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Amts- Wil Anzcheblatt für den Abonnement viertelj. 1 M. 2V Ps. einschließl. d«S .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unsern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. GeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hanncbohn in Eibenstock. — »«.Jahrgang. ,rcL.-—,,, Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. LOS Sonnabend, den 29. August LVOA Bekanntmachung. Der Verkehr mit Kraftwagen (Automobile«) auf allen nicht öffentlichen Wegen der Slaatsforstrevicre AuerSberg, Eibenstock, Wildenthal, Johanngeorgenstadt, Carlrseld, Schönheide, Hundshübel, Bockau und Sosa wird hierdurch bei Strafe von 5 bis 30 M. für jeden einzelnen Fall verboten. Eibenstock, Wildenthal, Johanngeorgenstadt, Carlsfeld, Schönheide, Hundshübel, Bockau und Sosa, am 25. August 1903. Die Gutsvorst eher: Lehmann. Vach. Schneider. Teich, «ehre. Hoffmann. Harter, «rumbiegel. Kühne. Komischer Wochenverichl. Die verflossene Woche ist für die innere Politik durch einen Wechsel in den höchsten Reichsämtern bemerkenswert: der Staats sekretär de« ReichSschatzamte» Freiherr von Thielmann ist von seiner Stellung zurückgetreten und der bisherige bayerische Bevollmächtigte Freiherr Hermann von Stengel zu seinem Nachfolger ernannt worden. Diese Ernennung findet in der Presse fast allseitigen Beifall. Freiherr von Stengel gilt mit Recht als einer der besten Kenner de« gesamten Etat»- und StcuerwcsenS und hat sich auch bereit» vielfach als gewandten und schlagfertigen Debatter bewährt. Schwierige Aufgaben, die in der Frage der Reichsfinanzreform gipfeln, harren de» neuen SchatzsckretärS. E« bleibt ihm Vorbehalten, Mittel und Wege für eine reinliche Scheidung zwischen den Finanzen der Reiche» und der Einzelstaaten zu finden, den letztem die ersehnte Ordnung und Stetigkeit, die ihnen bei Verquickung mit den ReichSfinanzcn versagt bleiben, zu schaffen und da« Reich finanziell aus eigene Füße zu stellen sowie vor weiten» Wachstum seiner Schuldenlast zu bewahren. Zur Lösung dieser Aufgaben dürften Freiherrn von Stengel seine süddeutsche Herkunft und seine daraus resul tierende nähere Fühlung mit den maßgebenden Parlamentariern SüddeutschlandS von wesentlichem Nutzen sein. Wa» die auswärtigen Dinge anbctangt, so darf die Situation im europäischen Orient als wesentlich gebessert gelten, seit durch die Zurückziehung der russischen Flotte auch nach außen hin, namentlich aber für die Bulgaren und Makedonier, ein handgreiflicher Beweis dafür gegeben ist, daß die russische Regier ung au» dem Zwischenfalle in Monastir keinen Anlaß nehmen will, von der bisher befolgten Politik abzuweichen. Der Abzug der russischen Schiffe, deren Anwesenheit bei Jniada die bulgar ischen Banden sehr zu Unrecht al» eine Ermutigung zu gesetzlosen Handlungen aufgefaßt zu haben scheinen, wird jedenfalls auf die Aufrührer sehr entmutigend wirken. Sie werden sich endlich doch wohl zu der Einsicht bequemen müssen, daß ihre Hoffnungen auf Erregung eine« Kriegsbrände», bei dem sich im Trüben fischen läßt, eitel sind. Für die Türkei aber ist gegenwärtig der richtige Zeitpunkt gekommen, mit allem Nachdrucke zu zeigen, daß sie noch stark genug ist, um mit eigener Macht im eigenen Lande Herr zu werden, und e« erscheint durchaus unwahrscheinlich, daß ihr in dieser Beziehung irgend welche Hindernisse in den Weg gelegt werden sollten. In Oesterreich-Ungarn haben die Konferenzen Kaiser Franz Josef« mit den leitenden ungarischen Politikern noch keine Aenderungen in dem bisherigen Stande der Dinge herbei zuführen vermocht. Vielmehr bleibt die Krisi« nach wie vor ungelöst. Ob und wieweit der Kaiser dem ungarischen Drängen auf Gewährung von Konzessionen nachgeben wird, ist heute noch ungewiß. Doch wird mit Bestimmtheit versichert, die einheitliche Kommandosprache im Heere werde von der Krone al« ein noii nie tangere betrachtet. Im übrigen erscheint eine Bewilligung weitgehender Konzessionen an da« Magyarentum zur Begleichung der Krisi» schon wegen ihrer Rückwirkung auf Oesterreich höchst gefährlich. Die Begehrlichkeit de« CzechentumS würde dadurch sicherlich erheblich angeregt werden. Eine auf ganzer Linie sieg reiche Opposition in Ungarn müßte den Wunsch zur Nacheiferung sehr lebendig machen, und auch die kaum zu leidlicher Ordnung gebrachten Verhältnisse CiSleithanien« liefen Gefahr, wieder all gemeiner Verwilderung anheimzufallen. So zeigt da» Gesamt bild Oesterreich-Ungarn« sich in trüber Schattierung. Möge c» der erprobten Erfahrung und der umfassenden staatsmännischen Begabung Kaiser Franz Josef« trotz alledem vergönnt sein, die Wirrnisse beizulegen und den österreichisch-ungarischen Staat auf der seit Jahrzehnten bewährten Grundlage zu erhalten. England steht trauernd an der Bahre eine» seiner größ ten Staatsmänner, Lord Salisbury». Mit seinem Namen find die meisten großen Ereignisse in der auSwLrtigen Politik England« während der letzten 2b Jahre eng verknüpft. Der Berliner Kongreß von 1878 war der eigentliche Beginn seiner Karriere. Hier, wo die großbritannische Diplomatie einen ihrer größten Erfolge errang, wirkte Lord Salisbury al» Vertreter England«. Cypern, da« d-mal« England ohne Schwertstreich zufiel, stand am Anfänge, Tran«vaal am Ende seiner Lausbahn. Bestimmend hat er also eingegriffen sowohl in die Orientpolitik Großbritannien« al« auch in dessen afrikanische Pläne, und damit scheint auch die Bedeutung de« dahingegangenen Staat«manne« klar gekennzeichnet. Die Größe und Machtstellung England waren der Hauptgegenstand seiner Sorge, und in der Verwirk lichung de« imperialistischen Gedanken« sah er die Bürgschaft für die Zukunft seine« Vaterländer. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 27. August. Die »N. A. Z." meldet: Der hiesige französische Botschafter hat dem AuSwärligcn Amt im Namen de« Präsidenten der fran zösischen Republik al« Beitrag zur Linderung der Not in den vom Hochwasser heimgesuchten Bezirken Schlesiens die Summe von 5000 Franc« übergeben. — Berlin, 2V. August. Die ,N. A. Z." schreibt offiziös: Unsere Erklärung, daß die Mitteilung über eine Auseinander setzung zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und dem Reichs kanzler in der Jesuitenfrage auf Erfindung beruht, genügt dem »Reichsboten" nicht. Er meint, wir hätten nur de mentiert, daß die Auseinandersetzung auf Grund einer Vorstellung des Evangelischen Oberkirchenrat« erfolgt sei. Demgegenüber sei ihm nunmehr, »schlicht und einfach", wie er eS haben will, ge sagt: Die Behauptung, e« habe zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und dem Reichskanzler über die Frage der Aushebung de« § 2 de« JesuitcngcsetzeS überhaupt eine Auseinandersetzung stattgefunden, ist eine Lüge. — Die »Nordd. Allg. Ztg." hatte bekanntlich die Unter stellung de» »Vorwärts", daß der Hofmarschall v. Trotha von dem Schloßbauprojekt auf der Insel PichelSwerder etwas wisse, al« falsch bezeichnet. Da« sozialdemokratische Blatt hatte darauf Herrn v. Trotha, fall» diese« Dementi in seinem Auftrage erfolgt sei, der wissentlichen Unwahrheit geziehen und die Staatsanwaltschaft zur Einleitung der Klage wegen Beleidigung de» Hofmarschall« aufgesordert. Hierauf hat, wie die »'Nordd. Allg. Ztg." heute mitteilt, Herr v. Trotha bei der Staatsan waltschaft den Strafantrag wegen Beleidigung gegen den „Vor wärts" gestellt. — Die »B. P. N." schreiben: Dem Vernehmen nach wer den die Finanzminister verschiedener Einzel staaten Ende September oder Anfang Oktober in Berlin zu einer Konferenz zusammentreten. Wir haben schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, daß vorläufig kein Anlaß vorliege, Be ratungen über die Reichsfinanzreform abzuhalten, da darüber, daß da« gegenwärtige finanzielle Verhältnis zwischen Reich und Einzel staaten nicht auf die Dauer bestehen bleiben könne, keine Meinungs verschiedenheit zwischen den Einzelregierungen herrsche. E» dürfte sich denn auch bei der demnächstigen Konferenz der Finanzminister nicht um einschneidende prinzipielle Fragen handeln. Wohl aber wird man kaum fehlgehcn, wenn man annimmt, daß die Frage der Balanzierung de« ReichShauShallSetat» den Gegenstand der Erörterungen auf dieser Konferenz abgeben wird. Da» Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben im Reichsbudget ist nicht erfreulich, und eS ist deshalb durchaus angezeigt, wenn die Finanzminister der Einzelstaaten das letztere einer gemeinsamen Erörterung unterziehen. — Die »Münchner Neuest. Rachr." veröffentlichen eine Unterredung eines ihrer Redakteure mit dem neuen Schatzsekrctär Frhrn. v. Stengel. Letzterer erklärt u. a., wa« die Frage der Reichsfinanzreform betreffe, so müsse man die Sachlage möglichst nüchtern auffassen. Er glaube, daß man sehr zufrieden sein könne, wenn eS demnächst gelänge, ein Einverständnis unter den gesetzgebenden Faktoren über die Beseitigung der schlimmsten Uebelstände herbeizuführen, die im Laufe der Jahre allmählich hcrvorgetreten seien, und wenn e« insbesondere gelänge, die ver wickelten finanziellen Beziehungen zwischen dem Reich und den Einzelstaatcn klarer zu ordnen und im ReichShauShalt die sehr erwünschte größere Stetigkeit herbeizusühren. E» müßte auch bald der Anfang mit einer planmäßigen Schuldentilgung gemacht werden; zunächst bedürfe e« aber einer Sanierung de« RcichS- invalidensond«, der im Augenblick sehr im Argen liege und dessen Sanierung er für besonder« dringend erachte ; da» Weitere werde man wohl der Zukunft überlassen müssen. Bon der Eröffnung neuer, dauernder Steuerquellen im Reiche — er wisse nicht, wie der Reichskanzler darüber deiike — lasse sich schwer etwa« sagen, bevor nicht feststehe, welche Mehrerträge der neue Zolltarif bringen werde und wieweit mit ihm die künftigen Handelsver träge die wirtschaftlichen Verhältnisse beeinflussen würden. — Die für die Infanterie bestimmte neue Gepäck- auSrüstung, da« sogenannte »Rucksackgepäck", die in kurzer Zeit bei einzelnen Truppen probeweise zur Einführung gelangen wird, wurde durch den Kaiser aus dem Truppenübungsplatz in Altcngrabow gelegentlich der jüngsten Anwesenheit de» Monarchen bei dem Kavallerieexerzieren der Kavallerie-Regimenter de» 4. Ar meekorps besichtigt. Zu diesem Zwecke hatte sich, nach dem »L.-A.", der Ehef der 12. Kompagnie de« l. Garde-Regiment«, Hauptmann Graf Fink von Finkenslein, mit einem Unteroffizier und drei Mann von Potsdam nach dem Truppenübungsplatz be geben. Der Kaiser ließ sich durch Graf Finkenstein über alle Einzelheiten der Ausrüstung genau informieren. E« dürfte nicht ausgeschlossen sein, daß bereit« zu den diesjährigen Herbstübungen vereinzelte Versuche in Bezug aus die Kriegstauglichkeit de» neuen Gepäck» vorgenommen werden. — Oesterreich-Ungarn. Wiener Blätter schreiben dem Besuch de« Zaren, der jetzt für den 28. September angekündigt wird, eine große politische Bedeutung zu. Die „Neue Freie Presse" sagt, da LamSdorff mitkämc, würden offenbar über die Orienlfrage bedeutsame Verhandlungen stattfinden, namentlich, fall» die türkische Reformfähigkeit versage. Manche bringen Go- luchowSkiS Pester Reise mit dem Besuch in Verbindung, andere mit dem plötzlichen Besuch de« bisher in Gastein weilenden König« von Rumänien am Freitag. — Wie da» Wiener „Fremdenblatt" erfährt, ordnete da« Reichsministerium an, daß die Mannschaften de« dritten Jahrganges, die gewohnheit-gemäß nach den großen Manöver» bi« zum 31. Dezember dauernd beurlaubt wurden, im aktiven Dienst zurückzubehalten sind. Die Maßregel, welche im vollen Einklänge mit dem Wehrgesetz steht, bezieht sich auf sämt liche Truppen de« Heere«, ausgenommen die boSnisch-herzego- winischen Truppen. Die Verfügung der Krieg-Verwaltung ist lediglich al» eine provisorische Maßregel zu betrachten; wa« de finitives bestimmt wird, hängt von der Rückkehr de» Kaiser» nach Wien und von der Gestaltung der Dinge in Ungarn ab. Die Maßregel wurde von dem Reichskriegsministerium erlassen, weil durch die nicht rechtzeitige Erledigung de« RckrutenkontingcntS die Assentierung in Ungarn nicht vorgenommen werden konnte. — Vom Balkan. Au» Wien, 27. August, wird ge meldet: Der nach Konstantinopel verkehrende Konvention al- zug, der heute früh in Konstantinopel fällig war, wurde in der Nacht bei Kulelll-Burga« durch Dynamit in die Luft ge sprengt, wobei 6 Personen getötet und 15 verwundet wurden. — Ausdrücklich ist zu bemerken, daß der verunglückte Zug nicht der Orient-Expreß, sondern ein gewöhnlicher, sogenannter Konven- tionalzug ist, da» heißt ein Zug, den die Direktion der Orient bahnen durch Konzession verpflichtet ist, unter allen Umständen verkehren zu lassen, während der Orient-Expreß, wie bereit« be schlossen wurde, wegen der geringen Zahl der Reisenden nächster Tage eingestellt wird. Der verunglückte Konventionalzug, der von Wien abgeht, hatte vorgestern nur wenige Reisende au« Wien. Bereits gestern wurde gemeldet, daß die bulgarischen Banden schon bi» zu den Stationen Baba-Eski und Kulelü-Burga» an der Orientbahn vorgedrungen seien und die Telegraphenlcitung läng« der Bahn zerstört hätten. — Die Wiener »Neue freie Presse" meldet au« Belgrad: Wie da« Blatt „Stanipa" erfährt, wurden anläßlich eine« Zusammenstöße« bei dem Dorfe Kervankcj in Makedonien 250 Baschibozuk», die in einen Turm geflüchtet waren, von de» Aufständischen mittel« Dynamit in die Luft gesprengt. — Amerika. Washington, 27. August. Der amerika nische Gesandte in Konstantinopel teilte mit, daß die Ermord ung de« amerikanischen Vizekonsul« in Beirut am Sonn tag erfolgte und daß die Vereinigten Staaten strenge Bestrafung der Schuldigen verlangten. Wenn die Türkei keine Genugtuung gebe, werde da« in den europäischen Gewässern befindliche ameri kanische Geschwader nach Beirut gehen. — Der in der Streitsache zwischen Venezuela und verschiedenen europäischen Staaten vom Zaren mit al« Schieds richter bezeichnete schweizerische Gesandte in Pari«, Lardy, hat diese Mission abgclehnt. Artikel 3 der Washingtoner Vereinbarung bestimmt, daß kein Untertan oder Bürger eine» Signatar- oder Gläubigerstaates dem SchiedSgerichtShos angehörcn darf. Da die Bundesregierung verschiedene schweizerische Forderungen gegen über Venezuela unterstützt hat und Unterhandlungen zur Bestellung der Schiedsgerichts-Kommission Im Gange sind, kann kein Schwei zer da» Schiedsrichter«!»! übernehmen, trotz aller Ehre, die eine derartige Wahl für die Schweiz bedeutet. Locale und sächsische Nachrichten. — HundShübel, 26. August. Die Ermordung de« bekanntlich am >5. vor. Mon. im Hartmannsdorfer Staatsforst reviere in der Nähe de« Forsthause« zum Torfstich erschossen auf gefundenen Handarbeiter« Ernst Gerber von hier ist trotz der eifrigsten Tätigkeit der Behörden und der Gendarmerie immer noch nicht aufgeklärt. Allgemein herrscht hier und in der Um gebung die Meinung, daß Gerber ermordet worden ist, eine Fahrlässigkeit aber, wie anfangs vielfach angenommen wurde, so gut wie ausgeschlossen ist. Die mysteriöse Angelegenheit bleibt vorläufig noch in Dunkel gehüllt, da e« noch nicht gelungen ist, eine bestimmte Person mit dem schweren Verdachte in begründeter Weise zu belasten, wenn auch hier und da Stimmen laut werden, die diesen oder jenen al» Mörder hinstcllen möchten. Man hat