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Amts- M AWiMl für den Bezirk des Amtsgerichts Cibenßock und dessen Umgebung. 18S« LAL Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertclj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' > > 43. Jahrgang. - > ' Sonnabend, den 14. November Tagesgeschichte. — Deutschland. Eine Karlsruher Meldung der .Köln. Ztg." hatte bereit» scstgestellt, daß die Preßtrcibc- reien der halbamtlichen .Karlsruher Ztg." gegen den Fürsten Bismarck nicht aus die badische Regierung zurück- zuführcn seien. Jetzt sieht sich endlich auch die .Karlsruher Ztg." selbst genöthigt zu erklären, daß der betreffende Artikel weder mit einem amtlichen noch einem halbamtlichen Charakter erfolgte, sondern der Initiative der Redaktion entsprungen sei. — Au» Karlsruhe wird dazu noch mitzethcilt, daß diese Er klärung der .Karlsr. Ztg." auf Veranlassung de« Minister» ». Brauer erfolgte, der am Montag erst au» seinem Urlaub zurückgekchrt ist. Das rasche Eingreifen de» Hrn. v. Brauer, de« früheren Gesandten in Berlin, findet in der badischen Hauptstadt allgemeine Anerkennung. Wie weiter verlautet, hat der Chefredakteur der .Karlsr. Ztg." Herr Julius Katz aus dem Ministerium eine scharfe Rüge erhalten nebst der gemessenen und sofort auch befolgten Weisung, »sich zu de- menliren." — Die Zcntrumsfraktion de« Reichstag» hat unter dem Rainen ihres Vorsitzenden Grasen Hompesch folgende Interpellation eingebracht: »Ist der Herr Reichskanzler in der Lage, Auskunft darüber'zu geben: I) Ob bi« zum Jahre 1890 ein geheimer Vertrag zwischen vcm Deutschen Reich und Rußland bestanden hat? 2) Im Falle ein solcher Vertrag bestand, welche Vorgänge Lazu gefühlt haben, den selben nicht zu erneuern? und 3) Welchen Einfluß die jüng sten Veröffentlichungen über diese Angelegenheit auf die Stellung Deutschlands im Dreibund und sein Verhältniß zu den übrigen europäischen Mächten geübt haben?" — Die Geschäfte, die mit Detailrcffenden arbeiten, sind in großer Verlegenheit. Am l. Januar tritt das gesetzliche Verbot de« Detailreisens in Kraft. Die im Gesetz vorbehaltcnc Verordnung des BundcSrath» mit Ausnahme bestimmungen ist noch immer nicht erlassen. Mitte dieses Monat» aber muß den Detailrcisenden, die keine Verwendung mehr finden können, mit der vorgcschricbenen sechswöchigen Frist gekündigt werden. Derart sind Tausende von Personen in Unsicherheit darüber, was zum l. Januar ihnen bevorsteht. — Heidelberg, 10. Rovbr. Wie im Karlsruher nationalliberalen Verein Herr Fieser, so ist in dem national liberalen Verein zu Heidelherg vor sehr zahlreicher Zuhörerschaft der Reichstag«- und Landtagsabgeordnelc Weber, ein Sohn de» verstorbenen Historikers, den gegen den Fürsten Bismarck erhobenen Anklagen und Vor würfen auf da» Entschiedenste entgegengetretcn. Die wüste Agitation gegen den Fürsten, so äußerte sich der Redner unter lautem Beifall der Versammelten, sei einfach schimpflich, leider habe sich auch die .Karlsruher Zeitung" eine» solchen Ge bühren« schuldig gemacht. Man hätte auf alle Fälle abwartcn sollen, bis sich ergebe, au» welchem Grunde die Veröffent lichung in dem Hamburger Blatte erfolgt sei. Ja man hätte in Erinnerung an die Vergangenheit sagen sollen, wenn Bis marck das thut, so hat er gewiß einen guten Grund dazu. Professor Engenolsf regte eine Kundgebung an den Fürsten Bismarck an; die Versammlung brachte darauf dem Altreichs kanzler ein dreifache» Hoch dar und ließ durch Herrn Weber ein Huldigungsielegramm nach FriedrichSruh senden. Noch an demselben Abend sprach Fürst Bismarck auf telegraphischem Wege seinen Dank dafür aus. — Rußland als Vermittler. Die.PeterburgSkaja Wjcdomosti" wenden sich, wie die .B. B. Z." sich telegra- phiren läßt, in einem .Pax Vobis" überschriebenen Artikel gegen den zwischen Deutschland und Frankreich herrschenden Antagonismus und ermahnen Frankreich, zu vergessen. Es heißt darin wörtlich: .Haben wir Russen da» Jahr I8l2 und Sewastopol nicht vergessen; oder hat Oesterreich etwa nicht 1866 vergessen? Und hat denn Deutschland in der Ver gangenheit nicht auch Niederlagen erlitten?" De« Weiteren bemerkt da» Blatt, auf Rußland al» auf den Fricdensver- mittlcr weisend: .Wir sind überzeugt, daß, wenn man sich in der Frage einer Aussöhnung zwischen diesen beiden Völkern an den Kaiser von Rußland um Hülse wendete, nachdem man sich von der Legende losgcsagt hat, daß Franzosen und Deutsche nur Haß gegen einander hegen können, diese Vermittelung gern geleistet werden würde. Mögen es die Völker Europa» wissen, daß nur der Kaiser von Rußland allein den beiden Völkern sagen kann: .Friede!" — In eindringlicher Weise plaidirt die .Nowoje Wremja" dafür, des alten Hader« und der Reste der zwischen den beiden Combinationen .Dreibund" und .franko-russische Union" noch bestehenden Gegensätzlichkeit im Interesse de« Gemeinwohles zu vergessen und in engem Zusammenschluß der ausschlaggebenden continentalen Groß mächte Europa» die eigensüchtige Politik de» .gemeinsamen Feindes", England« zu lähmen, da dieses daraus auSgehe, einen Weltbrand zu entfachen, um im Trüben seinen reviathan- Anthcil an der orientalischen Beute zu erfischen. .Europa, in zwei Lager getheilt, arbeitet gehorsam den Engländern zur Erreichung ihrer Ziele in die Hände. Ihre Berechnungen fußen aus der Grundlage dieser Getrenntheit, und nur aus ihr beruht die Stärke der Engländer bei ihrem raubsüchtizen Vorgehen. Niemand zweifelt jetzt mehr daran, daß die arme nische Frage nur dank der langjährigen beharrlichen Wühl arbeit der Engländer aufgctaucht ist. Die Ströme de» in Kleinasien vergossenen armenischen Blute« sollten nur die Blicke Europa» von Eghptcn aus die Türkei ablenken, und im gegenwärtigen Augenblick thun die Engländer Alle», was nur irgend in ihrer Macht steht, um einen offenen Zu sammenstoß zwischen der mohamedanischen und der christlichen Welt hervorzurufen und die von ihnen in Scene gesetzte Tragödie bi» zum letzten Acte durchzusühren Eben der Weltkrieg, den man ein Vicrteljahrhundcrt hindurch ge fürchtet hat, und dessen Vermeidung Europa um den Preis so schwerer Opfer erkauft hat, soll nun an derjenigen Erden stelle entbrennen, die England im Interesse seiner Berech nungen ausgewählt hat! Es ist, al« hätte da» continentalc Europa alle Bedeutung verloren, und al« ob England allein Alle» dirigirte, den Orient und die europäischen Mächte, indem c« diese auf den Weg gefährlicher Abenteuer stößt. Ange sichts der gemeinsamen Gefahr ist es für die Sontinental- mächte eine Nothwendigkeit, sich zusammenzuschließen und den für alle gleichmäßig schädlichen Wolfshunger England« cnt- gegenzutretcn. Wir glauben, daß die« sehr wohl möglich ist. Die Minute ist dafür gekommen, daß Frankreich, Deutschland, Oesterreich und Rußland die .Politik de» Gesühls", die in Wirklichkeit nur eine Politik der Unthätigkeit und de« Sich- drehen« aus ein und demselben Flecke ist, beiseite setzen und aufgeben; sie können und müssen sich vereinigen zu gemein samer Ordnung und Regelung der Orientangelegenheiten." -orale und sächsische Nachrichten. — Schönheiderhammer. Auf dem Grundstück des Hendelschcn Gasthofes stolzirt jetzt ein interessanter Gast herum, nämlich ein Storch. Derselbe hatte sich jedenfalls verflogen und hungcrmatt aus einem Nebengebäude niedergelassen, konnte daher leicht herabgeholt werden. Seit dieser Zeit führt der selbe da« Regiment auf dem Geflügelhofe, hält auch Hunde in respektvoller Entfernung. Gan; besonder« scheint ihm der Kuhstall, sein Nachtquartier, zuzusagen. Er ist auch kein Kost verächter, denn Küchenabsälle, Eingeweide von geschlachteten Thiercn wandern in seinen Magen. Herr Hendel beabsichtigt, denselben bei der nächsten GeflügclauSstellung al« Schaustück zu benutzen, der erste Preis wird ihm jedenfalls sicher sein. — Dresden, 10. Novbr. Da» Königl. Ministerium de» Innern hat sich im wesentlichen gegen die Aushebung der Jahrmärkte im allgemeinen in Sachsen, wie auch im speziellen gegen Aushebung des Dresdner Johannis markte« ausgesprochen. Um Wegfall de» letzteren vom Jahre 1898 ab hatte der Stadtrath beim Ministerium pelitionirt. Hierauf veranstaltete die Königl. Behörde Ermittelungen durch die sächsischen Gewerbekammcrn und diese stimmten alle für Beibehaltung der Märkte. Al» Grund hierfür gaben sic an, daß eine große Anzahl der Gewerbtreibcnden, in einzelnen Orten und Gegenden ganze Gewerb«zweige, im Mangel an genügender Kundschaft am Orte oder in dessen näherer Um gebung auf den Absatz ihrer Maaren im Jahrmarktsverkehrc angewiesen seien und auch schon durch Wegfall de« Dresdner JchanniSmarkte« eine kaum oder wenigsten» schwer zu ertragende Einbuße erleiden würden. Wenn deshalb der Wegfall diese» Markte» auch für Dresdner Gewerbtreibendc Vortheile in Aussicht stelle, so würden sich diese Vortheile nur durch Schädigung einer großen Anzahl kleiner Gewcrbtrcibenvcr erkaufen lassen, die unter der gegenwärtigen gedrückten Ge schäftslage nicht weniger leiden, al« die Handels- und Ge werbetreibenden in Dresden. So lange die einschlagenden Verhältnisse sich nicht wesentlich geändert haben, glaubt da» Ministerium Bedenken zu tragen, dem stadtraihlichen Anträge staltzugeben. — Zwickau, 11. Novbr. Zweite Strafkammer. Zur Verhandlung gelangte in heutiger Sitzung zunächst die Straf sache gegen den am 14. Januar 1865 zu Cappel-Tozgenburg in der Schweiz geborenen, in Schneeberg aufhältlich ge wesenen Sticker und Monteur Johann Heinrich Schweizer wegen Wechselsälschung und Betrug». Au» der Beweisauf nahme war zu entnehmen, daß er im September d. I. drei Wechsel über 685, 600 und 560 Mark gefälscht und versucht hat, zwei davon in einem hiesigen Bankgeschäft zu diskontiren, den dritten aber hat er einem Geschäftsmann in Kirchberg in Zahlung gegeben. Die von ihm in» Werk gesetzten betrüger ischen Manipulationen wurden aber von dem hiesigen Bank geschäftsinhaber rechtzeitig bemerkt und er an der weiteren Ausführung seiner Pläne verhindert. Angeklagter räumte da« ihm Beigemessene ein. Wegen gewinnsüchtiger Privaturkunden- säljchung und versuchten Betrug» vcrurtheilte ihn die Straf kammer zu einer Gesängnißstrasc in der Dauer von 1 Jahre und 2 Monaten, rechnete ihm aber 3 Wochen durch erlittene Untersuchungshaft für verbüßt an. — Alsdann betrat die Anklagebank der 67 Jahre alte, au» Schönheide gebürtige, wegen EigcnthnmSvergehen mehrfach, darunter mit Zuchthaus bestrafte Handarbeiter Franz Louis Liebelt. Dieser war be schuldigt, am 7. Juli d. I. in Schönheide einem Restaurateur ein sogenannte» Ichnitzmesser entwendet zu haben. Angeklagter bestritt die That. Nach Abhörung verschiedener Zeugen wurde er derselben für überführt erachtet und wegen einfachen Dieb stahl», begangen unter den Voraussetzungen des strafbaren Rückfall» zu 1 Jahre 3 Monaten Zuchthaus verurtheilt, sowie der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 8 Jahren für verlustig erklärt. Wegen Fluchtverdacht» wurde er in Hast genommen. — Zittau. Einen gräßlichen Tod fand am Mon tag Abend der Schaffner Göhlc von hier, welcher den 7 Uhr 35 Minuten von Dresden abgehenden Personenzug be gleitete. Kurz hinter der Station Milteloverwitz stürzte der Unglückliche beim Coupiren der Fahrkarten vom Trittbrett und gerieth unter die Räder de« Zuge», welche demselben über den Kopf gingen. Der Vorgang war von einigen Passa gieren bemerkt worden, und einer derselben zog auch die Noth- leine, worauf der Zug hielt. Auf den Schienen lag der arg verstümmelte Leichnam des in Ausübung seine» schweren Be rufs Verunglückten. — Zittau. Ein junger, ziemlich lebenslustiger Ehemann von hier wollte mit einigen Freunden auswärts soupiren und zwar gegen den Wunsch seiner Frau. Er war fest entschlossen, zu gehen, und sie, ihn davon zurückzuhalten. Und er ging nicht. Seine Freunde, die ihn ungern vermißten, machten sich den Spaß, ihn in seiner Wohnung aufzusuchen. Dort fanden sie ihn und seine Frau — fest in ihren Sesseln schlafend. Er hatte ihr ein Ichlafpulver gegeben, damit er ruhig entwischen könne, und sie hatte ihm ein« gegeben, damit er zu Hause bleibe. — Hohnstein, 8. Novbr. Am heutigen Tage wurde hier ein neunjährige» Mädchen au« Waitzdorf beerdigt, welche« infolge eines verhängnißvollen Jrrthum» mehrere Wochen hindurch die schrecklichsten Qualen zu erdulden hatte und dann rettungslos dahinsterben mußte. Der Vater diese» unglücklichen Kinde« hatte vor einiger Zeit eine Flasche Seifen siederlauge, welche er zu einem bestimmten Zwecke verwenden wollte, mit nach Hause gebracht und dieselbe in der Oberstube aufbewahrt. Am Kirchweihfeste war Besuch gekommen und nun beauftragte der Vater da» Mädchen, eine ebendort auf bewahrte Flasche Branntwein herunter zu holen. Da» ahnungs lose Mädchen verwechselte aber die Flaschen und nahm diejenige mit der Lauge, entkorkte dieselbe und trank nach Kinderart heimlich davon. Gleich danach wurde da« Mädchen natürlich sofort schwer krank und die bestürzten Eltern mußten nach dem Arzt senden, welcher wohl alle möglichen Gegenmittel anwendete, aber doch nur für die furchtbaren Schmerzen Linderung zu bringen im Stande war, da da» Innere Le» Mädchen« durch die Lauge derartig gelitten hatte, daß eine Heilung u. Rettung al» ausgeschlossen angesehen werden mußte. Die Ernährung des armen Kinde« konnte nur zum Theil und zwar mit den größten Schwierigkeiten erfolgen und ist diese« unglückliche Kind am Donnerstag an Entkräftung verschieden. — Zur Warnung! Vor kurzer Zeit weilte ein jütischer Geschäftsmann au« Russisch-Polen in Plauen. Er stellte große Aufträge in Aussicht und hat deshalb viele Muster erlangt. Aufträge hat er jedoch nicht gegeben. Jetzt werden nach diesen Mustern in Russisch-Polen Maaren an- gesertigt und den Käufern in Rußland zu den hiesigen Preisen angeboten, so daß sie sich dort um den Betrag de» Zolle» billiger stellen. Dadurch werden natürlich unsere Fabrikanten schwer geschädigt. Es ist deshalb dringend zu empfehlen, daß von unseren Fabrikanten unbekannten Leuten überhaupt keine Muster ausgehändigt werden. — Den Biehbejitzern muß immer wieder dringend gcrathen werden, fremden Personen und insbesondere Handels leuten, soweit e» nicht unumgänglich nolhwendig ist, da» Betreten der Ställe entweder ganz zu verbieten, oder doch erst nach einer gründlichen Reinigung der betreffenden Per sonen an Händen und Füßen zu gestatten. Bei vielen in der letzten Zeit vorgekommenen Fällen von Maul- und Klauen seuche erscheint die Annahme gerechtfertigt, daß die letzteren durch Händler oder dergleichen von Stall zu Stall übertragen worden sind. Die Viehbcsitzer werden daher zur größten Vor sicht bei der Zulassung von fremden Personen zum Stalle ermahnt.