Volltext Seite (XML)
Amts- M AiMblatt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. tKrscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- scrtionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanncbohn in Eibenstock. > >— 1 44. Jahrgang. , — - 84. Dienstag, den 20. Juli i8sr Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Kundgebung von 816 Profcs- 'oren der Universitäten de- deutschen Reicher an die Prager Universität zu Gunsten de» bedrohten deutschen BolkS- lhumr in Böhmen wird nicht nur in Oesterreich einen liefen Eindruck Hervorrufen, sondern auch in ganz Deutsch land ein sympathische» Echo wecken. Mit Recht wird darin hervorgehoben, daß die Deutschen Oesterreich« die habsburgische Monarchie geschaffen und in erster Linie durch ihre Kraft er halten haben. Ein Staat, der sich von der Bast» seine» Werdens entfernt, stellt die Fundamente seiner Existenz in Frage. Die unheilvolle Politik, die feiten» der österreichischen Regierung getrieben wird, fängt an, über den Rahmen einer inneren Frage Oesterreich» hinauizugreifen. Schon nimmt die öffentliche Meinung in Ungarn entschieden Stellung gegen über der .polnischen Wirthschast' de« Grafen Baden! und den Bürgern des deutschen Reiches kann es nicht gleichgiltig sein, wenn in dem »verbündeten" Oesterreich die Deutschen vergewaltigt werden. Mit Tschechen und Slovakcn im Bünd- niß zu stehen, unter gleichzeitiger Unterdrückung der Deutschen, dürste auf die Dauer kaum den Zielen unserer deutschen Po litik entsprechen können, die dann auch damit zu rechnen hätte, daß, wenn auch jetzt noch die verehrte Persönlichkeit de« Kaiser« Franz Joseph da« habsburgische Reich gleich einer starken eisernen Klammer zusammcnhLlt, doch die große Gefahr besteht, daß e» unter seinen Nachfolgern in einen, im besten Falle in einer Personal-Union gipfelnden polnisch-slawischen Staatenbund auSeinanderfällt, wenn nicht die deutsche Basis des Kaiserstaates vollinhaltlich wieder hergestcllt wird. Kaiser Wilhelm I. hat im Jahre 1871 in Gastein den damaligen österreichischen Reichskanzler Grafen Beust vor einer Politik gewarnt, die die dortigen Deutschen zwingen würde, .die Köpfe nach un» hinzuwenden". Leider ist diese Mahnung ohne nachhaltige Wirkung geblieben und die Folgen davon bedrohen da« innerste Mark der habsburgischen Monarchie. Wird un» doch die Lage der deutschen Soldaten, die da» Un glück haben, in ganz tschechische oder gemischte Regimenter zu kommen, al« eine ganz unerträgliche geschildert. Man sieht deutlich, wie tief die Politik der Grafen Baden! die Lebens adern de» Reiche» berührt und nicht nur ernste innere Ver wickelungen heraufbeschwört, sondern auch auf die auswärtigen Beziehungen für die Dauer nicht ohne Einfluß bleiben kann, namentlich wenn der Nationalitätenhadcr sich auch im Heere nachdrücklicher fühlbar macht. Noch heute gilt vom österreich ischen Heere da« Wort: In Deinem Lager ist Oesterreich! Wenn e« daher einer subversiven Politik gelingen sollte, die österreichische Armee in der Einheitlichkeit ihrer Gesinnung zu zersetzen, so käme damit neben der Bündnißfähigkeit die gesammte Machtstellung der Monarchie in Frage. Kaiser Franz Joseph steht vor vcrhängnißschwcren Entscheidungen; mögen sie so fallen, wie e» dem Gedeihen de» Nachbarreicher entspricht, dessen blühende Fortdauer in Deutschland aufrichtig gewünscht wird. Für alle politisch einsichtigen Leute in Deutsch land aber, wenigsten» in der deutschen Mehrzahl, sind die Früchte dieser Badenischen Politik eine abermalige Wieder holung der geschichtlichen Lehre, die auch wir schon wiederholt bitter an unserem Leibe empfunden haben, daß da» Ueberwiegen polnischer Tendenzen und Interessen eine große Gefahr in sich birgt. Je mehr da» Polenthum im Rathe der habsburgischen Krone und in der österreichischen Politik dominirt, desto in tensiver wird die Zersetzung oe« Reiche» sortschreiten, die seinen Grundpfeiler, seinen deutschen Charakter, unterwühlt. Gelingt e» nicht, diesen wieder zu befestigen, so sind wir nicht ohne Bcsorgniß für die Zukunft der befreundeten Monarchie. — Berlin, 17. Juli. Die von den .Hamb. Nachr." gemeldete Rückkehr Sr. Maj. de« Kaiser» nach Kiel infolge ve» ihn betroffenen Unfälle« bestätigt sich glücklicherweise nicht. Eine diesbezügliche Meldung besagt: Ihre Maj. die Kaiserin hat in Folge der günstigen Nachrichten au» Bergen über da» Befinden de» Kaiser» die Abreise ausgegeben und bleibt in Tegernsee. Damit stimmt die gestern Abend hier eingelaufenc dienstliche Meldung de« Kommandanten der .Hohenzollern" überein, wonach die Rückkehr aufgegeben worden ist, und die Reise heute wieder fortgesetzt wird. Ein Kabinel-courier geht heute Abend über Kopenhagen nach Bergen. — Friedrich»ruh, 1b. Juli. Wie der .Bund der Landwirthe für Pommern" erfährt, ist die Möglichkeit de« Besuche» de» Fürsten Bismarck in seinem pommerschen Besitzthum Barzin in diesem Spätsommer nicht au»geschlossen. Der Fürst hat große Neigung, die Reise zu wagen. Wenn sein Gesundheitszustand so vorzüglich bleibt wie jetzt, würden die Aerzte gegen die Absicht de« Fürsten kaum etwa« einwenden. — Hamburg. Hier haben Massenverhaftungen statlgefunden, da systematisch betriebene Beraubungen von KaufmannSgütern bei der Befrachtung von Schiffen an« Tageslicht gekommen sind; bisher sind 31 Personen verhaftet, weitere Verhaftungen sollen bevorstehen. — Die .Köln. VolkSztg." widmet in ihrer Abendaus gabe vom 14. d. MtS. der Wirkung de» neuen Mac- Kinley-Taris« auf den deutschen Handel eine längere Besprechung. Der Artikel berührt zum Schluß die Möglich keit eine» Zollkriege» mit den Vereinigten Staaten, fall», wie im amerikanischen Finanzausschuß vorgeschricben, manchen Staaten ohne Gegenleistung ein Zoll-Nachlaß gewährt wer den sollte, Deutschland aber nicht. Er schließt mit der Warnung, .in diesem Falle stände Alle» — auf der Messer spitze." Dem kann nur beigcstimmt werden. Au« einem Zollkriege Deutschland» mit den Bereinigten Staaten kann Gute» für un» nicht erwachsen. Ein Zollkrieg führt leicht zu weiteren politischen Verwickelungen, au« denen Nutzen immer nur der Partei entstehen kann, welche die nöthigen positiven Machtmittel hinter sich Hai, um einen wirksamen Druck auszuüben. Bei einer Verwickelung Deutschland» mit den Vereinigten Staaten können solche Machtmittel nur in maritimer Stärke bestehen. Daß Deutschland aus diesem Gebiete erst an siebenter Stelle zu finden ist, hat die kürzlich erschienene Broschüre de» Kapitän-Lieutenant« a. D. Weyer deutlich bewiesen. E» liegt auch hierin wieder eine ernste Mahnung, in der Marinefrage die Parteipolitik bei Seite zu lassen, damit Deutschland seine Stellung im Welthandel er halten bleibt. . — Die preußische Regierung beabsichtigt, in der näch sten Zeit Kommissare zum eingehenden Studium der württem- bergischen Einrichtung zur Erhaltung und Heb ung de« Handwerks, vor allem de« System» der Zentral stelle für Handel und Gewerbe, nach Württemberg zu ent senden. — Die Nachricht, daß die Sams ah-Bai bei Futschau al» deutsche Flottenstation in den chinesischen Gewässern in Aussicht genommen worden sei, wirb vom „Hamb. Korr." al» völlig grundlos bezeichnet. — Rußland. Au« St. Petersburg meldet die .AUg. Ztg.": Die meist sehr schlecht bezahlten Beamten der russischen StaatSbahnen sind neuerdings aus eine sehr sonderbare Art verfallen, ihr Einkommen zu erhöhen, indem sie verschiedene Waarcnsendungen verschwinden lassen oder einen Theil derselben veruntreuen und verkaufen. Kürzlich ist be kanntlich auf den Südwestbahnen der Inhalt eine« Fasse» Cognac, welches der Präsident der französischen Republik, Faure, den Ossizieren de« Donschen Kosaken-Regiment« sandte, auf der Eisenbahnsahrt spurlo» verschwunden. Dieser Tage war eine große St. Petersburger Messerfirma nicht wenig überrascht, al» sie mehrere Kisten mit angeblich seinen Stahl- waaren au» Tula erhielt und statt dieser Waare Ziegelsteine darin entdeckte. Die Maaren sind in Tula von einer durch au» zuverlässigen Firma abgesandt worden, der jeder Betrug fcrnliegt; erwiesen ist e« aber nach dem Frachtbrief, daß sich die Maaren acht Tage zu lange unterwegs aufgehallen haben. — Schweden-Norwegen. Stockholm. Infolge der am Freitag hier eingetroffenen Nachricht, daß Andree am vergangenen Sonntag Nachmittag 2'/r Uhr von Spitz bergen au» mittel» Luftballon» die Fahrt nach dem Nordpol angetretcn hat, herrscht hier eine kolossale Erregung. Alle Blätter bringen Exlra-Au»gaben. Man hofft, daß der kühne Lustschiffer sein Ziel erreichen wird und daß schon in kurzer Zeit Nachrichten über ihn eintreffen werden. — Türkei und Griechenland. Der .Standard" meldet au« Konstantinopel vom 15. d. M. Abeno«, daß an diesem Tage die Botschafter der Mächte bei dem öster reichisch-ungarischen Botschafter von Calice eine Sitzung ab hielten, zu welcher der türkische Minister de» Aeußercn Tewfik Pascha erschien und die Mittheilung machte, daß der Sultan den Frieden«bedingungen der Mächte im Prinzip zustimme und jetzt bereit sei, dieselben formell und offiziell anzunehmen. — Türkei. Zwischen der Türket und Persien ist ein Konflikt auSgebrochen. Sunna und Schia stehen sich dabei gegenüber, denn der bekannte sanität»widrige Leichen- tran«port der Perser und schiitischen Inder nach dem Wall fahrtsorte Kerbels, anderthalb Tagereisen südlich von Bagdad, hat den Anlaß geboten. Mit Hinblick aus da« Auftreten der Pest in Indien hat die Pforte, aus deren Gebiet die heilige Stadt der Schiiten gelegen ist, die Todtentrantporte für diese« Jahr verboten. Daraufhin sind die Perstr über die Grenze gerückt, um sich Kerbela« und Meschhed Ali«, der zweiten Schiitenstadt, zu bemächtigen. Nun wurde eine außer ordentliche türkische Minifterrathrsitzung abgehalten, in welcher der Beschluß zu Stande kam, den Persern ein Ultimatum zuzuschicken. Sie sollten binnen 14 Tagen ihre Truppen zurückziehen, widrigensall« die Türkei den Krieg al« erklärt ansthe. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 10. Juli. Ihre Majestäten der K ö nig und die Königin passiren heute Nachm. 5,-» Uhr, von Bad Elster kommend, auf ihrer Rückkehr nach Niedersedlitz mittelst Sonderzuges den hiesigen Bahnhof. — Dresden, 15. Juli. Da» sächsische OberlandeS- gericht hat da» Verbreiten sozialdemokratischer Flug blätter an Nichtsozialdemokraten al» groben Unfug be trachtet, vorausgesetzt, daß durch da« Verthcilen eine Belästig ung eintrete. — Leipzig, 16. Juli. Da« „Leipz. Tage bl." meldet: 816 öffentliche Professoren der deutschen Universi täten erlassen folgende Kundgebung: „In dem großen und schweren Kampfe, den heute die Deutschen Oesterreich« um ihre nationale Existenz und ihre berechtigte Stellung in der alten, von ihnen geschaffenen und in erster Linie durch ihre Kraft erhaltenen Habsburger Monarchie zu kämpfen ge zwungen sind, hat die Prager Universität, die älteste deutscher Zunge, mannhaft da» Wort ergriffen, um auf gesetzlichem Wege die großen Gefahren zu betonen, welche ihr, der uralten Stätte deutscher Wissenschaft, und dem ganzen deutschen Volk«- thum in Böhmen und Mähren drohen. Die unterzeichneten öffentlichen Professoren der Universitäten des Deutschen Reiche« drücken den Kollegen der ehrwürdigen österreichischen Schwester- Universität ihre wärmsten und lebhaftesten Sympathien zu ihrem Vorgehen au« und geben der Ueberzeugung Ausdruck, daß Millionen nationalgcsinnter Bürger de» Deutschen Reiche» mit ihnen in diesen Gefühlen sich vereinigen." — Leipzig. Für da« Völkerschlachtdenkmal hat Professor Bruno Schmitz-Berlin im Auftrage de« Au-schusseS de« Patriotcnbunde« einen dritten Entwurf ausgearbeitet, der zugleich für die Ausführung bestimmt worden ist. Hiernach sieht der Künstler von den bisher für diese Aufgabe in Vor schlag gekommenen Lösungen in Form von Säulen, Obelis ken, Hallen und Thürmen ganz ab und wählt einen wuchtig au« der Umgebung ansteigenden Momumentalbau, dessen Masse und Umriß da» Panorama der Stadt Leipzig beherrschen sollen. ES lag ein derartiger Plan schon im Sinne de» ersten AuSschreibenS, worin da» architektonische Ornament de» Denk mal» da« figürliche überwiegen sollte. Jetzt baut sich da» Monument unter geschickter Benutzung de» vorhandenen Hügel» ohne allzu ausgedehnte, ungünstig wirkende Treppenanlagen mit der Hauptsront nach Leipzig in der Achse einer neuen DcnkmalSstraße auf. Die Unebenheiten de» Gelände» werden zu langgezogenen Rampen umgestaltet, die allmählich zur Hauplterrasse hinaufführen. Diese von einer mächtigen Pfeiler arkade umzogen, trägt den schräg ansteigenden, durch Riesen portale geöffneten Kernbau, über dem eine kuppelartig abzc- stuftc Bekrönung den Blick zu dem eisernen Kreuze auf der Spitze hinauflenkt. Die Kuppel ist von kräftigen Säulen schäften umstanden, deren kapitälartiger Abschluß Kugeln auf nimmt. Der originelle Umriß de» Aufsatze» ist von scharfer Zeichnung, der der Erscheinung de« ganzen Werk» etwa« Eigenartige« verleiht. Skulptur und Malerei werden in um fassender Weise herangezogen, indem an der gewaltigen Fläche de» Unterhauses eine halberhabene, figurenreiche Darstellung der Erhebung de» Volk« und in dem Innern der Votivyalle die Wiedergabe der wichtigsten Schlachten in Bildern geplant ist. Vor dem Denkmal, da« bi» zu einer Höhe von 90 Meter ansteigt und die Kuppel de» Reichsgericht» beträchtlich über ragt, wird zwischen den Lurch bepflanzte Wälle gebildeten Fortsetzungen der Auffahrt-rampen ein Festplatz für nationale BolkSspiele angelegt. Zur Wahl ist eine zweite Lösung ge stellt, wonach unter Umständen unmittelbar vor dem Denk mal ein große« Wasserbecken gebildet wird. Der Architekt hat in dem ganzen Entwurf da» Wuchtige und Monumentale, da» seine Kaiserdenkmäler in Pforta, auf dem Kyffhäuser und in Koblenz au»zeichnet, auch hier zur Geltung gebracht. Die Verbindung mit einem historischen Museum soll womög lich dem Ganzen noch eine höhere Bedeutung sichern, und mit Rücksicht aus die Vertheilung der vorhandenen Baumittel auf mehrere Jahre ist der Bau (al« Monumentalabschluß der neuen Prachtstraße) so gedacht, daß da» Denkmal zunächst bi« zur großen Terrasse, dann bi» zum Abschluß selbständig gefördert werden kann. — Chemnitz, 17. Juli. Ein fröhliche» Leben herrschte heute Sonnabend, in der frühesten Morgenstunde auf hiesigem Hauptbahnhose; die von dem Allgemeinen Erziehung»verein für die Ferienkolonien bestimmten 100 Kinder dampften mit den ersten Zügen den verschiedenen Bestimmung»orten zu und mit den besten Wünschen der erschienenen Eltern ging die Fahrt unter heiteren Gesängen und unter Hüteschwenken vor sich. E» nehmen diese» Mal je 25 Knaben Aufenthalt in Boden bei Wolkenstein und Bernsbach bei Lauter unter Führung der Herren Lehrer Pause und Schmalfuß, sowie je 25 Mädchen in Stützengrün bei Schönheide und Burck- hardttgrün bet Blauenthal unter Führung der Herren