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Mts- M MzeiBktt für de« Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. de« .Jlluftr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Vrsck> ci«t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. «8. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. > > 50. Jahrgang. .... —— > - ------ Donnerstag, den 11. Juni LVOA Der Trichinen- und Fleischbeschauer Kerr Lrust krieärioU Ltsier aus Kundsyüöel ist heute als Trichine«- «»d stellvertretender Fleischbeschau«» für hiesige Stadt verpflichtet und eingewiesen worden. «tadtrat Eibenstock, den 9. Juni 1903. I. V.: Jusrizrat Landrock. Zur Ueichstagswahl. Nur wenige Tage noch trennen uns von dem Termin der Rcichstagswahl. Da erscheint es geboten, nochmals einen kraft vollen Appell an die Wähler der nationalgesinnten und staatS- crhaltenden Parteien zu richten. Eine große Zahl von Versammlungen wird in den letzten Tagen noch abgehalten, Flugblätter werden in Masse verteilt, und alle rednerischen und agitatorischen Kräfte, welche , den einzelnen Parteien zur Verfügung stehen, werden in der Oeffentlichkeit zu entfalten gesucht. Das ist gewiß gut und löblich. Infolge wohl gelungener öffentlicher Veranstaltungen, zündender Ansprachen, rednerischer Erfolge, siegreicher Debatten ist sicherlich noch so mancher Schwankende und Unsichere zu gewinnen. Aber damit allein ist es nicht getan. Gerade auch im gegenwärtigen vorge schrittenen Stadium der Wahlbewegung muß die Kleinarbeit sich mit aller Macht geltend machen und der öffentlichen Parteitätig keit helfend und fördernd zur Seite treten. Jedes Mitglied der staatScrhaltcnden Parteien muß in diesen Tagen zum Agitator werden. Jeder sollte sich eine bestimmte Anzahl von Personen, Bekannten, Freunden, Nachbaren, Berufs- oder Erwerbsgenossen und dergleichen, zur Bearbeitung auswählen, sie persönlich auf suchen und ihnen gegenüber alle Mittel der Ueberredung und Werbung zur Anwendung bringen. Niemand, der es wirklich ernst meint mit der Erhaltung der Religion, Monarchie und Vaterland, sollte am 16. Juni der Wahlurne fernbleiben. Die Todfeindin aller Güter unser« Volks leben», die rote Internationale, wird, wie mit Bestimmtheit zu erwarten ist, ihre sämtlichen Anhänger bis auf den letzten Mann zur Stelle bringen. Sie ist wirksam nur mittelst der gleichen Rührigkeit und Energie zu bekämpfen. Bedenke jeder, daß ihm da» hohe Recht, durch seine Stimmabgabe mitzuwirken an den Geschicken des Vaterlandes, nicht gegeben ist, um es ungenutzt zu lassen; dem Wahlrechte steht vielmehr die Wahlpflicht gegenüber. Diese Pflicht ist so hehr und heilig wie nur irgend eine nnd muß ohne Rücksicht auf Erfolg oder Mißerfolg ansgcübt werden. Auf darum zur Wahl! Fort alle« Zweifeln und Zagen! „Kein Volk hat Gott verlassen, da» sich nicht selbst verließ.' Den wackern Streitern gehört der Sieg. Kandwerk und Sozialdemokratie. Die Sozialdemokraten umschmeicheln jetzt, wo die Reichs tagswahlen vor der Tür stehen, auch die Handwerker; sie möch ten deren Stimmen gar zu gern für sich haben und stellen zu diesem Zwecke in ihren Flugblättern und Versammlungen so dar, al« ob die Handwerker gar keinen bessern Freund hätten, al« die Sozialdemokraten. Geht man der Sache auf den Grund, so wird man finden, daß gerade da» Gegenteil richtig ist. Für die Bedürfnisse de» Mittelstandes fehlt den Sozial demokraten jeglicher Verständnis. Vergeblich wehrt sich der fleißige Handwerker gegen die Uebermacht der Maschinenindustrie. Tausende von Gewerbetreibenden geraten jahraus, jahrein in die niederdrückendc Abhängigkeit von großen Bazaren und spekulieren den Unternehmern, welche die Arbeitskraft des Handwerker» aus beuten, ohne selbst etwa» vom Handwerk zu verstehen. Die solide Hausarbeit geht zurück. Der gesamte Handwerkerstand seufzt unter der Entartung und sehnt sich wieder nach Zuständen, wo er bestehen kann und da« Handwerk wieder zu Ehren gelangt. Die Sozialdemokraten sind taub gegen seine Klagen. Die zu Gunsten der Handwerker geschaffenen Gesetze wurden von den Sozialdemokraten bekämpft. Die Sozialdemokraten sind einig in der Ablehnung der Innungs-Organisation, verschärfter Lehrlings zucht, eingeschränkten Wettbewerb«, billigen Kredit«, kurz alles dessen, was dem Handwerk einen Halt geben, was es vor Aus beutung schützen kann. Für den Mittelstand hat die Sozialdemokratie nur Haß und den Wunsch der Vernichtung. Mit rückhaltloser Offenheit hat die« noch am 26. April diese« Jahre» da» vom bisherigen sozial demokratischen Abgeordneten Bock herausgegebene .Schuhmacher- Fachblatt' ausgesprochen. Es hieß dort in einem Artikel über »Die Gewerkschaften und die Konsum-Genossenschaften': .Ün al» Arbeiter kann der Untergang de» sogenannten Mittelstandes gleichgültig sein; im Gegenteil, je eher er verschwindet, desto bester ist es, denn derselbe ist der größte Hemmschuh in ökono mischer, sozialer, gewerkschaftlicher und politischer Bewegung, überall tritt er uns hindernd in den Weg, und darum können wir dessen Untergang nicht früh genug herbeiwünschen.' Solche Aussprüche au» sozialdemokratischem Munde gibt es zu vielen Hunderten. Die Sozialdemokraten wissen übrigen« sehr gut, warum sie das Handwerk mit ihrem Haß verfolgen. Der Mittelstand ist eine der festesten Säulen von Thron und Altar; ehe er nicht zerrieben ist, kann der sozialdemokratische .Zukunftsstaat' nicht aufgebaut werden. Es ist deshalb ohne weitere« klar, daß alle Forderungen de« sozialdemokratischen Parteiprogramm» zu Gunsten de» Mittelstandes eine Täuschung bezwecken, daß die vor den Wahlen gemachten Versprechungen bloß de« Stimmenfang« we gen gegeben werden, daß die Sozialdemokraten garnicht daran denken, sie jemals cinzulösen. Da« mögen die Handwerker im Wahlkampf fcsthalten, dann werden sie gewappnet sein, wenn der sozialdemokratische Versucher an sie herantritt. Auch daran mögen sic sich erinnern, daß alle sozialdemokra tischen Unternehmungen mit darauf berechnet sind, da« Klein gewerbe zu schädigen. Durch die zahlreichen sozialdemokratischen Konsumvereine beispielsweise, die in der Ausbeutung ihrer An gestellten Unglaubliche» leisten, sollen die .Genossen' immer mehr zu großen Konsumenten-Verbänden vereinigt werden, um so den Wirtschaftskrieg bis aus- Messer zu führen. Der unter sozial demokratischer Leitung stehende Konsumverein Leipzig-Plagwitz hatte am Ende de« Betriebsjahres 1901/1902 über 31000 Mit glieder. Der Reingewinn belief sich aus mehr al« eine Million Mark. Wie viele Existenzen au« dem gewerblichen Mittelstände sind vernichtet worden, um einen solchen Ueberschuß zu erreichen! Tausende von kleinen Geschäftsleuten sind auf diese Weise durch sozialdemokratische Unternehmungen zu Grunde gerichtet, und fort gesetzt werden Mitglieder de» Mittelstandes bedroht. Für solche „Freunde" wird sich der Mittelstand bedanken. Kein Angehöriger desselben darf einen Sozialdemokraten wählen; er würde damit nur seine Todfeinde stärken. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie wir bereit» gemeldet haben, wird Kaiser Wilhelm in den ersten Tagen der zweiten September hälfte einer Einladung zur Jagd nach Oesterreich Folge leisten und dabei voraussichtlich mit dem österreichischen Thron folger Franz Ferdinand von Oesterreich Este Zusammentreffen; bald darauf erfolgt dann die Reise unsere» Kaiser« nach Wien, wo er bald nach dem 20. September eintreffcn dürfte. Dieser erneute intime Verkehr zwischen unserem Kaiser und dem greisen Kaiser Franz Josef, sowie dem österreichischen Thronfolger zeigt, daß die Beziehungen zwischen dem deutschen und österreichischen Kaiserhause andauernd die herzlichsten sind, daß nichts da« Band zerstören kann, welche« sich um Deutschland und Oesterreich-Ungarn schlingt. E« verlohnt sich, diese Tatsachen un» in« Gedächtnis zurückzurusen zu einer Zeit, da Italien anscheinend besondere Wege gehen will und mit großem Lärm in die Welt hinaus- posaunt wird, daß König Emanuel von Italien am 16. Juli in Pari« eintreffcn wird und am 15. November in England. — Berlin, 8. Juni. Der „Reichsanzeiger' schreibt: Am 5. Juni starb hier der österreichische Arzt Ur. Milan Sach«, 25 Jahre alt und au« Agram gebürtig, weicher sich seit einigen Wochen im Königlichen Institute für Infektionskrankheiten mit bakteriologischen Arbeiten über die Pest beschäftigte. Sach« ist in der Nacht zum 3. Juni unter Erscheinungen von Lungen entzündung erkrankt. Der ihn behandelnde Arzt schöpfte mit Rücksicht auf die Beschäftigung de« Kranken und bei dem schweren Verlauf der Krankheit Verdacht und meldete den Fall der Po lizeibehörde al« pestverdächtig. Der Kranke wurde daher alsbald im Krankcnhausc abgesondert, und alle Maßnahmen wur den ergriffen, um eine weitere Verbreitung der Krankheit zu ver hüten, fall« c« sich tatsächlich um Pest handeln sollte. Der Verdacht wurde bestärkt durch da- klinische Bild de« Verlaufes der Krankheit und die mikroskopischen Untersuchungen. Die Diag nose ist außer Zweifel gestellt durch die mittels Kulturen und Tierversuchen ausgeführte, heule zum Abschluß gelangte bakterio logische Untersuchung. Die durch Berührung mit dem Verstorbenen gefährdeten Personen sind unter Lrzlicher Uebcrwachung abgeson dert. Die erforderlichen Desinfektionen und die übrigen Maß nahmen sind au«gesührt. — Nach den jetzt veröffentlichten genauen Rechnungen für da« Etat«jahr 1902 hat unter den Mindererträgnissen der Zölle und Verbrauchssteuern allein da« Reich zu leiden. Die zur Reich«kasse fließenden steuerlichen Einnahmen bleiben nämlich um 19,i Millionen Mark hinter dem Etatsansatz zurück. Umgekehrt liefern die UeberweisungSstcuern trotz de« Ausfälle« bei der BranntweinvcrbrauchSabgabe noch immer 10,- Millionen Mark über den Etatsansatz, sodaß, wenn man den Ausfall von 2,- Millionen Mark bei den Stcmpelabgaben gcgenrechnet, die Bunde«staaten im ganze» noch 8,, Millionen Mark mehr heraus erhalten, al« sic nach der Etal«aufstellung hoffen durften. — Die notorische Tatsache, daß die Maifeier Fiasko gemacht hat, wird von sozialdemokratischer Seite gewöhnlich entrüstet abgeleugnct; noch Heuer behauptete der „Vorwärt«', der 1. Mai sei großartiger und lebhafter al« in vorigen Jahren ge feiert worden. Jetzt aber findet sich in seinen eigenen Spalten au« dem Bericht über den Kongreß de» Metallarbciter-Verbande«, vielleicht de- größten und rötesten Verbände», der in Deutschland existiert, folgende betrübende Mitteilung: .In der Diskussion Müller. (über die Maifeier) wurde außer dem Für und Wider zur Resolution auch von verschiedenen Rednern unter lebhafter Zu stimmung eine« Teil- der Delegierten ausgesprochen, daß e« da« beste wäre, wenn mit der ganzen Maifeier aufgeräumt würde. So wie die Metallarbeiter denken auch andere, aber sie wollen c« nicht aussprechen. Dem Metallarbeitcrvcrband sei e» aller dings nicht möglich, die Maifeier, mit der man sich jahrelang herumgequält habe, ohne etwa« Ordentliche« zu erreichen, au« der Welt zu schaffen, das müsse einer anderen Stelle überlassen bleiben, die diese Feier eingesetzt hat." Da« ist die politische internationale Leitung der Sozialdemokratie. Ob sie wohl bald in den sauren Apfel beißen wird? — Die Bedeutung der Wälder für die Fruchtbar keit de« Lander und für die Gesundheit seiner Bewohner braucht in einer Zeit nicht weiter hervorgehoben zu werden, in der auch da, wo früher unverantwortlich gewirtschaftet worden ist mit der Ausrodung und „Verwertung" der Waldbcstände, an Aufforstung gedacht wird. In den Ländern aller Zonen zeigen sich mit der Abnahme der Wälder die damit zusammenhängenden Folgen: Verschlechterung de« Klimas, Wasserarm»! der Flüsse, Unfrucht- barkeit des Boden« usw. Dort, wo sich einst zahlreiche Volks massen ernährten und blühenden Wohlstand genossen, kann sich heute kaum noch eine spärliche Bevölkerung erhalten, weil die Wälder vernichtet wurden. In welcher Weise aber fortgesetzt mit den vorhandenen Waldbeständcn aufgeräumt wird, lehrt die Tatsache, daß nach amtlichen Quellen an Bauhölzern allein im Jahre >899 au« Schweden, Rußland und Amerika an Deutschland für 273 Millionen Mark geliefert wurde. Nach zuverlässigen Schätzungen reichen vic als Bauhölzer brauchbaren Waldbestände der Erde nicht mehr al« zwei Jahrhunderte aus, auch dann nicht, wenn die waldreichen Länder Rußland und Kanada jetzt eine rationelle Forstwirtschast betreiben sollten und sich der Bedarf nicht vermehren sollte. Deshalb wird neuerding« angeregt, zur Erhaltung und Sicherung unserer Baumbestände wenigsten« von dem Verbrauch von Nutzhölzern zu Bauzwecken abzusehcn. Mehr al« Ersatz böten hierin Eisen, Stein, Zement, Gips, Kork, Kork stein, Linoleum. Abgesehen von anderen Vorteilen würde mit der Einführung massiver Bauart auch die Erledigung einer national-wirtschaftlichen Frage erreicht, da etwa eine halbe Mil liarde Mark an Baumaterial und an Arbeitslöhnen dem Znlanvc erhalten bliebe und stcuerkräftige Industrien geschaffen würden, statt daß man da« Geld in« Ausland gehen lasse. — England. London, 9. Juni. Reuter« Spezial korrespondent telegraphiert au« Harrar: Der Kommandeur der abessinischen Truppen im Somalilande, General« Fikurari Gabri, meldete Ra« Makonnen in Jigjiga, daß sich Engländer al» Gefangene im Lager de« Mullah befänden. Ra« Makonnen teilte die« den englischen Behörden mit und schlug vor, die Ge fangenen gegen die Kriegsgefangenen de« General Fikurari Gabri auSzutauschcn. Wie berichtet wird, sind die englischen Gefangenen Offiziere von Oberst Plunkctt« vernichteter Kolonne, die man bis her sämtlich tot geglaubt hatte. Der britische Vizckonsul Oerolimato in Harrar ist sofort nach Jigjiga abgercist, um weitere Informa tionen einzuholen. Man glaubt, daß die Offiziere aus direkten Befehl de« Mullah lebend gefangen sein müssen, da die Somali« sonst nie Pardon geben. — Voin Balkan. In Makedonien tauchen immer neue Aufrührerbanden auf. Au« Ristovatz meldet eine Wölfische De pesche, daß in einer Entfernung von 14 Kilometer von der an der Verbindungsbahn Nisch—UeSküb gelegenen Stadt da« Er scheinen einer Bande von 165 Mann gemeldet wurde. E« wur den Truppen abgcschickt, welche die Bande umzingelten und nach einem sechsstündigen Kampfe aufrieben. Die Bande hatte eine Anzahl Bomben und war mit Gewehren bewaffnet. Man ist erstaunt, daß sie so nahe an die Stadt herankommen konnten. — Konstantinopel, 9. Juni. Nach Angaben der Pforte wurde am Freitag 3 Stunden nördlich von Saloniki bei Gradobor oder Grazovon eine Bande aufgcrieben, welche 15 Tote und 20 Gewehre zurückließ; ein Mann wurde gefangen genommen. In den Kreisen Jstib, Kratowa und Kumanowo verteilen die Komitee« Waffen. Von Philippopel sollen mit Revolvern und Dynamitbombcn bewaffnete Komitalschi nach den Grenzprovinzen abgegangen sein. — Afrika. Zum Vorgehen Frankreich« gegen Figig wird gemeldet, daß die Beschießung von Figig begonnen hat. Die Beschießung der Dörfer in der Oase Figig dauerte zwei Stunden. Die französischen Truppen besetzten durch Ueberraschung de» Feinde« zwei nach der Oase führende Pässe. Die Wirkung der Beschießung ist noch nicht bekannt, da die französüchen Truppen noch nicht in Figig cingerückt sind. Verluste haben dieselben bisher nicht gehabt. — Au« dem Somalilande kommen Nachrichten, än derten man die Folgerung ziehen kann, daß der Mullah keines wegs daran denkt, die Engländer in ihren Lagern unbehelligt zu lassen, un» daß seine Leute bei ihren Unternehmungen eine an Toll-