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Amts- M AiMeM für den SM des Amtsgerichts Eibenkock Expedition, bei unfern Bo- r I ten, sowie bei allen Reichs- e e -«v» e» Postanstalten und dessen Mmgevung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' » n— — 44. Jahrgang. »H? LOO. Donnerstag, den 26. August «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- scrtionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. 18OS Ladung. Der Blcchwaarenhändler angeblich im Jahre 1880 in Angara geboren, — dessen Aufenthalt unbekannt ist, und — dem zur Last gelegt wird, am 19. Mai 1897 in Schönheide mit Drahtwaaren hausirt zu haben, ohne im Besitze eines Wandergewerbescheins gewesen zu sein, Uebertretung gegen 8 1 und 8 16 des Sächs. Gesetzes vom 1. Juli 1878, die Besteuerung des Gewerbebetriebs im Umher ziehen bctr., wird auf Mittwoch, den 6. Htttover 1897, Vormittags 9 Mr vor das Königliche Schöffengericht zu Eibenstock zur Hauptverhandlung geladen. Auch bei unenlschuldigtem Ausbleiben wird zur Hauplverhandluna geschritten werden. Eibenstock, den 18. August 1897. Der Königliche Amts anwalt. I. V.: I»> Dehne, R-f. Bekanntmachung, die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe betreffend. Mit Rücksicht auf das am nächsten Sonntag, den SS. August dss. Js., stattfindende Schauturnen hat der unterzeichnete Stadtrath beschlossen, an diesem Tage den Geschäftsbetrieb in allen Verkaufsstellen und die Beschäftigung von Gehülsen, Lehrlingen und Arbeitern in allen Handelsgcwcrbcn während S Stunden und zwar in der Zeit von tl Uhr Vormittags bis 8 Uhr Nachmittags unter Ausschluß der Zeit des NachmiltagSgotlesdienstes zu gestatten. Eibenstock, den 24. August 1897. Der Ralh der Stadt. Hesie. Flg. Bekanntmachung. Ter Entwurf zu dem neuen Flurbuch« für Eibenstock und die zuge hörigen KroquiS u s. w liegen vom lS. d. Mts. ab 14 Tage lang für die bctheiligtcn Grundstücksbesitzer in hiesiger Stadtsteucrcinnahmc zur Einsicht nahme während der Expeditionsstundcn aus. Etwaige Einwendungen oder Rekla mationen gegen den Entwurf sind bei dem unterzeichneten Stadtrathc ebenfalls binnen obengenannter Frist schriftlich unter gehöriger Begründung anzubringen. Erfolgen innerhalb dieser Frist keine Einwendungen oder Reklamationen bez. wird deren Be gründung unterlassen, so wird das Einverständniß der Grundstücksbesitzer mit dem Flurbuchsentwurfe angenommen. Eibenstock, am 18. August 1897. Der Rath der Stadt. Hesse. Begcr. Kerr Käme in Mßkand. Faure ist am Montag in Petersburg eingetroffen und wie es sich von selbst versteht, dort mil all den Ehren em pfangen worden, die ihm al« Vertreter eine» mächtigen Staats wesens zustehen. Die französischen Zeitungen aller Richtungen haben au» diesem ziemlich einfachen Vorgang seit langem schon eine Haupt- und Staatsaktion zu macken versucht und erst in ganz neuer Zeit haben sich in den Blättern unsere« sanguinischen Nachbarn Sonnenblicke der Vernunft und nüch terne Betrachtungen geltend gemacht. Zwei Zwischenfälle bei Faure» Abreise haben wesentlich zur Ernüchterung der Franzosen beigetragen. Der erste davon war da» Platzen der Bombe — allerdings nach der Abreise, was aber wohl gegen die Absicht de« Bombenlegers war. Der Knall erinnerte an den Ausspruch des Mörder» von Lanova«, daß Faure jetzt zunächst daran kommen würde. Wenn nun auch da« Attentat glücklicherweise seinen Zweck verfehlt hat, so ersieht man doch daraus, daß Angiolillo« Drohung nicht völlig inhaltslos war. Sodann begegnete aber ferner einem Begleitschiffe de« Präsidenten, dem „Bruix", da» Mißgeschick, sich al« nicht seetüchtig zu erweisen und nach dem Ausfahrt-Hafen zurückkehren zu müssen. Die Franzosen sind nicht abergläubisch — beileibe nicht! — aber können sie ohne Weitere» bei ihren russischen Freunden eine gleiche Vor- urtheilslosigkeit voraussetzen? Die Ruffen sind Fatalisten und könnten die Havarie de» »Brust" al» böse Vorbedeutung auf fassen! Dar dämpft aber die festliche Stimmung. Nachdem da» Ersatzschiff herbeigeeilt war, ging die Fahrt nach Petersburg glatt von statten. Sie währte fünf Tage und während derselben erfuhr man nur durch ein Telegramm au» Kopenhagen, daß dann und dann da» französische Ge schwader den Sund passirt habe. Natürlich paßt e« nicht für einen Präsidenten der französischen Republik, daß er den kürzeren und sicheren Weg durch den Kaiser Wilhelmkanal nimmt, — der bloße Name dieser modernen Wasserstraße schon ist den Franzosen ein Greuel. Nun passirt aber dem französischen Geschwader da« unglaubliche Mißgeschick, daß e» etwa» früher, al» man erwartet hatte, in Kronstadt eintrifft, daß e» infolge herrschenden Nebel» nicht zeitig genug erkannt wird und daß die offizielle Begrüßung durch Kanonendonner unterbleibt. So wenig dieser Umstand die Beziehungen zwi schen Rußland und Frankreich trüben kann, so ist doch den aus Aeußerlichkeiten erpichten Franzosen ein »Knall'-Effekt verloren gegangen. Faure» Empfang war, wie schon gesagt, so, wie er ihn sich nur wünschen konnte und wie er zweifellos zuvor zwischen den beiden Regierungen programmmäßig festgestellt war. Nun lauschten die Franzosen und mit ihnen alle Welt auf die Tischreden, die der Zar und Faure wechseln würden. Die »Agence HavaS" hat für ihre sofortige Uebermittelung nach Pari» gesorgt und . . . man muß sich bei dem Lesen der Toaste sagen, daß sic gar nicht gut ander« hätten lauten können. Höflichkeit und Dank für die gute Ausnahme in Pari», sowie die Freude, da» dort Genoffene mit gutem Willen entgelten zu können: da» ist der Inhalt de» Zarentrinkspruch», und mehr al« Höflichkeiten hat auch Faure nicht erwidert. Die goldenen Früchte der .Revanche', von der so viele Franzosen immer noch träumen, wachsen in Rußland nicht, und der „theure Verbündete' hat sich s. Z. nicht besonnen, mit Bis marck den bekannten Rückversicherung-Vertrag zu schließen, demzufolge Rußland verpflichtet gewesen wäre, Deutschland beizuspringen, wenn etwa Frankreich im duseligen Vertrauen auf denselben russischen .Verbündeten" politische Dummheiten und Abenteuer unternommen hätte. Darüber muß man sich wenigsten» in den leitenden Kreisen Frankreich» klar sein, wenn man dort Anspruch auf politische Bildung erhebt. Rußland« Politik wird nur durch Rußland» Interesse bedingt und so ist e» auch recht. Daß e» sich dabei noch die Wahrung de» allgemcinen Frieden» angelegen sein läßt, soll ihm zum Lobe angercchnet werden. Bei dieser Tendenz finden aber die Franzosen ihre Rechnung nicht; sie räumen in ihren Blättern heute schon ein, daß nur die Hoffnung, mit de» Zaren Hilfe die Scharte von 1870 auszuwetzen und seine alte Ostgrcnze Herstellen zu können, da» demokratische Frankreich dem autokratischen Rußland genähert und daß Frankreich nur in dieser Hoffnung, unter Verzicht auf tief wurzelnde Prinzipien und Traditionen, seine Dienste dem Petersburger Kabinet vorbehaltlos zur Verfügung gestellt habe. Weniger denn je braucht Deutschland zur Zeit mit der Gefahr eine» russischen Angriff» zu rechnen; denn dem jetzigen Zaren liegt nicht» ferner, al» der Gedanke an eine Revision de« Frankfurter Frieden». Frankreich hat gcsäet, Deutschland geerntet; die französische Diplomatie ist ebenso kopflo» wie ungeschickt, die deutsche ebenso gewandt wie zielbewußt zu Werke gegangen. In Berlin Hal man zwei Eisen im Feuer, und zwar zwei brauchbare Eisen: die Entente mit Rußland und den Dreibund; in Pari» muß man sich mit den Bro samen begnügen, die bei der letzten Petersburger Monarchen- Entrevue von de» Zaren Tisch gefallen sind. Zum Kampfe des Deutschthnms in Böhmen. Mit steigender Besorgniß richteten sich seit geraumer Zeit die Blicke aller Derer, denen der Bestand, die Ehre und die Entwickelung deutschen Volksihum» im Au«lande am Herzen liegt, den Vorgängen in Oesterreich zu. Wenn e» noch eine» Beweise» dafür bedurft hätte, wie energisch die Slavisirung in Oesterreich vorwärt» schreitet, so hat ihn die berüchtigte Sprachcnvcrordnung vom 5. April d. I». mit verblüffender Deutlichkeit geliefert. Aus dem Wege bloßer ministerieller Verordnung wird plötzlich allen Deutschen Böhmen», die sich dem Staatsdienste widmen, der Zwang auferlegt, die tschechische Sprache zu erlernen; die Gerichte in urdeutschcn Gegenden sollen künftig auch in tschechischer Sprache verhandeln; die jetzt amtirenden Deutschen sehen un erwartet ihre weitere Verwendung in Frage gestellt, ihre Lausbahn verrammelt. Den Tschechen, die doch ihre ganze Kultur dem deutschen Nachbarn verdanken, werden offiziell noch viel mehr Thore geöffnet, durch die sie überall über die Sprachgrenze in« geschlossene deutsche Sprachgebiet Vordringen und ihr Ziel verfolgen können: dem Deutschthum mit allen Mitteln die Wurzeln de» Dasein» abzugrabcn. Diese Sprachenverordnung ist nach dem Urtheil aller Kundigen der empfindlichste Schlag, der den Deutschböhmcn zugefügt werden konnte. Am 25. April ward genau dieselbe Verordnung auch für Mähren amtlich veröffentlicht. E« gereicht zu nicht geringem Tröste, daß sofort ein all gemeiner Sturm der Entrüstung über diese Gewaltthat sich unter den Deutschen erhob. Alle politischen Parteiunterschiedc traten gegen den Einen Entschluß zurück, um jeden Prei» diese Sprachenverordnung rückgängig zu machen. Die un zähligen Protesterklärungen von Seiten deutscher Gemeinde vertretungen, die gewaltigen Kundgebungen der Volk»tage von Teplitz, Rcichenberg, Eger und Asch, die einmüthigc Haltung der gejammten deutschen Presse Oesterreich« bezeugen die Ent schlossenheit der Abwehr einer Schädigung, deren Folgen ver- hängnißvoll sein müßten. Bon ganz besonderer Bedeutung ist auch die Petition von 81 deutschen Professoren der ältesten, deutschen Universität zu Prag (jowie der Protest von über 800 Professoren der übrigen deutschen Universitäten), in der sie um baldigste Aushebung jener Verordnung bitten und mit meisterhafter Begründung den Nachweis erbringen, daß die Sprachenverordnung den Bestand mehrerer Fakultäten ge fährden, ja die ganze deutsche Universität und damit sämmt- liche deutsche Gymnasien und sonstige Mittelschulen in Böhmen der Verödung überliefern würde. Ganz im gleichen Sinne sprachen sich mehrere andere österreichische Universitäten und technische Hochschulen au». Angesichts diese« nationalen VertheidigungSkampsc», dessen Ausgang noch ganz ungewiß ist, erscheint e» al» nationale Pflicht, daß wir Deutsche im Deutschen Reiche den so schwer bedrohten StammeSgenossen in angemessener und noch viel kräftigerer Weise al« bisher unsere Theilnahmc kundgeben. Und wem sogar jetzt noch diese Pflicht nicht mit zwingender Macht vor der Seele stünde, der möge doch bedenken, daß e« sich in der Zurückweisung slavischer Uebcrgriffe in Oesterreich ganz unwidcrsprcchlich um eine für da« Deutsche Reich selber höchst wichtige Sache handelt. Nur unverantwortliche Gedankenlosigkeit könnte e» zulassen, daß unsere natürliche Vormauer gegen den von Südosten un« be drohenden slavischcn Ansturm de« Beistände» der Stammes brüder entbehren und die bisher ost genug bewährte BolkS- krast der 2'/^ Millionen Deutschböhmen bi» zur Wehrlosigkeit herabsinken müßte. Tagesgeschichte. — Deutschland. Dem Vernehmen der „Berl. Pol. Nachr.' zufolge befindet sich der Bericht de« preußischen Staatsministerium» über die Verwüstungen, welche da» Hoch - wasser in der Provinz Schlesien angerichtct hat, sowie die Vorschläge zur Abhilfe de« momentanen Nothstande« und zur Verhütung künftiger, ähnlicher Katastrophen in den Hän den ter Kaiser«, und dürsten die Entjchließungen de« Mo narchen in nächster Zeit zu erwarten sein. — Die »Hannov. TageSn." schreiben: Der Verdacht wächst immer mehr, daß da» Eisenbahnunglück am 14. d. M. bei Eschede aus einen verbrecherijchen Eingriff zurück- zusührcn ist. Die angestelllen Ermittelungen haben ergeben, daß die innere Schiene de» rechten Gleise» etwa zwei Zoll nach dem GleiS-Jnncrn zu eingcbogen, und daß die unter die sem Bogen liegende Schwelle nach rückwärts verschoben war; an dem Steg der inneren Schienen, und zwar aus der Außen seite finden sich Merkmale (blanke Stellen), welche darauf jchließcn lassen, daß die Einbiegung mit einem windenartigen Instrument vorgcnommen ist. Daß durch die Entgleisung selbst diese Veränderungen am Bahnkörper hervorgerufcn sind, ist au»geschlossen, da, wie die Radcindrücke auf den Schwellen ergeben, die Entgleisung nach recht« stattgefundcn hat und infolgedessen kein Metalltheil der Maschine oder de» Wagen» die äußere Seite der inneren Schiene berührt haben kann. Schwellenverschiebungen können bei Entgleisungen nur in der Fahrtrichtung, nie aber nach rückwärts vorkommen. Die Einbiegung ter Schiene re. muß in der Zeit der vor der Katastrophe liegenden letzten halben Stunde vorgcnommen sein, da da« Personal de» Güterzuge», welcher die fragliche Stelle genau eine halbe Stunde vorher passirte, nicht da» geringste Auffällige bemerkt hat. Se. Majestät der Kaiser hat etwa 8 Stunden vorher, allerdings in umgekehrter Fahrt richtung und auf dem anderen Gleise, dieselbe Strecke durch-