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Amts- M AWUbllitt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. --7— ...... 43. Jahrgang. - . -T-—- 1LL. Dienstag, den 22. Dezember L8N« In dem Handelsregister für die Stadt Eibenstock ist heute aus dem neueröffneten Aolium -22 die Firma oeoi-xx in Eibenstock und als deren Inhaber Herr Kaufmann Ssorb Ruckolk Rockstrott daselbst eingetragen worden. Eibenstock, am 18. Dezember 1896. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Hörig. Bekanntmachung. Das übliche Absingen von Liedern in und vor den Häusern während der Weih nachts- und Neujahrsfeiertage ist in den letzten Jahren zu offenen Betteleien ausge artet, auch ist dabei hin und wieder Unsua ausgeübt worden. Es wird deshalb hiermit das sogen. Weihnachts-Tinge« nur den Schülern des Kirchenchores gestattet, während allen anderen Personen, auch Kindern, das selbe bei Vermeidung entsprechender Geldstrafen bis zu 6» Mark bez. Haft bis zu 14 Tage« untersagt wird. Die Hausbesitzer und insbesondere die Schank- wirthe werden ersucht, anderen Personen, als den Chorknaben, das Singen in und vor ihren Häusern zu verbieten. Eibenstock, den 19. Dezember 1896. Der Rath der Stadt. Hess«: Bekanntmachung. Die Expeditionen des unterzeichneten Stadtraths werden am Weihnachtshcilig- abend, Donnerstag den 24. Dezember dss. Js. von Mittags ab geschloffen. Das Standesamt ist an diesem Tage von Ist—12 Uhr Vormittags geöffnet. Eibenstock, am 19. Dezember 1896. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnvchtel. In Marokko, das erst vor Kurzem die ihm auferlegten Geldopfer wegen Ermordung des deutschen Geschäftsreisenden Rockstroh gebracht hat, ist schon wieder ein Deutscher, der Bankier Haeßner, er mordet worden. Der Fall hat in Marokko, Gibraltar und Spanien eine große Erregung hervorgerusen. Herr Haeßner, der seit vielen Jahren in Tanger lebte, war nicht nur der reichste deutsche, sondern überhaupt einer der reichsten und angeschcndsten Europäer in ganz Marokko. In seinem gast lichen Hause Hai wohl jeder Deutsche verkehrt, der einmal Tanger besucht hat. Sein Einfluß auf die marokkanischen Behörden war groß; eine Empfehlung Haeßner- an irgend einen Würdenträger in Tetnan, Fes oder Marakesch war ein sicherer Gelcitbrief. Und nun mußte er selbst feiger Mörder hand zum Opfer fallen! Ueber Einzelheiten der Thal ist noch nicht» Genauere» bekannt geworden; doch wird vermuthet, daß es sich nicht um ein Verbrechen de» muselmanischen Fanatismus, sondern um einen Raubmord handelt. Da» Wahrscheinlichere ist jedoch, daß der in Marokko nun einmal unausrottbare Christen- und Europäerhaß wenigsten» mit im Spiele war. Jedenfalls muß darauf gedrungen werden, daß die Strafe schnell und mit unerbittlicher Strenge vollzogen wird. Gras Tattenbach, der jahrelang deutscher Gesandter in Marokko war und vor dem selbst Torre«, der Vertreter de« Sultan» in der Euro päerstadt Tanger, einen heillosen Respekt hatte, weilt leider nicht mehr dort und der neue Gesandte ist erst vor ganz kurzer Zeit dort cingelrosfen. In Tanger befindet sich auch der deulschc Ingenieur Rottenburg, der zwar in Diensten de» Sultan« steht, den Marokkanern aber durch seine unbeugsame Energie, Kenntniß der Landessprache und -Sitten und nicht zum wenigsten durch seine Körperkraft imponirt. Er und der ermordete Haeßner waren die Spitzen der deutschen Kolonie in Tanger. Die Reich-regierung hat von Marokko prompte Justiz, Au»mittelung und Enthauptung der Mörder gefordert und sich Weitere« Vorbehalten. Aber e» besteht die Befürchtung, daß die loyalen Marokkaner e« wie im Falle Rockstroh machen: irgend ein paar arme Teufel werden au« einem marokkanischen Gefängniß herbeigeschleppt, al» Mörder .überführt" und an irgend einem entlegenen Ort beim Morgengrauen in Gegen wart eine« deutschen Konsularbeamten enthauptet. Die zu meist beabsichtigte abschreckende Wirkung auf die sanatisirten Muselmanen wird dabei gänzlich verfehlt, weil diese» Exeku- tivverfahren so gut wie ganz im Geheimen vor sich geht, nur um der .Gerechtigkeit" Genüge zu leisten. E« läßt sich mit Bestimmtheit erwarten, daß sich der deutsche Vertreter nicht zum zweiten Mal durch eine derartige Tragikomödie täuschen lassen wird, wie es — wenn man einer der „Nat.-Ztg." zugegangenev Mittheilung glauben darf — nach dem Rockstroh Falle geschah. Jedermann weiß, heißt e» in jener Zuschrift, daß Marokko nur cxistirt dank der Eifersucht der europäischen Mächte, hauptsächlich Frankreichs, England» und Spanien», zu denen dann noch Deutschland und Italien treten. Aber könnten die sich nicht auch einmal gemeinsam gegen Marokko wenden? Wir lesen jahrau» jahr ein, daß europäische Schiffe von den marokkanischen Rifspiraten angefallcn, auSgeplündcrt und verbrannt, daß Kapitän und Mannschaft ermordet oder al« Sklaven in« Innere geschleppt werden; avir lesen einmal, daß der Briefbote de« französischen Konsul« hier, ein ander Mal, daß der Sourier de» englischen Konsul» dort angefallen, beraubt oder todtgeschlagen wurde; wir wissen, daß jeder Europäer, gleichviel ob Katholik, Pro testant oder Jude, in Marokko täglich in Leben»gcsahr schwebt — warum machen wir den Zuständen kein Ende? ,Wa« würde England in einem Fall wie dem Haeßner- ichen thun? E» würde 1) den marokkanischen-osfiziellen Stadt- iheil und da« Fort von Tanger in Brand schießen, dann Truppen landen, um die Europäer gegen Feuer und gegen Ausschreitungen der Eingeborenen zu schützen; Motto: „Hier bin ich, hier bleibe ich!" 2) für die Ermordung Haeßner« eine Entschädigung v -n einer Million Pesetas zu Gunsten der Wittwen und der Kinder Haeßner« verlangen. Diese Million kann Marokko nicht zahlen. Dann — ja dann ist der Augenblick de» Zugreisenr gekommen. Dann sagt man einfach: „Da» Ihut mir sehr leid, ich werde aber inzwischen, bis du deine Million bezahlt hast, mir erlauben, die und die Insel oder jenen Ort an deiner Westküste zu besetzen. „Hier bin ich, hier bleibe ich!" — Hoffen wir, daß der Tag ge kommen ist, an dem der nur noch auf einem thönernen Fuß stehende Koloß Marokko einstürzt oder zertrümmert wird." So lautet der Schluß jene« Artikel», der von einem bekannten deutschen Forschungs-Reisenden stammt, der mit marokkanischen Verhältnissen vertraut ist. Wenn auch „die Preußen nicht so scharf schießen", wie hier gefordert wird, so kann man doch gewiß sein, daß die ReichSregierung ihre Reklamationen energisch betreiben und durchsetzen wird. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie der Reichstag und die Bun desregierung über die Margarine denken, wird demnächst von Neuem festgestellt werden, da sowohl feiten« der Konser vativen und Antisemiten al« auch seilen« de« Zentrum« gleichlautende Initiativanträge zu diesem Thema eingebracht worden sind. Der von der Reich-regierung etwa vor Jahres frist dem Reichstage vorgelegte Gesetzentwurf, betreffend den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren Ersatzmittel halte, wie in Erinnerung gebracht sei, in seinen Hauptbestimm ungen auch in den Kreisen der landwirthschastlichen Inter essenten beifällige Aufnahme gefunden. Dem Entwurf wurde nachgerühmt, daß er in mancher Richtung, z. B. bezüglich der Straffestsetzungen über die früher von der „Wirthschaftlichen Vereinigung" auSgcarbeiteten Anträge noch hinauSging, an dererseits hatte er jedoch zwei bedenkliche Lücken, nämlich daß darin kein Verbot de» Färben« der Margarine, um letztere der Naturbutter dem Aussehen nach möglichst nahe zu bringen, ausgesprochen war, und dann, daß der Verkauf von Margarine und Butter dem Kleinhändler au« demselben Geschäftsraum gestattet sein sollte, wa« betrügerische Manipulationen den Verkäufern sehr erleichtern müßte. Der Reichstag halte diese beiden Bestimmungen in den Entwurf eingefügt, der Bundc«- rath aber denselben seine Zustimmung versagt. Die im vorigen Sommer an dem Widerstande der Bundesregierungen geschei terten Vorschläge sind nunmehr in abgeänderter Gestalt in den Reich-tag zurückgekehrt. — Hamburg. Wa« den Hafenarbeiter-Streik anlangt, so ist eine augenfällige Veränderung der Sachlage bisher noch nicht zu verzeichnen, wenn auch an dem schließ lichen Siege der Arbeitgeber gar nicht zu zweifeln ist. Jeden falls schwinden die schweren Betriebs- und Verkehrsstockungen immer mehr. E« sind überall genügend Ersatzleute vorhanden, und der Betrieb geht, wenn auch noch etwa» langsam, so doch stetig Weiler. Unsere« Erachten« beharren die Arbeit geber mit vollem Rechte auf ihrem Standpunkt, sich auf keiner lei Verhandlungen einzulassen, ehe der Ausstand selten» de» Streikkomitee« al» beendet erklärt wird. Wenn diese Be dingung erfüllt ist, wird der Arbeitgeberverband e« gewiß für seine Pflicht erachten, sich auf Unterhandlungen in Betreff der Verbesserung der Lage der Arbeiter cinzulassen. „So wie die Dinge heute liegen" — bemerkt zutreffend die „Schiff fahrt«- und Scehandelr-Korresponden," —, wäre e« Thor- heit, den Arbeitgebern zuzumuthen, sich einem Schiedsgerichte zu unterwerfen. Für die Arbeiter ist die Sache unrettbar verloren, und in einem Kampfe, wie e« der Streik nun ein mal ist, wird man dem Sieger nicht zumuthen können, sich hinterher die Frieden»bevingungcn durch rin Schied-gericht vorschreiben zu lassen. Wenn c« den Arbeiterführern um da« Wohl und Wehe der Arbeiter zu thun wäre, so würden sie diesen jetzt rathen, die Arbeit wieder auszunehmen, denn da muß auch diesen Herren jetzt klar sein, daß für ihre Partei nicht« mehr zu gewinnen ist. — Hamburg, 19. Dczbr. Der Verband der Ar beitgeber theilte heute den Kommissaren des Senat« mit, er müsse darauf bestehen, daß der Ausstand der Hafenarbeiter und der verwandten Gewerbe bedingungslos für beendet er klärt wird. Nachdem diese« geschehen, sei der Verband bereit, sich an einer Enquete unter Mitwirkung einiger Senat«mit- glieder zur Beseitigung etwaiger Mißstände zu betheiligen. Zu der heute Nachmittag stattfindenden Versammlung der Aus ständigen werden Berichterstatter nicht zugelassen. Gegen Mittag wurden sämmtliche Posten der Ausständigen eingezogen, damit alle Ausständigen an der mittel« Stimmzettel vorzu nehmenden Abstimmung über eine eventuelle Beendigung de« Au-stande« theilnehmen können. In 5 Versammlungen der Au-ständigen stimmten 7265 für, 3671 gegen die Fortsetz ung de« Ausstande«. — Tann a. d. Rhön, 18. Dezbr. Wie schon mitge- theilt, soll dem bayerischen General Frhr. von und zu der Tann-Rathjamhausen in den grünen Bergen der Rhön, wo er so gerne weilte, in dem Städtchen Tann, der Wiege seine« Geschlechte«, ein Denkmal errichtet werden, a!« ein Sym bol der Verbindung von Nord und Süd zu einem einigen Deutschland. Ein Komitee wendet sich an alle Mitkämpfer und Verehrer de« verewigten General« mit der Bitte, diesem von dem Wohlwollen de« Deutschen Kaisers und de» Prinz- Regenten von Bayern getragenen patriotischen Unternehmen Interesse zuzuwenden und c« durch Leistung von Beiträgen zu fördern. Geldsendungen wolle man an den Schatzmeister, Herrn Ed. Simon in Tann a. d. Rhön adressiren. — Oesterreich-Ungarn. Auf eine Anfrage de« Abg. Treuinfel« bezüglich der in der letzten Zeit in der öster reichisch ungarischen Armee häufiger vorgekommenen Duelle erwiderte im Wiener Abgeordnetenhause der LandcS-Vertheidig- ungS Minister: Es ist die« ein schweres Thema und ich kann mich diesbezüglich nicht ander« äußern, al» ich die» vor un gefähr Jahresfrist gcthan: Da» Duell ist ein Unfug, ein Rest von Barbarismus. Ich muß aber die Armee gegen die Anklage in Schutz nehmen, al» ob sie schuld daran wäre. Laß da» Duell in bürgerlichen Kreisen seit einiger Zeit stärker um sich greift. Uebrigen« wird mit allen Mitteln seilen« der Regierung versucht, dem Duellunfug ein Ende zu bereiten; ob die« gelingen wird, kann erst die Zukunft zeigen. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Vergangene Woche wurde im hiesigen StaatSsorstreviere, Abtheilung öl, der 56 Jahre alte Bürstcn- sabriktischler Wilh. Ludwig Vogel erhängt aufgefunden. V., welcher Familienvater ist, soll schon längere Zeit Tiefsinn gezeigt haben. — Bei dem zum Besten armer Kinder vom hiesigen Krcuzbrudcrvcreine veranstalteten Vergnügen wurden 100 Mark erzielt. — In der letzten Gemeinderalhrfitzung wurden die Herren Kaufmann G. Leistner und Fr. Oschatz zu Gemeindeältesten gewählt. — Schönheide. Der seiner Zeit im Schönheider Wochenblatte gemeldete Einbruch bei einem Gut-besitzer Hal sich insofern aufgeklärt, al« die vermeintlichen Diebe harm lose HeiralhSkanditaten gewesen sind. — HundShübcl. Ein reiche« Wcihnach«geschenk er hielt vor einigen Tagen die hiesige Kirche von den Herren Gustav und Bruno Brctschneldcr in Wolf-grün, al« den Besitzern de« hierher gepfarrtcn exemten Hammergule« Neid- hardtSlhal — auch war Hund«hübel der Geburtsort ihre« verstorbenen Herrn Vater« — und von Herrn Rentier Os wald Löscher in Dre«den-Blasewitz, gebürtig von hier, welche in hochherziger Weise 2 überau« prachtvolle Kronleuchter in Schmiedeeisen und Gold, jeden zu 30 Flammen, gestiftet haben. Au« Anlaß dessen schaffte der Kirchenvorstand noch