se. Königliche Hoheit der Kron prinz eigenhändig geantwortet. Nach eingezogenen Erkundigungen ist weder da« eine noch das andere richtig; damit erledigen sich auch alle an die behauptete Korrespondenz angcknüpsicn Be merkungen. — Dresden, 30. Oktober. Eine heute hier stattgefundene, starkbesuchtc Versammlung Handelstreibender unterstützte die Re solution der Vereinigungen de« deutschen Tabakgewerbes, bei den verbündeten Regierungen zu beantragen, den Gutscheinschwin- del auf gesetzlichem Wege zu unterdrücken. — Leipzig. Fabrikmäßigkeit oder gewerblicher Betrieb. Zwischen der hiesigen Handelskammer einerseits und dem Buchdruckercibesitzer X., der hiesigen Gewerbekammer und der Kreishauptmannschast anderseits hat lange Zeit Streit über die Zugehörigkeit de« L. zu der einen oder anderen der beiden Kammern bestanden. Herr x halte erklärt, daß er sich al» Handwerker und zugehörig zur Gcwerbckammer betrachte und aus den Listen der Handelskammer gestrichen sein wolle. Die Handels kammer erteilte ihm einen ablehnenden Bescheid, gegen den 1. jedoch Rekur« bei der Kreishauptmannschast einlegte. Die Gc- werbekammer trat den Anschauungen de« Herrn X. bei und die Kreishauptmannschast entschied, daß L. zur Gewerbekammcr wahl berechtigt und beitragspflichtig sei. Gegen diese» Urteil erhob die Leipziger Handelskammer die Anfechtungsklage. Daraufhin hat nunmehr da« sächsische Oberverwaltungsgericht die Ent scheidung der Kreishauptmannschast aufgehoben und sich sür die Zugehörigkeit de« Herrn L. zur Handelskammer ausgesprochen. Da« Urteil de« ObcrvcrwaltungSgerichts enthält für die Be urteilung der Fabrikmäßigkeit gewerblicher Betriebe eine Reihe wichtiger grundsätzlicher Gesichtspunkte: »Fabrik und Handwerk" — so heißt es in der Entscheidung — »sind keine verschiedenen Erwerbszweige, sondern nur verschiedene Betriebsformen eine« und desselben Gewerbes; es gibt kein besondere» Fabrikgewerbe und Handwerksgewerbe, sondern nur eine fabrikmäßige und hand werksmäßige Form der Ausübung de» Gewerbes . . . Wenn aber da« unterscheidende Merkmal zwischen Fabrik und Handwerk lediglich in den Formen, d. h. in der besonderen Gestaltung und dem Umsange de« Betriebe» gesucht und gesunden werden muß, so ergibt sich ohne weitere», daß die Behauptung de« .1., da« Druckereigewerbe müsse schon wegen seiner innigen Beziehungen zum Handwerke unter allen Umständen als ein Handwerksbetrieb angesehen werden, auf einer Vermengung des Gegenstandes und der Form de« Gewerbebetriebe» beruht, ferner, daß grundsätzlich darauf nicht» ankommen kann, ob in der Druckerei der Satz durch handwerksmäßig angelernte Setzer hergestellt wird. Bei der Beurteilung der Fabrikmäßigkeil eine» Betriebes kommt es nicht daraus an, ob der Betrieb mehr oder weniger gelernte Arbeiter beschäftigt, da eine Beschäftigung solcher Personen heut zutage tatsächlich in jedem Fabrikbetriebe unentbehrlich ist. Die in den Entscheidungen de« Reichsgericht« nicdergelegten Merk male de« Fabrikbegriff» müssen auch aus dem Gebiete de» Hand- werktr-Organisalionsgefetze« zur Anwendung kvmmen. Andern falls würde die Beurteilung jeden festen Rechtsboden verlieren,