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Amts- M AiMckatt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 2V Ps. einschließl. des „Jllustr. Untcrhaltungebl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unser» Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «rsetxeint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. 8«. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. er 45. Zahrgasg. n-, .. Sonnabend, den 9. Juli L8S8 Anmeldung zum Anschluß an die Stadt-Fcrnsprccheinrichtung. Neue Anschlüsse an die Stadt-Fernsprecheinrichtung in Eibenstock sind, wenn die Aus führung in dem am I. September beginnenden zweiten Bauabschnitt des Rechnungsjahres 1898 gewünscht wird, spätestens bis zum 1. August bei dem Kaiserlichen Postanit in Eibenstock anzumelden. Später eingehende Anmeldungen können erst in dem nächstfolgenden, am 1. April 1899 beginnenden Bauabschnitt berücksichtigt werden. Einer Erneuerung der bereits oorgemerkten Anmeldungen bedarf es nicht. Chemnitz, 4. Juli 1898. Kaiserliche Ober - Postdirektion. «erster. Am 10. und 11. Juli dieses Jahres findet im hiesigen Orte der 16. Bezirkstag des Feuerwehr-Verbandes der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg statt. Um die an diesen Tagen nach hier kommenden fremden Wehren und Gäste in würdiger Weise zu empfangen und ihnen den Aufenthalt in unserem Orte möglichst angenehm zu gestalten, bitten wir hierdurch die hiesige Einwohnerschaft, durch Schmücken der Häuser mit Flaggen, Guirlanden, Kränzen re. zur Verschönerung des Festes mit beizutragcn. Gleichzeitig machen wir darauf aufmerksam, daß Reißig zum Schmücken bei Herrn Schlosser Männel fr., im Restaurant zum „Gambrinus" und im Restaurant „Paradies" unentgeltlich entnommen werden kann. Schönheide, am 5. Juli 1898. Der Gemeind erath. In Vertretung: Leistner, Gemeinde-Aeltester. Gr. Spaniens Lage. Zn Spanien herrscht gewaltige Erregung; selbst die offiziellen Drahtinclbungen geben die« jetzt zu. Die Vernichtung des Ge schwader« vor Santiago hat um so größere Bestürzung hervor gerufen, al« die von der Regierung anfänglich verbreiteten opti mistischen Nachrichten die Hoffnung erregten, daß cs Eervera doch noch gelungen sei, nach einem westlich von Santiago bclegcnen Hasen zu entkommen. Der den Spaniern eigene Nationalstolz macht es wahrfckcinlich, daß Ministerpräsident Sagasta aus der Seele eines überwiegenden Theile« des spanischen Volles ge sprochen hat, al« er auf die Frage, ob er nach dem neuen furcht baren Schlage zu Friedcusuntcrhandlungen geneigt sei, mit einem bestimmten „Niemals" antwortete. In seinem Munde ist dieses .Niemals" nicht mehr der Ausdruck der Zuversicht, daß die Fort setzung des Kampfes doch noch eine Wendung zum Besseren hcr- beisllhrcn könne; cS entsprang dem Bewußtsein, daß nicht nur er selbst für alle Zukunft ein politisch todter Mann wäre, wen» er sich diesem Schlage beugen würde, sondern daß auch die liberale Partei für absehbare Zeit zu völliger Nichtigkeit vcrurthcilt wäre. An Friedens-Kundgebungen hat es in Spanien selbst nicht gefehlt; sic stammten aber überwiegend au« den Kreisen der industriellen Unternehmer und Arbeiter, die die Nachtheilc des Kriegszustände« unmittelbar zu spüren habe». Zn anderen Schichten der Be völkerung hat der nationale Stolz bisher noch immer die Er wägungen der nüchternen Vernunft, baß Spanien von der Fort setzung des Krieges nicht« zu gewinnen habe, zum Schweigen gebracht. Mit nm so größerer Heftigkeit richtet sich der Unwille gegen die derzeitigen Machthaber. Man macht ihnen aus der einen Seite verhängnißvolle Mißgriffe, auf der anderen Seite folgen schwere Unthätigkcit zum Vorwurf. Wie weit diese Anklagen be gründet sind, läßt sich heute noch nicht mit genügender Sicher heit übersehen. Daß die Kriegslcitung mehrfach vollkommen verfehlte Anordnungen getroffen hat, ist allerdings nicht zu be streiten. Durchaus irrig und ungerecht aber wäre e«, wenn man das gegenwärtige oder das vorige Kabinet Sagasta allein oder vorzugsweise für da« Unglück verantwortlich machen sollte, welches über Spanien hercingebrochcn ist. Spanien erntet jetzt, was Generationen gesäet haben. Die zur Gewohnheit gewordene Mißwirthschaft aus allen Gebieten de« öffentlichen Lebens ließ den Gedanken an eine durchgreifende Umgestaltung der verrotteten Zustände überhaupt nicht auskommen. Wenn bestimmten Personen oder Kabinetten ein erhöhtes Maß von Verantwortlichkeit ;u- zuschicben ist, so sind cS sämmtliche Staatsmänner, welche seit drei Jahren die Geschicke de- Lander zu leiten hatten. Bei einiger Voraussicht mußten sic sich schon vor Jahren auf den Konflikt mit den Vereinigten Staaten gefaßt machen. Die Droh ung Elcvelands, daß bei der Fortdauer der traurigen Zustände auf Euba an die Union die Nothwendigkcit herantreten werde, thätig einzugreifen, war ein deutliches Zeichen für die stetig an Kraft gewinnende Strömung zu Gunsten einer aktiven Jntcr- ventionspolitik. Diese Worte wogen um so schwerer, als sie aus dem Munde eines kriegerischen Unternehmungen u. Ausdehnungs gelüsten so wenig geneigten Präsidenten kamen. Die seit dem Winter 1895/96 immer wicdcrkchrenden Erörterungen des Kon gresses über die Euba-Frage waren ein weitere« ernste« Sturm zeichen. Ihrer hohen Pflicht und Verantwortung bewußte Re gierungen hätten nicht gesäumt, da« Land in den Stand zu setzen, den drohenden Gefahren wohl vorbereitet cntgegenzugchen. Statt dessen hat der Verlaus de« Kriege« gezeigt, daß Spanien« Rüst ungen in jeder Hinsicht unzulänglich gewesen sind. Die persön liche Tapferkeit, welche die spanische Nation von Alter« her aus- zcichnet, hat auch diese« Mal nirgend« versag«. Moderne Kriege können aber damit allein nicht auSgesochten werden. Die Kricg«mittcl, die bei glcichwcrthigen moralischen Eigenschaften der Gegner heute den Au«schlag geben, waren «heil« unzu reichend, thcil« überhaupt nicht kriegsmäßig im Stande. Die Flotte, welche bei der Lage Spanien« und seiner Kolonien da« wichtigste Kriegs-Instrument bilden mußte, brauchte außer ordentlich lange Zeit, um seeklar gemacht zu werden, und mußte dann erst durch besondere Manöver auf ihre Seetüchtigkeit hin geprüft werden. Daß die Leistungsfähigkeit der Flotte überdies wegen de« Mangel« an Schlachtschiffen ihrer Ausgabe in keiner Weise gewachsen war, haben die Ereignisse der letzten Monate nur zu deutlich gezeigt. 'Nach den bisherigen Erfahrungen zwei feln wir sehr an der VerthcidiguugSfähigkcit der spanischen Fest ungen, da für diese wohl kaum mehr geschehen ist, al« für die in erster Linie in Betracht kommenden KricgSmittel. Der Einwand, daß Spanien da« Geld gefehlt habe, welche« zur Ausfüllung der Lücken der Wehrmacht erforderlich gewesen wäre, ist nicht durch schlagend, da Spanien bei ernstem Willen für diese Zwecke die nothwcndigen Geldmittel mindestens ebenso leicht hätte beschaffen können, wie jetzt zur Bestreitung der Kriegskosien. Das Schicksal Spanien« enthält die Lehre, wie jeder Staat bei Zeiten die Opfer bringen muß, die zur Erhaltung seiner Wehrkraft auf der erforder lichen Höhe nothwcndig sind, da die modernen KricgSmittel in dem Augenblick, in dem sie gebraucht werden, nicht erst beschafft werben können. Tagesgeschichte. — Deutschland. Mit dem Verhältniß des Reichs kanzlers zum Kaiser, der den greisen Fürsten al« Verwandten betrachten und deshalb gewissen kanzlcrfcindlichen Einflüssen voll ständig unzugänglich sein soll, beschäftigt sich eine anscheinend inspirirtc Zuschrift, die in einem Theil der großen Provinzpressc auftaucht. E« heißt dort u. A.: „Natürlich ist nicht gesagt, daß nicht unvorherzuschendc Zwischenfälle eintretcn könnten, die da« Bild plötzlich zu ändern und den Rücktritt dc« Fürsten Hohenlohe herbcizuführcn vermöchten. Im vorigen Jahre befanden wir un« thatsächlich wegen der durch die Reform der Militär-Strafprozcß- ordnung entstandenen Schwierigkeiten in einer ernsten Kanzler krisis. Aber cs handelte sich damals uni bedeutungsvolle sachliche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kaiser und dem Reichs kanzler. Man kann, ohne von den kommenden Ereignissen eine Widerlegung fürchten zu müssen, mit aller Bestimmtheit behaupten, daß auch in Zukunft nur fachliche Gründe gewichtiger Art den Kaiser veranlassen könnten, sich von seinen, jetzigen ersten Rath geber zu trennen." - Die demnächst vom preußischen Finanzminister zu beruf ende Konferenz der Oberbürgermeister wird sich eingehend mit der Frage der Steuerentlastung Le« Kleingewerbes be schäftigen. Ferner soll erörtert werden, ob die Umgestaltung der Gewerbesteuer auf progressiver Grundlage genügt, oder ob e« zweckmäßiger ist, die von vielen Seiten empfohlene Umsatzsteuer einzusührcn. — Hamburg, 6. Juli. Hier scheint jetzt ernstlich gegen die Sozialdemokratie gerüstet werden zu sollen. Von den verschiedensten Seiten werden Vorschläge zur Reformirung dc« RcichstagSwahlvcreins gemacht und andere Schritte zur Beschaff ung der erforderlichen Geldmittel eingelcitet. — Bon dem Arbeitgeber- Verband Hamburg-Altona ist au« Anlaß dc« letzten Bäckerstrikc«, der für die Gesellen nutzlos verlaufen ist, ei» Aufruf zur Schaff ung eine« Strikeabwchr-Fond« erlassen, um das Handwerk zu schützen und den« weitern Umsichgreifen der sozialdemokratischen Hochfluih cntgegenzutretcn. Es wird in dem Aufruf daraus verwiesen, daß jetzt wiederum von dem GewerkschastSkartell, nach dem der Bäckerstrikc im Sande verlaufen, der Boykott proklamirt worden ist und somit dem Kampf unverkennbar der Stempel der Machtsragc aufgedrückt worden ist. Ei» Eingehen aus die Be dingungen des Gewerkschaft-Vereins würde einer Unterwerfung unter alle Machtsprüchc der Sozialdemokratie gleichkommen; e« sei daher ein Gebot der Sclbsterhaltung, wenn alle bürgerlichen Parteien energisch den Kampf gegen die Sozialdemokratie aus nähmen. Einen besonderen Werth gewinnt dieser Aufruf de« Arbeitgeber Verbände« deswegen, weil nOCHes« unserer ersten Kaus- mannssirmen ihn mit dem Hinweis unterstützen, daß der über eine Anzahl hiesiger Bäckermeister von den Führern der Sozial demokratie verhängte Boykott sich nicht allein gegen da« Bäcker gewerbe richte, sondern nur ein Glied in der Kette derjenigen Maßnahmen bilde, deren sich die Sozialdemokraten im Kampfe mit den bürgerlichen Parteien und insbesondere zur Vernichtung de« kleinen und mittleren Gewerbe« bedienten. Zur Mitwirkung bei der Verwaltung soll die Handelskammer die Ernennung einer eigenen Kommission zugesagt haben. — Oesterreich-Ungarn. Der vomnicdcrösterreichischen Land tag beschlossene Gesetzentwurf, wonach an allen öffentlichen Volls und Bürgerschulen Niederösterrcichs die Unterrichtssprache aus schließlich die deutsche sein soll, hat „Narodni Listy" zufolge nicht die Kaiserliche Sanktion erhalten. Das „Neue Wiener Tagbl." bemerkt hierzu, daß e« auf deutscher Seite ernste Beunruhigung erregen müsse, wenn ein einstimmig gefaßter Beschluß der Ver tretung des Stammlandcs der Monarchie, der sich al« eine natio nale und unter den gegenwärtigen Verhältnissen geradezu uner läßliche Schutzmaßregel darstelle, einfach zurückgcwiesen wird. — Pest, 7. Juli. Wie „Pcster Lloyd" und „Budapest! Hirlap" miltheilen, benachrichtigte im Januar d. I. eine hier wohnende Blumenhändlerin die Polizei, daß, wie ein bei ihr be diensteter Gärtner vcrrathen, drei Arbeiter einen Anschlag gegen den König Franz Josef planten. Auf der Polizei, wohin man die Arbeiter führte, leugneten dieselben hartnäckig. Der Gärtner beharrte jedoch bei seiner Angabe, daß ein Attentat im Dezember geplant gewesen sei. Gestern nun ist laut Gerichts beschluß gegen alle drei Arbeiter Anklage erhoben worden. — Dem „Ungarischen Korrespondcnzbureau" zufolge geht aus den Einzelheiten des gegen den Kaiser Franz Josef geplanten Kom plottes hervor, daß dasselbe nicht ernst zu nehmen ist, und kaum jemals ausgesührt werden konnte. Zwei der Angeklagten gestanden, daß eine Dynamitbombe an eine Stelle hingelegt werden sollte, wo der Kaiser niemals vorbcikonunt. Die aufs strengste geführte Untersuchung hat nichts Verdächtiges ergeben. — Frankreich. Ueber ein entsetzliches Schiffsunglück, daß sich Montag früh bei dichtem Liebel 60 Meilen südlich von Sablc Island ereignete, liegen folgende telegraphischen Meldungen vor: Halifax (Lieu-Schottland). Der Dampfer der Allan-Linie „Grccian" traf gestern mit der englischen Bark „Cromartyshirc" im Schlepptau hier ein. Der „Eromartyshire" war am 4. d. M. früh bei dichtem Nebel 60 Meilen südlich von Sablc Island mit dem Dampfer der französischen „Compagnie tranSatlantigue" „La Bourgognc", der von Ncw-Ljork nach Havre mit 800 Passagieren an Bord unterwegs war, zusammenzcstoßcu. Die „Bourgognc" sank fast unmittelbar nach dem Zusammenstoß. Der gesunkene Dampfer hatte 191 Passagiere erster Kajüte, darunter 72 Frauen, 125 zweiter Kajüte, 295 ZwischenbcckSpassagierc und 220 Mann Besatzung an Bord, von denen nach einer der „Compagnie tranS- atlantique" zugegangencn Depesche 104 Mann der Besatzung und 61 Passagiere gerettet worden sind. Nach den Eintragungen des Kapitäns im Logbuch dc« „Eromartyshire", eines Schisses von 1554 Tons Gehalt, das sich mit einer Krciveladung auf der Reise von Dünkirchen nach Philadelphia befand, hatte dieser eine Fahrt von vier Meilen in der Stunde und ließ jede Minute das Nebelhorn ertönen, als plötzlich ein Dampfer im Liebel auftauchte, in den „Cromartyshirc" hincinfuhr, die Backen vollständig durch schnitt und die Haupttakelage herunterriß, sodaß das Schiff nur auf dem Wasser trieb. Inzwischen war die „Bourgognc" im Liebel verschwunden. Als um '/-tl Uhr früh der Nebel sich lichtete, sah die Mannschaft des „Cromartyshirc" Boote der „Bourgognc" und die Ueberlebendcn auf Theilen dc« Wracks und auf Flößen. Der „Cromartyshirc" lag den ganzen Tag still und nahm die Ueberlcbcnden an Bord. Die „Bourgognc" sank binnen 10 Mi nuten. E« heißt, sie habe >8 Knoten in der Stunde gelaufen. Um 8 Uhr wurden Kanonenschüsse gehört und, etwa drei englische Meilen entfernt, Liothsignalc gesehen. Der Dampfer „Grccian" machte sich bereits auf den Weg, Hilfe zu leisten; da hörten die Sig nale aus; von dem Schiffe, von welchem sic ausgcgangen sein mußten, wurde nicht« gesehen. Man nimmt an, daß es gesunken sei, und neigt zu dem Glauben, daß bei dem Zusammenstoß noch ein dritte« Schiff bctheiligt war. Nach der Aussage der geretteten Reisenden von der „Bourgognc" blieben die Offiziere bi« zuletzt auf ihren Posten und gingen mit dem Schiffe unter. Die Sccncn beim Versinken de« Schiffe« sollen nach Berichten von Augen zeugen fürchterliche gewesen sein ; die Männer kämpften gewaltsam um die Plätze in den Booten und trieben Frauen und Kinder zurück. Au» Mitthcilungeu von geretteten Passagieren der „Bour gognc" geht hervor, daß nicht allein keinerlei Versuch gemacht worden ist, Frauen und Kinder, geschweige denn irgend einen Passagier zu retten, sondern daß die Mannschaft mit fast unglaub licher Barbarei »erfuhr, wohl ist der Kapittän auf seinen, Posten geblieben und mit dem Schiffe untergegangcn, aber die Schiffs besatzung hat sich der Rettungsboote bemächtigt n. die Passagiere mit Ruder» und Bootshaken zurückgetriebcn, während sich eine Anzahl von italienischen Zwijchcndeckspasfagicrcn den Weg zum Boote mit dem Messer erzwang. Unter den Passagieren sind verschiedene Deutsche gewesen, von den Gcretten führt einer den deutschklingenden Namen Otto Zaifer. — Paris, 7. Juli. Kaiser Wilhelm sandte aus Oddc