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Amts- IMS AnMIlitt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (iml. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. ötjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. » — 44. Jahrgang. 08. Sonnabend, den 12. Juni L8SS Der Gemeindevorstand Herr k'rieür. Serms-mi Ott in Wildenthal ist als Gerichtsbeisitzer für Wildenthal verpflichtet.worden. Eibenstock, am 10. Juni 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Hßnr. Wegen Reinigung der Diensträume können am 18. und 18. Juni 1887 bei dem unterzeichneten Gerichte nur dringliche Angelegenheiten erledigt werden. Eibenstock, am 5. Juni 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Hhnr. Am 21. Juni 18»7: Jahrmarkt in Johanngeorgenstadt. Bekanntmachung. Sonntag, den 13. Juni dss. Is., Dormitlags '/-7 Ayr findet eine Hebung der städtischen Pslichtfeuerwehr statt. Die Mannschaften stellen im Magazingartcn. Abzeichen sind anzulegen. Unentschuldigtcs oder nicht genügend entschuldigtes Ausbleiben, verspätetes Er scheinen, sowie jeder Ungehorsam gegen die Vorgesetzten, insbesondere das Rauchen im Dienste wird unnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 10 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Entschuldigungen sind vorher rechtzeitig bei den betreffenden Zugführern an zubringen. Eibenstock, am 9. Juni 1897. Der Rath der Stadt. Hesse. Aucrsw. Driigdent Saures Besuch in Htußl'and, der im kommenden Monal statlfindcn soll, verursacht den Franzosen wegen der vielen Nebenumstände schweres Kopf zerbrechen. Faurc ist zwar ein „Staatsoberhaupt", aber er gehört keiner regierenden Familie an und da» macht das Zeremoniell schwierig. Käme man aber auch darüber hinweg, to müßte der Präsident eigentlich durch Deutschland reisen. Dabei droht ihm aber die den Franzosen besonders empfind liche Liebenswürdigkeit des Kaisers Wilhelm oder die offizielle Begrüßung. Nun kann sich doch unmöglich der Präsident der französischen Republik von den verhaßten „PrussicnS" begrüßen lassen! Fährt Faure durch die Nord- und Ostsee nach Peters burg, dann trifft er möglicherweise mit dem „Hohenzollern" zusammen, den der Kaffer auf seiner NordlandSrcise benutzt. Dann müßten die französischen Kriegsschiffe mit dem „Hchen- zollcrn" Salutschüsse auswechseln, während sie doch gerne scharfe Schüsse abgeben möchten. Man sieht, überall Verdrieß lichkeiten, Deutschland ist überall im Wege. Da sind denn die französischen Blätter aus eine sonderbare Idee gerathen. Faure soll über Marseille durch da« Miltcl- und Schwarze Meer nach Odessa reisen und von dort au« nach Petersburg gehen. Dadurch würde nicht allein jede Berührung deutschen Gebietes vermieden u. etwaigen Liebens würdigkeiten Kaiser Wilhelm« ausgewichen, sondern die Reise de« Präsidenten von Odessa nach Petersburg sich auch zu einem wahren Triumphzuge durch ganz Rußland gestalten. Diese echt französischen Albernheiten gehen schließlich auch den Russen über den Spaß. Manche von ihnen zucken einfach die Achseln, andere dagegen lesen den Franzosen gründlich den Text, und Allen voran thut letzteres Fürst MeschtscherSki in seinem „Grashdanin", dem russischen Hofblatte. Der fürstliche Redakleur verzeichnet erst die oben wieder gegebenen Vorschläge und knüpft dann daran folgende Be merkungen: „Mir scheint, daß derartige Gerüchte und eine derartige Auslegung der Absichten de« Haupte« der französischen Regierung vor allen Dingen an einem Mangel an Bescheiden heit leiden. Sollte man mit derartigen Fragen nicht lieber diskreter umgehen, vor allen Dingen schon im Interesse der Franzosen selbst? Wenn der Weg de« Präsidenten nach Peters burg zur See gemacht werden soll, so hindert ihn nicht», die gewöhnliche Fahrt durch die Nord- und Ostsee zu nehmen, ohne deutsche« Gebiet zu berühren. Soll der Weg durch Deutschland gehen, so hindert auch wieder "Niemand den Präsidenten, ruhig durch Deutschland zu fahren. Will Kaffer Wilhelm ihm eine Liebenswürdigkeit erweisen, nun, — um so besser für ihn und für Frankreich, der Präsident kann, nach den Traditionen de» alten Frankreich», eine Liebenswürdig keit mit der andern vergelten, u. die Sache wäre zu Ende. Wo zu dieser Reise de» Präsidenten, der einen Besuch dem russischen Kaiser abstattet, antideutsche Demonstrationen beimischen? Wozu mit dieser Ausübung eine» Höflichkeitsakte« irgend etwa« Politische» zu vereinigen, und dazu noch etwa» Unbescheidene», wie eine Landung in Odessa, um nach Petersburg durch ganz Rußland zu reisen? E» wäre überhaupt für die Franzosen Zeit, einzusehen, vag ihre aufrichtigen Freunde durchaus nicht diejenigen sind, die ihre Gefühle de» Neide« oder die Revanche gelüste gegen Deutschland schüren, sondern gerade die, die ihnen immer wieder dazu rathen, eine Annäherung an Deutsch land zu suchen. Frankreich gegen Deutschland aushetzcn, hieße ihm einen schlechten Dienst erweisen, weil dadurch für Frank reich und tHeilweise auch für Rußland, seinen Freund, eine falsche und stet» unruhige Lage geschaffen wird. Eine falsche Lage wäre dieselbe deshalb, weil in Wirklichkeit ganz Frank reich, d. h. die Mehrheit der Franzosen gar keine Revanche will, sondern nur den Frieden, und unruhig wäre diele Lage deshalb, weil da« ewige Auftauchen eine« dummen Chauvi nismus aus jener Seite de« Rhein« eine schlechte Verfassung der Gcmüther auf der andern Seite hervorruft; und da Ruß land in gleicher Weise die Freundschaft mit Deutschland wie mit Frankreich werthschatzt, so ist e« begreiflich, daß alle anti deutschen Kundgebungen in Frankreich auch in Rußland nicht angenehm berühren können, weil sie al« dunkle Punkte auf d?m Hellen Horizont de» Friedens erscheinen, dessen Haupt beschützer in Europa Rußland ist. Die klugen Diplomaten und staatlichen Kapazitäten in Frankreich müßten zur Ueber- zeugung gelangen, daß die einzig kluge Politik für Frankreich da« Anstreben der Freundschaft mit Rußland ist, damit letz tere» eine Annäherung Frankreichs an Deutschland fördern kann. Der Friede, der so nothwendig für Europa und ins besondere auch für Rußland ist, wird am nachhaltigsten durch einen Dreibund Rußland, Deutschland und Frankreich gesichert. So lange Frankreich das nicht begreift, werden seine russischen Sympathien nichts andere« als fruchtlose Sentimentalitäten bleiben. Und in der That, wie großartig und nutzbringend für die Menschheit erscheint ein Friede, der auf Rußland ge gründet sein wird, das einerseits wieder den Mittelpunkt und die Kraft einer Annäherung zwischen Deutschland und Frank reich darstellt!" Tagesgeschichte. — Deutschland. In dem StaatShauptvoranschlagc der Finanzperiodc 1897,1900 sür da» Großherzogthum Hessen sind die Mittel für zwei weibliche Assistentinnen der Fa brikinspektoren eingesetzt worden. Die AufsichtSbefugnisse der Assistentinnen sollen sich einstweilen nur auf ganz be sondere, die Frauenarbeit berührende Gebiete und solche Be triebe, in denen ausschließlich Arbeiterinnen beschäftigt sind, beziehen. Trotz dieser Beschränkungen bleibt doch die That- sachc beachten»werth, daß Hessen die ersten weiblichen Auf- sicht»bcamten in ganz Deutschland anstellen wird. Bei der Berathung de» Postetat« hielt jüngst Frei herr v. Mittnacht in der württcmbcrgischen Kammer eine interessante Rede über da» württembergische Postreser vatrecht. Angesichts der vorliegenden Thalsachen sagte Herr v. Mittnacht, daß in finanzieller Hinsicht da« württembergische Postreservalrecht nachgerade einen sehr zweifelhaften Werth habe. E» rühre die» daher, daß bei Posttaxcn und Telephon gebühren in Württemberg sehr viel niedrigere Sätze erhoben werden al» im Reich und daß die Forderung von Bestellgeld sür Packele in Württemberg eine ganz unbekannte Sache sei. Zusammen kommen Io denen, welche mit der Post verkehren, jährlich etwa 1,700,000 Mark zu gute, auf deren Einnahme die Post nicht zu verzichten brauchte, wenn sie auch in Württem berg eine vollständige Reich-cinrichtung wäre. — Erlangen, 8. Juni. Prof. l)r. Rosenthal soll in seinem Kolleg anläßlich der Vivisektion eine» Frosche» beim Ausspannen de» Thiere» eine Aeußerung gelhan haben, in der ein Theil der Zuhörer mit gutem Grund eine Verletzung seiner religiösen Gefühle erblickte. Er äußerte nämlich, daß der Frosch ebenso aufgcspannt sei, wie Christu» am Kreuze e» gewesen sei. Da» bayerische Kultusministerium hat sich bereit» mit der Angelegenheit beschäftigt und dürfte, wie bayerische Blätter melden, demnächst eine amtliche Erklärung darüber veröffentlichen. Prof. Rosenthal hat einige Tage nach dem Vorfälle im Kolleg eine Erklärung abgegeben, in der er sein lebhafte« Bedauern au-drückt, Veranlassung dazu geboten zu haben, daß seine Aeußerung „von einem, vielleicht auch von mehr al« einem seiner Zuhörer al» Verletzung ihrer religiösen Gefühle aufgefaßt" worden sei. Inzwischen hat auch der Verein zur Abwehr de» Antisemiti«mu» zu der Angelegenheit Stellung genommen und sie auf« schärfste ge tadelt. — Oesterreich-Ungarn. Auch in Oesterreich-Ungarn tritt man der in allen Mtlitärstaaten brennmd gewordenen Feldgeschützsrage näher und hat bereit« interessante praktische Versuche in dieser Richtung vorgenommen, lieber die Ergebnisse dringen begreiflicherweise in die Oeffentlichkeit noch keine näheren Mittheilungen, doch glaubt man, daß die praktischen Konsequenzen der von Deutschland inaugurirten Geschützerneueruag nicht ausbleiben werden, zumal da» eigene Fclvartillerie - Material schon vielfach al« auSwecbSlung»- bedürftig gilt. — Türkei und Griechenland. Der Sultan läßt auf Kosten seiner Privatschalulle sämmtliche Truppen der Operationsarmee in Thessalien und Epirus neu ausrüsten. Gegen 30,000 Uniformen gingen bereits dorthin ab. Nach zuverlässigen Informationen sind die Zugeständ nisse, die die Großmächte der Türkei machen wollen, jetzt folgendermaßen festgesetzt: Fünf Millionen Pfund sicher gestellte Kriegsentschädigung; umfangreichere Grcnzberichtig- ungen, al« ursprünglich zugestanden werden sollten. Ferner sollen zwar die Kapitulationen für Griechenland aufrecht er halten bleiben, aber die griechische Gerichtsbarkeit in der Türkei soll eine bedeutsame Umgestaltung erfahren. Diese» Entgegen kommen wird in türkischen Regierungskreisen sehr günstig bc- urtheilt. E» herrscht die Ansicht, daß auf diesem Wege viel leicht eine Verständigung zu erzielen sei. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1l. Juni. Bei der am 9. d. Hierselbst stattgchabten Pfcrdevormusterung wurden im Bezirk Eibenstock 310 Pferde vorgesührt. Davon waren 165 tauglich und zwar: 25 al« Reit-, 6 als Arlilleriestangen-, 12 al» Artillerievorder, 54 al« Trainstangcn-, 55 al» Trainvorder-, und 13 als schwere Zugpferde. — Eibenstock. Wie uns au« zuverlässiger Quelle mit- gclhciit wird, ist von der Königlichen Generaldircktion der Tag der EinweihungSfestlichkciten der neuen Bahn linie WilzschhauS-EarlSfeld aus den 21. Junior, fest gesetzt worden, während die BetriebScröffnung am 22. d. MtS. stattfinden wird. Mit dieser Eröffnung wird ein Verkehrsmittel der allgemeinen Benutzung übergeben, da» von der Bevölkerung LarlSfcld» seit langen Jahren schnlichst er wünscht worden ist. — Johanngeorgenstadt. Einen herrlichen Abschluß fand da« Pfingstfest in unserer Stadt mit der Feier de» WanderfesteS de« KrciSvercinS für Innere Mis sion der Ephorie Schneeberg. Eine zahlreiche Versammlung der Gemeindemitgliedcr hatte sich am 3. Feiertag Nachm. 2 Uhr im reich geschmückten Gotteshause cingefunden, um den Worten de« Fcstprediger«, Herrn I'. Große an der Diakonissen anstalt in Leipzig zu lauschen, der nach dem Texlworte Christi an die Jünger: „Ihr seid da« Salz der Erde und Ihr seid da« Licht der Welt!" :c. l Matth. 5, 13—16) in ergreifender Tiefe in Gotte- Wort gegründeter Rede klarlegle, wa« die Innere Mission ist, wozu sie un« nöthigt, was sie enthält und welchen Erfolg sie sichert. Man möchte behaupten, daß man c« Jedem ansah, wie tief der Eindruck war, den de» Fest prediger« Worte auf ihn auSübten. Die an den Kirchthüren eingesammeltc Kollekte ergab den Betrag von 58 Mark. Auch die Nachversammlung im RalhhauSsaalc war gut besucht. Dieselbe eröffnete Herr Geh. Regierung«rath Amt«hauptmann Frhr. v. Wirsing mit dem Vortrag de» Jahresbericht«, dankte zunächst Denen, die um da« Gelingen de« Feste« sich verdient gemacht haben, erinnerte daran, daß ein solche« Fest bereit« vor 13 Jahren in unserer Stadt abgehalten wurde und ver breitete sich dann über die speziellen Ziele de« Verein«, al» die er die Unterstützung der Diakonie, der Züngling«vereine, der christlichen Eolportage und die geistliche Fürsorge sowie religiöse Bedienung der Bauarbeiter bezeichnete. Im vorigen Jahre sei eine Einnahme von 1713 M. erzielt worden, welche freilich für Förderung obiger Ziele noch nicht hinreichend sei. De«halb schließt der Herr Geh. Regierung»ralh seinen Bor trag mit der Bitte, daß sich auch in unserer Stadt immer