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Amts- M Anzchckck für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. irs Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohnin Eibenstock. 47. Jahrgang. Somilltmid, den 10. November Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Montag, den 19. dieses Monats, von Nachm. 3 Mr an im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshauptmann schaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 6. November 1900. Königliche Amtshauptmannschast. Krug von Nivda. Bekanntmachung. Bei fast allen Vereinsfesten, sie mögen gemeinnützigen, wohlthätigen, patriotischen oder privaten Zwecken dienen, wird Erlaß oder Herabsetzung der Erlaub nist und Po- lizeigebühren nachgcsucht. Die Gebühren sind so gering, daß sie keinen Verein ernstlich belasten können, während ihr Ausfall durch die Häufigkeit der Erlaßfälle ein erhebliches Deficit der Gebührenkasse gegenüber den Ausgaben für Polizeiaufsicht u. Schreibwerk ergiebt. Der Stadtrath hat deshalb beschlossen, die Gesuche um Erlaß der Erlaubniß- und Polizeigebühren ohne Weiteres ausnahmslos zurückzuweisen und giebt dies zur Nach achtung bekannt. Eibenstock, den 2. November 1900. Der Rath der Stadt. Hess«. L. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bürstensabrikanten in Firma r»nl in Schönheide, ist von einem Interessenten auf das Grundstück mit Zubehör ein Gebot von 25,000 Mark und aus das Waarenlagcr nebst Außenständen ein solches von 30,000 Mark, zusammen also ein Gebot von 55,1UU) Mark abgegeben worden, überdies hat sich Interessent erboten, außer dem Gebot von 25,000 M. für das Grundstück sammt Zubehör die rückständigen Hypothekenzinsen und Reallasten zur Berichtigung zu übernehmen. Auf den Kaufpreis soll jedoch derjenige Erlös angerechnet werden, der durch Fort führung des Geschäfts seit der nach der Konkurseröffnung aufgenommenen Inventur er zielt worden ist. Auf Antrag des Konkursverwalters und des Gläubigerausschusses wird zur Beschluß fassung der Gläubiger über Annahme des abgegebenen Gebotes eine Gläubigerversammlung einberufen und Termin hierzu auf den 19. November 1900, Vormittag 1t Mr vor dem Königlichen Amtsgerichte Eibenstock bestimmt. Eibenstock, am 8. November 1900. Königliches Amtsgericht. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber Exped. Jost. Bekanntmachung. Die Rathsexpeditionen bleiben Montag, den 12. «n» Dienstag, den 13. No vember dieses Jahres zur Reinigung geschlossen. An diesen Tagen werden bei dem Standesamte Vormittags von 10—11 Uhr nur Geburts- und Sterbefäll« beurkundet. Eibenstock, den 3. November 1900. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. TageSgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser wohnte am Mittwoch Vormittag im Lustgarten zu Berlin der Vereidigung der Rekruten des Gardekorps bei. Nach den Predigten des evangelischen und katholischen Division-Pfarre» hielt der Kaiser eine Ansprache. — In Berlin spielt gegenwärtig ein SensationS- prozeß, der wenig anmulhenve Dinge zu Tage fördert. Auf der Anklagebank sitzt der jüdische Bankier und Millionär Stern berg wegen SittlichkeitSverbrechen«. Die Sache des Angeklagten, welcher unter obigen Anschuldigungen schon srüher vor den Schranken de» Gerichts stand und der sich längst eine» sehr zweifelhaften Rufe» erfreut, tritt indessen augenblicklich zurück durch die Haltung, welche Mitglieder der Berliner Kriminal polizei im Laufe de« Prozesses eingenommen haben. Der Krimi nalschutzmann Stierstädlcr beschuldigt den Polizeikommissar Thiel, er habe c» versucht, ihn zu Gunsten Sternbergs zu bestechen, und die Aussagen Slierstädtcr« gehen auch dahin, daß Thiel selbst von Sternberg Geld empfangen haben soll, um dem Pro zesse gegen ihn eine günstige Wendung zu geben. Eine zweite Anklage Stierstädler» besagt, daß Sternberg auch den Polizei direktor v. Meerscheidt Hüllessem, einen der höchstgestellten Be amten der Polizei, durch finanzielle Mittel seinen Wünschen ge fügig gemacht habe und daß ihm das auch soweit gelungen sei, daß Herr v. Mcerscheidt-Hüllessem lhatjächlich den Versuch ge macht habe, auf die Untersuchung in einem für Sternberg günst igen Sinne einzuwirken. Wie sich aus den Verhandlungen er- giebt, war Herr v. Meerscheidt in der Thal ein Hypotheken schuldner de« Sternberg und hat dieser ersterem auch sonst mehr fach finanzielle Dienste erwiesen. — Wie die Berliner ministe rielle „Berliner Correspondcnz" nun heute meldet, ist dem Polizeidircktor v. Meerscheidt Hüllessem nach dem Ergebnisse seiner gestrigen gerichtlichen Vernehmung im Prozesse Sternberg sogleich die weitere Ausübung seiner dienstlichen Funktionen untersagt worden. — Die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" behaupiel, daß Verhandlungen wegen Abtretung von Deutsch-Südwest er fr ika schweben und schreibt zur Unterstützung ihrer Angaben: „Schon vor einem Jahre erklärte un» eine den, Auswäriigen Amte nahestehende Persönlichkeit, daß die deutschen Kolonien Südwestasrika und Ostafrika „nur noch Tauschobjekte" seien. In den letzten Tagen Hal ein Beamter de« Auswärtigen Amte», welcher für diesen Fall eine entscheidende Stellung inne hat, diese Aeußerung bezüglich Südwestasrika« auf da» Schärfste wie derholt." — Im Auswärtigen Amt ist von einer solchen Aeußer- ung nicht» bekannt. Da» genannte Blatt wird nicht umhin können, mit näheren Millheilungen hervorzutreten, wenn e» sich nicht dem Verdacht aussetzen will, daß e» erfundene Behaupt ungen weiterverbreitet hat. — E» kann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, daß Seilen»der türkischen Regierung die Anlage einer deutschen Kohlenstation auf einer Insel im persischen Meere schon gestattet ist, oder daß die Genehmigung einer solchen Anlage sehr nahe bevorsteht. Damit ist der erste Schrill gemacht zur Schaff ung einer deutschen Etappenstraße nach Ostasten, welche von der Reichsregierung al» unabweißbare» Bedürfniß empfunden wird. — Nord-Amerika. Die Präsidentenwahl in den Der. Staaten Hal mit einem ganz bedeutenden Siege Mac Kin ley» geendet. Von den 447 Stimmen sind nach den neuesten Meldungen 305 auf Mac Kinley und 142 auf Bryan gefallen. Im Jahre 1896 erhielt MacKinley nur 272, sein Gegenkandidat Bryan 175 Stimmen. Am 4. März wirb demnach MacKinley nocknnals seinen siegreichen Einzug in da« Weiße Hau« in Washington halten und zum letzten Male den Eid auf die Ver fassung leisten, denn eine dreimalige Wahl giebt c« nicht. In den vier Jahren seiner Regierung wird der Präsident voraussicht lich unbeirrt aus der betretenen Bahn sorlschrciten, da mit ihm zugleich ein republikanischer bcz. imperialistischer Kongreß gewählt worden ist. Schon jetzt steht eine Mehrheit von 47 Stimmen fest, die ihn in den Stand setzen, den Kongreß zu beherrschen. — China, lieber da» Gesecht bei Tsu - Kungkwan giebt eine Meldung ce» Feldmarschall» Graf Waldcrsce nach folgende Einzelheiten: Der Feind war etwa 2000 Mann stark, an Tobten wurden bei ihm 3 Offiziere, 78 Mann aufgesunden. Diesseitiger Verlust: Major von Förster leicht verwundet, 4 Mann lobt, 2 schwer, 3 leicht verwundet. Bei der Verfolgung noch ein Schnellfeuergeschütz erbeutet. — Aus Peking wird unterm 3. diese« Monat» telegra- phirt, daß Feldmarschall Graf Walde rsee daSTodeSur- theil von fünf vcrurtheilten chinesischen Beamten in Paotingfu bestätigt har. — Eine Expedition der Verbündeten ist, wie verlautet, plötzlich bei Tamingfu und Teckonsu erschienen, wo der Hoangho und der Kaiserkanal sich treffen. Sie ist offenbar den Kanal entlang abwärts marschirt. E» werben ihr angeblich 20,000 Mann chinesische Truppen entgegen geschickt. DcS Hofe« in Singanfu hak sich ein panischer Schrecken bemächtigt. — Dem Bcrl. „L. A." wird aus Jtschou, 31. Oktober, gemeldet: Gestern hat ein kleine« Gefecht westlich von Tsukung- kwan stattgesunden. Au« einem Dorfe wurde auf die deutichen Patrouillen gefeuert; da» Dorf wurde erstürmt und niedcrge- brannt. Die Deutschen halten dabei keine Verluste, die Chinesen hatten 20 Tobte. — Tiensin. 7. November. (Telegramm de« Deutschen FlottenvercinS). Die kleine italienische Truppen-Abiheilung, von der unlängst gemeldet wurde, daß sie südlich von Paotingfu ab- geichnitlen sei, ist entsetzt worden. Ein größere» Detachement unter Führung de» Oberst Garioni bat auf dem Marsche nach Peking drei Bataillone regulärer chinesischer Truppen abgeschnitlen und entwaffnet. Die Chinesen vermieden den Kampf. — In Jlschou verbleibt eine französische Abthcilung. — Prinz Tsching hat dem deutschen Gesandten am 1. -November einen Besuch ab gestattet, der gestern erwidert wurde. — Südafrika. Daß die Widerstandskraft der Buren wieder erstarkt und in den Republiken wieder an allen Ecken und Enden bewaffnete Kommando- austauchen und den englischen Eindringlingen dielen Schaden zusügen, wird jetzt in London selbst zugegeben. Wenn trotzdem Robert« bald nach England zurückkehrt und Kitchencr den Oberbefehl übernimmt, so geschieht da», weil Letzterer viel härter vorzugehcn gedenkt. Er hat schon im Sudan Proben abgelegt, wo er da« Grab de« Mahdi zer stören und Hunderte von verwundeten Derwischen einfach nierer- stechen ließ. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Wie au» der heutigen Nummer unsere« Blatte« ersichtlich ist, beginnt die Handelsschule die Reihe ihrer Vortragsabende kommenden Sonntag, und zwar sollen die selben in diesem Jahre versuchsweise in der Industrieschule statt finden. Im Mittelpunkt derselben wird stet« ein Vortrag all dem Gebiete der Vol!»wirthschafl«lehre stehen, speziell wird die Entwickelung re« Verkehrswesen» in Deutschland berücksichtigt werden. Auch musikalische Darbietungen sind in Aussicht gestellt. Hoffen wir, daß der Same, der hier gestreut werden soll, auf gehen und reiche Früchte tragen wird. Im Interesse der Eltern der Schüler weisen wir noch darauf hin, daß die Veranstaltungen stet« um 6 Uhr beendet sein werden. — Eibenstock. Der Kaufmännische Verein veröffentlicht in der heutigen Nummer d. Bl. seine diesjährige VortragSliste, zwar nur eine kleine Reihe von 3 Vorträgen, dafür aber sämmt- lich nur akluelle Themen. Denn wa« war e« eigenilich, was im Jahre 1900 die Welt bewegte? Im Vordergrund stand die Pariser Weltausstellung mil ihren Erfolgen für Deutschland; ferner die chinesische Frage mit ihrer noch dunklen Zukunft und schließlich, als da« Wichtigste für unsere Exportindustrie, unsere Wcltsiellung al« Industriestaat im Gegensatz zu England! Jede dieser 3 Fragen wird nun auch je einen Vortrags abend auSsüllen und von den berufensten Kräften behandelt werden. Die vom K. V. gewonnenen Vortragenden verdienen in der That diesen Ruf; denn die Urania in Berlin ist wohl ein erstklafsigeS Institut für Voriräge mit Lichtbildern, und der von ihr gesandte Redner Herr Bergmann hat bereit« vor Jahren hier ausgezeichnet gefallen. Der zweite Redner, der frühere Docent an der Universität Glasgow, Herr lti. Alexander Tille ist zwar hier noch nicht gehört; man wird sich aber wohl allgemein de» Aussehen« er innern, welche» seine freie Meinungsäußerung über die südafri kanische Frage erregte; hat er doch für seine Ueberzcugung nicht nur seinen akademischen Lehrstuhl an der Universität Glasgow geopfert, sondern sogar noch öffentliche und lhätliche Mißhand lungen — bei den englischen RowdicS ja nichts Neues!! — er dulden müssen, sodaß er vorzog, au» dem freien England nach seinem deutschen Vaterland zurückzukehren. Herr 1)r. Tille ist übrigen« gevorener Erzgebirger. — Seine nationalökonomischen Kenntnisse sichern ihm jedenfalls ein hervorragende» Urtheil im „Deutsch-engUschen Wettbewerb auf dem Willmarkt". Der 3. Redner, Herr l)r. Curt Boeck in Dre-ven, ist aus gezeichnet al« Kenner chinesischer Verhältnisse au» eigener An schauung; er ist Asienreisender schon seit längeren Jahren und erst letztes Jahr von einer Reise nach Indien, China, Tibet, Mandschurei usw. zurückackchrt. Seine Schilderungen nach per- lönlichen Erlebnissen sind allseitig mit großem Interesse verfolgt worden und werden durch Lichtbilder, lheilweise eigene Ausnah men, bestens erläutert. Diese 3 Vorträge dürsten wohl allgemein die größte Beach tung finden; wenn dann auch noch Etwa« „für da« Vergnügen" Vorbehalten bleibt, so ist damit wohl nach allen Seiten Rechnung getragen; dem Verein aber ist ein recht reger Besuch seiner Ver anstaltungen zu wünschen, zumal derartige Darbietungen auch ziemlich hohe Kosten verursachen. Der erste Vortrag findet bereit« nächsten Donnerstag statt; Allen, welche nicht persönlich nach Pari» zu fahren im Stande waren, ist damit Gelegenheit geboten, aus billige Weise einen „Gang durch die Weltausstellung in Pari»" machen zu können. — Leipzig, 7. November. Da» Schwurgericht verur- theiltc heute den Handarbeiter Dreßler au» Eilenburg, welcher am 29. Juni auf der Landstraße nach Blumenroda Borna den 43jährigen Brauer Max Haase ermordet und beraubt hatte, wegen Raubmorde» zum Tobe. — Chemnitz, 6. November. 83 Stück Soldatenkisten