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Amts- M MeiMt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 44. Jahrgang. LA. Donnerstag, den 6. Mai 18SS Leschr. Die Ausstellung von Coaksösen betr. Zum Austrockncn der Räume in Neubauten werden häufig offen brennende Coaksösen ohne Abzug der Feuerungsgase nach den Schornsteinen verwendet. Die zum Athmen untauglichen giftigen Gase, die solchen Oefen in großen Mengen entströmen, machen den längeren Aufenthalt in Räumen, in denen derartige Oefen aufgestellt sind, gesundheitsschädlich, unter Umständen sogar lebensgefährlich. Die Aufstellung derartiger Coaksösen zum Austrocknen von Räumen, in denen Arbeiter beschäftigt werden, wird daher hiermit verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder entsprechender Haftstrafe geahndet. Schwarz ° nb - rg, am 28. April 1897. Mliglichk AllltshllllptMlMllsAft. Frhr. v. Wirsing. Der türkisch-griechische Krieg. Wenn da» neue Ministerium, welches seit einigen Tagen in Athen installirt ist, auch in mancher Beziehung neue Seiten aufzuziehen scheint, in einem Punkt gleicht es durchaus dem früheren: es sendet Nachrichten über Siege der griechischen Truppen in die Welt hinaus, die niemals erfochten worden sind, und wenn aus Athen die Meldung kommt: »Unsere Truppen erwarten in fester Stellung den Feind", so kann man auch jetzt noch, ganz so wie unter dem Regime DelyanniS, sicher sein, daß die Griechen sich in vollem Rückzüge befinden. Wie von Athen aus die Wahrheit entstellt wird, dar geht auch heute wieder zunächst au« den griechischerseit« verbreite ten Meldungen über die letzten Vorgänge ans dem thessa lischen Kriegsschauplatz hervor. In einer Depesche aus Larissa hieß es, die ganze griechische Armee stehe kampfbereit: in Anbetracht eine« voraussichtlichen feindlichen Sturme» sei »die Stadt Pharsala geräumt worden." Daran» schien her vorzugehen, daß die Griechen nun den Feind auf den Ge- birgSabhängen bei Pharsala erwarteten. Gestern Abend trafen über Pari» telegraphische Meldungen au» Konstantinopel ein, welche die Räumung PharfalaS bestätigen, allerdings worin aber hinzugefügt wird, daß die Griechen keine Vorbereitungen treffen, um bei Pharsala eine Schlacht zu liefern, sondern sich in der Richtung nach dem in der Luftlinie ungefähr 20 Kilometer südlich von Pharsala gelegenen Domoko» auf die von dem OthryS-Gebirge gebildete natürliche VerlheidigungS- linie zurückziehen. Und dieser Rückzug der griechischen Armee ist durchaus begreiflich, denn gleichzeitig kommt au» Konstan tinopel die Nachricht, daß die türkische Division Hairi Pascha in Kariditscha in der westthessalischen Ebene an der Bahn linie Trikkala-Pharsala (etwa 40 Kilometer von letzterem Orte entfernt) angekommen u. im Vormarsch begriffen, daß anderer seits die Feldbefestigungen der Griechen bei VelestinoS, dem KreuzungSpunkt der Bahnlinie von Volo und nach Pharsala einerseits, Larissa andererseits, von den Türken (ca. 3b Kilo meter östlich von Pharsala) und Volo damit gestört sei. Offen bar hat Edhem Pascha, nachdem er bi» Larissa vorgcdrungen war und die Griechen sich nach Pharsala zurückgezogen hatten, einen gleichzeitigen starken Druck aus die beiden Flügel der griechischen Stellung eingcleitet und zu diesem Zwecke eine Bedrohung der Flanken westlich über Trikkala u. Kariditscha und östlich über VelestinoS angeordnet. Da» griechische Heer, das durch die Besetzung de» Eisenbahnknotenpunkte« VelestinoS von Volo (dem Hauptstapelplatz für alle Truppcnnochschübe, Munition»- und ProvianttranSportc der Armee) abgcschnitten zu werden befürchtete, außerdem Gefahr lief, einerseits von Kariditscha in der Richtung auf Domoko», anderseits von VelestinoS in der Richtung aus Halmyro» (etwa 20 Kilometer in gerader Linie südlich) umgangen zu werden, hat c» daher vorgezogcn, in eine zweite Ausnahmestellung nach Domoko« zurückzugchen, um sich gleichzeitig auch die direkt nach Süden über den Furkapaß im OthryS-Gebirge gehende Rückzugslinie nach dem etwa 30 Kilometer südlich von Domoko» gelegenen Lamia zu sichern. Zum Schluß sei noch hinzugefügt, daß auch die Depeschen au» griechischer Quelle bezüglich der Vorgänge aus dem epi rotischen Kriegsschauplatz mit den jetzt vorliegenden Kon stantinopler Depeschen im vollen Widerspruch stehen. In jenen griechischen Meldungen hieß e», daß die griechischen Truppen (die bekanntlich nach dem letzten großen Gefecht bei Pentepigadia bi« an die Grenze nach Arta zurückgegangen waren) wieder in Epiru» eingedrungen seien und zum Theil Philippiada wieder besetzt hätten. Fetzt wird dagegen au» Konstantinopel gemeldet, daß der Vormarsch der türkischen Truppen gegen Arta begonnen habe und daß die Griechen diesen wichtigen Grenzort gleichfalls räumen. Die Griechen sind demnach nicht nur au« Epiru« hinausgetrieben worden, sondern sie werden auch von Arta au» von einem Einbruch der türkischen Truppen auf griechische» Gebiet bedroht. Die Sachlage ist also sür die Griechen trotz aller Beschönigungs versuche der grsechischen Regierung so kritisch, wie sie nur sein kann! Daß die griechische Regierung aber jeden weiteren Widerstand al» nutzlos anerkennt und den Frieden will, da geht au» der folgenden wichtigen Meldung hervor: Athen, 4. Mai. Oberst Basso« ist von Kreta zurückberufen und durch Oberst Staiko ersetzt worden. Diese Ersetzung de» Obersten Vasso» durch den Obersten Staiko ist ohne Frage nur die Einleitung zur Abberufung der Truppen auf Kreta, die von den Mächten als erste Be dingung für ihre Intervention gestellt wurde. Da die Ab berufung de» Okkupationskorps mit dem bei den Griechen jetzt sehr populären Obersten Vasso» an der Spitze größere Schwierigkeiten gemacht haben würde, ersetzt man zunächst den Führer und ruft dann die Truppen zurück. Wenn die griechische Regierung durch derartige kleine Kniffe besser zum Ziele zu kommen hofft, so ist das ihre Sache. Die Haupt sache ist, daß sie sich zunächst den Forderungen der Mächte fügt und die Anbahnung einer friedlichen Lösung ermöglicht. Daß sie in Anbetracht der in Griechenland herrschenden auf geregten Volksstimmung zu einer gewissen Vorsicht genölhigt ist, mag ja zugegeben werden, denn wie sehr die Bevölkerung, wenn auch wohl ganz mit Unrecht, gegen die Königsfamilie, namentlich aber den Kronprinzen, aufgebracht ist, da» zeigt deutlich die folgende Meldung au» London, 4. Mai: Dem „Standard" geht au» Athen eine Meldung zu, nach welcher vorgestern in Achia, wo der Herzog von Sparta ein große» Gut besitzt, feindselige Kundgebungen gegen die Dynastie statt gefunden haben. Volkshaufen, durch da« Läuten der Glocken zusammengerufen, sollen in die Villa de» Herzog» eingcdrungen sein, sich der daselbst für die Königliche Wache ausbewahrten Waffen bemächtigt, die Möbel zertrümmert und die vorhande nen Papiere verbrannt haben. Man sieht, die Verhältnisse in Griechenland spitzen sich von allen Seiten zu und drängen gewaltsam zur Entscheidung. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der BundeSrath hat beschlossen, daß im Schulunterricht sowie im amtlichen Verkehr fortan für 100 Kilogramm die Bezeichnung „Doppelzentner", abgekürzt cir, angewendet werden soll. — Die Ernennung dcS Unterstaatssekretärs vr. Fischer zum Nachfolger de» Herrn v. Stephan steht, wie die „Lib. Korr." hört, nunmehr bevor. — Die Schnellfcuergeschütze sollen, wie die „BrcSl. Ztg." erfährt, demnächst bei einer Anzahl von Feldartillerie- Regimentcrn — darunter wird ein» der Garde, ein bayrische» und da« schlesische Feldartillerie-Regimcnt von Peucker genannt — zur probcweisen Einführung gelangen. Bei dem letzt angeführten Regiment ist ein Theil de» neuen Material« be reit» eingetroffen, und, wie da» genannte Blatt weiter schreibt, wird da» Geschützexerziren mit den alten Geschützen schon aus gesetzt. Von anderer Seite wird berichtet: Die reitenden Ab teilungen beider Garde - Feldartillerie - Regimenter, sowie einige Linien-Batterien haben bereit» da» neue Geschütz t!. 96 erhalten, da« nicht Aptirungen der Modelle 73, 88 oder 91 enthält, sondern vollständig neu ist. Schon äußerlich fällt die Länge de» Rohre», da» veränderte Kaliber (75 statt 88 mm), der eigenartige Verschluß, die Hemmsporn-Borrichtung und einige» Andere aus. Dem Artilleristen bekannte, zum Theil in seinen Liedern verewigte Dinge, Kartuschtornister, Kartät schen, Zündlochschrauben, Schlagröhren u. s. w. sind über flüssig geworden, andere neu Angeführt, da» Ganze aber be deutet eine sehr große Erleichterung und gleichzeitig Beschleu nigung der Geschützbedienung, Erhöhung der Treffsicherheit, Erweiterung de» Schußbereich». — Bei der Erprobung der Befestigungsanlagen aus der Insel Helgoland hat sich, wie bereit» aus dem ReichShauShaltS-Etat bekannt, die Nothwendigkeit einer Ver stärkung de« dort garnisonirenden Marine-Detachement» er geben, um die sür eine sichere Bedienung unerläßliche Anzahl von Spezialisten auszubilden. Für dieselbe reicht da» zur Zeit vorhandene Kascrnement nicht au«, da die vorhandene Kascrncnbaracke nur für die Stärke de» jetzigen Detachement» berechnet ist. E« soll hier daher eine neue massive Kaserne gebaut werden. Die Baukosten derselben einschließlich Grund erwerb sind auf 200,000 Mk. veranschlagt, und der Bau soll noch im Laufe diese« Jahre» fertiggestellt werden. Von der Marineverwaltung wird ferner Erweiterung der Betonnung der Insel Helgoland, die sür Marinezwecke unerläßlich er scheint, zur demnächstigen Ausführung gelangen. — Magdeburg, 3. Mai. In dem Lager des in einem Hause an der Ecke der Kaiser- und Hasselbachstraße befind lichen KiirzwaarengeschäfteS von PinkuS brach im ersten Stock werke Abend» 8 Uhr Feuer au«, das sich mit rasender Schnelligkeit über da» Treppenhaus verbreitete. Dasselbe stand vollständig in Flammen, al» da« Feuer bemerkt wurde. Die Feuerwehr rettete die Hausbewohner mittel» Leitern durch die Fenster. Hierbei verfehlte ein Dienstmädchen die Leiter und stürzte vier Stockwerke herab, wobei sie ein andere» Dienstmädchen mit sich riß; beide fanden ihren Tod. Ein Mann wurde bewußtlos au« dem brennenden Hause fortge schafft. — Weiter wird über den Unglücksfall unterm 4. d». berichtet: Bei dem gestrigen Brande in der Kaiserstraße sind, wie nunmehr bekannt wird, drei Personen verunglückt. Ein Dienstmädchen, da» in der Aufregung die Leiter verfehlte und au» dem vierten Stock herabstürzte, fiel aus den herab steigenden I2jährigen Sohn de« Lehrers Bode und den eben falls auf der Leiter stehenden Lehrer Bode. Das Dienst mädchen und der jüngere Bode erlitten den Tod; der Lehrer ist schwer verletzt. Da» Feuer wurde nach 10 Uhr gelöscht. — Pari«, 4. Mai. In dem aristokratischen Wohl- thätigkeitS-Bazar in der Rue Jean Goujon brach in einem stark besuchten Verkaufsräume ein heftiger Brand au». Unter den zahlreichen Besuchern entstand eine furcht bare Verwirrung. Bi« 6 Uhr waren 35 Schwerverwundcte und 30 ganz verkohlte Leichname herausgebracht. Die Zahl der Opfer ist noch unbekannt. — Da» Feuer brach oberhalb de» Verkaufsraumes der Herzogin von Uzö» au», auf welche Weise, ist noch unbekannt. Da» Gebäude, welches eine Länge von 100 und eine Breite von 60 Metern hatte, war ganz au» Holz erbaut. Binnen 10 Minuten stand alle» in Flam men. E« entstand ein unbeschreibliche» Drängen, viele Per sonen wurden niedergestoßen und mit Füßen getreten. Auf den Trümmern de» Bazar» liegen vollständig verkohlte Leichen aufgehäuft, die ganz unkenntlichen wurden von städtischen Ambulanzwagcn nach dem Jndustriepalast gebracht. Ungefähr 150 Verwundete wurden in Hotels gebracht. Nach Aussage de» Polizeibeamten, der den Dienst im Bazar versah, sollen 1500 bi» 1800 Personen im Bazar gewesen sein, al« da» Feuer ausbrach. Bi« 8 Uhr Abend« sollen bereit» 200 Opfer festgestellt worden sein. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Seit Sonnabend hatte sich die in einer hiesigen Bürstcnsabrik beschäftigte I5jährige Lina Sch., Tochter de» Handarbeiter« Sch. au» der elterlichen Behausung entfernt, so daß man sehr besorgt über deren Ausbleiben war. Leider waren die Vermuthungen berechtigt. Montag Vorm. wurde dieselbe im sogen, schwarzen Teiche an der Stützengrüner Straße aufzefunden. Die Furcht wegen geringen Verdienstes scheint da« junge Mädchen zu dem unseligen Schritte ge trieben haben, obgleich e» den Eltern gegenüber keine Veran lassung hatte. — Zwickau, 3. Mai. Am gestrigen Sonntag war der Besuch der Brandstätte der Kaserne geradezu fabel haft stark. Die Eisenbahnzüge brachten au» allen Gegenden Schaaren von Fremden. Gestern erschienen hier auch zahl reiche Offiziere auswärtiger Garnisonen, namentlich solche, welche früher hier in Garnison lagen. Nachdem der Brand zwei Tage und drei Nächte gewährt und in der Nacht vom Sonnabend zu Sonntag noch einen starken Bezwinger in dem eingetrctenen heftigen Regenwetter gefunden hatte, konnte er gestern al» fast beendet angesehen werden. E» stiegen nur noch an vereinzelten Orlen Rauchsäulen empor. Die Feuer wehr trat gestern ab. Dagegen sperren Milstärposten die Kaserne noch ab. Diese sieht au«, wie eine zusammengeschossene Ruine. Vom Dache oder von Balkenwerk oder Eisenträgern ist nirgend» eine Spur mehr vorhanden. Selbst diejenigen Thcile der Untcrzüge, die in die Mauern eingelassen waren, sind verbrannt, die Dachsimsc ringsum abgestürzt, die Fenster ausgebrannt. Und doch befinden sich In zwei oder drei Zim mern die Fenster und Vorhänge noch erhallen. In diese kann die Flamme nicht eingedrungen sein. Unsere RegimenISkaserne gehörte zu den größten Kasernen de» deutschen Reiche». Sie bestand au» einem großen 220 Meter langen Mittelbau und