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Amts- M Aizkikeblktl für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Ps. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seisen- blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Seffrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnscrtionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeil- 30 Pf. 1LS Donnerstag, den 8. Oktober Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. > - > SU. Jahrgang. - n - -- Die Stadträte, die Herren Bürgermeister und Gemeindevorstände des hiesigen Bezirks werden aufgefordert, die Empfangsbescheinigungen über Familienunterstützungen der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften öts zum 12. Hklover dieses Jahres behufs Einrechnung der verlegten Gelder anher einzureichen. Schwarzenberg, am 2. Oktober 1903. Königliche Amtshluiptmmmschast. 744/11. I. A.: Idi». Jani, Regierungsassessor. B. Aufgebot. Das Königliche Amtsgericht Eibenstock erläßt ein Aufgebot ä. zum Zwecke der Todeserklärung 1) des Friedrich Eduard Tuchscheerer, geboren am 9. Oktober 1857 in Schön heide i. S., der sich bis 1881 daselbst aufhielt, im Jahre 1881 nach Amerika aus wanderte und von dem spätestens im Jahre 1892 ein Brief bei einem Angehörigen und damit die letzte Nachricht von seinem Leben cingegangen ist, 2) des Handarbeiters Johann Christian Schäl, geboren am 8. November 1845 in Tannhausen in Schl., der sich bis zum Jahre 1878 in Eibenstock aushielt und seit länger als 20 Jahren verschollen ist, L. zum Zwecke der Ausschließung der unbekannten Berechtigten aus die unter 1 bis 3 be zeichneten, länger als 30 Jahre gerichtlich hinterlegten Sachen: 1) 188,is Mn Sparkasseneinlage, erwachsen aus einem für Christiane Charlotte Bach mann U. Cons. in Hundshübel am 27. August 1853 hinterlegten Betrage, 2) 127,-7 Mark Sparkasseneinlage, erwachsen aus einer am 1. Oktober 1863 für die Erben des Johann Gottlob Hetzer -eu. in Eibenstock hinterlegten, unabgehoben gebliebenen Perceptionsrate aus dem Konkurse über den Nachlaß des Karl Hein rich Gottschald, gewesenen Besitzer des Hanimerwerks Wildenthal, 3) 339,,o Mk. Sparkasseneinlage, erwachsen aus einer am 1. Oktober 1863 für die Erben des Johann Gottlob Hetzer jun. in Eibenstock hinterlegten, unabgehobc- nen Perceptionsrate aus dem Konkurse über den Nachlaß des Karl Heinrich Gotl- schald, gewesenen Besitzer des Hammerwerkes Wildenthal. Das Aufgebot hat beantragt: zu L 1) der Gemeindevorstand Gustav Haupt in Schönheide als Abwesenheitspfleger, 2) die Ehefrau des Verschollenen, Auguste Hulda Schäl geb. Unger in Eibenstock, zu L erfolgt das Aufgebot von Amtswegen. Als Aufgebotstermin wird r" der 28. April 1904, vormittag 10 Mr, " der 10. Dezember 1903, vormittag 10 Mr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Eibenstock bestimmt. Es ergeht hiermit die Aufforderung zu .V an die Verschollenen: sich spätestens im Ausgebotstermine zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen wird, und an alle, die Auskunft über Leben oder Tod der Verschollenen zu erteilen vermögen: spätestens im Aufgebotstermine dem Gerichte Anzeige zu machen, zu L an die etwa vorhandenen unbekannten Personen, die auf die Sparkasseneinlagen Ansprüche erheben: spätestens im Aufgebotstermine ihre Ansprüche und Rechte bei dem Aufgebotsge richte anzumelden, widrigenfalls sie mit ihren Ansprüchen an den Staat werden ausgeschlossen werden. Eibenstock, am 26. September 1903. Königliches Amtsgericht. 11. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums Arertag, den 9. Hktoöer 1903, abends 8 Mr im Sitzungssaal« des Rathauses. Eibenstock, den 5. Oktober 1903. Der Stadtverordneten-Vorsteher. G. Diersch. 1) Kenntnisnahme vom Stande der Eisenbahnsachc. 2) Desgl. der Angelegenheit, Beschaffung einer öffentlichen Brückenverbindung über die Mulde bei Bahnhof Eibenstock und Beschlußfassung über die weitere Stellungnahme zur Sache. 3) Beschlußfassung über die Herstellung von Fußwegen auf der Schneebergerstraße. 4) Die Anstellung des Stadtbaumeisters betr. 5) Aufhebung der Kautionspflicht der städtischen Beamten. 6) Erhöhung der Vergütungen der städtischen Laternenwärter. 7) Abänderungen des Regulativs über das Schlafstcllenwesen. 8) Kenntnisnahme a. von der Abrechnung über die Herstellung einer Schleuse in der oberen Hauptstraße, b. von geplanten Jußwegherstellungen. 9) Verwilligung der noch nicht feststehenden Einrichtungskosten für das Ungersche Haus, Bergstraße. Hierauf geheime Sitzung. Freitag, den 9. Oktober 1993, nachmittags 4 Uhr soll im Lotes „Stadt Dresden" hier ein daselbst eingestellter eiserner Kassenschrank an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 7. Oktober 1903. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Oeffcntlichc Vorbildersammlung. Während des Winterhalbjahres ist die „öffentliche Vorbildersammlung" an den Mon tagen nur von 11—12 Uhr vormittags geöffnet. Eibenstock, den 6. Oktober 1903. s L s b I s r. Nationale Wirtschaftspolitik und soziale Fürsorge. Bor einiger Zeit schrieb der bekannte Breslauer National ökonom Professor r>r. Julius Wolf in der von ihm herauSgc- gcbenen „Zeitschrift für Sozialpolitik": „Eine Sozialreform ist ein Unding, wenn nicht eine Hebung der Produktivität der Arbeit vorangegangen ist, d. h. wenn nicht die Wertergiebigkeit der Land wirtschaft, der Industrie, des Transportwesen» gestiegen ist." Mit diesen Worten ist der enge Zusammenhang zwischen den Fortschritten des törichterweise so vielfach angefeindeten „Kapita lismus", d. h. de« gesamten modernen Wirtschaftsleben«, und wirksamen Maßnahmen des Arbeiterschutzes und der Arbeiter fürsorge klar und scharf gekennzeichnet. Jede Sozialpolitik hat ihre natürliche Grenze an der Leist ungsfähigkeit derjenigen, auf deren Schultern die Lasten einer solchen Reform vornehmlich ruhen, und da« sind die Arbeitgeber oder Unternehmer in Industrie und Landwirtschaft. Eine Sozial politik, welche diese Grenze unberücksichtigt läßt, wendet sich am letzten Ende gegen diejenigen, zu deren Gunsten sie unternommen worden ist. Wer die sozialpolitischen Anforderungen an da« er werbstätige, schaffende Bürgertum überspannt, Hilst die Henne schlachten, welche für die Gesamtheit und nicht zuletzt auch für den Arbeiter die goldenen Eier legt; er verstopft den Quell, au« welchem allein die soziale Gesetzgebung de« Staate» neue Kraft und neue Nahrung zu schöpfen vermag. Eben deshalb ist eine nationale Wirtschaftspolitik, eine Politik de» Schutzes der nationalen Arbeit die unumgängliche Voraus setzung wirksamer und fortschreitender Sozialreform. Mit seinem unvergleichlichen Scharfblick hat die» niemand deutlicher erkannt, al» unser Altreichskanzler Fürst Bismarck. Erst die durch ihn geschaffene wirtschaftspolitische Wendung de« Jahre« 1879 er möglichte späterhin die Einleitung jener segensreichen sozialpoli tischen Acra, deren tatkräftige Fortführung unter Kaiser Wilhelm II. Deutschland aus diesem Gebiete unstreitig an die Spitze aller zivilisierten Nationen gestellt hat. Der Schutz der nationalen Arbeit brachte einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung zu Wege. Um nur eine« Beweise« hierfür zu gedenken, die Ueberschüsse der Neneinlagen über die Rückzahlungen bei den öffentlichen Sparkassen, die mit Recht al« einer der besten Prüfsteine für die Zu- oder Abnahme de» Wohl stände«, insbesondere der mittleren Bevölkerungsschichten, gelten, waren von 126 Millionen Mark im Jahre 1873 bi« aus 22 Millionen Mark im Jahre 1879 gesunken, hoben sich aber unter der Wirkung der nationalen Wirtschaftspolitik vom letztgenannten Jahre ab wiederum auf 142 Millionen Mark im Jahre 1888. So kam schon ohne Eingreifen und Zutun de« Staate», einem natürlichen volkswirtschaftlichen Gesetze entsprechend, da» Gedeihen der wichtigsten Erwerbsklassen dem Wohlstände der Allgemeinheit zugute. ES wurden aber durch diesen Aufschwung auch erst die Mittel jener weitreichenden Sozialresorm geschaffen, die in Arbeiterschutz und Arbeiter-Versicherung heute zahlreichen Millionen von Angehörigen der ärmern Bevölkerung Deutsch land« täglich und stündlich ihre Segnungen spendet. Daraus aber ergibt sich al« unerschütterlich feststehende Folgerung zweierlei. Einmal ist klar, daß jene Schar doktrinärer Sozialpolitiker, die ohne Rücksicht auf die allgemeine Wirtschaft», läge und die Leistungsfähigkeit de« Unternehmertum« eine Steiger ung der Sozialreform in« Ungemessene hinein verlangen, der Arbeiterschaft selber den allerschlechtesten Dienst erweisen. Ander seits aber steht ebenso sicher fest, daß da« wohlverstandene Inter esse de« Arbeiter« am besten gewahrt wird durch die Förderung einer Politik, welche sich in den Bahnen de« Schutze» der natio nalen Arbeit bewegt. Tagesgefchichte. — Deutschland. Prinz Adalbert von Preußen hat seine letzte Prüfung zum Seeoffizier bestanden und Kiel ver lassen. In Plön traf er mit der Kaiserin zusammen, und beide fuhren nach dem Gute Grünholz in der cntiegencn Nordostecke der Landschaft Schwansen, wo der Prinz während seiner Kieler Borbereitungszelt in der Familie der ältesten Schwester der Kaiserin oft und gern weilte. Prinz Adalbert verabschiedete sich dort vom Herzogspaar Friedrich Ferdinand und fuhr mit der Kaiserin nach Berlin. Ende Oktober tritt er die Reise nach Ost- asien an. — Oesterreich-Ungarn. Pest, 6. Oktober. In Szegcdin wurde heute früh am Kossuth - Denkmal ein Kranz gefunden mit der Aufschrift: „Die zurückbehaltcnen Soldaten Deinem heiligen Andenken." Da« Platzkommando ließ den Kranz wegnehmen und nach dem Stadthaus bringen, woselbst jedoch der Bizestadthauptmann den Kranz einer großen Menge, welche die Herausgabe desselben forderte, wieder übergab, die ihn dann unter Abfingung de» Kossuth Liede« wieder an dem Denk mal niederlegte. Nachmittag» marschierten zwei Kompagnien Infanterie zum Denkmal und nahmen den Kran; wieder fort. Al« die Menge hiergegen protestierte und mit Steinen nach den Soldaten warf, sowie in der Kaserne die Fenster der Offizier» - Wohnungen zertrümmerte, ging da« Militär mehrmals mit dem Bajonett gegen die Demonstranten vor. Von der Kaserne wurden nun abermals zwei Kompagnien abgeschickt, welche mit Hilfe der Polizei die eine drohende Haltung einnehmende Menge mit dem Bajonett auScinandertriebcn. Nach 6 Uhr abends erneuerten sich in Szcgedin die Kundgebungen vor der Kaserne. Eine nach Tausenden zählende Menschenmenge warf Fenster ein und forderte den Kranz, den da« Militär von dem Kossuth-Denkmal genommen, zurück. Ein Bataillon Infanterie und eine Eskadron Husaren rückten au«, säuberten die Umgebung der Kaserne, sperrten sie ab und gaben eine Salve auf die Menge, wodurch 5 Personen verwundet wurden. Die Kundgebungen dauerten noch in den Abendstunden fort. — Türkei. Die Antwort der Pforte auf die Mit teilung der Entente-Mächte ist, wie au« Konstantinopel tele graphiert wird, bereit« ergangen. Sie bestätigt den Empfang der Erklärung und sagt, daß dieselbe al« Beweis der wohlwollenden Absichten der Mächte die Pforte befriedigt. Die Pforte spricht den festen Willen au», Ruhe und Ordnung zum Wohle der Unter tanen ohne Unterschied der Religion und de« Stamme» zu ge währleisten. Getreu ihrer Politik werde die Pforte die vollständige Durchführung der ungeordneten Maßnahmen und die Ausführ ung der Befehle überwachen, welche im Interesse der Sicher heit der Einwohner und de« Schutze« ihre« Besitze«, sowie der Ausübung einer unparteiischen Justiz erteilt werden. Die Pforte hebt jedoch noch einmal hervor, daß, wenn da» beschlossene Pro gramm bisher nicht vollständig ausgeführt werden konnte, daran einzig die bulgarischen Agitatoren schuld seien, welche alle» ver suchten, um durch die ärgsten Missetaten die Tätigkeit der Be hörden zu behindern und zu nichte zu machen. Die Unterdrück ung der Bewegung, für welche die Pforte die Truppen verstärken mußte, würde leicht gelingen, wenn in Bulgarien die Bildung von Banden und deren Grenzübertrilt nicht geduldet würde. Die Banden, die auf der einen Seite zerstreut würden, dräng ten auf der andern Seite wieder ein und verleiteten die Ein wohner gegen ihren Willen und gegen ihr Interesse. Die Lage werde verschlechtert durch die bulgarischen Rüstungen und Voi- bereitungen, die Einberufung neuer Divisionen, Bestellung von Waffen und militärischen AuSrüstungSgegenständen, weiter durch militärische Requisitionen, strategische Brückenbauten und andere