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Amts- M AWMbktt für de« Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung LSOA S Abonnement niertelj. 1 M. 20 Pf. einfchliehl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. > - > 50 Jahrgang. - -- : Sonnabend, den 3. Januar Radfahrer werden an Lösung von Radfahrkarten für das Jahr 1903 erinnert. Gtadtrat Eibenstock, am 30. Dezember 1902. Hesse. Lpm. Bekanntmachung. Herr Kaufmann Kermami Alexander Meißner hier ist heute als Bezirksborsteher für den 2. Bezirk der Stadt Eibenstock verpflichtet und cingewiescn worden. Stadtrat Eibenstock, den 2. Januar 1903. Hesse. Müller. Jahresrundschau für das Königreich Sachsen. (Schluß.) Was im übrigen die LandtagSsession anbelangt, die erste des im September ncugewählten Landtages, so wurde sie vor wiegend durch die steuer- u. finanzpolitischen Verhandlungen über die Vorlagen betreffs der Steuerreform beherrscht. Längere Zeit schien es, als sollte diese wichtige Reform an den erheb lichen Meinungsverschiedenheiten, welche hierüber zwischen den beiden Kammern und der Regierung und weiter auch zwischen den zwei Kammern selber aufgetaucht waren, völlig scheitern. Zuletzt vereinbarten aber die Kammern noch ein Kom- promis miteinander, das auch die Zustimmung der Regierung sand. Das Steucrlompromis wie« folgende Grundlage auf: die Einkoinmcnsteuerskala wird in der Fassung der Zweiten Kammer festgesetzt mit der Einschränkung, daß die neue Einkommensteucr- skala auf vier Jahre vom I. Januar 1904 ab giltsg sein soll. Die Grundsteuer und die Schuldotationcn bleiben aufrecht er halten. Eine Ergänzungssteuer wird auf das von der Grund steuer nicht betroffene Vermögen gelegt. Von der Ergänzungs steuer bleibt da» landwirtschaftliche Betriebskapital frei, mit Ausnahme des in landwirtschaftlichen Nebenbetrieben steckenden Kapitals. Ebenso bleibt ein Kapital bis zu 10 000 Mark bei allen andern Zensiten von der ErgänzungSsteucr befreit. In dieser Fassung gelangten denn auch die Steuervorlagcn in beiden Kammern mit großer Mehrheit zur Annahme. Weitere Früchte der am 7. Juni schon unter dem Eindruck der ernsten Nachrichten über die Krankheit König Albert» geschlossenen Session waren die Gesetze über die Tagegelder der LandtagSabgeordncten, da« Ent- eignungSversahren, die Unfallfürsorgc für Beamte, die Unfall- u. Krankenversicherung der in land- und forstwirtschaftlichen Be trieben beschäftigten Personen, die Gewährung von WohnungS- geldzuschüsscn an die Staatsbeamten, das Finanzgcsctz für 1902 und 1903, der Etat, das Gesetz, betr. mehrere Eisenbahnange- legcnheitcn, und noch sonstige gesetzgeberische Beschlüsse. Später trat dann der Landtag nochmal« zu einer kurzen außer ordentlichen Session zusammen, welche durch den Thron wechsel notwendig geworden war. Es handelte sich in derselben um die Erhöhung der Zivilliste des Königs und um eine ander weitige Festsetzung, resp. Erhöhung der Apanagen der Mitglieder de« Königshauses. Die betreffenden Rcgierungsforderungen wurden schließlich vom Landtage bewilligt, obwohl hierbei mit Bedenken seitens der Volksvertretung wegen der ungünstigen Lage der Staatsfinanzen nicht zurückgehalten wurde. Von den in den höheren Beamtenpostcn der Staats dienst Verwaltung cingetrctenen Pcrsonalveränderungen war wohl der im Direktorposten des Finanzministeriums stattgefundene Wechsel der bemerkenswerteste. Der bisherige Direktor im Finanzministerium, Geheimer Ober-RegierungSrat Dill er, schied nach zwanzigjähriger Tätigkeit aus dem Amte; er war unter vier Ministern der Spiritus rectoi, der eigentliche leitende Geist des sächsischen Finanzwesens, gewesen; der Rücktritt de« Finanzministers v. Watzdorfs anläßlich ter Angelegenheit der EtatSüberschreitungcn beim Bau der Chemnitztalbahn bedingte auch den Rücktritt vr. Diller». Zum Nachfolger desselben wurde der Oberbürgermeister von Plauen, vr. Schröder, er nannt. Weiter trat mit Schluß de» alten Jahre« der Direktor der dritten Abteilung im Ministerium de« Innern, Geh. Ober-RegierungSrat Vodel, zurück, zu seinem Nachfolger ist Geheimrat Roscher im gleichen Ministerium bestimmt. Die Zweite Kammer verlor durch den Tod drei ihrer Mitglieder, den nationalltberalen Abgeordneten BöSneck, Ver treter für Glauchau-Lichtenstein, den ebenfalls der nationallibcralen Fraktion angehörcnden Abgeordneten Kellner, Vertreter für Plauen i. V., u. den altfortschrittlichen Abgeordneten Frcnzel, Vertreter de« ländlichen Wahlkreise« Rathen, Wehlen u s w. Bei der Ersatzwahl in Glauchau wurde der von der national liberalen Partei präsentierte Kandidat, Kommerzienrat Ehret, ge wählt, während die Ersatzwahlen in den anderen beiden Wahl kreisen noch auSstehen. Eine Ersatzwahl machte sich auch in einem Reich« lagswahlkreisc unsere« engeren Vaterlandes nötig, im Wahlkreise Döbeln, anläßlich de« Ableben» des seitherigen Vertreter« desselben, de« nationalliberalcn Abgeordneten l)r. Lehr. Leider wurde bei der Nachwahl für letzteren da» Döbelner Man dat von der Sozialdemokratie erobert. In Leipzig starb der be rühmte Theologieprofessor vr. Luthardt, achtzig Jahre alt. Da« sächsische Staatsbahnnetz erfuhr im Jahre 1902 eine Ve. Mehrung um zwei neu eröffnete Linien, der normal- tpurigen Nebenbahnen Ehcmnitz-Wechselburg lChemnitztal- bahn) und Bischofswerda-Elstra. Da« sächsische Heer wurde um einen neuen Truppenteil vermehrt, welchen die am t. Oktober errichtete 2. Eskadron Jäger zu Pferde Nr. 19 mit dem Garnisonorte Chemnitz darstellt. Von höheren Bildungsanstalten wurden im abgelaufencn Jahre neu er öffnet da« zweite Staatsgymnasium zu Leipzig; da« Königin-Carola-Gymnasium, sowie die höhere Töchterschule zu Dresden-Neustadt. Von weiteren irgendwie noch erwähnenswerteren Begeben heiten und Ereignissen mögen nachstehend noch folgende in bunter Reihenfolge angeführt sein: In Zittau wurde die Oberlausitzer Industrie- und GewcrbcauSstellung veranstaltet, deren Protektorat noch der hochselige König Albert übernommen hatte. Da« Aus stellung-Unternehmen gestaltete sich zu einem glänzenden Zeugnisse für die mannigfache blühende industrielle und gewerbliche Tätig keit der Oberlausitz. In Oelsnitz i. B. hielt man da« 9. säch sische BundcSkeglerfest und in Bautzen da« II. Bundesfest de» sächsischen Radfahrcrbundcs ab; in Meißen tagte die sozialdemo kratische LandcSversammlung, in Dresden hielt der konservative Verein für das Königreich Sachsen seine Jahresversammlung ab, und ebenso hielten die Nationalliberalen Sachsens, soweit sie im LandeSvercin vereinigt sind, in Leipzig ihre Jahresversammlung ab. In Pirna war der Verein sächsischer Gemeindebeamten versammelt. Im November fand in Dresden die 40. Tag ung de« LandeSkulturratcs statt. Die Stadt Auer bach beging im Februar die Feier ihrer OOlljährigen Zugehörig keit zum Hause Wettin. In Leipzig spielte al« gerichtlicher Nachklang zu den mehrfachen schweren Katastrophen, welche das wirtschaftliche Leben Sachsens im Jahre 1901 getroffen hatten, der wochenlange Riescnprozeß gegen die Direktoren und Auf- sichlSratSmitgliedcr der verkrachten Leipziger Bank; sein her vorstechendstes Resultat war die Verurteilung des Hauptange klagten Direktors Exner zu fünf Jahren Zuchthaus. Die allgemeine wirtschaftliche Lage ließ in unserem engeren Vaterlandc 1902 noch ungemein zu wünschen übrig, sic spiegelte sich auch im mißlichen Stand der Staatssinanzen wieder, der u.a. auch einen 2öprozcntigen Zuschlag zur Staats einkommensteuer bedingte. Hie und da traten zwar Anzeichen einer allmählichen Besserung in den Erwerbsverhältnissen Sachsen« aus, doch sind sie noch zu schwach, als daß man au« ihnen schon einen bestimmten Schluß auf die Hebung unsere« wirtschaftlichen Lebens im neuen Jahre ziehen könnte. Jahresbericht über unsere auswärtige Wolitik. Da« Jahr 1902 war reich an bemerkenswerten Ereignissen aus dem Gebiete unserer auswärtigen Politik. Mit Genugtuung wollen wir gleich seststellen, daß wir uns der Aussaat und der Ernte wohl freuen können. Man muß schon ein unverbesserlicher Schwarzseher sein, um nicht anzuerkcnnen, daß sich der politische Himmel über dem deutschen Reiche jetzt so srcundlich zeigt, wie lange nicht, jedenfalls viel rosiger, als am Beginn des Jahres. Damals zeigten sich manche Nebel am Horizont, von denen man nicht wußte, ob sie au« unserm Gesichtskreise entschwinden oder sich zu Wolkcnbergen auftürmen würden. Mit Sorge gedachte man der Erneuerung de« Dreibundes. Manche Zeichen deuteten daraus hin, daß einflußreiche unver antwortliche Politiker auf der apenninischcn Halbinsel Einfluß zu gewinnen trachteten über da« Steuerruder des StaatSschifseS, um dieses iu ein Fahrwasser zu lenken, das, weg vom Dreibünde zu neuen Freunden führte. Auch für die verringerte Haltbarkeit des Drahle» zwischen Berlin und St. Petersburg glaubte man Beweise zu haben. Besonders bedrohlich aber erschienen die deutsch-englischen B-ziehungen. Die blutigen Ereignisse in Süd afrika ha.' da» Mitgefühl mit den Leiden einer uns sympa thischen Beoöik rung mächtig erregt. Leidenschaftliche« Volks empfinden aus ver einen Seite, verletzte« Selbstbewußtscin auf der andern Gasen aufeinander und erzeugten eine Spannung, die den Keim zu ernsten Konflikten barg. Kurz, c« herrschte eine gährcnde Unruhe, die der Auffassung von einer Verschlechterung unserer B Ziehungen zu den fremden Mächten Nahrung gab. Dank der Weisheit unseres Kaiser« wie der Vorsicht und der Tatkraft de« Grafen Bülow ist uns der Friede erhalten ge blieben und haben sich die FriedenSbürgschasten in erfreulichem Maße verstärkt. Die Neider und Intriganten, die Italien von dem alten Bündnis - Vertrage abdrängen wollten, haben vor der unveränderten Erneuerung de» Dreibunde« halt machen müssen. Sic haben auch Gelegenheit gehabt, sich zu überzeugen, wie gemeinsame Interessen und gegenseitige Wertschätzung der Völker und Führer da« politische Bündnis vertiefen und festigen. Die Trinksprüchc, die von den beiden befreundeten und verbün deten Häuptern der Häuser Savoyen und Hohenzollern im Ber liner Schlosse gewechselt wurden, waren »gesprochene Geschichte", zu der der herzliche Empfang und die Jubelruse der reich»haupt- städtischcn Bevölkerung beim glanzvollen Einzuge König Viktor Emanuel« den stimmungsvollen Akkord lieferten. Auch dem Gerede von Verstimmungen zwischen Deutsch land und Rußland ist gründlich der Garau» gemacht worden In welcher Richtung die Zukunft die Kaiscriage aus der Rhede von Reval auch ausmünzen mag, für die Gegenwart genügt e», fcstzuslellen, daß vor dieser deutsch-russischen Stadt ein Vertrauens- Verhältnis zum Ausdruck gekommen ist, das ein wertvolle» Unter pfand für die friedliche Entwicklung Europas darbictet. Die neu besiegelte Freundschast der beiden Monarchen, von denen jeder an der Spitze einer der großen festländischen Mächtegruppen steht, die diplomatischen Verhandlungen der beiden leitenden Staats männer über die Ziele ihrer Politik, der kameradschaftliche Ver kehr in Posen zwischen de» deutschen und den russischen Offizieren, die Auszeichnung der letztem durch unfern Kaiser alle diese Momente haben eine Annäherung zu Wege gebracht, von der sich bei etwa auftauchcndcn internationalen Verwicklungen ein leichter, gütlicher Ausgleich erwarten läßt. In unfern Beziehungen zu England ist gleichfalls eine Wendung zum Besseren eingetreten. Nach der Beendigung des Krieges in Südafrika sind die Stimmungen und Verstimm ungen in den Hintergrund getreten und haben wieder einer nüch ternen, realpolitischen Auffassung der Dinge Platz gemacht. Wer nachträglich unbefangenen Auges die Entwicklung Le« Buren kriege« verfolgt, der wird gestehen müssen, daß unser Vorteil die Nichteinmischung uns zur Pflicht machte. Die Früchte der staats männischen Zurückhaltung, welche die deutsche Diplomatie während des Kriege» im Widerspruch zu breiten Schichten des Volkes ge übt hat, dürsten in der Folge heranreifen. Auch der Besuch Kaiser Wilhelm» bei seinem königlichen Oheim hat viel dazu bei getragen, das Bewußtsein zu kräftigen, daß beide Länder auf einander angewiesen sind und ihren Vorteil am besten bewahren, wenn sie Hand in Hand gehen. Die gemeinsame Abrechnung mit Venezuela, der sich auch Italien anschloß, zur Sühne von Rechtsverletzungen gegen Angehörige der beteiligten Staaten liescrt einen schlagenden Be weis hierfür. Daß Deutschland mit sich nicht spaßen läßt, hat sein Kanonenboot „Panther" bewiesen, das durch die Zerstörung des haitischen Kanonenboots „Cröte-ü-Pierrot" einen an dem deutschen Dampfer „Markomannia" verübten Frevel sühnte. Um den Präsidenten Castro gefügiger zu machen, mußten eben falls Gewaltmaßregcln angewandt werden. Nun soll, nachdem Präsident Roosevelt da« von deutscher Seite sür ihn vorgcschla- gene Schiedsrichteramt abgelchnt hat, das internationale Schieds gericht im Haag mit der Entscheidung betraut werden. In diesem Zusammenhänge niuß noch des Austausche« von Aufmerksamkeiten zwischen Kaiser Wilhelm II. und dein Präsiden ten Roosevelt gedacht werden, als eine« der vielen Zeichen, daß die Reise des Prinzen Heinrich nach Amerika Deutschland und die Vereinigten Staaten einander näher gebracht und die Beziehungen angebahnt hat, die über manche Mißver ständnisse hinweghclfcn können. So sind wir im Jahre 1902 aus der FricdenSbahn ein be trächtliche« Stück vorwärts gekommen. Viel Unkraut, da« in Gestalt von Mißtrauen und Abneigung im Friedensacker wurzelte, ist ausgejätet, alte Bande sind bcsestigt, neue »»geknüpft worden. Mit gesteigertem Vertrauen konnten wir demnach in da« neue Jahr eintreten. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die neue Rechtschreibung ist durch eine im „Armee-Verordnung«-Blatt" veröffentlichte KabinetS- ordre vom 30. Dezember in der Armee und gleichzeitig laut Beschluß des Bundesrat» vom 18. Dezember durch einen im „Marineverordnungsblatt" bekannt gegebenen Erlaß des Staats sekretär» de» RcichS-Marine-AmtS v. Tirpitz in der Kaiserlichen Marine zur Einführung gebracht. — Für die Ost mark en sind in dem neuen preußischen HauShaltSctat weiter beträchtliche Dotationen vorgesehen. 'Nach dem vic Stadt Bromberg da» für die Errichtung eine» land wirtschaftlichen Institut« in dieser Stadt erforderliche Gelände zur Verfügung gestellt hat, kann durch den Etat die erste Rate der aus 900000 Mk. veranschlagten einmaligen Ausgaben sür diese Anstalt flüssig gemacht werden. Ferner werden im Ordi nariat» die Mittel für die Unterhaltung einer in Verbindung mit den in Posen bereit» in« Leben gerufenen wissenschaftlichen In stituten zu errichtenden Akademie bereit gestellt werden, durch welche ein Mittelpunkt für da» gesamte geistige Leben de« Deutsch tum» in der Provinz Posen geschaffen werden soll. Die Maß nahmen zur Förderung der Entwicklung der in Rede stehenden Landc»teilc beschränken sich nicht auf die beiden erwähnten neuen Anstalten. -Oesterreich-Ungarn. Wien,31.Dezember. Die »Neue Freie Presse" meldet: In später Abendstunde ist zwischen