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Amts- M Anzeigebllltt für den Bezirk des Amtsgerichts Libenltoek und dessen Umgebung Frrnsprrchcr Ur. 210. Verantwortlicher Redakteur. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag. Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Teile die gespaltene Abonnement Viertels. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Telegr.-Adrelsr: Amtsblatt. 4L. - 53. Jahrgang. - Sonnabend, den 7. April I»«« Mit Rücksicht auf die bevorstehende Konfirmation spricht die Königliche Amtshauptmann schäft die Erwartung aus, daß dre Konfirmanden ein mit dem Ernste des Ein- segnnngstages in Einklang stehendes Betragen zeigen und insbesondere nicht in Wirtshäusern anfliegen. Die Schankwirte des hiesigen Verwaltungsbezirks haben an Konfirmanden, welche sich nicht in Begleitung ihrer erwachsenen Angehörigen befinden, am Einsegnungstage geistige Getränke nicht zu verabreichen. Zuwiderhandlungen werden an den Schankwirten mit Geldstrafe bis zu 6V Mark oder entsprechender Haftstrafe geahndet werden Schwarzenberg, den 3. April l006. Nr. 427 L Die Königliche Amtshauptmannschast. Im Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock ist heute aus Blatt 286 für den Stadtbezirk die offene Handelsgesellschaft in Firma: in Eibenstock eingetragen worden. Gesellschafter sind die Kaufleute k'risclried und I'rs.nL 6u.rt UsIbiA in Eibenstock. Die Gesellschaft ist am 8. März 1006 errichtet worden. Angegebener Geschäftszweig: Stahl-, Eiscnwaren-, Werkzeug- und i7 fengeschäfr, sowie Lager in Haus- und Küchengeräten. Eibenstock, den 3. April 1006. Königliches Amtsgericht. Gewerbliche Zeichenschulc Eibenstock. Anmeldungen zur gewerblichen Zeichenschule für das Astern 1006 beginnende neue Schuljahr sind baldigst in der Ratsregistratur Hierselbst zu bewirken. Der Unterricht der gewerblichen Zeichenschulc wird erteilt in geometrischen Zeichnen, Projektion, Freihandzeichnen und Fachzeichnen der verschiedenen Gewerbe in drei Schuljahren. Der Unterricht umfaßt wöchentlich im Sommer 2, im Winter 4 Stunden Zeichnen, sowie 2 Stunden Deutsch und Rechnen. Das Schulgeld beträgt jährlich 6 Mark. Un bemittelten Schülern können Erleichterungen gewährt werden. Die Schüler der gewerblichen Zeichenschule sind von dem Besuche der allgemeinen Fortbildungsschule befreit. Eibenstock, den 2. April 1006. Der Stadtrat. Hesse. M. Der Lüiäs, LamMa Küntdel hier ist an Stelle ihres angeblich verloren gegangenen, im Jahre 1002 vom Gemeinde-Vor stand zu Oberstützengrün erteilten Arbeitsbuches ein neues Arbeitsbuch ausgestellt worden. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dies hiermit bekannt gegeben. Stadtrat Eibenstock, am 5. Avril loog. Hesse. L.^ Verdingung. Die zum Rathausneubau in Eibenstock erforderlichen Maurer-, Versetz-, Asphalt und Eementarbeiten nebst zugehörigen Materiallieferungen sollen vergeben werden, wozu auf Donnerstag, den 26. April 1906, vormittags 11 Myr Termin zur Eröffnung im Ratssitzungssaale anberaumt ist. Die Bedingungen und Angebotsformulare können ini Stadtbauamte während der Dienststunden eingeschen und gegen Bezahlung von 3 Mark — soweit der Vorrat reicht — von da bezogen werden. Die Einreichung der Angebote hat im verschlossenen, versiegelten und inir entsprechender Aufschrift versehenen Briefumschlag vor Eröffnung des vorgenannten Termines zu erfolgen. Eibenftock, am 4. April 1006. Das Stadtdanamt. Gewerbliche Zeichenschulc Eibenstock. Am Palmsonntag von 1l bis 1 Uhr mittags und von 2 bis .r Uhr nach mittags findet im Erdgcschotzlehrzimmer des Jndustrieschulgebäudcs ine Aus stellung der Schülerarbeitcn der geiverblichen Zeichenschulc statt. Freunde und Gönner der Schule werden hierzu eingeladen. Eibenstock, den 2. April 1006. Der Stadtrat. Die Schulleitung. Hesse. A. Lützner. M BtWbttllW i>n sucht. ZilnMiilt für ÄMMsirit Plane» zu Gibenstock. Von Palmsonntag bis mit Dienstag, den 10. April, findet im Zeichensaal der Schule eine Ausstellung der diesjährigen Schülerarbeiten statt Selbige bestehen aus Raturstudien, Studien nach Gipsmodellen, Farbkompositionsübungen, Stillehre und Kom ponieren von Mustern für die hiesige Textilindustrie. Die geehrten Behörden, Eltern und Prinzipale, Freunde und Gönner der Anstalt werden hierdurch zur Besichtigung eingeladen. Die Ausstellung ist an den Tagen geöffnet: mittags von I I—l Uhr, nachmittags von 2—5 Uhr. Die im Winterhalbjahr gefertigten Zeichnungen der Handelsschule werden mit ausgestellt. Die Direktion dcr Königlichen Kunstschule für Textilindustrie. Jur Konfirmation. Wieder rufen der Glocken Feierklänge die jungen Christen in das Gotteshaus, um an heiliger Stätte in die Gemeinschaft der Erwachsenen ausgenommen zu werden und die Weihe zu dem ersten Schritte zu empfangen, der für ihr ganzes weiteres Leben entscheidend ist; denn der Konsirmationstag ist für die ineisten dcr Konfirmanden ein wichtiger Wendepunkt schon im äußern Leben. Gilt es doch, Abschied zu nehmen von Kindheit, Schule und Halls: von der Kindheit mit ihrem Sonnenschein, ihren großen Freuden und kleinen Leiden; von der Schule mit ihrer heilsamen Zucht und nützlichen Belehrung: vom Elternhause mit seiner sicheren Obhut und frohem Familien glück. Es ^filt den großen Schritt hinaus und in die Welt mit ihren stürmen und Gefahren, ins Leben mit seinen Kämpfen, Sorgen und Nöten. Wein, der die Welt und das Leben kennt, mag es nicht das Herz bewegen, wenn er die jungen Scharen, etliche zwar bangen Herzens, die meisten heiter und sorglos vor Lust und Lebensmut, alle aber noch unerprobt und unerfahren so hinauswandern sieht? Möchte man nicht jedes noch einmal anhaltcn, ihm ein gut Wort mit auf den Weg geben, damit es die rechte Bahn einschlage und vor Schaden bewahrt bleibe? Auch für die Eltern der Konfirmanden bildet der Kon- firmationstag eine Phase des Lebenslaufs, die von den ge mischten Gefühlen freudiger Erhebung und ernster Wehmut begleitet zu sein pflegt. Treue Mutterliebe und unermüdliche Vatersorge haben die.Kinder groß gezogen und bis zur Schwelle dieses Tages gebracht. Mit den, Hause hat auch die Schule treue Arbeit verrichtet und den Samen des Göttlichen, Guten und Nützlichen in die jungen Herzen ausgestreut. Nun ist der Abschluß der Schulzeit und der Anfang des Erwerbslebens für die überwiegende Mehrzahl der Kinder gekommen. Es beginnt der Eintritt in die Schule des Lebens, die wohl viele Freiheiten gewährt, aber auch höhere, bisher nicht gekannte Verantwortung auferlegt. Der Pilgerpfad des Lebens ist rauh und schlupfrig, er führt nicht immer durch lohnende Ge filde und grüne Auen, sondern ist mit vielen Irr- und Ab wegen verflochten. Deshalb ist der Tag der Konfirmation ein entscheidender Wendepunkt und eine gefährliche Ecke, vor allem in unfern Tagen. Jene Zeit erscheint unwiederbring lich dahin, wo Lehrlinge und Gehülfen zur Familie gezogen wurden und demnach das Haus des Meisters das Elternhaus fast immer zu ersetzen vermochte. Heutzutage ist mit dem Ver lassen des Elternhauses ein junger Mensch in den meisten Fällen auf eigene Füße gestellt. Es gehört aber ein hoher Grad von Charakterstärke, Geistesfestigkeit und Herzensrein heil dazu, bei dem unvermittelten Sprunge aus der elter lichen Obhut in das unbewachte Leben sich den Glauben und die Güter der Kindheit zu bewahren. Und was von den Knaben, gilt in unserer sozial ange hauchten Zcitströmung durchweg auch von den Mädchen. Der Wettbewerb für zahlreiche Erwerbsgcbicte, die früher dem weiblichen Geschlechte verschlossen galten, wird ihnen mehr und mehr geöffnet, und die alte Gewohnheit, daß die Mäd chen nach der Konfirmation „zu Hause bleibeit", tritt immer seltener zutage. So öffnet denn dcr Konfirmationstag auch unfern Töchtern eine arbeits- und vcrsuchungsreichc Welt, in deren Getriebe sich die guten Vorsätze und Absichten, welche die weihevolle Stunde der Konfirmation ihnen einprägte, gar leicht vergessen. Ohne selbst gerade zu den nächsten Ange hörigen der Kinder zu zählen, kann man sich daher kaum der Allgewalt des Eindrucks entziehen und nachhaltiger Rührung erwehren, wenn unter feierlichen Glockenklängen die Schar der Konfirmanden das Gotteshaus betritt und dem Altar zuschreitet. Ihnen allen schließt sich die Welt der stillen Kind heit, indes sich das Tor zuin Markte des geschäftigen Lebens öffnet. Was wird das Leben jedem einzelnen bringen? Wünschen und hoffen wir, daß die tiefen Eindrücke der hei ligen Handlung sich dem jugendlichen Herzen unverlierbar einprägen und die Erinnerung an den Tag der Konfirmation sich für den ganzen Lebenspfad als ein Sonnenblick erweise, der auch auf rauhen Wegen Licht und Leben spendet. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser Hai am Dienstag den Vortrag des Vorsitzenden der Kommission zur Ausarbeitung eines neuen Exerzier-Reglements für die Infanterie, kommandierenden Generals des XIV. Armeekorps v. Bock und Polach entgegengenommen. Der Entwurf, der sich auf die Erfahrungen der neueren Kriege stützt, wird, nach speziellen Angaben des Kaisers, voraussichtlich bis Ende April fertig gestellt werden. — Berlin, 5. April. Inmitten einer übrigens durch aus nicht aufregenden Rede Bebels ist heute im Reichstag Fürst Bülow von einem schweren Unwohlsein befallen worden: er neigte sich auf seinem Stuhl mehrfach nach der linken Seite, richtete sich aber von selbst wieder auf. Der Abg. Bachem, der den Reichskanzler beobachtet hatte, eilte plötzlich zum Bundesratstische hinauf und stützte den Reichskanzler. Vizepräsident Graf Stolberg rief in den Saal: „Ist l)r. Mugdan da?" Dieser sowie der praktische Arzt Di. Becker eilten dem Reichskanzler zu Hilfe. Ter Vize Präsident vertagte die Sitzung um eine Viertelstunde, Bebel hatte seine Rede unterbrochen, es herrschte lautlose Stille. Der Reichskanzler schien sich ein wenig zu erholen und zu den Aerztcn und zu Geheimrat v. Löbell zu sprechen. Um l Uhr 10 Minuten trugen Abgeordnete und Bundesratsmit glieder den Kanzler aus dem Saal. Im Foyer des Bundes rats sah inan ernste Gesichter. Aber bald wurde versichert, es seien keine Lähmungs-Erscheinungen eingetrcten und der Fürst beginne sich zu erholen. Gegen 2 Uhr erklärte Geheinr rat Nenvers, es handele sich um eine tiefe Ohnmacht, deren Symptome, so hoffe er, in einer Stunde beseitigt sein würden. Ursache sei eine kaum überstandene Influenza-Erkältung und wohl auch die Ueberarbeitung. Um 1 Uhr 20 Minuten eröffnete der Vizepräsident Graf Stolberg wiederum die Sitzung. — Um 2 , Uhr erschien der Kaiser mit Gefolge im Reichs tagsgebäude und unterhielt sich längere Zeit mit der Fürstin Bülow an der Türe des Zimmers, in dem der Reichskanzler sich befand. — Berlin, 5. April. Reichskanzler F ü r st B ü l o iv fuhr vom Reichstage gegen 4 Uhr in seinem Wagen nach dem Reichskanzlerpalais und begab sich alsbald zu Bett. Er hatte zwei Stunden lang ruhigen Schlaf, von welchem er erholt erwachte. Die Erholung hält an, das Befinden ist durchaus zufriedenstellend. — Im Reichstage ist während der zu Ende gehen den Woche das Reichskolonialamt bewilligt worden. Die Majorität für die Regierungsforderung war allerdings nur eine geringe, 127 gegen 110 Stimmen. Bei der vor handelten schwachen Mehrheit werden daher die Kolonial freunde für die dritte Lesung auf ihrer Hut sein müssen. Unverkennbaren Einfluß aus das günstige Abstimmungsresultat hat zweifellos die Rede des Reichskanzlers Fürsten von Bülow ausgeübt, der mit schlagenden Gründen die Notwendigkeit einer Ausgestaltung dcr Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes zu einer obersten Rcichsbehördc darzulegen wußte. — Die Meldung der „Franks. Ztg.", daß Rußland zu einer zweiten Friedenskonferenz im Haag ein geladen hat, ivird an Berliner amtlicher Stelle als richtig bezeichnet. Die Konferenz wird in der zweiten Hälfte des Juli ihren Anfang nehmen, weil einmal auch Japan zur Teilnahme eingeladen wurde und den Japanern Zeit für die Reise gelassen werden muß; zum zweiten soll erst die inter nationale Konferenz in Bern ihre Arbeiten beendet haben, bevor die Friedenskonferenz Zusammentritt. Nach Bern hat die Schweiz Einladungen ergehen lassen; es handelt sich um eine Revision der Bestimmungen der Genfer Konvention. Die