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Amts- M AiWiMM für den »»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinlp. Zeile 10 Pf. Schrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement Viertels. I M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. L8S« Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' — 43. Jahrgang. —- Donncrstag, dcn 1!). November Bekanntmachung. Mit Ende dieses Jahres scheiden aus dem Stadtvcrordnctcn-Collcgium aus die ' Kaufmann Gustav Diersch, Nähmaschinenhändler Ludwig Gläh, Buchdruckereibesitzcr Einil Hannebohn, Baumeister Oswald Kietz, Kaufmann Alban Männel, Schlosser und Mechaniker Eduard Porst, Zeichner Max Scheffler, Da von den im Amte verbleibenden 14 Stadtverordneten 7 ansässig und 7 un ansässig sind, nach dem Ortsstatut für die Stadt Eibenstock dem Stadtverordnctcn- Collegium aber mindestens 11 ansässige und 6 unansässiae Bürger anzugchörcn haben, so müssen von den zu wählenden Stadtverordneten mindestens 4 ansässig sein. Als Wahltag ist Montag, der 14. Dezember 1886 bestimmt. Die stimmberechtigten Bürger hiesiger Stadt, welchen Stimmzettel einige Tage vor der Wahl zugehen iverden, werden daher hiermit aufgcfordert, an diesem Tage von Vormittags 9 Uhr ab bis Nachmittags 1 Uhr ihre Stimmzettel, auf denen nach Vorstehendem die Namen von sieben ivählbaren Bürgern, von denen mindestens 4 ansässig sein müssen, zu verzeichnen sind, im Rathhaussaale vor dem versammelten Wahlausschüsse persönlich abzugeben. Tic ausgestellte Wahlliste liegt vom 19. November, diesen Tag einge rechnet, bis mit 3. Dezember 1896 zur Einsicht an Rathsstcllc ans, und es steht jedem Bethciligten frei, bis zum »nde des siebenten Tages nach Bekannt machung und Beginn der Auslegung gegen die Wahlliste bei dem unterzeich neten Stadtrathe schriftlich oder mündlich Einspruch zu erheben. Eibenstock, am 17. November 1896. Der Rath der Stadt. Hesse. Graupner. Bekaun 1 machun g. Am 15. November dss. Js. ist der 4. Termin der diesjährige» städt ischen Anlagen fällig gewesen. Zn dessen Entrichtung ist eine 3 wöchige Jrist nachgelassen. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gegeben, dah nach Ablauf dieser Frist ohne vorhergegangene persönliche Erinnerung das Zmangsvoll- strecknngsvcrfahren cingcleitet iverden ivird. Eibenstock, am 16. November 1896. Dcr Rath der Stadt. Hesse. Bcger. Deutschland und der „Zweivund". In der allgemeinen Erörterung über die .Enthüllungen" dcr „Hamb. Nachr." sind die einstigen und jetzigen Bezieh ungen zwischen Deutschland und Rußland unter allen mög lichen Gesichtspunkten behandelt und begutachtet worden. Aus deutscher Seite ist dabei überwiegend volle Zustimmung zu einer Politik hervorgetreten, welche ein gutes Verhältniß Deutschlands mit Rußland al« bedeutsame Bürgschaft de» Weltfrieden» anerkennt und danach Stellung nimmt. In der Thal hat unsere Reichspoiitik, immer auf die Erhaltung de« allgemeinen Frieden» bedacht, während dcr letzten Jahre wieder eine nähere Fühlung mit Rußland angestrebt und allem An schein nach auch gewonnen. Dafür sprechen mancherlei Bor gänge und Erscheinungen, nicht zuletzt dcr vollständige äußere Wiederanschluß England» an die Oricntpolitik dcr anderen Mächte und die Haltung der russischen Presse, welche, wie die keine» anderen Staates die Anschauungen der leitenden Kreise, unter deren Kontrole sie steht, zutreffend widerspiegelt. Es sei nur an da» Auftreten der „Nowoje Wremja" gegen Eng land bezüglich de» nichtenglischen Afrika erinnert, sowie an die unter der Aufschrift „Lax vollm'- an Frankreich gerichtete Mahnung der „St. Petersburger Ztg.", den Revanchegcdanken aufzugeben und sich mit Deutschland au»;usöhnen. An diese Erscheinungen anknllpfend, die wir mit Gcnug- thuunz begrüßen, erörtert die „Nat.-Ztg." da» Verhältniß Deutschland» zum Zweibunde. Wa» sie über die eine wie die andere Seite de» Kapitels ausführt, trifft durchaus da« Rechte. Ein aufrichtiges FreundschaftSverhältniß zwischen Deutschland und Rußland ist in der Thal unter den gegebenen Verhältnissen in Europa ein vollkommen natürliche» Produkt. „Man kann wohl sagen, daß der gegenwärtige europäische RechtSzustand auch nicht eine Frage aufweist, in welcher die deutschen und die russischen Interessen sich mit innerer Noth- wendigkeit feindlich begegnen müßten. Deutschland, dcr mäch tige Nachbar des mächtigen Rußland, gehört zu dcn .gesättigten" Staatswesen und wünscht, sich seinem inneren Ausbau unge stört hingeben zu können; Rußland winken in Zentralasien und im asiatischen Osten so gewaltige und so lohnende Auf gaben, daß ihnen gegenüber eine Frage wie die, ob zwei wieder mit ihrem Mutterlande vereinigte deutsche LandeStheile bei demselben bleiben oder von 'Neuem einer fremden Macht gewonnen werden sollen, sich für Rußland wie eine Kinderei auSnimmt. Anderseits hat Deutschland an dem großartigen wirthschastlichen Aufschwung, welchen da- so lange Zeil ver ödet und verwüstet daliegendc Innerasien unter der russischen Verwaltung genommen hat und noch immer nimmt, z. B. an der Verwandlung eine« großen TheilS dcr durch Bewässerung fruchtbar gemachten und noch zu machenden dortigen Gebiete in ein Baumwolle auSführcntcS Kulturland, ein wesentliche« Interesse." Sobald auf der Gegenseite nur einige« Entgegen kommen vorhanden war, mußte deshalb aller Berechnung nach die Wiedcranknüpfung alter Beziehungen zwischen den beiden Staaten gelingen. Ander» steht c» um unser Verhältniß zu Frankreich. E» ist wohlgemeint und immerhin danken»werth, wenn einige einflußreiche russische Blätter den Freund im „Zwcibunde" für den Klang der Frieden»schalmei empfänglich machen wollen, und e« ist begreiflich, daß ein russische« Organ im Vollgefühl von dcr zur Zeit mächtigen Stellung ihre« über Frankreich» Machtmittel gebietenden Zaren verkündet, Nicolau» II. allein könne Deutschland und Frankreich versöhnen. Aber die fried lichen Lockrufe werden schwerlich Gehör finden und auch der Zar würde die ihm zugedachte Mission nicht erfüllen können, bevor sich in Frankreich nicht eine wahre Revolution der all ¬ gemeinen Stimmungen vollzogen hätte. „Frankreichs gegen wärtige Hingabe an Rußland", so führt da« Berliner Blatt aus, „beruht durchaus aus dem Gedanken der Revanche an Deutschland. Würde cS aus Wunsch und Geheiß des Zaren ehrlich diesen Gedanken opfern, so würde sein ganze» Verhält niß zu Rußland allerdings etwas vollständig Anderes werden, al« e« gegenwärtig ist. Einer von den Gesichtspunkten der Kullurentwickclung, der Humanität und internationaler Ge rechtigkeit geleiteten Politik würden sich die großartigsten Aus sichten öffnen. Wie aber die Dinge wirklich liegen, erscheint ein solches ehrliche» Eingehen Frankreich« auf die Versöhnungs idee so gut wie ausgeschlossen. Deutschland muß also die Bahnen, welche die ungezogene russische Zeitung vor ihm auslhut, doch erst sehr sorgfältig prüfen, ehe e» einen Fuß auf deren Schwelle setzt. In erster Reihe ist sür Deutschland jede Vermittelung ausgeschlossen, welche auch nur die ent fernteste Möglichkeit einer Aufhebung der territorialen Be stimmungen de« Frankfurter Frieden» in Rechnung zöge. Die hier in Frage kommenden überrhcinischen Gebiete sind ehedem von Frankreich nicht erobert, sondern geraubt worden: mit dem Mutterlande vereinigt worden sind sie durch Ströme deutschen Blute«, welches in ausgenöthigtem Kriege geflossen ist. Sie sind heiliger Boden für uns Deutsche und ihre Zugehörigkeit zum Deutschen Reiche ist jeder Diskussion ent rückt. Aber auch eine Versöhnung Frankreich» durch Zugeständ nisse anderer Art ist von deutscher Seite nur dann in Er wägung zu nehmen, wenn solche nicht etwa den Eharakter der Sühne eines angeblich Frankreich zugcfügten Unrecht« haben, sondern sich als im beiderseitigen Interesse liegende Abmachungen geben, welchen gleichwerihige Zugeständnisse von der anderen Seite zur Ergänzung dienen. Deutschland hegt keinen Groll gegen Frankreich, wünscht keinen O.uadratzoll französischen Gebiet« und betrachtet eine kräftige und glückliche Entwickelung Frankreich« als im allgemeinen Interesse wünschenS - werth; aber c» wird mit Frankreich nur auf gleichem Fuße sich verständigen und in Erinnerung an die Vergangenheit nimmermehr den Glauben unterstützen, al« ob französische« Gebiet heiliger wäre al« dasjenige anderer Nationen, nament lich der deutschen. Frankreich Hal wiederholt aller, seinen Nach barn da« Gesetz de« Kriege» unbedenklich auserlegt; diese würden sich durch Verzicht auf dasselbe Recht sür Staaten untergeordneten Range« erklären. . . Nun läßt sich ja nicht in Abrede stellen: die Weltentwickelung kann bei der Thatsache, daß die durch die englische Politik in der Oricntfragc drohende Gefahr beschworen ist und die deutsch-russischen Beziehungen eine erfreuliche Besserung erfahren haben, nicht stehen bleiben. Sie kann e» um so weniger, al« die russisch-französische Politik an verschiedenen Punkten de« Erdball« eine aktive ist oder zu werden wünscht. Hierbei wird Rußland von seinen Freunden eine Förderung erwarten, und für Deutschland würde hierau« die Pflicht erwachsen, jeden Schritt, den c« aus diesem Wege thut, auf dessen Verträglichkeit mit dcn deutschen Interessen, denen de« Dreibünde« und de» Weltfrieden« zu prüfen. E« müßte die« um jo mehr thun, da c« nicht, wie Frankreich, mit einem der russischen Politik fremden Hintergedanken sich Rußland zuzugesellen, sondern seinen legitimen Vorthcil dabei in sichere Rechnung zu bringen hätte. Die von der .St. PeterSb. Ztg." in Aussicht gestellte Wandlung der Wcltpolitik würde daher eine sorgfältige Vorbereitung unter Hintanhalt ung aller sanguinischen Auffassungen und Illusionen erfordern, und wir glauben, daß da« Blatt den Ereignissen ziemlich weit vorausgeeilt ist." (Dr. Iourn.) Tagesgeschichte. — Deutschland. Am Montag stand auf der Tages ordnung de« Reichstages die folgende von der Centrum«- partei (Gras v. Hompesch u. Gen.) Angebrachte Inter pellation: Ist dcr Herr Reichskanzler in der Lage, Auskunft da rüber zu geben, 1) ob bis zum Jahre 1890 ein geheimer Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Rußland be standen hat; 2) im Falle ein solcher Vertrag bestand, welche Vorgänge dazu Mührt haben, ihn nicht zu erneuern; 3) welchen Einfluß die jüngsten Veröffentlichungen über diese Angelegenheit auf die Stellung Deutschland» im Dreibunde und sein Verhältniß zu den übrigen europäischen Mächten geübt haben? Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe erklärt sich zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit, und e» nimmt zur Begründung derselben da« Wort dcr Abg. Gras ».Hompesch (Eentr.): Die Interpellation hat ihre Veranlassung in einem Vorgänge, der in weiten Kreisen de» deutschen Volke« lebhafte Bewegung und wohl begründete Beunruhigung hcrvorgcbracht hat. Die „Ham burger Nachrichten" haben Enthüllungen gebracht, welche sehr große» und berechtigte« Aufsehen erregten. Au« diesen Ent hüllungen war zu entnehmen, daß in den Jahren 1884—1890 neben dein Dreibunde ein Separatabkommen mit Rußland bestand, wa» der Vermuthung Raum gab, als ob innerhalb diese« Zeitraumes die Politik der ReichSrcgierung eine Halt ung bewahrt hätte, welche die Gefahr in sich barg, daß wir denjenigen Mächten, mit denen wir uns zu einer besonderen Freundschaft verbündet hatten, die Treue nicht erfüllten, und die geeignet gewesen wäre, die Friedensgarantien, die der Dreibund gewährt, zu erschüttern und in Frage zu stellen. (Unruhe recht«. Sehr richtig! link« und im Centrum.) Au« diesen Erwägungen hat da» deutsche Volk wohl da« Recht, Aufklärung darüber zu verlangen, ob diese Enthüllungen auf Wahrheit beruhen, und ob neben dem Vertrage mit den Drei- bundSmächten noch ein Separatabkommen mit Rußland be stand. Der „Reich-anzeiger" hat zwar in seinem amtlichen Theilc eine Erklärung gebracht, wonach die Reichsregierung sich nicht für befugt hält, die Thatsachcn zu veröffentlichen, indeß will ich annehmen, daß diese Weigerung sich bloß auf den Wortlaut de« Abkommens bezog, nicht aber auf seine Tendenz. Ich glaube, e» muß außerdem angegeben werden, au» welchem Grunde jene» Separatabkommen im Jahre 1890 nicht erneuert wurde, namentlich, ob unsere Beziehungen im Jahre 1890 andere und derartige geworden waren, daß dem damaligen Leiter der deutschen auswärtigen Politik die Ver längerung de« Separatabkommen«, welches im Jahre 1884 »er Reichskanzler sür nöthig erachtet hätte, nicht mehr al« im deutschen Interesse liegend erschien. Bei dem geringen Maß von Kenntniß, die dcr Reichstag überhaupt von dem Gang unserer au»wärtigen Politik hat — e« werden un« darüber nur selten Mitthcilungen gemacht — liegt c« doch im großen Interesse de« deutschen Volke», zu erfahren, welchen Einfluß die Hamburger Enthüllungen auf unsere Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, besonder« zu den befreundeten Mächten de« Dreibünde« gewonnen haben. E« würde zu großer Be friedigung gereichen, wenn un« die Versicherung zu Theil werden könnte, daß die jetzigen Leiter der deutschen Politik unentwegt an dem Vertrage mit diesen Mächten festzuhalten gedenken und daß die Hamburger Enthüllungen da« Vertrauen dcr Dreibundrmächte zu un« in keiner Weise alterirt haben. (Beifall.)