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Amts- M Aiimckktt für deu Bezirk des Amtsgerichts Eikenstock und dessen Umgebung «s «bonnemcnt viertelj. l M. 20 Pf. einfchließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blafen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die ^einspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 48. Aa-rg-ag. Dienstag, den 4. Juni Versteigerung. Mittwoch, den 5. Juni 1901, Nachmittaq 4 Uhr sollen in der Restauration zur Harküche hier folgende daselbst eingestellte Pfänder, näm lich : 4 grohc Bilder, 1 Spiegel, 3 Stühle und t Musikwerk an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 3. Juni 1901. Der Gerichtsvoll;iehcr des Königlichen Amtsgerichts. Bekanntmachung. Vom 30. Juni bis zum 3. Juli lOOl tagt in unserer Stadt die 48. Ver sammlung des sächsischen AorstvereinS. Um die erwarteten Theilnehmer gut unterbringcn zu können, richten wir im Anschluß an die ergangenen Rundfragen an die geehrte Bürgerschaft die Bitte, dem unterzeich neten Stadtrathe umgehend Meldung machen zu wollen, wenn geeignete Zimmer zur obigen Zeit zur Verfügung gestellt werden können. Dabei wolle gefälligst angegeben werden, welche Anzahl Herren in jedem Zimmer Unterkunft finden, ob besondere Wünsche betreffs der Person der Auf;unehmenden be stehen und ob die Unterkunft und Verpflegung unentgeltlich oder gegen lsnt schädigung erfolgen soll. Entgeltliche Logis werden sehr gewünscht. Mitgliederverzeichniffe des fhorftvereins werden aus Wunsch in unserer Re gistratur abgegeben. Eibenstock, den 29. Mai 1901. Tcr Nlilh dcr Stadl. Hesse. Müller. Die zweijährige Dienstzeit in Irankreich. Wenn zwei dasselbe thun, so ist es nicht dasselbe. Auch in Frankreich ist man jetzt daran, nach dem Beispiele Deutschland» die zweijährige Militärdienstzeit einzuführcn. Ob nitr für die Infanterie oder für alle Waffengattungen, darüber ist man sich noch nicht im Klaren. Wenn Deutschland mit seinen 56 Millio nen Einwohnern sehr leicht in der rage war, seine Kadre» zu füllen, auch wenn da» Fußvolk nur zwei Zähre unter der Fahne dient und im Uebrigen seine Kriegsmarine eine von Jahr zu Jahr sich steigernde Kopfzahl für sich in Anspruch nimmt, so hatte Frankreich mit seinen nur 38 Millionen Bewohnern bis her schon immer seine Noth, die etatsmäßige Kopfzahl seiner Armee von 575,700 zusammenzubringen. Alle Welt weiß und am besten die Franzosen selber, daß davon mindestens 40,000 Mann nur auf dem Papier stehen. Dient die etatsmäßige An zahl nur zwei Jahre, so würde sich natürlich die Vakanzenliste noch erheblich höher stellen. Wenn die französische Republik ihren Ehrgeiz darin sucht, er in militärischer Beziehung den Deutschen gleich zu thun, so nützt sie ihre Volks- und Steuerkrast ganz unnöthigerweise für eine Utopie auS; denn kein Land Europa« Hal so wenig einen Angriffskrieg zu befürchten, wie gerade Frankreich. In seinen kolonialen Bestrebungen rennt eS nie mit Deutschland zusammen und wenn zwischen ihm und diesem auch zuweilen Meinungs verschiedenheiten entstehen, wie z. B. im Hinterlande von Togo, Dahomay :c., so sind solche immer friedlich beglichen worden, ohne daß dabei der Ehre Frankreichs ein Abbruch geschah; an der» in seinen kolonialen Beziehungen zu England. Die Wunde von Faschoda wird noch lange schmerzen. Außer England hat aber Frankreich keinen Gegner, wenn es sich solche nicht gewaltsam schafft und es ist daher nicht recht verständlich, warum es immer und immer wieder die Schraube ohne Ende anzicht, welche eine militärische Verstärkung bedeutet, denn wenn das Deutsche Reich, was der Himmel verhüten möge, in die Nothwendigkeit versetzt würde, das Schwert zu ziehen, so hätte es einen Krieg mit zwei Fronten zu gewärtigen; seine geographische Lage in der Mitte Europas und der Zweibund rücken diese Möglichkeit in Sicht. Frankreich dagegen hätte un günstigsten Falles einen Krieg nur von einer Seite her zu be fürchten und wenn Deutschland auch für absehbare Zeit bei einem Angriff von Außen her aus den Beistand Oesterreich - Ungarns und Italien» zu zählen hak, so ist e» doch immer sicherer, auf die eigene Kraft rechnen zu können. Frankreich zwingt deshalb durch seine HeereSverstärkung Deutschland zu entsprechenden Maß regeln. Und da» ist da» unangenehme an dcr Sache, wenn wir auch noch lange nicht genöthigr sind, aus Mannschaften zurück- zugreifen, die nur da« jetzt von den Franzosen angeregte Körper maß von 1,ro Meter haben. Den Hauptvorwurf, den man in den republikanischen Kreisen Frankreich» dcr bisherigen dreijährigen Dienstzeit macht, ist der, daß sie der Einheitlichkeit entbehre und dem Grundsätze der Gleich heit widerspreche, indem sie sehr zahlreiche Ausnahmen unver meidlich mache. Der KricgSminister General Andre befindet sich in einer Übeln Lage. Er ist überzeugter Anhänger der dreijähr igen Dienstzeit, muß aber wohl oder übel dem Drängen seiner politischen Freunde nachgeben. Da ihm 50,000 Mann an der etatSmäßigcn HeereSstärke fehlen würden, so wäre er gezwungen, 14,000 Unteroffiziere und 36,000 Soldaten wieder anzuwerben und ihnen Prämien und doppelte Löhnung zu geben, denn ohne tolchc wären die Leute nicht zu haben, da» verursacht aber eine jährliche Mehrausgabe von 37 Mill. Frank. Diese Mehraus gabe ist aber auch da« einzige, wa» gegenüber den heutigen Ver hältnissen bei der geplanten Form herausspringt. Vielleicht ist die stillschweigende Hoffnung de« KriegSminifter« darauf gerichtet, daß Senat und Deputirtcnkammer sich radikal für die ein jährige Dienstzeit entscheiden, wofür eine starke Strömung vorhanden ist. Dabei würde natürlich General Andre nicht mitmachen, denn eine solche .Reform' würde einfach die Abschaffung de» stehenden Heere» und dessen Ersatz durch eine Milizarmee bedeuten. Während die Republikaner in einer solchen ihr Ideal, ein Zurückkehren in die Zustände del letzten Jahrhundert», de« acht zehnten Jahrhundert», erblicken, würde Frankreich in Wirklichkeit au» der Reihe der Großmächte verschwinden und damit aller ding« die Möglichkeit schaffen, eine allgemeine Verminderung der Krteg«laften anzubahnen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Kaiser Wilhelm hielt am Freitag die große Frühjahrsparade auf dem Tempelhoser Felde ab, welcher neben den französischen Gästen auch die Königin Wilhelmina der Niederlande nebst ihrem Gemahl beiwohnten. — Dcr Kaiser Hal die Königin Wilhelmina au« Anlaß ihre» Besuche« zum Chef de» Garde-Jäger-Bataillon» ernannt, dem ihr Gemahl als Offizier angehörte. — Berlin, 1. Juni. „Wolff» Telcgr. Bureau" meldet: Mit Genehmigung Sr. Majestät de» Kaiser« ist die infolge de« Ableben« de« Grafen Wilhelm v. Bismarck verschobene Feier dcr Enthüllung de« Bismarck-Denkmals auf Sonntag, den 16. Juni, Mittag« 12 Uhr festgesetzt worden. — Ueber da« Ableben de« Grafen Wilhelm Bis marck besagt ein den „Berl. N. 'N." au« Varzin zugegangencr Bericht, daß der nun Verewigte seit dem 23. vor. Mt«. erkrankt war. ES zeigte sich Darmverstopfung verbunden mit starken Fiebcranfällcn und Symptonen von Bauchfellentzündung. Pro fessor Schweninger, der sich in Frankfurt a. M. befand, begab sich von dort direkt nach Varzin und e« gelang ihm, die Darm lähmung und die gleichzeitig aufgetretenen sehr schmerzhaften Gallenkoliken so erfolgreich zu bekämpfen, daß er am Mittwoch in der Morgenfrühe seinen Patienten im Varziner Park spazieren führen konnte. Graf Bismarck und der Arzt freuten sich de» erreichten Erfolge« und hielten die Krisis für überwunden. Spä ter legte der Patient sich auf Wunsch des Geheimrath Schwen inger wieder zu Bett und da die Besserung im Allgemeinbefinden anhielt, so reiste Geheimrath Schweninger unter Zustimmung des Grasen Bismarck am Mittwoch Abend wieder nach Berlin ab, in der Absicht, nach einigen Tagen noch einmal wieder zu kommen, um dann weitere Verhaltungsmaßregeln zu geben und einen anderen Aufenthalt in Erwägung zu ziehen, da das Var- ziner Schloß im Umbau begriffen ist und zur Zeit dort nur sehr beschränkte Wohnräume verfügbar sind. Der Tod trat völlig unerwartet am Donnerstag Morgen 40, Uhr in Folge von Herz lähmung ein. Fürst Herbert Bismarck hat sich sofort von Fried- richSruh nach Varzin begeben, seitens des Kaisers war ihm bereits am frühen Morgen ein in warmen Worten gehaltene« Beileids telegramm zugegangen. — Die 2. Division de« l. deutschen Geschwaders, bestehend au» S. M. Linienschiffen „Kurfürst Friedrich Wilhelm", „Brandenburg", „Weißenburg" und „Wörth" und S. M. kl. Krz. „Hela", Chef Konircadmiral Geißler, hat am 1. Juni von Wu- sung aus die Heimreise angelreten und läuft zunächst Singa- pore an. — lieber die Vorbereitungen, die zum Rücktransport dcr deutschen Truppen au« China getroffen sind, verlautet au« Hamburg nunmehr, daß nicht weniger als 13 Dampfer gechartert wurden. Von dcr Hamburg-Amerika-Linie sind die» die „Arkadia", die vor einiger Zeit mit Fracht von New-Kork nach dem Osten abgegangcn war, und die „Batavia" und „Sil via", die innerhalb der nächsten 14 Tage von Hamburg abgehen werden. Die „Silvia" ist ein ganz neuer Dampfer, die „Ba tavia" ein Schiff von 10,000 Tonnen, da» schon bei dem Hin- tranSport dcr Truppen Verwendung gefunden hat. Die „Batavia" Hal auf der Rückreise einen russischen Truppentransport nach Odessa geführt. In den chinesischen Gewässern befinden sich be reit» die Dampfer „Palalia" und „Alcsa" derselben Linie, von denen die letztere besonder« zum Pferdetransport bestimmt ist. Der Norddeutsche Llohd stellt die Dampfer „Neckar", „Dresden" und „Straßburg", von denen die beiden ersten, gleich den Ham burgern, in etwa 14 Tagen au« Deutschland abgehen, während die „Straßburg" sich schon auf der Ausreise nach Japan in den indischen Meeren befindet. Die in Reichscharter in den chine sischen Meeren liegenden Llohddampser „Krefeld" und „Gera" werden ebenfalls zum Rücktransport benutzt und zwar dürfte der Feldmarschall Graf Waldersee mit der „Gera" die Heimreise an treten, fall» er e» nicht vorzieht, über Amerika zu gehen, wovon in letzter Zeil mehrfach die Rede war. Diesen Dampfern unse rer großen Gesellschaften werden sich noch der „Tucuman" der Hamburg Südamerikanischen Linie und die „Pisa" von der Firma Rob. M. Sloman in Hamburg und endlich der Dampfer de« Oesterreichiich-Ungarischen Llohd«, „Erzherzog Fran, Ferdinand", der ebenfall» einen deulschen Truppenlran«port führen wird, an schließen. Mit der ersten Schiffsgruppe, die sehr rasch be reit jein kann, dürften über 3000 Mann tranSportirt werden, die zwei aus dcr Ausfahrt begriffenen Dampfer werden etwa 2000 Mann laden können, und die dritte Hauptgruppe wird dann etwa 9000 Mann befördern. Diese letzteren Schiffe dürs ten Ende Juli auf der Takurhedc liegen und in der zweiten Hälfte September in Deutschland eintreffen. Außerdem werden die regulären ReichSpostdampfer in ihren vierzchntägigen Fahr- ten Rücktransport«- laden, so daß bi» Ende September etwa 18- bis 19,000 Mann in Deutschland eingetroffen sein werden. — Wie aus gut unterrichteten politischen Kreisen in Württemberg verlautet, hat die von Seiten dcr Volksvertretung gegebene Anregung zur einheitlichen deutschen Reichs post marke den Erfolg gehabt, daß ein darauf bezüglicher Ge setzentwurf in Ausarbeitung begriffen ist und dcr würtlembergi- schcn Kammer so bald al» möglich vorgelegt wird. — Italien. Die Königin ist am Sonnabend früh 9 Uhr von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. Es ist dies das erste Kind, das der am 24. Oktober 1896 geichloffe- nen Ehe des jungen Königs mit der Prinzessin Helene von Montenegro entsprossen ist. — Spanien. Madrid, 1. Juni. Ein Telegramm des „Jmparcial" aus Barcelona meldet: Der Generalkapitän und die Behörden erhielten eine Mittheilung aus dem Auslande über die Entdeckung eine« anarchistischen Anschläge« gegen den König und die Königin-Regentin. Die Mitthcilung besag', daß die Verschworenen nach Barcelona und dann nach Madrid reifen würden. — China. Die Auflösung des deutschen oslasiat- ischen Expeditionskorps ist nunmehr durch einen Erlaß der Kaisers angeordnet worden. Danach sind da« Oberkommando in Ostasien nach der Hcimath zurückzuführcn und auszulösen, das ostasiatische Expeditionskorps auf die Stärke einer gemischten Brigade zu vermindern, die übrigen Theile nach der Hcimath zurückzuführen und auszulösen. Die vorstehend genannte gemischte Brigade (Ostaiiatische BesatzungSbrigadc) verbleibt bi» auf Wei tere« zu Besatzungszwecken in China. — Südafrika. Die Meldung de« Brüsseler „Petit bleu" über eine empfindliche Schlappe, welche der »nterbefehl« Haber de« Burengeneral» Delorey, Beyer, den Engländern bei Kalkheuvel in dcr Nähe von Pretoria beigebracht habe, ist zwar von englischer Seite noch nicht bestätigt, aber auch nicht dcmcntirt worden — und da« will doch etwa» bedeuten. Nunmehr kommt die Nachricht von einem neuen heftigen Gefecht im Südwcstcn von Transvaal, in welchem die Hauptmacht der Buren unter dem Oberbefehlshaber Delarey engagirt, und da» für die Engländer wie für die Buren mit starken Verlusten verbunden war. Ueber diese« Gefecht liegen Meldungen von privater und amtlicher Seite vor, die einander bezüglich de« Au«gange» de» Kampfe« allerdings widersprechen. Ein Telegramm KitchenerS vom 30. Mai meldet: „Die Streitmacht de« General» Dixon wurde in Vlaksontein gestern von den Truppen Delarey« ange griffen. Nach einem heftigen Kampfe wurde dcr Feind mit schwerem Verluste zurückgeschlagen und ließ 35 Todte zurück. Zu meinem Bedauern sind auch die britischen Verluste schwer ; sie betragen 174 Todte und Verwundete, darunter 4 todte Offi ziere," — Dagegen lautet eine Buren-Meldung au« Pretoria: »Delarey fügte gestern der Brigade Dixon zwischen Mahalsstab und Vlaksontein eine empfindliche Niederlage bei und warf die Engländer nach vierstündigem Kampfe auf BentcrSdorp zurück. Die britischen Verluste betragen 6 Offiziere und 67 Mann todt, 11 Offiziere und 129 Mann verwundet, außerdem wurden zahl reiche Gefangene gemacht. Die Verluste dcr Buren sind in Folge de« energischen Sturmangriffe» ebenfalls stark." — Da« Gefecht hat ohne Zweifel zwischen Venterldorp, KlerkSdorp und Polchesstroom, also wieder in der Gegend von Hartebeestfontein stattgcfunden, wo sich bekanntlich schon Anfang Mai heiße Kämpfe abgespielt haben, in denen die Engländer gleichsall« schwere Ver luste erlitten. Man muß abwarten, welche Folgen da« Gefecht für die Kriegslage haben wird, um beurtheilen zu können, welche von beiden Parteien den Sieg davongetragen hat. Vielleicht handelt e« sich um einen zwar heißen und für beide Theile »er« lustreichen, aber doch mehr oder weniger unentschieden gebliebenen Komps, wie man wohl au» dem Umstande schließen kann, daß diese« Mal wenigsten« Lord Kitchencr sich dazu verstanden hat,