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Amts- VS AnzeiMt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo len, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - - ' - . -r— ---7^^ 44. Jahrgang. SO. Donnerstag, den 17. Juni L8SS Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf den Namen einge ¬ tragenen Grundstücke: 1) Nr. 268 und 269 des Flurbuchs Abthcilung L, Nr. 16b' Abthcilung II des Brand katasters, Zolium 140 des Grundbuchs für Eibenstock, bestehend aus Scheune, Feld und Wiese, nach dem Flurbuche 9 Im 79,<> a groß, mit 209,»» Steuereinheiten belegt und auf 20,300 M. geschätzt, und 2) Nr. 264 Abthcilung I! des Flurbuchs, Nr. 119 V des Brandkatasters, Folium 893 des Grundbuchs für Kibensiock, bestehend aus Wohnhaus, drei Nebengebäuden und Hosraum, nach dem Flurbuche — Im 26,» « groß, mit 141,Steuereinheiten be legt und auf 34,500 M. geschätzt, sollen an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und es ist der 2. Juki 1897, Wormitlags 10 Zlyr als Bersteigerungstcrmin, sowie der 15. Juki 1897, Bormittags 11 Wr als Termin zu Verkündung »es Vertheilungsplans anbcraumt worden. Eine Uebersicht der aus den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts ein gesehen werden. Eibenstock, am 11. Mai 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Fr. Wegen Reinigung der Diensträume können am 18. und 18. Juni 1887 bei dem unterzeichneten Gerichte nur dringliche Angelegenheiten erledigt werden. Eibenstock, am 5. Juni 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Hßnr. Am 21. Juni 1897: Jahrmarkt in Johannlseorgklistadt. GraSBerfteigermig. Die diesjährige Grasnutzung auf den am Rohr- und Weißbach unterhalb Hundshübel und Unterstützengrün, sowie bei Muldenhammcr gelegenen Knnstwiesen des Staatsforstreviers Hundshübel soll Montag, den 21. Jnni 1897 gegen sofortig« Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Zusammenkunst: früh 8 Uhr auf dem Wege an dem ehemaligen Bauer mühlengrundstück am Rohrbach. Königliche ^orstrevierverwaltnng Hundshübel und Königliches Ihorst- Rentamt Eibenstock, Harter. am 15. Juni 1897. Gerkach. Pas Mental gegen Wrästdenl Kaure. Aus Paris kommt die Meldung, daß Sonntag Nach mittag gegen den Präsidenten der französischen Republik, Felix Faure, auf seiner Fahrt nach den Rennen des Grand Prix in LongchampS ein Attentat verübt worden sei. Hin zufügen wollen wir gleich, daß durch dasselbe glücklicherweise weder dem Präsidenten noch irgend einem Anderen auch nur ein Haar gekrümmt worden ist. Ja, die aus den bis jetzt vorliegenden Telegrammen sich ergebenden Einzelheiten lassen fast die Vermuthung zu, als ob der Urheber des Attentats durchaus keine schlimmen Absichten gegen den Präsidenten im Schilde führte, sondern daß es sich hier vielmehr um einen ziemlich ungefährlichen Streich eine» Verrückten oder um einen schlechten Scherz, wenn nicht gar um ein von guten Freunden FaureS ausgehende« Manöver handelt, das vielleicht dazu dienen sollte, den Anfeindungen, welche» der Präsident in letzter Zeit im Hinblick auf die geplante Peters burger Reise ausgesetzt war, entgegenzuwirken und seine stark in Abnahme begriffene Popularität wieder etwa« aufzusrischen. Aber wie dem auch sein mag, jedenfalls sind die Vorgänge bei dem Attentat, soweit sie sich aus den kurzen telegraphischen Berichten ersehen lassen, höchst sonderbarer Natur. Anfang« heißt e«, eS sei ein Revolverschuß abgcfeuert worden; dann wird plötzlich konstatirt, c« sei ein Rohr mit einer Pulver ladung explodirt. Es wird dann weiter erzählt, daß man neben dem Rohre eine Schmähschrift gegen den Präsidenten, eine Pistole, einen Schlagring, ein kleine« Dolchmesser, kurz eine kleine Niederlage recht gefährlicher Waffen vorgefundcn habe, wa« um so mehr auffallen muß, da sich der Urheber de« Attentat« offenbar der ungefährlichsten Waffe, nämlich de» Röhrchen« mit der Pulverladung, bediente, dessen Ex plosion sogar nach Aussage de» Polizeipräfekten nicht« — al« einen Knall verursachen konnte! Und nun schließlich gar der Polizeiagent, der die Pulvcrröhre, die er soeben ausgehoben, in den Händen trug, deshalb von der Menge al« der Schul dige angesehen und von ihr mit Stockschlägen in fürchterlicher Weise maltraitirt wird. Dieser Vorfall ist gerade so unver ständlich wie alle« Andere in der Affäre; denn man sragt sich unwillkürlich, wie die Menge glauben konnte, der Urheber de« Attentat« bleibe aus dem Platze und mache sich absichtlich bemerkbar, indem er sein Mordwerkzeug vor aller Welt aus hebt und e« offen herumträgt. Kurz alle» deutet darauf hin, daß man diese« Attentat absolut nicht ernst zu nehmen hat, wie ja denn auch die meisten Pariser Blätter den Anschlag auf den Präsidenten Faure al« da« Werk eine» Geisteskranken oder al» einen Gassenbubenstreich bezeichnen und sogar der Pariser Polizei präfekt denselben für eine .Mystifikation- erklärte. E« ist ganz selbstverständlich, daß man auch in Deutsch land wie in der ganzen gesitteten Welt die lebhafteste Gcnug- thuung darüber empfindet, daß da« Attentat, wenn e« ernstlich beabsichtigt war, ohne üble Folgen abgelaufen ist. Präsident »Faure hat sich in seiner von der Parteien Haß umtobten Stellung überall persönliche Achtung zu erringen verstanden. Die Leidenschaftlichkeit der zahlreichen Chauvinisten unter seinen Landsleuten hat ihn nie berührt; er ist Deutschland gegenüber nie um eine« Haare«breite au« dem Rahmen der höflichen Korrektheit herau«getrelen, und wenn er zur Wieder herstellung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den beiden mächtigen Nachbarreichen nicht« hat beitragen können, so wird ihm kein vernünftiger Politiker diesseits der Vogesen daran persönlich Schuld geben. Wir leben in einer Zeit der Gärung, in der sich in schwachen, unklaren Köpfen unklare Programme für da« Besserwerden bilden, die, da sie nicht« gewaltig Ueber- zeugende« haben, bei ihren verkannten Urhebern häufig genug zu dem Vorsatz führen mögen, die Gewalt sprechen zu lassen. Glücklicherweise ist solchen .Weltverbesserern" nicht in gleicher Weise immer die persönliche Tapferkeit eigen, wie die Ueber- schätzung ihrer Ideen; denn sonst würde die Welt viel mehr solcher Schandthaten erleben. Aber mag auch der Beweggrund zu solchen SchreckenSthaten sein, welcher c» auch wolle: erreicht er seinen Zweck, so ist da« Ergebniß immer schreckend und verwirrend. Tagesgeschichte. — Deutschland. Vom 1. Juli ab ist die größte Länge eine« Worte» für Telegramme nach außereuro päischen Ländern auf fünfzehn Buchstaben festgesetzt. Die in Ziffern geschriebenen Zahlen werden für so viel Wörter gezählt, wie viel mal fünf Ziffern sie enthalten; überschüssige Ziffern werden hierbei als ein volle« Wort gerechnet. Die selbe Regel findet Anwendung auf Gruppen von Buchstaben und Ziffern, die al» Handelsmarken verwendet werden. Bis her betrug die größtzulässigc Länge bei Worten zehn Buchstaben und bei Zahlen drei Ziffern. — Unter dem Titel .Der Kampf um da» Deutsch- thum" giebt der Alldeutsche Verband ein in 20 monatlich erscheinenden auch einzeln käuflichen Heften ein Werk heraus, in dem bewährte Vorkämpfer de« alldeutschen Gedanken» in übersichtlicher und erschöpfender Weise die Lage de« Deutsch- thum» auf der ganzen Erde schildern und die Wege zeigen, welche die Glieder unsere« Volke» zu gedeihlicher Weitercnt- wickelung führen können. Da» soeben bei I. F. Lehmann in München erschienene erste Heft .Die Wellstellung der Deutsch- thum«" von Fritz Bley ist geeignet, da« ganze Werk aus'« Beste zu empfehlen. Auf Grund geschichtlicher Betrachtungen über die Weltreiche älterer wie neuerer Zeit und unter dem Hinweis auf die Entwickelung England» und sein Streben nach einem »Größer-Britannien" betont der Verfasser, ein Mitbegründer de« Alldeutschen Verband«, die Nothwendigkeil der Schaffung eine» mitteleuropäischen WirthschaftSgebiet» — ein Gedanke, der bereit« von den angesehensten BolkwirthschaftS- lehrern vertreten worden ist, insbesondere von Friedrich List, Helmuth v. Moltke, Rodbertu«, Roscher und Paul de Lagarde. Mit scharfer, aber durchaus gerechter Kritik unserer Zustände weist der Verfasser darauf hin, daß dem gegenüber da» völk ische Gefühl und staatliche Denken unter den Deutschen noch keineswegs in dem nöthigen Maße vorhanden ist, daß viel mehr da« Ausland mit einem Gemisch von Staunen und Ver achtung zusieht, wie unsere Unfähigkeit zu gesundem staatlichen Denken un« immer wieder um die Früchte unserer geistigen und kriegerischen Leistungen bringt. »Wir sind", schreibt er, .ganz zweifellos da« beste Kriegervolk der Erd«! Wir sind da« tüchtigste Volk auf allen Gebieten de« Wissen« und der schönen Künste! Wir sind die besten Ansiedler, die besten See leute, ja selbst die besten Kaufleute! Und dennoch kommen wir nicht zu unserem Antheile an dem Erbe der Welt, weil wir nicht lernen wollen, au« der Geschichte heilsame Belehr ung zu schöpfen. Will man nicht endlich in Deutschland ver stehen lernen, daß alle« Unglück unserer Geschichte seit tausend Jahren au« dem unseligen Hange der Deutschen zu weltbürger lichen Hirngespinnsten geflossen ist? UliramontaniSmu«, inter nationaler Sozialismus, Kosmopolitismus und wie alle diese Fremdwörter für undeutsche GcisteSrichtungen heißen: was sind sie denn anders als verschiedene Formen dieser verkehrten Denkrichtung, die uns dem Auslande so unverständlich macht? Daß da« Deutsche Reich nicht den Abschluß, sondern den An fang unserer völkischen Entwickelung bildet, diese handgreifliche Wahrheit ist noch keineswegs Gemeingut der Deutschen . . . Da« allgermanische oder besser alldeutsche Ziel ist aber sehr viel leichter durchzuführen, als die Einigkeit der mitteldeutschen Stämme durch Bismarck'« Eisenthat e« war. Denn wir gehen ja nicht darauf au», durch Waffengewalt unter einem Szepter alle deutschen Staaten zu vereinigen. Unser Ziel ist ledig lich ein staatsrechtlich vertieftes Bündniß sämmtlichcr german ischcn Staaten zur Herstellung eines genügend großen und unabhängigen WirthschastSgebielcS und zur Wahrung unserer gemeinsamen völkischen Angelegenheiten." Und an der Hand der Entwickelung des großbritannischen Reiche« weist der Ver fasser überzeugend nach, daß nur dar Volk zu Wohlstände kommt, das Volkswirthschast im weltweiten Sinne treibt, und betont mit Recht, wie wir Deutschen von Niemand besser als von den Engländern da« lernen können, wa« un» fehlt: die männliche Bethätigung de« einzelnen und völkischen Willen«. „Der allein hat uns gefehlt, er allein kann un« genesen machen, der stählerne, unbeugsame, rücksichtslose, harte völkische Wille!" Da» sind die Grundgedanken der vortrefflichen Schrift, au« der hier nicht mehr angeführt sei, weil schon die« genügt, sic der eingehenden Lektüre und Beherzigung der weitesten Kreise auf'« Wärmste zu empfehlen. Sie giebt zugleich die Anschau ungen und Ziele de» Alldeutschen Verband« in klarster Weise wieder, dessen Entwickelung einen immer bedeutenderen Auf schwung nimmt und eine größere Verbreitung und Vertiefung völkischen Denken« unter den Deutschen erstrebt und erhoffen läßt. Je weitere Kreise die Gedanken in sich aufnehmcn, welche diese- echt deutsche Schrift ausführt, desto eher und sicherer wird dieses Ziel erreicht werden! — Oesterreich-Ungarn. In der Sprachenfrage sind Verhandlungen zwischen den Deutschen u. Tschechen eingeleitet worden. Die Freiherren v. Chlumecky und v. Lud- wigStorsf, welche beide in der vorigen Woche vom Kaiser in Audienz empfangen wurden, sollen die ersten Schritte zur Anbahnung von Verhandlungen zwischen den Deutschen und den Tschechen unternehmen. Die Verhandlungen würden, sofern e« zu solchen kommt, zunächst in Prag und in Brünn zwischen den beiderseitigen Vertretern geführt werden, ohne daß die Regierung vorläufig eingrisse. Große Erwartungen hegt man auf keiner Seile, da von deutscher Seite die voll ständige Zurückziehung der Sprachenderordnungen gefordert wird, während die Tschechen äußersten Fall« da» HinauS- schieben de« Beginn» der Wirksamkeit der Verordnungen bi» 1908 zugestehen dürsten. — Frankreich. Pari«, 14. Juni. Heute stütz wurde an der Stelle de« Attentat» eine zweite Rötzre ge-