Volltext Seite (XML)
.^, f» ^z»'i .L. (DM^,. «6f»^ Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. verantwortlicher Stedaeteur: Friedrich May. 18.^ Sonnabend den A Marz ^1855- Liese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, MittwocihS und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich 12j Rgr.— Bestellungen nehmm alle Postanstatten Dachsen« an.— Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für die nächst« Nummer bi« Lag« vorher vormittag« S Uhr angenommen.— Sine Annonce unter 4 Seilen kostet 2 Rgr. 5 Pf. Der letzte Act der russischen Politik und das kaiserliche Manifest. 3e näher da« Frühjahr heranrückt, desto mehr drängt «ö in der politischen Welt zur Entscheidung. Im näch sten Jahre gedenken die kriegführenden Mächte nicht mit halben Maßregeln und mit schwankender Unent schiedenheit, sondern mit der Fülle aller Machtentfaltung aufzutreten. Rußlands größte diplomatische -Kunst hat seither darin bestanden, zu verhüten, daß Preußen, Deutsch land und Oesterreich kriegerisch gegen daS Czaarenreich vorgegangen find. Um eine Einigung Mitteleuropas gegen Rußland zu hindern, hat daS Petersburger Ca- binet zur rechten Zeit nachgegeben und scheinbar einen Schritt zurückgethan; aber im Grunde hat es seine -Pläne nicht zurückgezogen, sondern ste nur auf eine fiere Zeit erspart. Der Czaar will noch heute laut Rechte der Christen in der Türkei schützen!" In der Garantieablehnungsnote preußische Cabinet (vom. 20. Aug.), Stelle, daß man Oester reich durch die wirkliche Räumung der Donaufürsten» thümer ein Mittel in die Hand habe geben wollen, sich von den Verpflichtungen des Wiener Protokolls loszumachen. Also war man nicht aus Friedensliebe auS den Donaüfürstenthümern gegangen. Dieses ist ein charakteristisches Merkmal der russischen Politik. Aehn- liche Mannöver wiederholten sich noch öfter, wenn di« Spannung den höchsten Grad erreicht zu haben schien, wmn alle Welt glaubte, nun sei der Zeitpunkt zum aktiven Vorgehen Oesterreichs gekommen. Vor wenig Tagen noch tauchte die Nachricht ans, die russischen Truppen hätten Befehl erhalten, sich von der österreichi schen Grenze zurückzuziehen. Für derartig auSgespielte Harten dürste doch wohl bald die Zeit gänzlich vor über sein, wenn ste auch bi« jetzt leider noch nicht vor üb« war. Unerschöpflich in Mitteln ist di« Gewandt- heitder russischen Diplomatie und ihrer warmen Freunde, um unentschiedene Zustände aufrecht zu erhalten, an denen nach Petersburger Sprache der .rebellische" Westen Zehnter Jahrgang verbluten soll, damit sie,dann einzeln besiegt, reumüthig zurückkehren unter die starke Hand „mit heiliger Misston". Dieses hoffen die Altruffen in Petersburg; aber ihre Hoffnung wird zu schänden werden, wenn wir einig find. Wohl durchschaute man die Schachzüge dieser Politik; eine Täuschung darüber gehört bereits zu den Unmöglichkeiten; aber wo man Sympathie für Rußland empfindet und wo man unentschieden ist, was bei einem auSbrechenden Kampfe zu thun sei, da nimmt man Zu sicherungen russischer Friedensliebe recht gern in den Kauf, um der Welt mit Emphase zu versichern, welche Lammesgeduld, welche Friedensliebe das russische Ca binet beseele. DaS ist der unverhüllte Jammer unsrer Lage, daß Mitteleuropa zu keinem einheitlichen Beschlüsse kommen kann, aber auch zugleich eine ernste Warnung und Mahnung. Wenn das nichtrusslsche Europa die Basis nicht finden kann, auf welcher es sich wie ein Mann gegen das verderbliche Uebergewicht Rußlands in Europa ver einigt; wenn es noch länger gelingen sollte, die Politik Oesterreichs gegen Rußland zu lähmen — wir wollen diese ParalyfirungSkünste nicht näher erörtern — so Hai man indirekt Rußland weit wirksamern Beistand und Vorschub geleistet als durch offne Parteinahme. Durch solches Gebühren, durch solches Verkennen der Weltlage wird nach menschlicher Voraussicht dem wah ren dauernden Frieden kein Vorschub geleistet, sorchern eS wird gerade dadurch der Kriegstewpel d«S JanuS sür längere Zeit geöffnet. Seine eigne Schwäche nennt der Mensch gern Schicksal. DaS ist wohlfeil, aber von kurzem Tröste. Ueber der ohnmächtigen Weisheit der Sterblichen thront der Geist der Geschichte, der Ent wickelung und d«S Fortschritts. ES giebt Zeiten, wo dieser Geist so vernehmlich spricht, daß Derjenige gerich tet ist, der ihn nicht hört. DaS ist der Fluch Mittel europa», daß man vor Zaudern, Uebrrlegen und Be- rathrn die.TH at nicht finden kann. Nie hat stch dem Muthe deS Rechts daS Glück versagt; aber die Ge schichte zeigt deutlich auf ihren Blättern, daß sich an dir, Ferse der Schwäche, die nicht einmal den Gedanken der Energie zu fassen vermag, daß sich-an da» phleg-