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Mts- M AnMckktt für de« «bonnsmsnt oiertelj. 1 M. 20 Ps. einschlietzl. des »Jllustr. Untcrhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei nnsern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Stjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag n. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltigc Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. LI Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 50. Jahrgang. - — Donnerstag, den 30. April LAOS Im Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock ist heute auf Blatt 267 die Firma Vke»«tor »Ieckl«r in Eibenstock und als deren Inhaber der Kaufmann Krnst Theodor Aiedker in Eibenstock eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Stickereifabrikation. Eibenstock, am 28. April 1903. Königliches Amtsgericht. Zuchtgenossenschaft betreffend. Wir weisen hierdurch erneut darauf hin, daß zum Bedecken von Kühen und Kalben, welche den Mitgliedern der hiesigen Zuchtgenossenschaft gehören, nur die angekörten «euoffenschaftsbulleu verwendet werde« dürfen. Das Bedecken der Rinder durch andere als Genossenschastsbullcn ist strafbar und werden wir künftig sowohl gegen die Büstenhalter, als auch gegen die Viehbefitzer, welche obiger Vorschrift zuwiderhandeln, mit Geldstrafe von 10 bis zu 50 Mark vorgehen. Der Stad trat. Hesse. Müller. Arbeiterzählung betreffend. Die alljährlich vorzunehmende Zählung der Fabrikarbeiter hat in diesem Jahre am zu Alle Gewerbetreibenden und Unternehmer hier, denen Zählungsformulare zugestellt ivorden sind, werden deshalb aufgefordert, die Formulare bis zum k. Wai dieses Jahres vorschriftsmässig ausgesüllt und reinlich an Ratsstelle — Polizeiexpedition — wieder abzugeben. Stadtrat Eibenstock, am 25. April 1903. Hesse.Lpm. Ein 8 jähriges Mädchen >aben ivir in Familienpflege zu geben. Angebote sind bis zum 8. Mai 1883 in unserer sZolizeiexpcdition anzubringen bez. einzureichen. Ttadtrat Eibenstock, am 28. April 1903. Hefte. Lpm. Deutschfeindliche Treibereien. Die Fortschritte, die das deutsche Reich durch die Ucbcr- lcgenheit seiner Kultur und seine von aufrichtiger Friedensliebe getragene Politik gemacht hat, erregen in steigendem Maße den Neid unsrer Feinde. Die Folge ist, daß sich die deutschfeindlichen Treibereien in auffälliger Weise vermehren. Zur Zeit arbeitet gegen Deutschland eine wohlorganisierte internationale Gesellschaft, die von London über Paris, Brüssel, Prag bis Petersburg reicht und neuerdings ihre Verbindungen bi« nach New-Jork und Washington ausgedehnt hat. Auf diese Gesellschaft sind fast alle in den Blättern austauchenden deutschfeindlichen Nachrichten zu- rückzuführen. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist, wie gesagt, London. Es sind namentlich die „Times" und die „National Review", die sich in der deutschfeindlichen Bewegung hervortun und in der Erfindung der unwahrscheinlichsten deutschen Eroberungsgelüste und Kriegsabsichten geradezu Unglaubliche» leisten. Bald wird an die Adresse der Holländer und Belgier eine „selbstlose Warn ung" vor der „deutschen Raubgier" gerichtet, die vor Verlangen brenne, die Niederlande zu annektieren. Dann wieder heißt es, das deutsche Reich gedenke seinen Besitz durch Landerwerbungen im Orient und in Kleinasien „abzurunden", und was der Fabeln für politische Kinder mehr find. Im Zusammenhänge hiermit wird dann weiter mit Vorliebe behauptet, die deutsche Politik habe es sich zum Ziele gesetzt, die staatliche Auflösung Oesterreich- Ungarn« nach Kräften zu fördern, um sich dadurch den Weg nach dem Mittelmcere und dem Orient zu ebnen. Obwohl gerade die deutschfeindliche Legende über Oesterreich eine ungewöhnliche Ver ständnislosigkeit für da« wirkliche Verhältnis Deutschlands zu der habsburgischen Monarchie voraussetzt, findet sic doch im Auslande nur zu bereitwillig Glauben. In Petersburg sorgen die „Nowojc Wremja" und der pansla- vistischc „Swet" für deutschfeindliche Meldungen. Da« Bemühen dieser Klique ist darauf gerichtet, zwischen England und Deutsch land, sowie zwischen Deutschland und den übrigen Dreibund mächten Zwietracht zu säen und in Rußland da« Gefühl zu er zeugen, al« wühle Deutschland im Geheimen gegen Rußland. Gleichzeitig will man die Engländer glauben machen, Deutsch land verfolge ihnen schädliche Zwecke, Lenen sie nur durch cngern Anschluß an Rußland und Frankreich zu entgehen vermöchten. In Amerika arbeitet die sogenannte gelbe Presse für die Zwecke der deutschfeindlichen Gesellschaft. Die von ihr während des Konflikt« mit Venezuela der deutschen Politik angcdichteten finstern Pläne, Landokkupation in Südamerika re., sind noch in aller Er innerung. Den deutschfeindlichen Treibereien gegenüber ist es nützlich, auf die Ziele unserer Politik hinzuwcisen. Nur so kann die von unscrn Feinden geübte Brunnen-Vergiftung ihre Wirkung ein büßen und die Ehrlichkeit der deutschen Politik schließlich die ihr gebührende Anerkennung finden. In Europa hat Deutschland keinen andern Ehrgeiz, al» auf der Grundlage seine« gegenwärtigen Besitzstandes sich den Frieden so lange zu sichern, wie irgend möglich ist. In allen Verwicklungen der letzten Jahre hat es, wie jetzt bei den Wirren in den Balkan Ländern, seinen Einfluß zur Erhaltung de» Weltfrieden« geltend gemacht; wo, wie in Südafrika, der Krieg Tatsache wurde, die strengste Neutralität aufrechtcrhalten; in den chinesischen Angelegenheiten dafür gesorgt, daß die Grenze de« Notwendigen nicht überschritten wurde; in dem aus Anlaß des Tientsiner Eisenbahnstreite» drohenden eng lisch-russischen Konflikt zum Frieden vermittelt ; in Oesterreich- Ungarn, im Streit der Parteien und Nationen aus die Notwen digkeit der Verständigung und de« Kompromisse» hingcwiesen und alles getan, um die Dynastie in ihrer Stellung zu fördern und zu stützen. An keiner Stelle ist der Versuch gemacht worden, in das innere Partcileben der Nachbarn cinzugreifen. Wir sind in un- sern Grenzpfählen geblieben und haben nach außen hin nur ein doppelte« Ziel zu verfolgen: den Ausbau unserer Kolonien und die Behauptung de» Grundsatzes der offenen Tür, d. h. de« Wettbewerbes zu gleichem Recht, wo immer neue Gebiete sich dem Handel der Kulturvölker erschließen. Diese« politische Programm aber ist mit den berechtigten Interessen aller Mächte vereinbar. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser ist am Montag morgen aus Thüringen wieder in Berlin cingctrofsen. Am Mittwoch abend wird der Kaiser zur Vermählung des Großherzogs von Sachsen-Weimar mit Prinzessin Karolinc von Reuß ä. L. in Bückeburg cintrefsen, und am Donnerstag vor I I Uhr abend« nach Berlin wieder zurückreisen. — Berlin, 28. April. Wie die „Preuß. Korr." zu wissen glaubt, verzichtet der Reichskanzler darauf, die Aufhebung des A 2 de« Jcsuitenzcsetze« im Bundesrat cinzubringcn, da wenig Aussicht für Annahme der Vorlage vorhanden sei. — Der Reichstag hat sich in diesen Tagen hauptsächlich mit der Krankenversicherungs-Novelle beschäftigt. In erster Linie kam dabei die Aerztefrage zur Sprache. Allseitig wurde aner kannt, wie die Acrzte durch die Krankenkassen in eine schlimme, unhaltbare Lage gekommen sind, allerdings aber auch auf die Ucberfllllung de« ärztlichen Stande« hingcwiesen. Bezüglich der Frage der Kassenärzte ist von der Kommission eine Resolution vorgeschlagen, die anregt, bei der endgültigen Regelung des Kranken- versicherungS-WcsenS ständige Kommissionen von Kassenvorständen, Aerzten und Apothekern zu schaffen und alle Acrzte, die sich den Ordnungen und Taxen dieser Kommissionen unterwerfen, al« Kassenärzte zuzulassen. Die Debatte zum K 26u bezog sich im wesentlichen aus diesen Vorschlag, der von allen Seiten gebilligt wurde. Mehr als kühl standen die Sozialdemokraten den reich lich begründeten Beschwerden und Wünschen gegenüber. Der Paragraph wurde unverändert angenommen. — Im Reichstage wird die Session, wie nunmehr be stimmt seststcht, am Donnerstag abend geschlossen werden. — Die einflußreichste „Partei" bei den Wahlen ist die „Partei" derer, die von der Urne fernzubleiben pflegen. Bei den Reichstagswahlen von 1898 haben von den I I 441 094 Wahlberechtigten nur 68,«» Prozent ihr Wahlrecht ausgeübl. Zieht man neben den 7 752 693 gültigen noch 34 021 ungültige Stimmen in Betracht, so sind nicht weniger al» 3 654 380 Wähler am 16. Juni 1898 oer Wahlurne fcrngeblicben. Diese saumseligen Wähler, so schreibt die freisinnige „Königsberger Hartungsche Zeitung", diese Partei der Parteilosen, ist in Wirk lichkeit die größte Partei in Deutschland. Sie verfügte 1898 über mehr Anhänger als die Sozialdemokratie und das Zentrum zu- fammcngenommen. Hätten diese, rund ei» Drittel der Gesamt wählerschaft repräsentierenden Männer durch Ausübung ihres Wahlrecht« ihren Einfluß vor fünf Jahren geltend gemacht, so würde der Reichstag ein ganz andere« Gesicht bekommen haben. Jedenfalls würde dann die Sozialdemokratie nicht die zweitgrößte Partei im Reichstage geworden sein. Die Hauptaufgabe bei den bevorstehenden Wahlen ist daher, die Säumigen heranzuziehen und ihr staatsbürgerliches Gewissen zu schärfen. Wer sich der schweren Verantwortung bewußt ist, die er auf sich lädt, wenn er — zu Gunsten der Sozialdemokratie! — der Wahlurne fern- bleibt, der wird sich hofsentlich hüten, diesmal seine Wahlpflicht zu mißachten. — Oesterreich-Ungarn. Zu Ehren de« Königs Georg von Sachsen, der seit Montag als Gast Kaiser Franz Josef« in Wien weilt, fand am Montag abend in der Hofburg ein Galadiner statt. In den Reden, die bei diesem Anlaß die Monarchen wechselten, wurde in warmen Worten der engen Freundschaftsbeziehungen gedacht, die zwischen den beiden Herrscherhäusern bestehen; e« klang in ihnen die Herzlichkeit nach, welche da« Verhältnis zwischen dem Kaiser von Oesterreich und dem verstorbenen König Albert kennzeichnete. — Vom Balkan. Die „Kölnische Zeitung" veröffent licht eine eingehende Darstellung der bei der Pforte herrschenden Stimmung, der zufolge die Lage sehr ernst ist. Die Mächte seien entschlossen, den Arnauten ihre Gewalt fühlen zu lasten. Falls hierfür der Arm der Türkei nicht ausreichc, werde man die anderen arbeiten lassen, wobei zunächst Rußland, sowie Oester reich in Betracht kämen al« diejenigen Machte, die in der Re- formsrage die Führung übernommen haben. In den einfluß reichen Fremdcnkreisen würden bereit« diejenigen Schritte er wogen, die nötigenfalls zur Erzwingung de« Willen« der Mächte geschehen müßten. Es sei einleuchtend, daß sich aus dem Ein schreiten Europa« ein Krieg gegen die Türkei entwickeln könne, dessen Ergebnis noch folgenschwerer für die Türkei sein würde, als wenn sie einem anderen Ordnung in ihrem Hause machen läßt. — Italien. Der König von England ist, von Neapel kommend, am Montag nachmittag in Rom cingetrosscn und am Bahnhofe vom König empfangen worden. Ferner waren zur Begrüßung am Bahnhöfe erschienen der Herzog von Aosta, der Gras von Turin, der Herzog der Abruzzen und der Herzog von Genua. — Spanien. Bei denWahlen für dicKorteS haben die Republikaner bedeutende Vorteile errungen. U. a. haben sic auch dic Hauptstadt Madriv erobert. — China. Dcr „Kölnischen Volkszeitung" wird au« Schantung gemeldet: In dcr Provinz Kiangnaen gewinnt eine den Boxern ähnliche neue Sekte ungeheuere Ausbreitung. Bereits gehören 80 Prozent dcr Bevölkerung dieser Sekte an, darunter zahlreiche Militärpersonen sowie Unterbeamle der Tribunale. Der Gewährsmann des Blattes versichert, es sei ein umfangreicher M a s sc» a u f st a n d zu erwarten. Unter Zauberformeln werden junge kampstüchtige Leute angeworben, die sich an geheimen Zeichen erkennen. Dabei treiben die Man darinen ihre bekannte Vogel-Strauß-Politik und werden schließ lich suchen, die Wucht der Gefahr gegen dic Fremden zu richten. Jedenfalls habe man e« mit einer sehr gefährlichen Revolutions bande zu tun, die den gesamte» Südwesten China« bedrohe. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Dcr Ernst der Rcichstagswahl be ginnt sich zu zeigen. Der Kandidat der Ordnungsparteien Herr Fabrikbesitzer Rehwoldt in Leipzig, welcher sich die schwere Arbeit vorgenommcn hat, nicht nur in den Städten und den größeren Landgemeinden, sondern auch in kleineren Orten des Wahlkreise« sich seinen Wählern vorzustellcn, hat am Sonnabend seine Wahl reise begonnen. Schwer ist die Arbeit, weil ein Kandidat der Ordnung-Parteien allein im ganzen Kreise sprechen muß, während cs den Sozialdemokraten gleichgültig ist, ob ihr Kandidat oder ein anderer Agitator ihrer Partei spricht. — Neber die Wähler versammlung in Carlsfeld ist in der letzten Nummer diese« Blattes bereit« berichtet worden. Am Sonntag waren in Hunds hübel und Stützengrün, am Montag in Sosa Wählerversamm- lungen angcsetzt. Durch örtliche Verhältnisse bedingt, die wegen der Kürze der Zeit nicht abgcändcrt werden konnten, war dic Versammlung in Stützengrün wenig zahlreich besucht. Da gegen hatte sich in Sosa eine große Anzahl von Wählern ein gefunden. In beiden Orten hatte Herr Kandidat Rehwoldt, wie nicht ander» zu erwarten war, mit feinen Ausführungen reichen Beifall gesunden. Herr Rehwoldt ist nicht nur Kandidat um zu kandidieren, sondern ein solcher, dcr es in seinem bereit» vor gerückten Alter sich zur Ehre anrechnen würde, Vertreter im Reichstage zu sein, ausgerüstet mit so reichen Lebens- und Ge schäftserfahrungen, tiefem Gemüt, weitgehendem Verständnis für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, sür Bedürfnisse de« Arbeit geber« und Arbeitnehmer«, der Beamten usw., daß die« bei seinen Vorträgen ohne Weitere» einleuchtet. Töricht ist es daher, wenn dic Arbeiter in blinder Parteileidenschaft sich seinen Ausführungen verschließen. — Wenn über Stützengrün und Sosa Erfreuliche« zu berichten ist, so ist die« nicht dcr Fall über die Versammlung in Hund-Hübel. Die Anhänger der Sozialdemokratie bildeten die Mehrheit dcr anwesenden Wähler und obwohl die Einladung zur Versammlung von dem Wahlausschuß der Ordnungs parteien an dic Wähler dcr Ordnung«parteien ergangen war, so beanspruchten die Sozialdemokraten in ihrem bekannten Terrori«- mu« doch die Leitung der Versammlung, sich auf den Boden de« Gesetze« stellend, durch einen ihrer Vertreter. Falsch ist dic