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Amts- Nil Mmeblktt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — 49. Jahrgang. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die «einspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. ISS Dienstag, den 30. Dezember LAOS Im hiesigen Handelsregister für den Stadtbezirk ist heute auf dem für die Firma »»«nun Vtulllei- in Eibenstock angelegten Blatte 232 eingetragen worden: Die Firma ist erloschen. Eibenstock, am 23. Dezember 1902. Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Die Expedition der unterzeichneten Ortskrankenkassen Ist vom 2. Januar 1903 ab in der Zeit von 8 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags und 3 „ Nachmittags ,, « „ „ geöffnet. Eibenstock, den 27. Dezember 1902. Ortskrankenkasse Ortskrankenkasse für Textil-Jndustric. sür das Handwerk u. sonst. Betriebe. Hertel, Vorsitzender. K. Ott, Vorsitzender. General-Versammlung der Krankenkaffe für das Handwerk in Eibenstock (eingeschriebene freie Hilfskassc) Sonnabend, iv. Januar 1903, Abends ' -9 Hlyr in s Conditorei. 1) Neuwahl des Vorstandes. 2) Richtigsprechung der 1901er Rechnung. 3) Beschlußfassung über Erhöhung der Krankenunterstützung. 4) Eventuelle Anträge. Um allseitige Betheiligung ersucht Der Vorstand. Rich. Wimmer. Die Iikucht der Kronprinzessin Luise erregt jetzt, wo die näheren Umstände und Beweggründe immer mehr bekannt werden, in der deutschen wie außerdcutschen Welt da« größte und peinlichste Aussehen. Es ist nur zu natürlich, daß bei einem so sensationellen Ereignisse Hunderte von Federn beflissen sind, sich in der Meldung von allen möglichen Neuig keiten zu überbieten, daß von diesen Neuigkeiten aber der größte Theil aus Klatsch beruht, der nach keiner Seite hin eine ernste Prüfung auf seine Richtigkeit zuläßt. Die Dresdner leitenden Kreise scheinen der Ocffentlichkeit vorläufig mit weiteren Mit theilungen nicht dienen zu wollen, sind aber, wie Berliner an gesehene Blätter melden, damit einverstanden, daß von der ein sichtsvollen Presse der Fall in angemessener Weise klargestellt werde. Freilich ist eine solche Klarstellung an der Hand der bis jetzt vorliegenden Thatsachen ziemlich schwer und der Presse, die gern zwischen wahr und unwahr unterscheiden möchte, ist ihre Aufgabe nicht leicht gemacht. Wie weiter unten ersichtlich, hat die Frau Kronprinzessin jetzt selbst das Wort genommen. Nach einer Meldung der „Schweizerischen Depeschen- Agentur" aus Gens hat die Kronprinzessin von Sachsen ihren Anwalt, den AltbundcSrath Lachenal, zu folgender Erklärung er mächtigt: Sie sei entschlossen, die eheliche Gemeinschaft nicht wieder aufzunehmen und werde vor Lösung der jetzigen Schwierig keiten betreffend die Auflösung der Ehe weder nach Deutschland noch nach Oesterreich zurückkehren, da sie überzeugt, daß man sie, wenn sie zurückkehrte, für geistig gestört ausgeben würde, um sic in einem Irrenhaus zu interniren. Sie sei glücklich, sich unter dem Schutz der schweizerischen Gesetze zu wißen. Chemnitz, 26. Dezbr. Die „Allgemeine Zeitung" Iheilt in einem Extrablatt mit: Unser eigen« nach Genf entsandter Chefredakteur, Herr Carl Richter, hatte heute Mittag im Hotel d'Anglcterre zu Genf, dem Absteigequartier der Kronprinzessin Friedrich August, eine fast einstllndige Unterredung mit dieser, über welche er uns telegraphisch berichtet: Ich wurde zunächst von Monsieur Giron empfangen, dem ich auf seine Frage nach meinem Begehr offen und ohne Umschweife sagte: „Die Wahr heit wünsche ich zu erfahren über die Flucht der Frau Kron prinzessin und die Ursachen hierzu." Ich wurde sodann von der Frau Kronprinzessin empfangen, die mir freundlich die Hand reichte mit den Worten: „Seien Sic herzlich willkommen, Herr Richter, ich danke Ihnen, daß Sic au» Sachsen gekommen sind, um, wie Sie gewünscht haben, die Wahrheit zu erfahren. Sie sollen sic erfahren, ohne Hehl. Ich weiß, daß ich Ihnen ver trauen darf. Niemanden habe ich bisher empfangen, Sie sind der Erste." In der fast einstündigen Unterredung legte die Frau Kronprinzessin die Gründe ihrer Handlungsweise dar, die vor Allem in der Verschiedenheit der Characterc des Kronprinzen paare» und in der intensiven Liebe zu Msr. Giron zu suchen seien. Darauf erklärte sie die Art der Fluch«, die von ihr und Giron vorbereitet war und von Salzburg über Hollem und Zürich führte. Sie wie» mit Entrüstung den Vorwurf zurück, daß sie, wie gesagt worden sei, Kronschmuck mitgenommen habe; der von ihr in einer Depositenbank niedergelegte Schmuck sei ihr Eigenthum au« ihrer Mädchenzeit. Was die Zukunst betreffe, so hoffe sic, daß e« doch noch gelingen werde, die Ehe zu lösen. Danach wolle sie Monsieur Giron heirathen, denn ihre Liebe zu ihm sei, wie sic mit bezeichnendem Aufblick zu dem daneben stehenden Manne erklärte, zn innig. Sie wollten sich dann irgendwo al« schlichte Leute nicderlassen. Ihre Kinder, deren die Frau Kronprinzessin mit rührender Wehmuth gedachte, könne man ihr nicht ganz rauben, sie werde doch wohl -zuweilen mit ihnen Zusammenkommen. Zur Zeit allerdings habe sie au« Dresden noch keine Nachrichten. Selbst der Hofmarschall von Tümpling, der hier gewesen sei, habe sich ihr nicht genähert. Im Hotel d'Angleterrc wohne der Dresdner Criminalcommissar Schwarz, der jedoch bisher noch keine Audienz verlangt habe. Mit freund lichem Händedruck entließ mich schließlich die Frau Kronprinzessin. In der Audienz, der zum größten Theil Msr. Giron beiwohnte, kamen eineStheil« die aufreibenden Seelcnkämpse, welche die Frau zwischen Liebe und Pflicht durchgekämpst hatte, anderntheil« da» Bewußtsein der Schuld, die sie auf sich geladen, sowie der Schmerz über die rem Sachsenvolke bereitete Enttäuschung zum Ausdruck. Ich gewann aber auch die Ueberzeugung, daß, wer einen Einblick in die seit Jahren ertragenen Seelenqualen, in die Verhältnisse, unter denen diese Frau gelebt hat, sowie in die sich ihr eröffnende Perspektive gethan hat, ihre Handlungsweise nicht vollkommen verdammen wird. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Durch mehrere Blätter wird die Nachricht verbreitet, daß der ReichShauShaltS-Etat für 1903 dem Reichstage nicht sogleich nach seinem Wiederzusammentritte werde vorgelegt werden, da der Bundesrath bekanntlich wegen des Zolltarif« den Etat noch nicht habe erledigen können, auch noch nicht alle Einzel heiten vorlägen. Demgegenüber sind wir in der Lage, sestzustcllcn, daß der BundcSrath die Berathungen der bisher noch nicht genehmigten EinzeletatS in seinen zuständigen Ausschüssen bereit« am 2. Januar wieder aufnehmcn wird. An maßgebender Stelle besteht nach wie vor nicht nur die Absicht, den Etat dem Reichs tage unmittelbar bei seinem Wiederzusammcntritt vorzulegen, sondern es ist sogar in Aussicht genommen, wenn irgend möglich, ihn den Reichstagsabgeordneten noch vorher zugänglich zu machen. — Venezuela. Der Präsident der Vereinigten Staaten, Roosevelt, hat da« ihm angebotene Schiedsrichteramt abgelchnt. Die Sache dürfte nun, wie e« scheint, vor das Haager Schiedsgericht kommen. Schon in den am 23. De zember überreichten Noten hatten sich die deutsche und die britische Regierung bereit erklärt, den Streit mit Venezuela sür den Fall, daß Präsident Roosevelt das SchiedSamt nicht übernehmen sollte, unier gewissen Vorbehalten dem Haager Schiedsgericht zu unter breiten. Diese Bereitwilligkeit hat dann auch die italienische Note zum Ausdruck gebracht. Präsident Roosevelt und seine Be- rather haben sich die Angelegenheit sehr genau überlegt und waren schwankend. Noch vom 24. d. M. berichtete da« „Reutcrsche Bureau" aus Washington, dem Vernehmen nach beabsichtigte Roosevelt, wenn er sich entschließe, da« Amt eine» Schiedsrichter« in der Venezuela-Angelegenheit zu übernehmen, einen Schied«- gcrichtSrath zu bilden, der die Angelegenheit prüfen solle, weil er diese wichtige Aufgabe nicht einem Einzelnen übertragen möchte, und andererseits selbst sich nicht in der Lage fühle, die für eine eingehende Prüfung einer Angelegenheit, welche viele einzelne Forderungen in sich schließe, nölhigc Zeit aufzuwenden. Der Präsident werde so rasch wie möglich seine Entscheidung über die Annahme der SchiedSrichterrollc treffen, da er lebhaft die Gefahr anerkenne, welche die Blockade mit sich bringe. Am 25. d. Mt«. hatte Roosevelt eine lange Besprechung mit dem Staatssekretär Hay. Freitag, den 26. d. Mt«., trat dann da« Kabinet zur Bcrathung der venezolanischen Angelegenheit zusammen, und ein ReuterscheS Telegramm meldet: „Präsident Roosevelt wird da» SchiedSamt nicht übernehmen. Die ganze Streitfrage wird dem Haager Schiedsgericht überwiesen werden." E« ist übrigen« selbstverständlich, daß in jedem Falle genügende Garantien dafür geboten werden müssen, daß Venezuela den Schiedsspruch auch wirklich ausführt und seine Verpflichtungen erfüllt. Denn aus seinen guten Willen ist nicht der geringste Werth zu legen. — Südafrika. Der britische Kolonialministcr Cham berlain, der sich bekanntlich vor einigen Wochen nach Süd afrika begeben hat, um sich an Ort und Stelle über die Bedürf nisse der von England neu erworbenen Kolonien zu unterrichten, ist am Freitag in Durban eingelroffen und von dem Gouverneur und von den Spitzen der Behörden unter stürmischen Huldig ungen der Bevölkerung empfange» worden. Bei dem Empfang im Rathhause erwiderte Chamberlain in Beantwortung einer Ansprache de» Bürgermeisters, er verfolge mit seiner Reise nach Südafrika zwei Ziele. Ersten» wolle er im Namen de» König» und der Regierung der Sympathie mit den Blutsverwandten über See und dem Wunsche Ausdruck geben, zu einer besseren Verständigung darüber zu gelangen, wie man die Beziehungen zwischen den Kolonien und dem Mutterlande, die sich in so schlagender Weise während de» Kriege« bekundet hätten, zu dauernden machen könne. Da« zweite Ziel seiner Mission sei, Informationen zu gewinnen, die nur an Ort und Stelle mit Erfolg und vollständig zu erhalten seien. Nach einer Anspielung auf die Verschmelzung der Rassen in Kanada erklärte Chamber lain noch, da« Anerbieten der Buren, ein Kontingent zur Be kämpfung de« Mullah im Somalilande abzusenden, erfülle ihn mit Genugthuung; das Anerbieten sei angenommen worden. Indessen könne man nicht erwarten, daß die Erinnerung an den Krieg schon jetzt verwischt sei. Zum Schluß gab Chamberlain der Hoffnung Ausdruck, daß die Föderation sich bald vollziehe, es dürfe aber in dieser Hinsicht nichts überstürzt werden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Beim Herannahen de« Jahreswechsel« empfiehlt e« sich dringend, den Einkauf von Freimar ken zur Frankirung der Neujahrsbricfe einige Tage vor dem 3l. Dezember zu bewirken, damit zur Zeit de« NeujahrSverkehr« Erschwernisse an den Postschaltern möglichst ver mieden werden. Ebenso liegt es im eigenen Interesse de« Publi kums, daß mit der Auflieferung der Neujahrsbriefe, insbesondere der nach entfernten Orten bestimmten, frühzeitig begonnen und hiermit nicht etwa bis zum 3l. Dezember gewartet wird. Damit bei dem zum Jahreswechsel beträchtlich gesteigerten Briefverkehr die Briesbestcllung ordnungsmäßig durchgesührt werden kann, ist e« in noch höherem Grade als zu gewöhnlicher Zeit erforderlich, daß in den Aufschriften der Sendungen die Angabe der Woh nung des Empfängers recht genau erfolge, unter Bezeichnung von Straße, Hausnummer und Stockwerk. Bei Briesen nach Berlin ist thunlichst auch der Buchstabe des Postbezirk« und die Ordnungsnummer der Bcstellpostanstalt (z. B. 0. 2, X.VV. 7, IV. 9, 8.1V. l2 u. s. w.) mit anzugcben. — Schönheide. Große« Herzeleid hat der hiesige Wollwaarcndrucker F. über seine Angehörigen gebracht, indem derselbe sich in der Christnacht in dem sogenannten Zinnwalde entleibte. Wie man hört, soll derselbe durch eine Geldangelegen heit, der Betrag ist sehr gering, den Kopf verloren haben. Auch war derselbe leidend. F. hinterläßt seine Ehefrau und niehrere Kinder. — Dresden. Wie an allen landschaftlich schön gelegenen Ausflugsorten hatte auch der Pächter de« Waldschlößchen Restau rant« bei Dresden an Sonntagen Ansichtspostkarten mit seiner Wirthschast und deren Umgebung an die Gäste verkauft, da sic von diesen viel begehrt wurden. Wegen Ucbcrtretung der Sonntagsruhe in Strafe genommen, rief er die Ent scheidung de« Oberlande-gerichtS an, welche« entgegen dem Uriheil des Schöffengericht» („Verkauf von Ansichtspostkarten gehört mit zur Thätigkeit des Restaurateurs") und konform dem Uriheil der Landgericht« feststellte, daß der Schankbctrieb al- ein solcher an- zusehcn sei, in welchem nur die Verabreichung von Speisen und Getränken zulässig sei, und zwar von solchen N-Hrungs und Genußmitteln, für die ein allgemeine» Bedürfniß 'ege. Die sel aber für Ansichtspostkarten ebensowenig zutresie. , wie für Schokolade und Bonbon« u. dergl., deren Vertrieb an Sonntagen ebenfalls verboten sei. — Aue, 24. Dezember. Da« König!. Ministerium de« Kultus und öffentlichen Unterricht» Hal den Gesellschaften de» Zwickauer Bezirks der Bischöflichen Methodisten Gemeinden im Königreich Sachsen Erlaubniß zur Abhaltung von Gottesdiensten in Aue, Crottendorf, Eibenstock, Lauter, Treuen und Schönheide ertheilt. Der Sitz der Verwaltung der bischöflichen Methodisten gemeinden Sachsen» ist Zwickau. — Der zweigleisige Ausbau der Eisenbahnlinie Zwickau-Schwarzenberg wird auch zwischen Nicdcr- schlema und Aue fortgesetzt und da« hierzu benölhigtc Areal durch ZwangScnteignung in Aue und Albcroda erworben. — Klingenthal, 27. Dezember. Am Mittwoch gegen Abend ist in der Gemeinde-Gasanstalt au« unbekanntem Grunde plötzlich der Dampfkessel explodirt, und wir sind seit dem ohne Licht, sowohl wa« die öffentliche Beleuchtung, al« auch die GaSabgabe an Private anlangt. Der im Augenblicke de» Unfälle« im Kcsselhause weilende Feuermann erlitt bei der Explosion so schwere Brandwunden, daß sich seine Uebcrführung in da» Königliche Krankcnslift nach Zwickau nöthig machte.