Volltext Seite (XML)
Amts- M AWWbktt für den Abonnement oirrtelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. bei .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichrpostanstalten. Geffrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. -—> 48. Jahrgang. —- LIO. Dienstag, den 19. September 18SO Der Fleischer und Schankwirth Herr Leander Arückner in Oberstützengrün beabsichtigt, in dem im Wiederaufbau begriffenen Gebäude Nr. 130 des Brand-Versicherungs- Catasters Nr. 452 a des Flurbuchs für Oberstützengrün eine Schlächterei für Groß- und Kleinvieh zu errichten. Etwaige Einwendungen hiergegen, so weit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titcln beruhen, sind bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Schwarzenberg, am 16. September 1899. Die Königliche AmtshaHtmannschast. Krug von Nidda. Leschr. Anzeigepsticht beim Auftreten der Pest betreffend. Von dem Königlichen Ministerium des Innern ist unter dem 13. dieses Monats ver ordnet worden: 1) Sobald ein Mensch an Pest oder unter pestverdächtigen Erscheinungen erkrankt oder stirbt, ist hierüber sofort der Lrtspolizeibehörde (Stadtrath, Bürgermeister, Ge meindevorstand, Gutsvorsteher) schriftlich oder mündlich Anzeige zu erstatten. 2) Verpflichtet zur Erstattung dieser Anzeige sind a. der behandelnde Arzt, d. jede sonst mit der Behandlung oder Pflege des Erkrankten beschäftigte Person, o. der Haushaltungsvorstand, <l. derjenige, in dessen Wohnung oder Behausung der Erkrankungs- oder Todesfall sich ereignet. Die Verpflichtung der unter d bis <1 genannten Personen tritt nur dann ein, wenn ein früher genannter Verpflichteter nicht vorhanden ist. Für Krankheits- und Todesfälle, welche sicq in öffentlichen Kranken-, Entbindung--, Pflege-, Gefangenen- und ähnlichen Anstalten ereignen, ist der Vorsteher, bez. Verwalter der Anstalt, für Krank heits- und Todesfälle, welche auf Schiffen und Flohen vorkommen, der Schiffer oder Flotzführer ausschließlich zur Erstattung der Anzeige verpflichtet. 3) Die Ortspolizeibehörve« haben, unbeschadet der ihnen selbst obliegenden Ver pflichtung zur thunlichsten Verhinderung der Weiterverbreitung der Seuche, die an sie er gehenden Anzeigen umgehend und auf kürzestem Wege — soweit der Telegraph nicht be nutzt werden kann, schriftlich durch besonderen Boten — dem Bezirksarzt« mitzutheilen; eine gleiche Mittheilung hat, soweit Keine und mittlere Städte und plattes Land in Frage kommen, an die Amtshauptmannschaft zu erfolgen. 4) Nichtbeachtung der Vorschriften unter Nr. 1 und 2 wird, soweit nicht durch all gemeine Strafbestimmungen eine härtere Strafe festgesetzt ist, mit Geldstrafe bis zu l5fl Mark oder mit Haft bis zu 6 Woche« bestraft Schwarzenberg, am 18. September 1899. Königliche Amtshauptmannschaft. Krug v. Nidda. Bekanntmachung. Die Landes-Brandverficherungs-Beittäg« auf den 2. Termin 1899 — I. Oktober 1899 — sind nach je einem Pfennig für die Einheit bei der Gebäude-Verstcherungs- Abtheilung und nach je ei« und «i«em halben Pfennig für die Einheit bei der freiwilligen Vrrficherungs-Abtheilung nebst den fälligen Stückbeiträgen bis spätestens zum 1v. Hctoöer dfs. I. bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung anher zu entrichten. Eibenstock, am 14. September 1899. Der Rath der Stadt. Heffe. G. Der Prozeß gegm die Verschwörer. Am Montag sollte in Pari« vor dem französischen Senate al« Staatsgerichtshof die Verhandlung gegen die vor mehreren Wochen unter dem Verdachte de« Komplottes gegen die franzö sische Republik Verhafteten beginnen, und allenthalben sieht man dem Verlause de« Prozesse« mit Spannung entgegen. Freilich wird er keine solchen Sensationen zutage fördern, wie die Ver handlungen in RenneS, aber was er zeigen wird, ist immerhin symptomatisch für die jetzt in Frankreich herrschenden Zustände. Von jeher waren unsere Nachbarn jenseits der Vogesen, wie schon Julius Cäsar berichtet, Freunde der Veränderung, der Re- volutionSdrang scheint ihnen gleichsam im Blute zu stecken. Mit kcn verschiedensten StaatSsormen hat man e« schon in Frankreich versücht, besonders im letzten Säkulum löste die eine bald die andere ab. Nachdem gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die Bourbonen gründlich abgewirthschaftet, kam die Zeit der Bürger- republik, die aber schließlich einen diktatorischen Charakter annahm; von da war der Schrill zur Monarchie nicht weit, und es begann die Herrschast der stolzen Kaiserreiches, der aber durch die Er eignisse der Befreiungskriege ein jähe« Ende bereitet wurde. Man ließ die Einsetzung der Bourbonen ruhig über sich ergehen, bis 1830 wieder eine kleine Revolution kam, welche einen Orleans aus den Schild hob. Die Gährung de« Jahre» 1848 fegte zur Abwechselung den Königsthron wieder einmal hinweg, man ver suchte cS von Neuem mit der republikanischen Staatsform, aber nur für wenige Jahre, man sehnte sich bald nach einem glänzen den Hofe und Napoleon III. rhat seinen Franzosen den Gefallen. Da« zweite Kaiserreich hatte eine Lebensdauer von fast zwei Dc- cennien, bis der zur Sicherung de« Throne« willkürlich herauf beschworene deutsch-französische Krieg dem Empire den Todesstoß versetzte. Am 4. September 1870 wurde wieder die parlamen tarische Republik proklamirt, und sic besteht nun bereit« — eine seltene Dauer — fast drei Jahrzehnte. E» hat aber nicht an Versuchen gefehlt, ihr da« Lebenslicht auSzublascn, theil« gingen diese Bestrebungen von ehrgeizigen Leuten ä la Boulanger au», oder die Angehörigen der verbannten Dynastien sehnten sich nach dem Herrschersitz im schönen Frankreich. Vielleicht wäre auch der eine oder der andere Plan geglückt, wenn wirkliche Männer vorhanden gewesen wären, so aber nahmen die versuchten Putsche den Charakter de» Operettenhasten an und wurden mit Leichtig keit zurückgewiescn. In Aller Erinnerung dürfte noch der Ver such Döroulöde« sein, der am Tage von Faure» Begräbniß die Truppen verleiten wollte, nach dem Elysöe zu marschiren, um die konstitutionelle Republik zu stürzen. Er wurde freigesprochen, da man ihn nicht ganz ernsthaft nahm, thatsächlich aber hatte die Sache, wie sich jetzt bei den Haussuchungen herauSgestcllt, doch einen ernsten Hintergrund und soll in dem neuen Prozesse nochmal« zur Sprache kommen. Derselbe dürfte bei der großen Anzahl von Angeklagten und de» großen Stoffe«, der zur Verhandlung steht, eine ziemliche Ausdehnung nehmen. Welch bunte Gesellschaft hat sich unter den Verschwörern zusammengesunden: Nationalisten, Antisemiten, neben den Orleaniften die Anhänger der Bonaparte« >c., kurz alle diejenigen Elemente, welche mit der momentan bestehenden Staat-Verfassung unzufrieden sind. Der Hintermann der ganzen Bewegung ist der Herzog von Orleans, der sich die Wiedereinsetz ung seiner Dynastie ein schwere« Stück Geld kosten läßt, ohne bi» jetzt einen Erfolg erzielt zu haben, und nun muß er auch noch da« Mißgeschick erleben, daß man seine Machenschaften auf deckt. In der Wahl seiner Helfer war er nicht sehr wählerisch, ihm war Jeder recht, wenn er versprach, ihm zu helfen. So suchte der Herzog sich auch Herrn Deroulüde nutzbar zu machen, er scheint aber den Bock zum Gärtner gemacht zu haben. Dieser würdige Herr nahm zwar da« Geld, machte aber auf eigene Faust Politik, in der stillen Hoffnung, selber im Trüben fischen zu können, bi» ihn nun sein Geschick ereilt hat. Die Untersuchung erstreckte sich ziemlich weit rückwärts. Sie hat ergeben, daß schon am 26. Oktober de« vorigen Jahre« ein planmäßiger Krawall aus dem Concordienplatze stattgesunden, im Dezember suchte man da« Volk zu einer Demonstration gegen Picquart aufzureizen. Dann kamen im Februar diese« Jahre« die Demonstrationen bei Faure« Tode, dann wurden in der Pro vinz Vorbereitungen für eine neue Administration getroffen, fall« der Putsch inscenirt würde, Anfang Juni erfolgte der Anschlag gegen Loubet bei dem Rennen in Auteuil, bi« man endlich nach längerer Ueberwachung der Verdächtigen zu den bekannten Ver haftungen schritt, welche gleichzeitig die Komödie von der Belager ung de« Fort« Guörin mit sich brachte. Nun wird man jedenfalls mit dem erforderlichen Nachdruck gegen die Verschwörer vorgehen, denn e« ist nöthig, daß endlich einmal ein Exempcl statuirt wird. Zwar hat die in Frage stehende Verschwörung keine allzu hervorragende Bedeutung, aber e« ist doch nicht ausgeschlossen, daß sie Nachahmer findet, und fall« einmal ein thatkrästiger Mann an der Spitze einer auf den Um- stürz der republikanischen Verfassung zielenden Bewegung steht, dann dürfte ihm der Sieg bei der in Frankreich herrschenden Zerrüttung ziemlich leicht werden. Solchen Staatsstreichgelüsten muß die Regierung vorbeugen, und sie kann die« nur, wenn sie mit aller Strenge und Energie gegen die Verschwörer vorgeht, um abschreckend zu wirken. Auch dem Auslande gegenüber ist sich die französische Regierung die» schuldig, sie muß den Beweis liefern, daß sie mit fester Hand zugrcifcn kann, wenn e« sich um die Stabilität der Verhältnisse in Frankreich handelt. Erhält man diese Beruhigung nicht, so dürfte Frankreich sowohl in wirth- schastlicher wie politischer Hinsicht schweren Schaden erleiden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Vertreter der Statistik de« Deutschen Reich» und der Bundesstaaten sind am Freitag in Rostock zu einer Konferenz zusammcngetreten. Neben der Berathung über den Entwurf der Volkszählung im nächsten Jahr steht zur Berathung der Entwurf der Ermittelungen der landwirthschaft- lichen Bodenerzeugung in Verbindung mit einer besonderen Forst- Statistik und der Entwurf einer sogenannten großen Viehzähl ung im Jahr 1900. Die letzte Viehzählung hat am 1. Dezem ber 1897 stattgefunden. Nach der „Volkrztg." soll die nächste Viehzählung bereit« 1900 stattfinden wegen der rechtzeitigen Be schaffung de« Material« für die Vorbereitung der Handelsvertrags- Verhandlungen. — Berlin. Offiziös wird darauf hingcwiesen, daß die kontraktbrüchigen ausländischen Arbeiter zwar bestraft, aber nicht zwangsweise zurückgcsührt werden können. Die betreffen den Arbeiter können nur vor die Wahl gestellt werden, entweder in da« alte ArbeitSverhältniß freiwillig zurückzukehren oder zwang«, weise au« dem deutschen Reich«gebiete abgeschoben zu werden. — Oesterreich-Ungarn. Die von Or. v. Fuch« an die Obmänner aller Parteien de« österreichischen Abgeordnetenhäuser erlassene Einladung zu einer VersöhnungSkonfercnz ist von den deutschen Oppositionsparteien abgelehnt worden. Liberale wie Nationale und Radikale erklären, daß sic nur aus dem RcchtSboden verhandeln könnten, der durch Aufhebung der Sprachenverordnungen wicderhergestellt würde. Sie würden durch die Theilnahme an der Konferenz ihre nach dem bisherigen Widerstand gewonnenen taktischen Vortheile preisgeben und der Regierung au« der Sackgasse heraushelfen. Für die Regierung wäre die bloße Thatsache der Beschickung der Konferenz durch die deutsche Opposition schon ein großer Gewinn, wenn auch die Konferenz selbst kein Ergebniß hätte. — Rußland. Im Ministerium de« Innern wird ein wichtige«, auf da« Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sich beziehende« Gesetz ausgearbeitet, da« in mancher Hinsicht Aehnlichkeit mit der viel erörterten „Zuchthaus vorlage" besitzt. Danach soll jeder Arbeiter, der zum Ausstande anreizt, einer Gefängnißstrafe von zwei bi« vier Monat unter zogen werden. Die Thcilnchmer erhalten Arrest bi» zu drei Monat. Wer einen Arbeitswilligen an der Arbeit hindert, wird mit Gcfängniß von vier bi« acht Monat bestraft. Wer endlich bei einem Ausstande nicht seine volle Kraft daran setzt, um den Arbeitgeber vor Gefahren und Vermögensverlusten zu schützen, wird mit Arrest bi« zu 1 Monat, bczw. mit 100 Rubel bestraft. Wer dagegen absichtlich da« Eigenthum seine« Dienst herrn zerstört, erhält dreimonatigen Arrest. — Frankreich. Eine allgemeine Amnestie will, wie mehrere Pariser Blätter berichten, die Regierung von der Kam mer für alle mit dem Drcysu«-Handel zusammenhängenden Vergehen fordern, den zu erwartenden Zolaprozeß eingeschlossen. — Der „Malin" will wissen, der Ministerrath hätte sich im Prinzip mit der Begnadigung von Dreyfu« einverstanden erklärt. Da« betreffende Dekret werde am Dienstag unterzeichnet werden. Zahlreiche Blätter in den Departement« bestehen auf der Be gnadigung von Dreyfu«; dem „Figaro" zufolge verlangen auch Offiziere die Begnadigung. — Mit Bezug auf die Agitation gegen die Beschickung derPariser Weltausstellung schreibt der „Temp«": „Nach dem, wa« wir erfahren haben, waren die Beziehungen zwischen dem Gencralkommissariat und der französischen Verwaltung der Weltausstellung eincrseit« und den fremden Regierungskommissären andcrcrseit« niemals besser und herzlicher al» gerade jetzt. Meh rere der letzteren, die sich gegenwärtig in Pari« befinden — wa« im September nicht immer vorkommt —, haben Herrn Picard in liebenswürdigster Weise die besten Versicherungen gegeben. So können wir u. a. Deutschland, Oesterreich, Italien, die Schweiz, England und die Vereinigten Staaten namentlich anführen. Man hat von keinem Mißton und von keiner Ausnahme unter diesen so hervorragenden Mitarbeitern de« großen Werke« etwa« gehör«, da« sich vorbereitet oder, richtiger gesagt, vollendet, denn dank der aufopfernden Mitwirkung Aller wird man zum ersten Male eine Weltausstellung am Eröffnungstage vollständig in allen ihren Punkten, in ihrem ganzen Glanze fertig und vollendet sehen." — England. Auf de« Messer» Schneide steht da« Ver hältniß zwischen Transvaal und England. Die allernächste Zeit wird die Entscheidung bringen. Die Rückäußerung der Transvaalregierung auf die letzte englische Note liegt bi« zur Stund« in beglaubigter Form noch nicht vor. Leider ist fast jeder Zweifel aurgeschlossen, daß sie in einem Sinne ergangen ist, der für weitere diplomatische Unterhandlungen noch Raum läßt. Wie eine Antwort aus die Entschließung der Burenregierung,