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Amts- Nil AWMblatt für de« «bonntwext viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. d«r »JIlustr. Unterhaltung-bl.' u. der Humor. Beilage.Srifen- blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. öejirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erschein« wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeil« 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. SS. r Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — - 49. Iahrgaug. r: Sonnabend, den 21. Jnni IVOS Beihilfen für Bolksbibliocheken betreffend. Diejenigen Gemeinden des Bezirks, welche zur Begründung oder Erweiterung einer Volksbibliothek für das laufende Jahr eine Beihife erbitten wollen, haben ihre Gesuche unter Verwendung des vorgeschriebenen Formulars — Nr. 220 des Formular- Magazins von E. Mauckisch in Freiberg — längstens Vis zum 10. Juki dieses Jahres hier einzureichen. Später eingehende Gesuche können nicht berücksichtigt werden. Schwarzenberg, am 16. Juni 1902. Königliche Amtshau-tmannschast. I. V.: Vr. Joni, Bezirks-Assessor. Sch. Auf Blatt 1 des Reichsgenossenschafts-Registers des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute eingetragen worden: VoinolnnÜtLlgor »anvvrot» xil Wlln- «vi»a»seas«!l»»kt mit dosctioSolltor »«NpNIvUt in Eibenstock. Gegenstand des Unternehmens ist der Bau, der Erwerb oder die Ermicthung von Wohnhäusern, deren Verwaltung und Vermiethung an Genossen. Ferner der Verkauf be bauter oder unbebauter Grundstücke an Genossen. Das Statut ist datirt: Eibenstock, den 6. Juni 1902. Die von der Genossenschaft ausgehenden Bekanntmachungen erfolgen durch einmaliges Einrücken in das Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock und sind zu vollziehen von zwei Vorstandsmitgliedern unter Beifügung der Firma der Genossenschaft, sofern sie aber vom Aufsichtsrath ausgehen, von dessen Vorsitzenden und einem zweiten Mitglied mit dem Zusatz: »Der Aussichtsrath des gemeinnützigen Bauvereins zu Eibenstock. Eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht in Eibenstock." Willenserklärungen und Zeichnungen für die Genossenschaft sind verbindlich, wenn zwei Vorstandsmitglieder der Firma der Genossenschaft ihre eigenhändige Unterschrift bei gefügt haben. Die Haftsumme beträgt 200 Mk. für jeden Geschäftsantheil. Die Betheiligung bis zu 40 Geschäftsantheilen ist zulässig. Mitglieder des Vorstandes sind: 1) Bürgerschullehrer Ii»rl kl«lu»i «l in Eibenstock als Vorsitzender, 2) tdeol. I-«uI I-u«I» l« livrutk» daselbst als Schriftführer und 3) Sattlermeister Vrrokurel Hüller ebendaselbst als Kassirer. Die Liste der Genossen kann während der Dienststunden hier eingesehen werden. Eibenstock, den 14. Juni 1902. Königliches Amtsgericht. Hg. Bekanntmachung. Es wird hierdurch bekannt gegeben, daß aus Anlaß des Todes Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen auf Grund des Mandats vom 16. April 1831 die „Landes- re. Trauer" betreffend, alle tzoncerte und sonstigen öffentlichen Tusibarkeiien einzustellen sind. Die Dauer der Trauerzeit wird durch weitere Bekanntmachung noch näher bestimmt. Eibenstock, den 20. Juni 1902. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Rr. 148 des Verzeichnisses der dem Schank- und Tanzstättenverbot unterstellten Personen ist zu streichen. Stadtratl, Eibenstock, am 17. Juni 1902. Hess«. M. Am 2V. Jnni 1882 war der 2. Termin der diesjährigen Landrenten fällig. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nachAb- lauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangsvollstreckung oorzugchen ist. Die Ortssteucreimlahmc zu Schönheide. Jahrmarkt (nur Krammarkt) «IN »v. »runl UNÄ L. LSOS in Eibenstock. König Alberti. König Albert, der von seinem Volke heißgeliebte gütige und gerechte Fürst, der ruhmreiche Führer der Sachsen in Krieg und Frieden, der Monarch, zu dem ganz Deutschland als zu einem der letzten Paladine au« der unvergeßlichen großen Zeit in be wundernder Ehrfurcht cmporschaute, ist, wie wir bereits durch Extrablatt berichtet, von uns geschieden. Nicht unerwartet kam die Kunde. Mit banger Sorge schauten wir Alle in diesen Tagen nach dem schlesischen Sommersitz des Herrschers. Trüber und trüber lauteten die Nachrichten und doch hielt aller Herzen die Hoffnung aufrecht, daß auch diesmal die kräftige Natur des geliebten Herrschers, die schon so manchem Ansturm standgehallen, siegen werde. ES ist anders bestimmt gewesen. Fern von der theuren Heimath ist König Albert von seinen Sachsen geschieden. Tief, echt und allgemein ist die Trauer. Wir haben einen Fürsten verloren, um den uns Tausende und Abertausende beneidet haben, einen Fürsten, der im wahrsten Sinne des Wortes ein Vater seine« Volke« war. Die Herzens güte unsere« König« Albert, die schlichte Einfachheit, die auch den einfachsten Unterthan sich seinem König ohne Scheu nähern ließ, hat ihm einen festen unerschütterlichen Platz im Herzen seiner Sachsen gesichert. Wie die alten Krieger in jubelnder Begeister ung sich bei jeder Gelegenheit um ihren ruhmgekrönten Führer schaarten, so ries in allen Schichten der Bevölkerung, so oft König Albert Städte oder Lande«theile seine« Sachsen« von seiner Hauptstadt au« aufsuchte, die Kunde: „König Albert kommt" Jubel und Freude hervor. Wußte man doch, wa« man diesem Herrscher zu danken hatte, diesem großen edlen Fürsten, der e« al« seine erste Lebensaufgabe ansah, sein Volk glücklich und zu frieden zu sehen. Umso tiefer ist heute unser aller Trauer. Worte vermögen nicht da« wiederzugeben, wa« un» in diesem Augenblick bewegt. Nur ein kurzer, dem „Lhemn. Tagebl." entnommener Rückblick aus diese» reichgesegnete, aber auch ebenso arbeitsreiche Leben sei hier gegeben. Die Trauerkunde, welche wir am Donnerstag in später Abend stunde erhielten, lautete: «ibyllenort, 18. Juni. König «l- derlist Abend» 8 Uhr 5 Minuten sanft «nd ruhig entschlafe«. König Albert» Geburtstag war der 23. April 1828, sein Vater Prinz Johann, seine Mutter Prinzessin Amalie, eine Toch ter de» ersten bayerischen König«. Der Heimgegangene Regent starb kinderlos; seine ihm am 18. Juni 1853 angetrautc Ge mahlin, Carola von Wasa, überlebt ihn. Sein Nachfolger ist sein nur um vier Jahre jüngerer Bruder, Prinz Feldmarschall Georg, welcher ihn schon bei Lebzeiten öfter» vertreten hat bei militärischen wie bei Regierung«- und Repräsentations-Geschäften. Mit König Albert von Sachsen wird ein gut Theil ruhm reicher deutscher Geschichte zu Grabe getragen und über seinem Sarge senken sich trauernd die Feldzeichen der deutschen, öster reichischen und russischen Armeen: sie alle waren stolz darauf, den seltenen KriegShclden zu den Ihrigen zählen zu dürfen. 'Nahezu drei Jahrzehnte hat der Verstorbene die Krone de« Sachsenlandes getragen und in dieser Zeit sein Volk emporgeführt zu hoher, kultureller Entwickelung. Dafür wurde ihm die un verbrüchliche und herzlichste Liebe und Verehrung seiner Unter- thanen zutheil, wie die« in glänzender Weise kund und offenbar wurde aller Welt: bei seiner silbernen Hochzeit l878, beimWet- tinsest 1889, bei seiner goldenen Militärdienstjubelfeicr 1893 und beim 25 jährigen Regierung« Jubiläum 1898. Schon al« er noch Kronprinz war, hing das ganze Sachscnvolk, vor Allem aber die alten und jungen Soldaten an diesem Wettiner fest und treu und der deutsch-französische Feldzug 1870,7 >, in dem er zuerst die sächsischen Truppen und bann die Maasarmee zu großen und herrlichen Siegen führte, erwarb ihm die Verehrung de« ganzen deutschen Heere« und Volke«. König Albert von Sachsen, dessen weltgeschichtliche Bedeut ung in seinen unvergleichlichen Waffenersolgen bei St. Privat, Beaumont, Sedan und vor Paris, sowie in den mustergültigen und bahnbrechenden Schöpfungen wurzelt, die er al« Soldaten vater und Erzieher der Armee nach seiner Thronbesteigung in seinem Lande in« Leben rief, ist der letzte jener deutschen Her zöge, die 1870/71 die Feldzeichen der deutschen Armeen tragen ließen bi« an die Ufer der Seine und Marne und er allein trug noch auf der Brust jene« Wahrzeichen der Kriege gegen Frank reich, da« Großkreuz des eisernen Kreuze», sowie der KriegSorden de« Sachsen-, Bayern- und SchwabenlandcS, die er alle auf dem Schlachtfelde erworben hatte. Wie die Armee im Felde, so hat er auch nach seinem Re gierungsantritt am 29. Oktober 1873 sein Volk bei allen Werken der Friedensarbeit und nationaler Wohlfahrt unablässig vorwärts geführt und war ihm Muster und Vorbild in lreudeutscher Ge sinnung al« selbstloser ehrenfester ReichSsllrst und thatkräftiger Rezent. Er bestieg den Thron als gereister erfahrener Mann in der Vollkraft seiner Jahre und geläutert durch wechselvolle und tief einschneidende, innere wie äußere Erlebnisse, die er in Ge meinschaft mit seinem intelligenten, rührigen und anhänglichen Volke getragen hatte. Seitdem sind nahezu sechs Lustra dahin gerauscht im Strome der Zeit und haben Freud und Leid in buntem Wechsel gestreut über die Hütten der Armen wie über da« Schloß de- Herrscher«. Da« Sachscnland aber hat in dieser Zeit unter dem milden und gerechten Regiment des König« Al bert viele wichtige und hochbedeutsame Fortschritte auf allen Ge bieten de« Staatslebens zu verzeichnen gehabt und der anregende, belebende und fördernde Einfluß de« König» Albert ist dabei wiederholt in die Erscheinung getreten. E« gab kein Gebiet re« öffentlichen Leben«, über da« sich König Albert nicht bei der ersten besten Gelegenheit eingehend und gründlich unterrichtet hätte. War den König Albert nicht allein seinen Unterthancn, sondern dem ganzen deutschen Volke so lieb und werth machte, da» war seine reichstreue, kerndeutsche Gesinnung, die ihn schon im Jünglingsalter 1849 draußen in Schleswig beseelte und für die er in entscheidenden Stunden vollgültige Beweise abgelegt hat vor den Augen der ganzen Welt, so namentlich durch seine politisch hochbedcutsame Reise an den bayrischen Hof in München im März 1888, al« Kaiser Wilhelm 1. im Sterben lag. Mit diesem unvergeßlichen Hohenzoller war König Albert in der innigsten HcrzenSfrcundschaft verbunden und wurde von ihm wiederholt eine der festesten Stützen und Säulen des neuen deutschen Reichs genannt, dessen Krone er al« Kronprinz im Gluthscuer erbitterter Schlachten 1870/71 mit zusammcnhämmern geholfen hatte. Dem Reiche Macht und Kraft zu verleihen, seine Wohlfahrt zu fördern und seine Bedeutung, seinen Einfluß zu erhöhen, darauf blieb sein unablässiges Streben gerichtet, dafür suchte er bei jeder sich darbietenden Gelegenheit auch die anderen BnnbeSsürstcn zu gewinnen. Da« feste, cinmüthige Zusammen stehen Aller für die nationalen Aufgaben kam zum Ausdruck so wohl bei der ersten ReichStagSeröfsnnng am 25. Juni 1888 durch Kaiser Wilhelm 11. in Gegenwart der meisten deutschen Regenten, als auch durch die im Laufe der Jahre erfolgten Verleihungen sächsischer Regimenter an deutsche Fürsten. Denn der Sachsen könig betrachtete den Heeresdienst al» die vornehmste Fürstenpflicht und die Armee als die Basis für jede nationale Arbeit, bei der die Herrscher und Führer der einzelnen deutschen Volksstämmc vorangehen sollten als Herzöge und Vorbilder. König Albert war ein solcher echter rechter Herzog und da« sächsische, da« deutsche Heer und Volk wird sein Andenken immer dar in Ehren halten. Sein Bild in Erz ist schon seit Jahren aufbehalten am 'Nationaldenkmal auf dem Niederwald und an der Siegessäule in der Reichshauptstadt. Im Herzen der ganzen deutschen Nation hatte er schon bei Lebzeiten einen Ehrenplatz erhalten als ein guter, gerechter und geliebter König. Sein Ab scheiden wird in allen Kreisen de« Sachsenlande« und weit über die grün-weißen Grcnzpfähle hinaus tief schmerzlich empfunden! Die letzten KrankhcitSbcrichte vor dem Ableben Sr. Ma jestät meldeten: Sibyllenort, 18. Juni. Da« heute Abend 6 Uhr «»«gegebene offizielle Bulletin lautet: Die Kräfte Sr. Maj. de« Königs sind über Tage etwa« zurückgegangen. Auch war vorübergehendes Benommensein bemerkbar. Die Nahrungsauf nahme ist sehr gering. vr. Fiedler, vr. Selle, vr. Hoffmann. Sibyllenort, 19. Juni. Da« heute früh 7 Uhr au«- gegcbcne Bulletin lautet: Auf den gestrigen, unter Erscheinungen großer Schwäche verlaufenen Tag folgte eine vcrhältnißmäßig ruhige Nacht. Sc. Maj. der König haben mit leidlich gutem Appetit gefrühstückt. Eine bereits seit längerer Zeit bestehende Anschwellung der unteren Extremitäten hat in den letzten Tagen etwa« zugenommen, vr. Fiedler. Vr. Selle, vr. Hoffmann Sibyllenort, 19. Juni. Da« heute Abend 6 Uhr ausgegebene Bulletin lautet: Se. Maj. der König zeigte im Laufe de« Tage« sehr wenig Theilnahme. Da« Benommensein, welche« gestern nur vorübergehend bemerkbar war, dauert heute mit geringer Unterbrechung fort. Pul« 100, im allgemeinen noch ziemlich kräftig. Nahrungsaufnahme mangelhaft. vr. Fiedler, vr. Selle. Vr. Hoffmann.