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Amts- M AiUUbllitt Abonnement viertelj. I M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lklkgr.-Adrelsr: Amtsblatt. für den Gchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. ^rrnsprrchn Ur. 21». —i-s--. 53. Jahrgang. Dienstag, den 13. Februar Dank. Auf unsre Weihnachtsbitte vom 25. Nov. 1005 sind uns für die evang. Deutschen im Auslande an Gaben 07 M. 10 Pf. zugegangen. Wir sagen allen Gebern herzlichst Dank und bemerken, das; die Gabenliste von allen Beteiligten i» der Pfarramtsexpedition einge sehen werden kann. Eibenstock, den 7. Februar 1006. Der Kirchcnvorstand. Die französische Presse und die Konferenz in Algeciras. I Die deutsche Politik hat anerkannt, daß Frankreich ein besonderes Interesse daran habe, an seiner algerischen Grenze durch die inneren Kämpfe in Marokko möglichst wenig beun ruhigt zu werden. Deshalb soll Frankreich die Polizeifrage an der marokkanischen Ostgrenze direkt und ohne internatio nales Mandat mit dem Sultan regeln. Jetzt taucht jedoch in der französischen Presse die Ansicht auf, daß sich jenes Interesse auf ganz Marokko erstrecke, d. h. daß eine inter nationale Polizei auch an der westlichen, vom atlantischen Ozean gebildeten Grenze nicht zulässig sei. Dabei sind Blätter wie der „Temps", der „Figaro" und vollends das DelcaMche Radaublatt „Matin" in einen auffällig rabulistischen Ton verfallen, so daß sich der sozialistische Deputierte Iauräs in der Kammer veranlaßt sah, auf dieses Treiben aufmerk sam zu machen. In seiner Antwort unterließ der Minister präsident Rouvier, irgend ein Wort der Mahnung an die Presse auszusprechen. Auch in den Berichten der „Agence Havas" aus Algeciras drückt sich mit grober Deutlichkeit die Tendenz aus, es so darzustellen, als drohe wegen unbilliger Forder ungen Deutschlands ein Scheitern der Konferenz, und als ge nösse der französische Standpunkt in der Polizeifrage die all gemeinste Sympathie. Deutschland verlangt nichts anderes, als was in der Ver einbarung mit Frankreich vom vorigen Sommer festgesetzt ist, nämlich eine internationale Basis für die Ordnung der Polizei im westlichen Marokko, namentlich am atlantischen Ozean. Die französischen Delegierten haben sich dagegen bisher darauf versteift, daß jede Lösung, die nicht Frankreich das Mandat für die Küstenpolizei gewähre, für Frankreich eine Demütigung sei. Das hätte man schon im vorigen Sommer sagen sollen, dann wäre wahrscheinlich überhaupt nichts aus der Konferenz geworden. Jedenfalls wußte und weiß man in Paris ganz genau, daß Deutschland die Konferenz nicht deshalb vorge schlagen hat, um die Protektoratsbestrebungen, die gegen die Madrider Konvention verstießen und deshalb den Widerspruch Deutschlands herausforderten, nachträglich durch eine neue internationale Konvention zu legalisieren. Die französische Presse arbeitet mit ihren nervösen Phan tasien gegen das Gelingen der Konferenzarbeiten. Man fürchtet, daß Deutschland Offiziere als Polizei-Instrukteure nach Marokko schicken wolle, dle für den Kriegsfall ein Ein- sallstor gegen Algier herzustellen hätten. Der Senator Elemenceau hat erst dieser Tage wieder diesen absurden Ge danken vorgebracht. Dabei geht der Prinzipalvorschlag der deutschen Regierung dahin, daß die neutralen Staaten, Belgien, Holland, die Schweiz, Italien re., Polizei-Instrukteure liefern mögen und das diplomatische Korps in Tanger das richtige Funktionieren der marokkanischen Polizei, n^ ..entlieh an der Küste, zu überwachen habe. Wollen die Franzosen das nicht, so mögen sie andere Vorschläge machen, in denen darauf ver zichtet ist, Frankreich als politische Vormacht für ganz Marokko durchsetzen und damit die wirtschaftliche Gleichberechtigung aller handeltreibenden Nationen praktisch beseitigen zu wollen. Tagestteschichte. — Deutschland. Für die Reise desKaisers nach Kopenhagens den Beisetzungsfeierlichkeiten sind nach dem „Berl. L.-A." folgende Bestimmungen getroffen: Am Donnerstag, den 15. Februar mittags wird der Monarch sich mittels Sonderzuges nach Kiel begeben und dort um 6 Uhr 30 Min. nachmittags eintreffen. Dort wird sich der Kaiser zuerst ins Schloß und gegen 10 Uhr an Bord des Linienschiffes „Preußen" begeben, das hierauf sofort nach Kopenhagen in See geht. Als Begleitschiffe fungieren: der kleine Kreuzer „Ariadne" und zwei Torpedoboote. Ueber die Ankunft in Kopenhagen sowie die Rückkehr nach Kiel sind noch keine Bestimmungen getroffen. — Berlin, 10. Februar. (Amtliche Meldung.) Mit Isaak Witboi, dem Sohne und Nachfolger Hendriks, haben sich, wie nunmehr festgestellt, 76 Leute, darunter vier zig Männer mit neunzehn Gewehren, gestellt. Die Gesamtzahl der Kriegsgefangenen betrug am 5. Februar 13040 Kopfe, darunter 10 677 Hereros, worunter 2720 Männer und 23oo Hottentotten, worunter 730 Männer. In Walsischbai schifften sich am 20. Januar 108 Hereros, darunter Kapitän Michael von Omaruru mit 82 Mannern ein. Sie sind als Minen arbeiter nach Kapstadt angeworben. Der Abtransport der zurzeit in Glbeon und Keetmanshoop befindlichen am Kriege veteiligt gewesenen Witbois und Veldschoendrager nach Wind huk hat begonnen. Die Ueberführuna dieser Hotlentotten- stämme nach dem Norden ist aus politischen Gründen, haupt sächlich aber wegen der im Süden bestehenden Verpflegungs schwierigkeiten, erforderlich. — Oesterreich-Ungarn. Zur ungarischen Krisis wird aus Budapest gemeldet, daß dort ein Minister rat stattgefunden hat, in welchem beschlossen wurde, die Auf lösung des Reichstages dem König zu empfehlen. Gleich zeitig wurde der Text des Manifestes festgestellt, welches der König an das Volk zugleich mit dem Auflösungsdekret richten wird. — Rußland. Der Moskauer Berichterstatter der „Köln. Ztg." versichert, daß demnächst in Rußland allgemeine B au er n - U n ru h e n zu erwarten seien, die die ernsteste Gefahr für das Reich und seinen nationalen Wohlstand bringen werden. Der Bauern-Notstand treibe die stumpfen Volksmassen mit elementarer Gewalt zur Empörung gegen den grundbesitzenden Adel und die Beamtenschaft. Die irre geführten Volksleidenschaften ließen sich alsdann kaum durch Gewalt unterdrücken. Außerdem bestehe in liberalen kon stitutionellen Kreisen die Befürchtung, daß die auf der Militär gewalt fußende Reaktion die Versprechungen der Kundmachung vom 30. Oktober nicht erfüllen und dadurch erneuten Anstoß zur Revolution in breiten Volksschichten geben werde. Dabei stehe Rußland gegenwärtig derart enormen Ausgaben gegen über, daß die Regierung ohne erneute auswärtige Anleihen nicht auskommen könne. — Sebastopol, 0. Februar. Der Oberbefehlshaber der Schwarzmeer-Flotte Admiral Tschuknin wurde heute in seinem Kabinett von einer unbekannten Frau durch vier Schüsse schwer verwundet. Die Täterin, die, wie anaestellte Ermittelungen ergaben, von auswärts hier einge troffen und in einem Hotel abgestiegen war, wurde von dem Wachtposten getötet. Die Frau hatte sich als Tochter eines Admirals aus Petersburg ausgegeben und wollte angeblich ein Bittgesuch überreichen. — Italien. Das neue Ministerium ist unter dem Vorsitz Sonninos gebildet worden. — England. Der 10. Februar wird in der Geschichte des englischen Kriegsschiffbaues eine ganz besondere Bedeutung behalten, denn an diesem Tage lief in Gegenwart des Königs Eduard das schon mehrfach erwähnte modernste englische Linienschiff „Dreadnought" vom Stapel nach der kurzen Bauzeit auf der Helling von nur 4 Monaten: ein Resultat, das man bisher für unmöglich gehalten Hai. Wenn schon dieser Umstand besonderes Interesse erweckt, so ist es noch mehr der neue Typ, den dieses Schiff darstellt, und der die besondere Beachtung nicht nur der Fachkreise, sondern aller wachgerufen hat, die für die Fortentwicklung des Kriegs schiffbaues Interesse haben. Bei einem Verdräng von rund 10000 Tonnen wird es außer 22 7,» Zentimeter-Geschützen zur Torpedoboots-Abwehr nur schwere Artillerie tragen, und zwar 10 30,5 Zentimeter-Geschütze unter Fortfall der Mittel artillerie. Dies bedeutet eine ganz neue Richtung in der Armierungsfrage, deren absolute Zweckmäßigkeit aber trotz der Erfahrungen des letzten Krieges noch nicht bei allen Marinen ohne Einschränkung anerkannt wird. Als weitere Neuheit wird das Schiff, als erstes der Linienschiffe, Tur- binen-Maschincn erhalten, die ihm eine Geschwindigkeit von 20-21 Seemeilen geben sollen, was bisher noch bei keinem Schlachtschiff von solcher Größe erreicht wurde. Nach den Erfahrungen, die man bisher mit Turbinen-Maschinen gemacht hat, wird die erwartete Geschwindigkeit sicherlich erreicht werden. Des weiteren wird die Konstruktion der Unter- wafferteile des Schiffs, des Doppelbodens, der Wallgänge und des ganzen Zellen-Systems ganz besonderen Schutz vor sehen gegen Beschädigungen durch Torpedos und Minen. Kurzum, dies Schiff soll ein Musterbau werden, in denen alle Erfahrungem des letzten Seekriegs in offensiver wie defensiver Hinsicht volle Berücksichtigung finden. Jin Februar 1007 soll „Dreadnought" kriegsbereit sein und als Flaggschiff des Atlantischen Geschwaders, das nur ganz moderne Schiffe zählt, zum ersten Mal in Dienst kommen. — Nach den großen Flotten-Manövern im Juni wird eine Stationierung weiterer englischer Kriegs schiffe in der Nordsee erfolgen. Wie die „Daily Mail" einem Privattelegramm zufolge meldet, sind es vier Schlacht schiffe und vier Panzerkreuzer von der Mittelmeer-Flotte und vier Schlachtschiffe von der Atlantischen Flotte. Die Kanal-Flotte, die dann 25 Schlachtschiffe und >0 Panzer kreuzer umfaßt, wird, wie es in der „Daily Mail" weiter heißt, voraussichtlich in eine Nordsee-Flotte und eine Kanal- Flotte geteilt werden. Auf der Mittelmeer- und auf der Atlantischen Station würden dann je vier Schlachtschiffe ver bleiben. Seit der englisch-französischen Verständigung sei kein Grund mehr, in Süd-Europa zwei gewaltige Geschwader zu unterhalten. Die Verminderung des Mittelmeer-Geschwaders sei der erste Schritt zur Räumung des Mittelmeers durch die Flotten. Die Räumung dürfte in nicht ferner Zukunft voll endet werden, da Grund zu der Annahme vorhanden sei, auch die französische Flotte werde im Norden stationiert werden. — China. Wieder scheint eine fremdenfeind liche Bewegung in China ausbrechen zu wollen. In Tschang-pu wurde von einer chinesischen Bande die englische Presbyterianer Mission überfallen. Die Kirche, das Kranken haus und das Missionsgebäudc wurden niedergebrannt. Die Bande, die vermutlich aus Revolutionären besteht, ist in der Richtung nach Tschan-Tschen weitergezogen. Die Missionare sind entkommen. — Japan. Der japanische Landtag hat nach erregter Debatte den Vorschlag, daß die Kriegssteuern weiter er hoben werden sollen, mit 222 gegen 125 Stimmen angenommen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 12. Februar. Bei übervoll besetztem Hause hielt gestern der Gesangverein Orpheu s' sein angekündigtes K onzert ab. Das Interesse, welches ihm durch den zahlreichen Besuch entgegengebracht wurde, verstand der Verein durch eine wirklich gute Vortragsweise entsprechend zu würdigen. Die Chöre wie Einzelgesänge zeugten von fleißiger Arbeit seitens Dirigent und Sänger. Frl. Wally Fiedler, welche den Verein in liebenswürdiger Weise un terstützte, erntete für ihre frischen, ungekünstelten Leistungen allseitige lebhafte Anerkennung. Mögen die Sänger mit ihrem Leiter aus dem ihnen gewordenen oft stürmischen Beifall neuen Ansporn zu rüstigem Vorwärtsstreben schöpfen: daß der Erfolg nicht ausbleibt, bewies der gestrige Abend. — Eibenstock, 12. Februar. Wie unsere Leser bereits aus der letzten Nummer d. Bl. ersehen konnten, veranstaltet Herr Stadtmusikdirektor Plötzky nächsten Mittwoch im großen Saale des neuen Deutschen Hauses ein Sinfonie Konzert. Das Programm zu demselben befindet sich in vorliegender Nummer. Um dieses durchführen zu können, machte sich die Verstärkung der Kapelle (durch die Auerbacher) nötig. Herr Plötzky hat also weder Mühe noch Unkosten ge scheut, um etwas gutes zu bieten. Em reger Besuch des Konzertes ist umsomehr zu wünschen, als Herr Plötzky, wie er uns mitteilt, durch diese Verstärkung der Kapelle beweisen will, daß die Heranziehung fremder größerer Kapellen ganz unnötig sei. Hoffen wir, daß ihm dies gelingt. Jedenfalls verdient der Abend weitestes Interesse. — Eibenstock. Der hiesige Erzgebirgsvcrein ließ Sr. Majestät König Friedrich A u g u st einen „Eim - stöckcr Marsch" neuester Auflage überreichen und erhielt darauf folgende Zuschrift: Sc. Majestät der König haben den eingesendeten illustrierten Eimstöcker Marsch huldvollst eutgegenzunehmen geruht und lassen Ihrem Erzgebirgsverein für die bei diesem Anlaß zum Ausdruck gebrachten treuen und anhänglichen Gesinnungen Allerhöchst seinen Dank aussprechen Dresden, am l. Febr. 1906. Kämmereramt Seiner Majestät des Königs, v Criegern. — Eibenstock. Am 8. dss. Mts. wurde von einigen jungen Leuten im Auersberger Staatsforstrevier ein verendetes Wildkalb aufgefunden. Das Stück Wild wurde zunächst in einer Wagenremise untergebracht. Dieser Raum wurde von zwei hiesigen Arbeitern, Vater und Sohn, aufgebrochen, das Stück Wild mitgenommen, zcrwirkt und in sorgsamer Weise im Keller untergebracht. Durch die von der Gendarmerie in Gemeinschaft mit der hiesigen Polizei angestellten Nach forschungen gelang es, das Wildpret samt der Decke noch rechtzeitig zu beschlagnahmen. Vater und Sohn legten ein offenes Geständnis über den Diebstahl ab; sie wurden an das hiesige Königl. Amtsgericht abgeliefert. — Schönheide. Das seltene Fest der goldenen Hochzeit feierten am vergangenem Mittwoch, den 7. Febr. die Ehepaare Franz Ludwig Schlesinger und Louis Gerber im Kreise ihrer Kinder und Kindeskinder. Den Jubelpaaren wurden mannigfache Beweise der Liebe, Auf merksamkeit und Anhänglichkeit in Form von Glückwünschen, Geschenken re. zu teil. — W i l d e n t h a l, 0. Februar. Einen Aktunglaub- ! i ch e r Roheit verübte vor einiger Zeit der in Eibenstock bedienstet gewesene, aus Saucrsack stammende Geschirrführer K. Als er die vor einen mit Klötzern beladenen und einge hemmten Schlitten gespannten Pferde im Galopp durch Wilden thal gejagt hatte und die Tiere, als sie fast auf der Höhe der Kunststraße Wildenthal-Eibenstock angckommen waren, nicht weiter konnten, schlug er mit dem Peitschenstiel und dann mit einer Holzhacke auf die Tiere ein. Das eine Pferd erhielt hierbei mehrere blutende Wunden, einen Rippenbruch und stürzte infolge der übermäßigen Anstrengung tot zu Boden. Leider gelang es dem Unhold, über die Grenze nach Sauer sack zu entfliehen, indessen ist Anzeige erstattet worden, sodaß der Täter seiner gerechten Strafe nicht entgehen dürfte.