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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es köuigl. Gerichtsamtes an- -es Sta-trathes zu Kifchosswer-a. virs« Zeitschrift erscheint »SchentUch zwei»»!, Mittwoch« und Sonnabend«, und koket vierteljchrlich l-j ftg». Inserate werd« die gespalten« Seile »der deren Raum mit 6 Pf., Anzeigen unter vier Seilen mit 2j Rgr. berechnet. ^^39., Mittwoch, den IS. Mai. ,18611 Munöscha«. In Berlin machen großartige Schwindeleien und Betrügereien, welche vom dortigen Polizei-Ober sten Patzke verübt worben stnd, viel von stch reden. Dieser saubere Bogel hatte bereits die Flucht ergriffen, ist aber inMadt in Schweden verhafte« und nach Ber lin zurückgebracht worden, wo er seiner gerechten Be- str'afung enlgegensteht. ES sollen noch andere hoch gestellte Personen, namentlich auch der Polizei-Präsi dent v. Zedlitz stark cowpromittirt sein und gegen letzteren ebenfalls eine Criminaluntersuchung eröffnet werden. Läut telegraphischer Depesche find Ihre Mas. die Kaiserin von Oesterreich, «llerböchstderen, Befinden vortrefflich ist, am 8. Mat in Gibraltar eingerroffen, berührten am 9. Mai Palma und gedenken am 12. in Malta zu sein. — Der Generalmajor Gras Caftiglione ist zum Obercommandanten der LandeSveribeidigung für Tyrol nnd Vorarlberg und zugleich zum Truppen- commandirten ernannt worden. AuS Wien schreibt man unterm 10. Mai: Sämmiliche zu ReichSraihSabgrordneten gewählte Venetianer haben abgelehnt, weil sie in der geringen Zahl der wählenden Gemeinden den LandeSwillen nicht anerkennen. Aus Wien meldet man ferner: Die Adresse deS Herrenhauses ist am 10. Mat Mittag 2 Uhr Sr. Majestät durch eine Deputation überreicht worden. Die Adresse ist im Wesentlichen eine Nachbil dung der Thronrede. Dieselbe enthält zunächst den Dank für das Octoberdiplom und für daS Februar patent. DaS Herrenhaus theilt dir Ueberzeugung, daß die im Sinne der festgestellten Principien zu ver wirklichenden Institutionen zur heilbringenden Umge staltung der Monarchie auf jenen staatsrechtlichen Grundlagen führen werden, welche die nothwendig« Einheit deS Reichs mir der soweit als möglich aus gedehnten Selbstständigkeit der Länder zu verbinden geeignet find. DaS Herrenhaus betritt mit Aufrich tigkeit und Eifer die ihm eröffnete konstitutionelle Bahn, wird'— seine Unabhängigkeit mit Freimuth und ohne Selbstsucht wahrend —im freundlichen Ber nehmen mit dem Abgeordnetenhause dir wahren und dauernden Interessen deS Thrones, dir mit jenen der Völker identisch find, zu fördern und zu befestigen be- eechszehnter Jahrgang. strebt sein. DaS Herrenhaus kann sich der verliehenen Institutionen nicht auS vollem Herzen erfreuen, so lange nicht die Brüder aus Ungarn daran theilnehlpen. Dann heißt es wörtlich: „Wir vertrauen fest dem er habenen kaiserl. Angelöbniffe, die Gesammtverfaffung alS das unantastbare Fundament deS einigen ünd un- theilbarenKaiserreichS mit kaiserlicher Macht zu schützen, jede Verletzung derselben als einen Angriff auf den Bestand der Monarchie und auf die Rechte allerJhrrr Länder und Völker nachdrücklich zurückzuweisen. Rach dem Borbilde ihrer Väter weiden auch die Söhne deS jetzigen Oesterreichs sich in der Gefahr bewähren. MU mannhafter Ausdauer und, wenn eS gilt, mit Gut und Blut, werden sie Ew. Majestät getreulich zur Seite stehen. DaS gute Recht ist mit uns, und wer daS Be wußtsein hat, gerecht und mild gewesen zu sein, darf sich auch unerschütterlich, fest und stark bewähren... Unter den vielen EinigungSpuncien ist es einer der heilbringendsten, daß die Gläubigen aller Bekenntnisse dieses weiten Reichs mit unS in daS heiße Gebet ein- stimmen: Gott erhalte und beglücke Ew. Majestät und unser herzliches, freies und einiges Oesterreich!" — Der Kaiser erwiderte: „Die Adresse gewährt mir die Gewißheit, daß daS Herrenhaus entschlossen ist, mein« Bemühungen zum Wohle deS Vaterlandes kräftig zu unterstützen. In den Worten der Adresse erkenne ich den Ausdruck einer edeln Gesinnung, welche mit der Treue für mich eine freisinnige Auffassung der neuen Pflichten verbindet." Ueber den Selbstmord des ungarischen Grasen Tcleki (derselbe wurde bekanntlich vor einiger Zeit in Dresden als politischer Flüchtling verhaftet und an Oesterreich ausgeliefert, vom Kaiser jedoch begnadigt) werden verschiedene Meinungen lau«. Die richtigste mag wohl die sein, daß er als rin Opfer der Wider sprüche seiner Politik gefallen ist. Allerdings, sagt die „Presse", ist der furchtbare Srelenkampf denkbar, von dem Teleki erfaßt worden sein mag, da ersah, daß ihm die Ration bis zu jenen Höhen deS Radikalismus, zu denen er sie emporzureißen gedachte, doch nicht folgte; da er fühlte, daß er, der sich am Tage zuvor noch in dem Traume gewiegt, Palatin von Ungarn zu werden, auf dem Punkte angekommen sei, im Landtage selber eine beschämende Niederlage zu erleiden; da er das Be wußtsein erlangte, daher nach allen Seiten die schmerz-