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Amts- Wil AUiBlatt für de« Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Ps. einschliktzl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. V rs ch e tn t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspalrige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeil- 30 Pf. Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — - —d-'-—50. Jahrgang. -n.-— LLA. Donnerstag, den 24. September Einladung. Der Verein zur Förderung evangelischer Liebeswerke in Eibenstock, Schönheide, Stützengrün, Sosa und Carlsfeld gedenkt am nächsten Sonntag, den 27. September, sein Jahresfest als Gustav-Adolf-Fest in der Kirche zu Schönheide zu begehen. Der Fcstgottesdienst beginnt nachm. 3 Uhr. Herr Oberpfarrer aus Kirchberg wird die Festpredigt halten. ',5 Uhr beginnt die Nachversammlung im Gambrinussaale, in welcher Herr Pfarrvikar Vexperen»»» aus Falkenau in Böhmen sprechen wird. Zu diesen festlichen Veranstaltungen werden alle Glieder unserer Landeskirche herz lich eingeladen. Eibenstock, den 23. September 1803. Der Vorstand des Vereins zur Förderung cu. Mbeswerlc. Gebauer, I'., Vorsitzender. Deutscher Handwerks und Gcwerbekammertag. In München hat kürzlich unter zahlreicher Beteiligung von Vertretern der Reichsregierung und der Einzelregierungcn der 4. deutsche Handwerk»- und Gewerbekammertag stattgcfunden. Mit Genugtuung konnte der Vorsitzende in seiner Ansprache fest stellen, daß mlt einer einzigen Ausnahme alle deutschen Hand werkskammern und Gewerbekammern auf dem Tage vertreten seien. ES läßt diese Tatsache den erfreulichen Schluß aus die Einmütigkeit und da» feste Zusammenstehen im deutschen Hand werke zu. Das Programm der Verhandlungen umfaßte eine Reihe wichtiger und bedeutsamer Gegenstände. Am ersten Tage galten die Beratungen insbesondere der Fortbildungsschule. ES gelangte fast einstimmig eine Resolution zur Annahme, in welcher an erster Stelle die Errichtung obligatorischer gewerblicher Fortbil dungsschulen für die männliche Jugend verlangt wird. Die Pflicht zum Besuche der gewerblichen Fortbildungsschule soll allgemein durch ReichSgesctz in der Gewerbeordnung geregelt werden. Dieser Beschluß ist mit Freuden zu begrüßen, da er den Nach weis liefert, daß die Ueberzeugung von der Notwendigkeit einer gründlichen Berufsbildung bei den Handwerkern in starkem Wachs tum begriffen ist. Auch die weitern Sätze der Resolution, welche sich mit der speziellen Ausgestaltung des gewerblichen Fortbildungs schulwesen« beschäftigen, zeugen von gründlicher Einsicht in die Bedürfnisse de« Handwerks. Insbesondere gilt die« von der Forderung, daß jede gewerbliche Fortbildungsschule in ihrer äußern und innern Organisation den Charakter einer Berufsschule haben müsse und daß demgemäß nur Lehrer an solchen Schulen anzu stellen seien, die neben pädagogischer Tüchtigkeit und der erforder lichen Allgemeinbildung auch die nötigen Fachkenntnissc besitzen. Der Hauptpunkt der diesjährigen Tagung, die Alters- und Invalidität- Versicherung der selbständigen Handwerker, kam erst in der zweiten Sitzung zur Beratung. Von der Handwerks kammer in Breslau lag der Antrag vor, der deutsche Handwerks und Gewerbekammertag wolle beschließen, bei der Reichsregierung und dem Reichstage dahin vorstellig zu werden, daß für die selbst ständigen Handwerker die obligatorische Alter«- und Invaliditäts- Versicherung unter Zugrundelegung der Bestimmung de» AlterS- und Versicherung» Gesetze« eingeführt wird. Dieser Antrag gab zu einer lebhaften und eingehenden Debatte Anlaß. Von den Gegnern wurde unter andern, geltend gemacht, daß der Ver- sicherungSzwang im Widerspruche zu der Selbständigkeit des Handwerk» stehe, daß die jetzt bestehende freiwillige Versicherung durchaus genüge und daß, da in der Person de« selbständigen Handwerker» Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenfielen, eine Teilung der Beiträge also ausgeschlossen sei, die Lasten für La» Handwerk äußerst drückende sein würden. Bei der Abstimmung wurde aber doch trotz der vorgebrachten Bedenken der Antrag der Breslauer Handwerkskammer von einer starken Mehrheit zum Beschlüsse erhoben. Der deutsche Handwerks- und Gewerbekammer tag hat sich danach für die obligatorische StaatSversicherung aller selbständigen Handwerker ausgesprochen. E» ist sicher, daß die verbündeten Regierungen diesen Beschluß in wohlwollende Er wägung ziehen werden, wenngleich sich seine außerordentliche Tragweite nicht verkennen läßt und e» für ausgeschlossen erachtet werden muß, daß die Angelegenheit bereit» in der nächsten Zukunft ihre Erledigung finden kann. Die übrigen Punkte der Tagesordnung sührten noch zu mancherlei ersprießlichen Erörterungen und Beschlüssen, doch kann hierauf an dieser Stelle nicht eingegangcn werden. Der Gesamt- Eindruck der Verhandlungen de« 4. deutschen Handwerks- und Gewerbekammertage« ist jedenfalls ein äußerst erfreulicher und stellt der Wirksamkeit der gesetzlichen Organisationen des Hand werk« da» allergünstigfte Zeugni« au«. Tagesgefchichte. — Deutschland. Die Wiener Kaisertage sind vorüber. Sic sind so »erlaufen, wie e» nach der Herzlichkeit der Beziehungen zwischen den eng befreundeten Höfen und Nationen zu erwarten war. War der Besuch de« deutschen Kaiser« in Wien in erster Reihe auch ein Höflichkcitrbesuch, so zeigen doch die statt gehabten Konferenzen zwischen den leitenden Staatsmännern an, daß auch politische Dinge lebhaft erörtert wurden, und c« dürf ten sich die Auseinandersetzungen hauptsächlich um den Orient gedreht haben und daneben um den künftigen deutsch-»sterreichischen Handelsvertrag. Die Richtung, in welcher sich die Verhandlungen bewegt haben, gab Graf Bülow in einem Interview an. Danach wird Deutschland Oesterreich-Ungarn wegen de» Abschlusses eines neuen Handelsvertrages nicht drängen, aber wir erwarten doch, »aß sich Oesterreich-Ungarn in absehbarer Zeit in der Lage be findet, einen neuen Handelsvertrag mit uns zu schließen. Da« geht klar und deutlich au« den Worten unsere« Reichskanzler« hervor. Was die Orientpolitik betrifft, so scheint es, al» sollen bei der demnächstigen Anwesenheit der russischen Zaren in Wien Entscheidungen betreffs de» Orient« getroffen werden, und wir dürften annehmen, daß die deutsche Politik vollkommen eingeweiht wurde, daß Oesterreich - Ungarn ohne Deutschland- Zustimmung nicht« machen will. So dürfen wir denn, was immer auch in der Orientsrage geschehen möge, erwarten, daß Deutschland« Interessen nicht werden verletzt werden. — Auf dem Dresdner Parteitag hat Bebel, der in seinem ParleifanatiSmuS bekanntlich leichl mit der Wahrheit in Konflikt gerät, u. a. behauptet, die Finanznot de« Reiche« sei so groß, daß die Lieferanten bei den ReichSkasscn auf Zahlung hätten warten müssen. Die »Genossen" begleiteten diese groteske Ent hüllung mit einem gläubigen »Hört, hört". Der „Münch. Allg. Ztg." wird zu dieser heiteren Geschichte au« Berlin geschrieben, c« sei doch klar, daß eine Geldverlegenheit de« Reiches in dem Sinne, wie sie einzelne Besucher de« Parteitage» nach der Ana logie einer leeren Ladenkasse sich wohl vorstellen, überhaupt un möglich sei. Mancher Flnanzminister ker deutschen Bundesstaaten werde sich seufzend wünschen, daß e« so sein könnte. Die Auf gabe der Reichsfinanzreform wäre dann um viele« leichter. Da ader sei da» Schlimme bei der Geschichte, daß da« Reich immer so viel Geld habe, als e« brauche, und die ungünstige Lage seiner Finanzen bestehe nur darin, daß die Stellen, die den Bedarf der Kassen zu stellen haben, auf da« Schuldenmachcn angewiesen sind. -Oesterreich-Ungarn. Wien, 22. Septbr. Blätter meldungen zufolge hat Seine Majestät der Deutsche Kaiser dem Chef de« Generalslabe« Feldzeugmcistcr Frhrn. ».Beck sein Bild in österreichischer Marschallsuniform mit dem Bande de« Großkreuzes des Stephans-Orden« verliehen. — Schweiz. Bern, 22. September. Die Schweizerische Depeschen-Agentur erfährt, daß die HandelSvertragSver- handlungcn mit Deutschland spätesten« Mitte Oktober beginnen werden. Der Ort, an dem die Verhandlungen statt finden sollen, ist noch nicht bekannt. — Bulgarien. Die Lage in Bulgarien entwickelt sich, wie der Konstantinopler Korrespondent de« „Standard" aus Grund der Aussagen zuverlässiger Gewährsmänner, die in den letzlen Tagen aus verschiedenen Teilen de« Fürstentum« in Konstanti nopel cingetroffen sind, mitteilt, mit großer Schnelligkeit zu einem Zustande, der nur zwei Möglichkeiten läßt: Kriegserklärung an die Türkei oder Revolution gegen den Fürsten Ferdinand. Der Fürst ist jetzt fast die einzige Persönlichkeit in Bulgarien, die sich der stetig steigenden Flut de« Nationalgefühl« cntgegenstemmt, die in erster Reihe von dem Mitgefühl mit den unterdrückten Volks genossen in Makedonien emporgetrieben wird, gleichzeitig aber auch politischen Ehrgeiz, natürliche« Au«dehnungSstreben und per sönliche Rücksichtslosigkeit zu einem „Drang nach Osten" mischt. E« steht jetzt fest, daß die letzte Mobilisierung in Bulgarien 36000 Mann betraf. Al« bedeutungsvoll darf eine Nachricht betrachtet werden, die ein von dem betreffenden Orte kommender Gewährsmann überbrachte, daß an einem bulgarischen Küsten platz Vermessungen für ein befestigte» Lager für 180000 Mann vorgenommen werden. Die bulgarischen Genieoffiziere werden bei den Arbeiten von sechs russischen Freiwilligen Offizieren unter stützt. Bi« auf die Angaben über die Größe de« Lager« kann die Nachricht wohl richtig sein. Die Griechen in Makedonien gehen jetzt gemeinsam mit den Bulgaren vor, und auch die make donischen Serben organisieren sich. — Türkei. Konstantinopel, 22. September. Von offizieller Seite wird hier die Mobilmachung von dreißig bulgarischen Reservebalailloncn bestätigt. Türkischerseit« erfolgte der Befehl zur Mobilisierung aller noch verfügbaren Redif- bataillone. Man hält hier den Krieg mit Bulgarien für unver meidlich. Einer der ersten türkischen Staatsmänner erklärte heute den Krieg für die einzige Lösung der unhaltbaren Situation. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 22. September. Den Schluß de« dies jährigen Schauturnen» de« Turnverein» bildete eine gestern abend im Saale de« „Feldschlößchen" staltgehabte Abendunter haltung, bei welcher der geräumige Saal fast bi« auf den letzten Platz gefüllt war. Da« sehr reichhaltige Programm wickelte sich flott ab und wechselten Musikstücke mit humoristischen Vor trägen usw. in angenehmer Weise. Auch ein Schwank „Vor dem Nntersuchung«richter" wurde gegeben. E« wurd« sehr gut gespielt und lohnte reicher Beifall die Mitwirkenden für die aufgewandte Müh«. Besonder« zu erwähnen sind noch da« Turnen am Pfeid sowie die turnerischen Gruppen, aulgeführt bei bengalischer Be leuchtung von Mitgliedern de« Turnverein«, welche mit großer Präcision und Exaktheit vorgeführt wurden. Gegen 12 Uhr be gann dcr Ball und hielt derselbe die Anwesenden bi« zum frühen Morgen zusammen. Das diesjährige Schauturnen hat wiederum gezeigt, daß in unserem Turnverein die edle Kunst Vater Jahn'« eifrig gepflegt wird und wir wünschen dem rührigen Verein ein weiteres Wachsen, Blühen und Gedeihen! Gut Heil! — Eibenstock, 23. September. Kommenden Sonnabend und Sonntag findet in Schneeberg, der Wiege des Erz gebirgsvereins, die Abgeordneten- und Jubiläums versammlung statt. Da» Programm ist ein sehr reichhaltiges. — Stützengrün, 23. September. In nicht geringe Auf regung wurden heute früh die Passagiere des gegen s-,8 Uhr hier eintrefsenden Zuge» versetzt, indem derselbe in der Nähe des Via dukte« da« Notsignal gab und kur; darauf hielt. Veranlassung dazu gab eine in einem Wiesengraben nahe der Böschung liegende Leiche einer Frau. Ob dieselbe vom Zuge überfahre» wor den ist oder aus andere Weise ihren Tod gesunden hat, ist noch nicht festgestellt. Die Tote wurde vem ZugSpcrsonal gesehen und infolgedessen dcr Zug zum Stehen gebracht. — Ra ulenkranz. Vergangene Woche ist hier da« dem früheren Totengräber Olt gehörige Wohnhaus niedergebrannt. Brandstiftung liegt in diesem Falle zweifellos vor. — Dresden, 21. September. Au« Mittclndors wird dem „Pirnaer Anzeiger" vom l8. d. M. gemeldet: Bei der gestern im hiesigen Forstrevier abgehaltencn königlichen Jagd creig- nele sich ein Vorkommnis, da» leichl zu einem Unfall Veranlassung geben konnte, von dem auch Se. Majestät betroffen werden konnte. Als bei Beginn der ersten Triebe« der Leibjäger Sr. Majestät La« geladene Gewehr gereicht hatte, stellte cs der König noch einmal weg. Hierbei entlud sich nun das Gewehr und der Schuß konnle leicht da« Leben unsere» König« gefährden. — Dresden, 2l. September. Ein traurige« Bild ent rollte eine Verhandlung, die heute vor der d. Strafkammer de» König!. Landgericht» zu Dresden gegen die 73 Jahre alte Hen riette Wilhelmine Mühlmann in Neu-Gruna bei Dresden statt sand. Die in guten Verhältnissen lebende Frau nahm im Jahre 1893 einen Knaben namens Gepfert, dcr in dcr Frauenklinik zu Leipzig da« Licht dcr Welt erblickt hatte, an KindeSstalt an und erhielt dafür eine einmalige, nicht unbedeutende Entschädig ung. Da« Kind entwickelte sich zu einem gesunden, kräftigen Knaben, der aber der alten Großmutter stet« ein Dorn im Auge war. ES wurde stet« mit großer Härte behandelt, sodaß sich sehr häufig die Nachbarn in« Mittel legen mußten, um der grausamen Behandlung Einhalt zu tun. Am 4. Juni d. I. — dcr Knabe halte inzwischen da« 10. Lebensjahr erreicht — begoß die alte Frau da« unglückliche Kind über und über mit kochen dem Wasser. Kopf, H«^ und Brust de» Knaben waren voll ständig verbrüht. Da« verbrühte Kind befand sich in großer Lebensgefahr. Aus Anordnung de« Arzte« wurde der Verletzte in da« Krankenhaus transportiert, wo er noch heute mit dem Tode ringt und nach Ausspruch dcr Acrztc wohl schwerlich wieder vollständig genesen wird. Die grausame Pflegemutter stellte in der heutigen Verhandlung di« Behauptung auf, der Knabe habe sich an dem fraglichen Tage unnütz aufgeführt. Sie habe kochen de« Wasser auf den Kaffee gießen wollen und dabei sei ihr der Junge in den Weg getreten, um sie zu Fall zu bringen. Gegen diese» Märchen protestierte aber selbst die eigene Tochter der alten Frau, die sich nunmehr wegen gefährlicher Körperverletzung zu verantworten halte. Nach mehrstündiger Verhandlung wurde sie für schuldig befunden und zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. — Leipzig, 21. September. Dcr Millionär Friedrich, welcher im Juli d. I. vom Schwurgericht Leipzig wegen schwerer Urkundenfälschung und Meineid-Verbrechen zu 6 Jahren Zucht haus und zehnjährigem Ehrverlust verurteilt wurde, stand am Freitag vor dem Königlichen Landgericht, angeschuldigt de« Dieb stahls, Betrug«, dcr Wechselstempclhintcrziehung und Fälschung dcr HauSlisten. Nur die beiden letzten Vergehen konnten nach gewiesen werden, sodaß dcr schmutzig-geizige Mensch mit einer Zusatzstraje von drei Monaten Zuchthaus und 1625 Mark Geld strafe davonkam. — Chemnitz, 21. September. Ein peinliche« Vor kommnis ereignete sich gestern vormittag aus dem neuen Fried hose beim Begräbnisse eine« jungen Manne«. Al« der Sarg aus die über da« Grab gelegten Balken gehoben werden sollte, kippte er plötzlich unter den ungeschickten Händen der freiwilligen Träger um, sodaß die Leiche mit dem Leibe auf die Balken zu liegen kam. Der amtierende Geistliche führte die nächsten An verwandten sofort etwa« abseil«, um sie von dem schmerzlichen Anblick zu befreien. Als die Leiche wieder eingesargt war, wurde der Tramrakt zu Ende geführt. — Crimmitschau, 20. September. Die Lage de» nun bereit« vier Wochen währenden Ausstande« der 7800 Tex tilarbeiter ist unverändert. Die Arbeiter haben jetzt eine geheime Abstimmung darüber vorgenommen, ob sie die Arbeit bcdingungSlc« aufnchmen wollen oder nicht. Jede Fabrik stimmte