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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt bes Königlichen Gerichtsamteo und des «Ktabtrathes z« pifchofswer-a. Dich Seichhrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und To«nabend«, und kostet vierteljährlich 12'j, Rar. Inserate werden nur bi« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. ^A'52.Mittwoch, den 3. Juli. j 1887. Sachsen. Bischofswerda, 30. Juni. Der gestrige Tag war der Jahrestag der Schlacht bei Gitschin, wo unsere wackeren Landessöhne wenn auch keinen Sieg, so doch Ruhm und Ehre durch bewiesene Bravour und Tapferkeit für alle Zeiten errungen haben. Dieser Jahrestag wurde von der zur Zeit hier stehenden Gar nison auf militärisch würdige Weise begangen. Früh 8 Uhr rückte die Mannschaft mit klingendem Spiele vom Marktplatze aus auf den am „Gasthaus zum goldnen Löwen" befindlichen Exercirplatz, woselbst dieselbe in zwei Fronten, welche einen rechten Winkel bildete, ausgestellt wurde, so zwar, daß die eine Fronte die älteren Soldaten, welche dem Feldzuge beigewohnt, und die zweite Fronte die jüngeren, die erst aus- exercirten Rekruten enthielt. Hier hielt zuerst, auf seinem Schlachtroß reitend, der Herr Oberstleutnant NoSky eine warme und kräftige Rede an die in Achtung stehenden Mannschaften, machte auf die Bedeutung des Tages aufmerksam, hob besonders dm Muth und die bewiesme Tapferkeit der Sachsen hervor, ge dachte der auf dem Felde der Ehre Gebliebmen und Verwundeten und, zu den Rekruten gewendet, er mahnte er dieselben zu gleichen militärischen Tugenden, zu gleicher Liebe und Treue für König und Vater land, wie sie die älteren Cameraden im Kampfe und selbst im Tode bewährt hätten. Bald darauf erschien der Herr Oberst von Kochtitzkh, machte ebenfalls in kräftigen Worten auf die Bedeutung des TageS auf merksam und schloß mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den König, in welches die Mannschaften unter Präsendiren der Gewehre ünd unter dm Klängen der Musik enthusiastisch einstimmten, so daß der Widerhall weit hin in den Wald ertönte. Hiermit schloß die kurze aber würdige Feier und wird der 29. Juni jeden Jahres für jeden Sachsen, welcher in der Schlacht bei Gitschin mitgefochten, Zeit seines Lebens eine denkwürdige Erinnerung sein. — Heute Vormittag fand große Kircheiwarade und kirchliche Gedächtnißfeier statt, wobei Herr Superintendent A. Zschucke die Gedächtnißpredigt hielt «vd in erhebenden und begeisternden Worten der vergangenen denkwürdigen schweren Zett gedachte.! Mochladzvanzigstkr Jahrgang — 1. Juli. Heute Vormittag 11 Uhr ging die die zur Theilnahme an der Einweihung der Denk mäler der gefaümen Sachsen bei Gitschin und König- grätz gewählte Deputatton, bestehend aus vielen Offizieren und Unteroffizieren aller Waffengattungen der sächsischen Armee, per Eismbahn hier vorbei. Die Deputatton wurde am Bahnhof von dm höheren Offizieren der hiesigen Garnison begrüßt, von welchen sich auch einer derselben, Herr Adjutant von Zan- thier, der Deputatton anschloß. Die Einweihung der Monumente selbst findet, wie bereits gemeldet, bei Gitschin den 2. und bei Königgrätz am 3. Juli statt. t Bretnig, 29. Juni. Auch in unserem Orte, in den Obstgarten des hiesigen Rittergutes, hat Mutter Natur einm kleinen Schäker gespiett. Es sicht nämlich daselbst ein Birnbaum in vollster Blüthe; merkwürdig dabei ist, daß dieser Baum seit seinem Bestehen noch keine Blüthe getrieben hat, folglich sich auch keine Früchte angesetzt haben, wie es hier und da vorgekommm, und doch gehört nach Ver sicherung des betreffenden Gärtners gerade diese Birnmart zu derjenigen, welche in unserer Gegend am zeitigsten zur Reife kommt. — Aus Nieder- Neukirch erhalten wir als ein Seitmstück zu Obigem folgmde Zuschrift: „Als Blumen-Rarität hat der Weber Gottfried Opitz hier einm Rosenstock am Giebel seines Hauses, der nach genauer Zählung nicht weniger als 1109 Knospen trägt; auch ist derselbe im Besitz einer Pelargonie mit 31 Blüthen. Da man sehr oft in anderen Blättern absonderliche Blumen ge rühmt findet, verdient es diese Erscheinung gewiß auch, gmannt zu werden. Das „Dr. I." vom 29. Juni meldet : ,Mie wir vernehmen, beabsichtigt die Regierung zu Erledigung der Zweifel, welche sich bei Ausführung der mittels Verordnung vom 25. d. M. publicirtm Reichs verfassung des norddeutschen Bundes der bestehenden inneren Gesetzgebung gegenüber ergeben könnten, dem nächst eine Ausführungs-Verordnung zur Reichs verfassung zu erlassen. Unsere Regierung soll eine Reform des Landtags- Wahlgesetzes bezwecken, nach welcher künftig allge meine, direkte Wahlen ohne CmsuS und BezmSzwang stattfiuden, dagegen die einzelnen Stände der Be»