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Amts- Wh AWUbktt für deu vi-rtelj. 1 M. 20 Ps. einschlietzl. wöchentlich drei Mal und zwar des .Jllustr. Unterhaltungsbl." »Ul Dienstag, Donnerstag u. Sonn- u. der Humor. Beilage »Seifen- c > abend. Jnsertionspreis: die blasen" in der Expedition, bei . . s» kleinspaltigc Zeile 12 Pf. Im unsern Boten sowie bei allen rH(Iamtlichen Theile die gespaltene Reichspostanstalten. t I D D Zeile 30 Ps. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - 4». Jahrgang. > LV4 Donnerstag, deu 4. September LAOS. Nachtübung der Feuerwehren. An einem der nächsten Tage findet in hiesiger Stadt eine Nachtübung der städt isch«« Pstichtfeuerwehr-Abtheilnng » und »er freiwillige« Aeuerwehr statt Der Alarm erfolgt nur durch Hornsignale. Die Mannschaften haben im Magazingarten zu fammcln woselbst weitere Anord nungen ertheilt werden. Nach Beendigung der Hebung haben sämmtlichc Mannschaften solange am Uebungs- objekte zu verweilen, bis die Verlesung erfolgt ist. Versäumnisse werden strengstens bestraft. Um unnöthigc Erregung der Einwohnerschaft zu verhüten, geben wir dies hiermit bekannt. Eibenstock, den 3. September 1902. Dkl Rath der Stadt. Hesse. Müller. Lehren. Bor Kurzem haben in Marseille, der zweitgrößten Stadl Frankreich», die Gemeinderath«-Stichwahlen stattgefunden. Die selben ergaben einen vollständigen Sieg de« bürgerlichen Kartell«. Die sozialdemokratischen Stadtleiter, die da« Regiment in Mar seille feit zehn Jahren führen, haben während dieser Zeit eine Mißwirthschaft sondergleichen hcrausbeschworen, die Finanzen der Stadt völlig zerrüttet, da« städtische Beamtenthum corrumpirt, alle Zügel der Disziplin und Ordnung gelöst, die Ausgaben kommunaler Wohlfahrtspflege gänzlich vernachlässigt, die ge sammtc Wohlfahrtsmaschinerie in« Stocken gerathen lassen, kurz da« ihren Händen anvcrtraute Gemeinwesen nahezu an den Rand de« Verderben« gebracht. Darüber wuchs dann der allgemeine Unwille mehr und mehr und brachte endlich eine Einigung de« Bürgcrthum« zu Stande, der e« gelang, die sozialdemokratischen Gewalthaber hinwcgzufegen. Der Empörung de« wohlgesinnten Theil« der Marseiller Bürgerschaft über da« unverantwortliche Treiben de« sozialdemo kratischen Bürgermeisters Flaissicre« und seiner Clique hat der neuerwählte Bürgermeister Chanot in einer Rede Ausdruck ge geben, die zugleich einen lehrreichen Blick in den ganzen Umfang und die ganze Tiese der voraufgegangenen sozialdemokratischen Mißwirthschaft thun läßt. »Unsere Aufgabe," sagte er, »ist schwer, und wir werden fortgesetzt der größten Anstrengungen bedürfen, nm zum Ziele zu gelangen. Unser mit Schulden überhäufte« Finanzwesen, die in völlige Zuchtlosigkeit auSgeartete Polizei, da« gänzlich vernachlässigte städtische Bauwesen, kurz alle Zweige der städtischen Verwaltung werden wir in die Bahnen der Ordnung und Regelmäßigkeit zurücksühren müssen. Wenn wir so handeln, sind wir uns bewußt, daß wir bei der großen Menge, die denen zujubcl», die ihr zu schmeicheln wissen, auf Entgegenkommen und Beliebtheit nicht zu rechnen haben, aber wir werden un« damit trösten, die Achtung de« anständigen und gebildeten Theile« der Bevölkerung zu erwerben, welcher die Bemühungen derer anzu erkennen weiß, die ohne viel Aufheben« die Wohlfahrt ihrer Mitbürger befestigen und fördern." Die Marseiller Vorgänge sind unter verschiedenen Gesichts punkte» lehrreich. Zunächst empfangen wir hier wieder einmal einen deutlichen Vorgeschmack von den Segnungen und Beglück ungen sozialdemokratischer Herrschaft. Man kann sich darnach etwas auSmalen, wie es im vielgepriesenen Zukunftsstaate her gehen würde. Zwar ist die gänzliche Unfähigkeit der Sozial demokratie, ihre Theorien auch nur annähernd in die Praxis zu übersetzen, schon vielfach an den Pranger gestellt worden. Aber jede« neue Beispiel verstärkt doch da« Gewicht dieser Lehren, und so gründlich wie in Marseille ist da« Fiasko sozialdemokra tischer Regierungskunst kaum jemals gewesen, so grell ist der Zwiespalt zwischen sozialdemokratischer Theorie und Praxi« kaum irgendwo in die Erscheinung getreten. Aber noch eins lehren die Marseiller Dinge. Die Sozial demokratie weiß mit Geschick den Schein zu verbreiten, als sei ihre Position vielerorten bereit« uneinnehmbar, und e« giebt zahlreiche Leute, die sich durch diese angenommene SicherheitSmienc imponiren lassen, und nun in thatenscheuem Pessimismus jeden Widerstand meiden. Da« ist jedoch so verkehrt wie möglich. Marseille lehrt uns, daß selbst dort, wo die RevolutionSpartei sich noch so fest eingenistet hat, ihre erfolgreiche Bekämpfung möglich ist, wenn nur oa« Bürgerthum seine Reihen schließt und in geeinter Kraft vorgcht. Ganz besonders für Deutschland sollte man sich die« merken. Nicht oft genug kann cS in da« Land hinauSgerufcn werden: Einigkeit thut noch. Wo diese auf Seiten der staatScrhaltendcn Parteien vorhanden, da ist es mit der sozialdemokratischen Herrlichkeit allemal vorbei. TageSgeschichte. — Deutschland. Der italienischen Woche ist die pol nische gefolgt. Der König von Italien hat den deutschen Boden wieder verlassen; da« Kaiserpaar hat am Dienstag Vormittag seine Reise nach Posen angetreten. E« ist jetzt da» dritte Mal, daß der Kaiser die Stadt Posen besucht. Sein erster Besuch am 3l. März 1889 galt den Opfern der damaligen zweiten Ncberschwemmung innerhalb Jahresfrist ; da« persönliche Ein treten de« Kaisers für die Unglücklichen hatte zur Folge, daß nicht nur die Staatsbehörden helfend eingriffen, sondern auch die private Wohlthätigkeit im ganzen Reich für die schwer betroffenen LandeStheilc rege wurde. Der zweite Besuch de« Kaiser« in Posen trug einen rein militärischen Charakter; er sand ani 13. Juni 1893 statt. — Posen, 2. September. Um 6 Uhr Abend« trafen da» Kaiscrpaar und der Kronprinz hier ein. Auf dem Bahn ¬ hofe war großer militärischer Empfang. DaS Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollcndorf (1. Westpreußische») Nr. 6 stellte die Ehrenkompagnie. Der Kaiser begab sich, in der Uniform der Gardes du Corps, zu Pferde, die Kaiserin in offenem Vierspänner in die Stadt. Eine Eskadron de» Ulanenregiment« Kaiser Alexander III. von Rußland (Westpreußisches) Nr. 1 eSkortirte. Am Berliner Thor wurde das Kaiserpaar von den städtischen Behörden empfangen. Oberbürgermeister Witting hielt die Be grüßungsansprache. Der Kaiser erwiderte mit einer Rede, in welcher er für die Kaiserin und sich herzlichen Dank für den Empfang der Stadt ausfprach und mitthcilte, er habe mit dem heutigen Tage eine Ordre vollzogen, nach welcher da« Rayon gesetz ein- für allemal fällt. Bei Lieser Stelle der Rede brach ein ungeheuerer Jubel unter den Tausenden au«, welche den Platz am Berliner Thor besetzt hatten. Der Kaiser, die Kaiserin und der Kronprinz setzten alsdann den Einzug in die Stadt fort. Auf dem Wege bildeten Truppen Spalier. Die Musik spielte, die Truppen präsentirten. Von dem Publikum, welche« sich in den Straßen aufgestellt hatte, sowie von demjenigen, welche« die Fenster besetzt hielt, wurden den Majestäten stürmische Ovationen dargebracht. An dem Einzug nahm auch Reichskanzler Gras von Bülow theil. Im Generalkommando, wo da« Kaiserpaar Wohnung genommen ha«, fand großer Civilcmpfang statt. — Oesterreich-Ungarn. Die österreichisch-ungarischen Ausgleichsverhandlungen werden nach einer am Mon tag in Wien zwischen den beiderseitigen Ministerpräsidenten ge troffenen Vereinbarung am Freitag in Budapest fortgesetzt werden. — Frankreich. Der französische KriegSminiftcr Gene ral Andrü hat am Montag abermals eine Rede gehalten, gegen die sich indessen, sofern der vorliegende telegraphische Be richt ihren Inhalt genau wiedcrgiebt, die gleichen Einwände nicht erheben lassen, die seine jüngste Revanchckundgebung geradezu hcrauSfordertc. Bei der in Bourgoin statrgehabten Einweihung eines Denkmal« zur Erinnerung an die für das Vaterland ge fallenen Soldaten führte er au«, zwischen der Armee und Frank reich könne keine Meinungsverschiedenheit bestehen. Frankreich wolle eine starke Armee, denn es müsse künftig siegreich sein, und dazu sei crsordcrlich, daß alle gesunden Franzosen militärische Erziehung erhalten, welche da« bcwuudcrnSwerthc Offizierkorps ihnen in zwei Jahren beizubringe» bereit sei. (Beifall.) Der Minister erklärte ferner, er sei für die Aufrechterhaltung der militärischen Reserveübungen von 28 und 13 Tagen, und schloß, eine starke und gut ausgebildete Armee sei unumgänglich erforder lich, um den territorialen Besitz zu sichern. — Wenn die fran zösische Regierung alles nach ihrer Ansicht Erforderliche daran setzt, um Frankreich in einem zukünftigen Kriege den Sieg zu gewährleisten, so ist das nicht nur ihr Recht, sondern auch ihre Pflicht. Auch vom deutschen Standpunkt kann gegen solche Be mühungen nichts eingewcndet werden, solange sie zum Ziele haben, de» „territorialen Besitz" der Republik zu sichern. Bon deutscher Seite ist dieser Besitz nicht bedroht. — England. Die Burengencrale Botha, Dewet und Delarey sind au« Holland wieder in London eingetroffen. Wie cs heißt, haben sie um eine Audienz beim König nachgesucht, um ihn zur Geltendmachung seine« Einflusses zu Gunsten der Vorschläge, die sie Chamberlain vorlegen wollen, zu bewegen. E« verlautet, daß der König sie nach Schottland eingeladen habe. Die Wünsche der Generale sollen folgende Punkte betreffen: größere finanzielle Unterstützung der Burcnsamilien, Rückgabe aller beschlagnahmten Güter, Erlaubniß für alle in Europa weilen den Burensührer in die Heimath zurückzukehren und baldige Ge währung einer parlamentarischen Regierung für die früheren Burenstaatcn. — Spanien. Nach einer Meldung der Münchener „Ailgem. Ztg." au» London trifft die spanische Regierung durch ihre Gesandten Anordnungen für einen Besuch, den König Alfonso im nächsten Frühjahr den Höfen von Rom, Wien, Berlin, Pari« und London abzustatten gedenkt. — Amerika. In Venezuela haben die Revolutionäre weitere Fortschritte gemacht. Amtlich wird bestätigt, daß 550 Mann venezolanischer Truppen in der Nähe von Ocumare am 29. August zu den Aufständischen übcrgegangen sind; dieselben führten den General Castillo al« Gefangenen mit sich. 600 Sol daten, welche den Verkehr auf der deutschen Eisenbahn von Ca racas nach Valencia herzuftellen versuchten, wurden in der Nähe von Los Tequcs geschlagen, welche» nunmehr in der Gewalt der Aufständischen ist. — China. Eine der beachtenSwerthesten Erscheinungen in der neuesten Entwickelung Ostasien« ist die Annäherung zwischen China und Japan, die sich früher Jahrhunderte lang feind lich gegenübergcstanden haben. Seit der großen Krisi«, die über China infolge de« japanischen Vorstoßes um die Mitte der neun ziger Jahre hereingebrochcn ist, mußte den nicht gänzlich ver blendeten Chinesen sich die Ueberzeugung ausbrängen, daß China da« Absperrungssystem gegen fremde Einflüsse nicht länger werde ausrechtcrhalten können. War diese Erkennlniß erst zum Durch bruch gelangt, so lag eS dem chinesischen Denken und Empfinden nahe, sich lieber der immerhin rassenverwandten Japaner al« Vermittler der neueren Kultur bedienen, al« den »rothen Teufeln" kaukasischer Rasse, gleichviel welcher Nationalität, weitergehcnden Einfluß auf da« Reich einräumen zu wollen. Japanische Offi ziere sind bereit« al« Instrukteure in China thätig, außerdem befinden sich Chinesen in größerer Zahl in Japan, wo sie wissen schaftliche und militärische Ausbildung erhalten. Nun scheint ein weiterer und zwar sehr bedeutsamer Schritt in der gleichen Richt ung bevorzustehen. Nach einer Drahtmeldung au« Peking ist Generalmajor Jamani, der frühere Befehlshaber der japanischen Truppen in China, zum Militär-Attache bei der japanischen Gesandt schaft in Peking ernannt worden. Man glaubt in der chinesischen Hauptstadt, Aamani werde mit der Umbildung de« chinesischen Heere« beauftragt werden, und China beabsichtigte durch die Be rusung eines japanischen Offizier« von hoher Stellung, Japan eine gleiche Position cinzuräumcn, wie c« Rußland gegenüber geschehen sei. Sollte sich diese Nachricht bestätigen, so würde China am Beginn einer wichtigen EntwickelungSphasc stehen. China mit seinen unermeßlichen Menschenmassen, durch tüchtige japanische Offiziere militärisch organisirt, könnte in Zukunft einen Machtfaktor bilden, mit dem alle Mächte zu rechnen hätten. Deshalb sind die aus eine chinesisch-japanische Annäherung ge richteten Bestrebungen al» ernste« politische« Moment im Auge zu behalten. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. September. Der Sedantag ward auch diesmal in unserer Stadt in üblicher Weise durch Zapfen streich am Vorabende cingeleitet. Am Morgen desselben fand Weckruf und Vormittags II Uhr Festaktus seitens der Latein- und Handelsschule im Saale der Industrieschule statt. Derselbe erfreute sich eines guten Besuche«. Die Festrede hielt Herr cuncl. tlleoi. Burk. Er hob darin, nachdem er die gesetzgebenden Körperschaften des Reiches geschildert, besonder« den Einfluß Kaiser Wilhelm« II. auf den Gang der Politik und seine Stellung gleichsam al« Mittelpunkt des öffentlichen Interesses bcrvor im Vergleich zu der Stellung, welche die alten deutschen Kaiser dem Volke und der Oeffentlichkeit gegenüber eingenommen. Die Rede klang aus in einem Hoch aus Sc. Maj. den Kaiser. Außer Ge sängen kamen noch eine große Zahl Deklamationen ernsten und auch heiteren Gepräge« in deutscher, sowie auch in lateinischer, französischer und englischer Sprache zum Vortrag. Da« Redner pult schmückten Grün und die prächtige Fahne der Lateinschule. — Eibenstock, 3. September. Vergangene Nacht, früh '/,2 Uhr ging abermals eine Scheune in Flammen auf, und zwar die der Frau Fleischerei-Inhaberin Wilhelmine vcrw. Rei chenbach, an der Ichneebergerstraße gelegen. Mit derselben verbrannten 2 Leiterwagen, sämmtlichc Ackcrgeräthschasten, ca. 30 Fuder Heu, ca. 5 Schock Stroh und für ca. 200 Mark Holz. Ohne Zweifel liegt Brandstiftung vor. — Eibenstock. Am Montag Mittag gegen 1 Uhr hat der Handarbeiter B. Hierselbst, welcher in einem Grundstücke an der Brcilestraße Holz machte, nach vorhergegangenen Streitigkeiten nach dem Tischler B. mit der Schrotsäge geschlagen und dem letzteren hierdurch eine sehr schwere Verletzung de« linken Unter arme«, Zerschneidung der Sehnen und der Pulsader u. s. w., beigebracht. — Eibenstock. Am Montag Abend hielt im Schützen hause Herr Organist Neumerkel einen gut besuchten Vortrag über die Sängerreise nach Graz, Triest und Venedig. Zn mit Humor gewürzter Weise schilderte er seine sowie der Eibenstocker SangeSbrüder Erlebnisse während der Reise und in den besuchten Orten :o., desgleichen die Eindrücke, welche sie dabei empfangen. Der Vortrag währte reichlich 1'/, Stunde und wurde sehr beifällig ausgenommen. In größerer Zahl auSgclegte Ansichten von den berührten Punkten erweckten lebhafte« Interesse. — Johanngeorgenstadt, 1. Septbr. Ein Hochstapler, der schon seit mehreren Wochen die hiesige Gegend unsicher ge macht und namentlich Gastwirthe hineingelegt Hal, ist vorgestern durch die hiesige Polizei hinter Schloß und Riegel gebracht worden. Der Betreffende hat sich hier und in der Umgebung al» Schrift steller und wissenschaftlicher Lehrer au« Berlin auSgcgcben, in verschiedenen Gasthöfen gewohnt, dort Zechschulden gemacht und thcilweisc den Wirthen sogar noch baareS Geld abgeborgt. Um seinen Zweck zu erreichen, hat er den Leuten weißgemacht, er führte mit dem Hamburger und mit dem Sächsischen Staate einen Prozeß wegen Zahlung von 700000 Mark, ebenso habe er eine