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Amts- M AizchMM für den Abonnement vkrtelj. 1 M. 20 Ps. einschließl. der »Jllustr. Unterhaltungsbl/ n. der Humor. Beilage »Seisen- blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichrpostanstalten. DeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeil- 25 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — 47. Ia-rgang. LL Dienstag, den 6. Februar Das Einlagenbuch Nr. 3811 hiesiger Sparkasse wird, nachdem die dreimonatliche Ausrufungsfrist abgelaufen ist, Schönheide, am 3. Februar 1900. — DcrGcmelNderaty. hierdurch für ungiltig erklärt. Uußkand in Wtttekasten. Nicht nur die durchaus friedliche Politik de» Zaren, sondern auch die große Geldknappheit in Rußland wurden bisher al» Gründe bezeichnet, weshalb die russische Diplomatie die süd afrikanischen Verlegenheiten England» in Mittelasien nicht kräftiger ausnutzt. Die Nachricht von dem Abschluß der neuen persischen Geld anleihe zeigt aber, daß wenigsten« der eine Grund nicht stich haltig sein kann; Rußland hat Geld genug flüssig, um noch an Persien davon abgeben zu können. Begreiflicherweise sprechen sich die Petersburger Zeitungen über die persische Anleihe sehr befriedigt au». Der Abschluß bedeutet aber auch wirklich einen »ollen friedlichen Erfolg der russischen Politik. Lange Zeit kämpfen Rußland und England um die politische und wirthschaftlichc Vorherrschaft über Persien. Vor zehn Jahren hatte England in diesem gegenseitigen Ringen einen bedeutenden Vorsprung. Vor allem war e« der verstorbene Baron Reuter in London, »er mit unermüdlichem Eifer und gutem Erfolg an der Arbeit war, durch große Bank-, Eisenbahn- und Bergbau- Unternehmungen Persien dem englischen Einfluß immer mehr zu unterwerfen. Er wurde dabei vorzugsweise auch von Sir Edgar Vincent unterstützt und e« gelang vor allem der Abschluß einer englischen Anleihe vom Jahre 1892 im Betrage von 500,000 Pfund zu sechs Prozent, rückzahlbar in 40 Jahren und verbürgt durch die Zolleinnahmen der Provinz Far« und der Häfen de« Persischen Golf». Aber diese englischen Erfolge haben den russischen Eifer immer mehr angestachclt und e» gelang nach und nach den Russen, in Persien immer festem Fuß zu fassen und ihren Einfluß auf Kosten de» englischen immer mehr zu vergrößern. Die jetzige fünfprozentige persische Geldanleihe vom Jahr 1900 bietet auf diesem Wege einen besonders bedeutungsvollen Merkstein. Sie ist ein neue» Zeugniß, mit welcher Vorsicht und mit welchem weisen Maßhalten die Russen dabei Vorwärtsgehen. Denn sie begnügen sich, für die Sicherheit der Anleihe den Er trag der Zollämter mit Ausnahme derjenigen der Provinz FarS und der Häsen am Persischen Golf in Anspruch zu nehmen, weil auf diese die Engländer ihre Anleihe aufgebaut halten. Für England hat e« eine große Bedeutung, die Häfen am Persischen Gotf nicht unter fremden Einfluß gestellt zu sehen, weil man dort immer »och dem Plane nachgeht, Aeghptcn mit Indien durch Arabien und Persien auf dem Landwege mit einer Eisenbahn zu verbinden. Dieser Plan würde für England unausführbar wer den, sobald die persische Grenze am Persischen Golf dem englischen Einfluß dauernd entzogen würde. Die Verpfändung der Zoll ämter am Golf zu Gunsten der englischen Anleihe hatte in erster Linie den Zweck, hier dauernd den englischen Einfluß zu sichern. Da» wird jetzt mit einem Schlage von Rußland durchkreuzt. Die neue russische Anleihe will gerade diese bisherige Staatsschuld vom Jahre 1892 auf einmal zurückzahlen und dadurch die sämmt- lichcn Häfen am Persischen Golf von jeder Verpfändung an Eng land und damit auch von jedem fremden Einfluß frei machen. Für England wird diese» Vorgehen kaum die Handhabe zu einem Widerspruch oder zu einer Beschwerde bieten, denn gegen die Rückzahlung alter Schulden selten« Persien« kann füglich der Gläubiger nicht» einwenden. Auf der anderen Seite aber hat Rußland zunächst keinen Grund, hier sofort weiter zu gehen und auf diese südlichen Häfen seinerseits Hand zu legen, denn für Rußland ist e» genügend, daß ihm von Persien die feste Zu sicherung gegeben ist, daß keine neue auswärtige Anleihe ausge nommen werden darf, bi« die jetzige Anleihe vollständig abge wickelt sein wird. Bi« dahin müssen 75 Jahre verfließen, während deren Persien in völliger finanzieller Abhängigkeit von Rußland verbleibt. Für England ist diese Zurückvrängung de« bisherigen Einflüsse« ein harter Schlag, der dort doppelt empfunden werden wird, weil sein Zusammenhang mit den jetzigen Transvaalwirren auf der Hand liegt. Für Deutschland ist kein Grund vorhanden, der jetzigen Entwickelung der Dinge in Persien entgegenzutreten. Die politischen Interessen Deutschland« in Persien sind gleich Null; für die wirthschaftlichen Interessen kann e« nur von Nutzen sein, wenn eine starke Hand wie Rußland endlich einmal Ord nung und Stetigkeit in die Innern Verhältnisse de« Lande« bringt und durch eine planmäßige Aufschließung ermöglicht, daß die reichen Bodenschätze Persien«, die bi«her völlig brach lagen, auf« neue wieder fruchtbar gemacht werden. Da« dürfte namentlich im Hinblick auf da« große deutsche Unternehmen der Bagdad- Bahn von besonderer Bedeutung und von großem Nutzen werden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der.ReichSanzeiger" veröffentlicht nach folgenden Erlaß de« Kaiser«: Unter dem schmerzlichen Ein druck de» Hinscheiden« Ihrer Hoheit der Herzogin Friedrich von Schle«wig-Holstein habe ich Meinen die«jährigen Geburt«Iag mit wehmüthigen Empfindungen begangen. Die Trauer um die hohe Entschlafene bannte die sonstige Feste«sreude in Meinem Hause. Um so lauter aber drangen zu Meinem Herzen die zahlreichen Kundgebungen, welche Mir die Theilnahme an dem schweren Ver luste und treue Segenswünsche zum Eintritt in ein neues Lebens jahr zum Ausdruck brachten. Wahrhaft erhebend war e« für Mich, au« den mannigfachen Zuschriften und Telegrammen zu ersehen, welch' lebhaften Widerhall Freud und Leid Meine« Hause» in dem Herzen des deutschen Volke« finden, und mit welch' freund lichen Gesinnungen an diesem Tag Meiner gedacht wird. Selbst in fernen Welttheilen, wo nur immer Pioniere deutscher Kultur sind und die Gesittung Fuß gefaßt hat, vereinigten sich die Deut schen, um Zeugniß von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit mit der Heimath und von der Freude über da« wachsende Ansehen de« deutschen Namens im Auslande abzulegen. Mit besonderer Befriedigung begegnete Ich in den Kundgebungen dem Verständniß für die dringende Nothwendigkeit, der Weltstellung de« deutschen Reiche« u. seinen Handclsinteressen eine entsprechende Flotte zu schaffen, und nahm die vielfachen Versicherungen treuer Mitarbeit an dieser großen nationalen Ausgabe mit herzlicher Freude entgegen. Allen aber, welche Mir zu Meinem Geburts tage freundliche Wünsche und Aufmerksamkeiten gespendet haben, gebe Ich hiermit den wärmsten Dank zu erkennen! — Billigeres Porto für Kolonialbriefe ist neuer dings von der Rcichspostverwaltung cingeführt worden, ohne daß ein Aushang in den Postämtern dem Publikum von der Neuer ung Kenntniß gegeben haben. Bisher wurden die für die deutschen Kolonien bestimmten Postsachen als Auslandssendungen behandelt. Für Briefe bi« 15 Gramm wurden 20 Pf. erhoben, schwerere Sendungen kosteten 40 Pf. Da die deutschen Kolonien nunmehr dem deutschen ReichSpostgebiet einverleibt sind, so ist da« Porto auf den gewöhnlichen Satz von 10 bezw. 20 Pf. ermäßigt worden. — Oesterreich-Ungarn. Ueber die Vermählung de« österreischen Thronfolger« geht einem Berliner Blatt auf dem Umwege über Budapest die überraschende Miltheilung zu: Erzherzog Franz Ferdinand habe schon im Monat Januar die Gräfin Sophie Chotek geheirathet. Der Kaiser sei von der vollzogenen Heirath sofort verständigt worden. Der Erzherzog werde demnächst offiziell der Thronfolge entsagen. Al« präsum tiver Thronfolger wird bereit« Erzherzog Otto, event. dessen 12- jähriger Sohn Karl Fran; Joseph genannt. Die Vollziehung der Heirath gelte in den aristokratischen Kreisen für ein offene« Geheimniß, obgleich die Hofkrcise sie noch immer leugnen. — Zum Ausstand der Kohlenarbeitcr in Böhmen wird au« Troppau, 3. Februar, gemeldet: Der Strike im Ostrau-Karwiner Revier dauert ungeschwäckt fort. Die Ruhe ist nirgend« gestört. Mehrere Werke in Wittkowitz werden am Montag wegen Kohlenmangel« den Betrieb einftellen. Hiervon werden über 2000 Arbeiter betroffen, welche thuntichst anderweitig beschäftigt werden sollen. — Weiter wird au« Prag unterm 3. Februar berichtet: Die Lage im gcsammten Au«stand«-Revier ist fast unverändert. Die Ruhe ist nirgend» gestört. Im Hinblick auf die beträchtliche Stärke der In da» Brüxcr und Duxer Revier beorderten Truppen ist Generalmajor Chizzola mit dem Kommando dieser Truppen beauftragt worden. In mehreren Gebieten macht sich Kohlenmangel fühlbar. Auf dem Werke der Firma Starck in Wcjwanow stellten 78 Arbeiter die Arbeit ein. Im Teplitzer Bezirk sind 853 Arbeiter entlassen worden. — Rußland. Petersburg, 3. Februar. An hervor ragender Stelle schreiben die»PeterSburgSkija Wjedomosti": Die wahren Freunde China» bezeigen in letzter Zeit tiefe» Bedauern über die Nachrichten au» China, da sie sehen, daß über dessen Residenz sich neue Wolken aufthürmen, und daß do.» Schick sal, welche« so schwer in diesen Jahren da» unglückliche Volk und seine Regierung heimgesucht hat, sich noch nicht erbarmt. E» wurden neue politische innere Verwickelungen erwartet und e« wurden Kollisionen und Unruhen vorau»gesagt. Mit umso größerer Freude können wir heute mittheilen, daß nach von un» im fernen Osten sorgfältig eingezogenen Informationen die telegraphischen Nachrichten über eine Katastrophe in Peking reine Erfindung sind. Der Kaiser lebt und hat aus die Macht nicht verzichtet. Da einzig Wahre an den Mittheilungen ist die Wahl eine« Thron folger«. Während diese Thatsache ihrem Wesen nach Niemand verwundern und nicht al« Quelle verschiedener Erfindungen dienen dürfte, sind die übrigen Nachrichten im Westen verbreitet worden, gleichsam um endgiltig da« Vertrauen zur mandschurischen Dy nastie zu untergraben. Nach dem belehrenden Beispiel solcher Erfindung läßt sich leicht ermessen, wie falsch im Allgemeinen die Urtheile in Europa und Amerika über den Gang der Staat«- ereignisse in Peking find, wo augenblicklich alle« ruhig und wohl bestellt ist und wo man vor Verwunderung außer sich ist über die von irgendwem au»gesprengten Gerüchte betreffend die Palast revolution. — Nachdem man eine Zeit nicht» Aufregende« von der afghanisch-russischen Grenze vernommen, belehrt un« eine Meldung au« der russischen Hauptstadt, daß man darauf vor bereitet sein muß, e« könnte im Reich de» Emir oder gegen da« Reich de« Emir irgend etwa« im Werke sein: »Der in wichtigen und dringenden Angelegenheiten in Petertburg eingetrofscne Ge neral Gouverneur von Turkestan wird sich unverzüglich auf seinen Posten zurückbegeben.» — Frankreich. Wie in Oesterreich, herrscht auch in Frankreich Kohlennoth, doch ist sie hier nicht durch einen Streik, sondern durch Gründe allgemein wirthschaftlicher Natur verursacht. Der Kohlenmatigel beruht in Frankreich auf dem Mangel an Bergarbeitern. Dieser aber ist entstandet! einerseits au« der vermehrten Truppenaushebung bei einem Stillstand der BcvölkerungSzunahme und anderseits gleichzeitigem Wach-thum der Industrie. Die parlamentarischen Vertreter de« industrie reichen Nord-Departement« haben sich daher mit einer Eingabe an den Arbeitsminister gewandt, worin sie die großen Gefahren der Kohlentheuerung und Knappheit für die industriellen Bezirke Le» Lande» schildern und eine dreimonatige Beurlaubung der etwa 5000 gegenwärtig ihrer Militärpflicht genügenden Berg arbeiter verlangen. Der Arbeit»minifter Baudin hat daraus geantwortet, daß er in den Kriegsminister dringen werde, die Frage wegen de» unbestreitbar allgemeinen Interesses der Sache in der angedeuteten Weise zu lösen. — Die Erbauung einer Sa Hara bahn wird in Frankreich geplant, um die westafrikanischen Besitzungen Frankreich» mit Len nordafrikanischen zu verbinden. Im Anschluß an diese« Projekt wird in Pari« eine Sahara-Expedition unter Führung von Paul Blanchet ausgerüstet. Da» für die Eisenbahnanlage zu prüfende Gebiet erstreckt sich auf 3000 Kilometer nach dem Tschadsee und Timbuktu. — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Ueber die weiteren Pläne de» General» Buller gingen in den letzten Tagen in England allerlei hoffnung-frohe Gerüchte um, die sich zu der mitgetheilten Meldung der »St. James Gazette" verdichteten, da» Entsatzheer Buller» habe auf» neue an drei Stellen den Tugela überschritten und e» sei den ganzen Tag über gekämpft worden. Wo der Uebergang stattgefunden und wann gekämpft worden sein soll, wird nicht mitgctheilk, und da« Lon doner Kriegsamt hat sich beeilt, zu erklären, daß ihm keinerlei Nachricht vom Tugela vorliege. Das Gerücht, daß Buller an einer anderen Stelle aus» neue vorgehe, war nach einer Meldung der »Central New»' am 28. Januar auch in Ladysmith verbreitet, aber man wird e» dort vermuthlich nur in Umlauf gesetzt haben, um den durch die abermalige Enttäuschung erschütterten Muth der Besatzung durch eine neue Hoffnung zu beleben. Anderer seits freilich telegraphirt der Berichterstatter der »Time«" au» Ladysmith, man habe dort am 28. Januar den Donner der Ge schütze der Entsatzarmee gehört. Auch da» ist möglich, denn wir wissen, daß die Buren noch im letzten Augenblick versuchte», den Rückzug Warren« über den Tugela, der am 27. früh beendet war, durch Geschlltzfeuer zu stören und wahrscheinlich ist seitdem der Artilleriekamps wieder ausgenommen worden. Fernere An haltspunkte für jene Gerüchte mochten die Meldungen sein, Ge neral Joubert, der freilich nach Kaffernberichten schon wieder einmal von einer Granate getödtet worden sein soll, habe sich au» dem Lager von Ladysmith nach dem oberen Tugela begeben, und General Buller habe seinen Leuten in einer feierlichen An sprache versprochen, sic würden »in einer Woche in Ladysmith" sein. Man nahm bisher an, die in Lieser Fassung nur von der »Daily Mail" verbreitete Ansprache sei vor dem mißglückten Sturm aus den Spionkop gehalten worden, inzwischen aber hat das Reutersche Bureau in einem Telegramm au» Buller» Haupt quartier in Spearman« Camp vom 30. Januar die Darstellung der »Daily Mail" bestätigt. Zwar meinen englische Blätter, die Meldung könne durch die telegraphische Vermittelung ent stellt worden sein und Sir Redver» werde seinen Truppen wohl gesagt haben, »wenn der Sturm auf den Spionkop, den Schlüssel der feindlichen Stellung, gelingen würde, hätten sic in einer Woche in Ladysmith sein können", aber einmal ist e« nicht wahr scheinlich, daß ein General nach einer verlorenen Schlacht seinen Truppen eine Ansprache hält, in der er die Bedeutung ihrer Niederlage ausdrücklich in» Licht setzt und dann ist e» nicht an- zunehmcn, daß in da« Telegramm Reuter« sich zufällig derselbe Fehler eingeschlichen habe sollte. Man wird also immerhin mit der Möglichkeit rechnen müssen, daß Sir Redver« Buller noch mal« den Versuch machen könnte, Ladysmith mit Waffengewalt zu entsetzen. Soll ein solcher Versuch wirklich unternommen werden, so kann er binnen einer Woche weder in der alten Front, noch östlich von Colenso zu einem Erfolge führen, er kann also nur abermals von Westen her unternommen werden. Dafür spricht auch, daß Sir Redver« am 31. Januar noch in seinem Hauptqartier bei Potgieter« Drift stand, wie da» Datum in seiner letzten amtlichen Meldung aufweist ; darauf weist auch die folgende Meldung Reuter« au« Spearman« Camp vom 30. Januar hin: »Lord Dundonald» Kavallerie führte heute eine Erkunvigung in westlicher Richtung gegen Hunger» Poort, die nordwestlich von Zunckle« und östlich von Bethany gelegene Uebergang-stelle über den Tugela, au«. Vom Feinde wurde nicht« gesehen. Man fand zwei Joche der im Bau befindlichen Brücke bei Gillc« (wahrscheinlich jene Uebergang«stelle) zerstört vor." Dieser Kavallerie-Erkundigung nach Hunger« Poort könnte die Absicht