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Anils- und AiiMlntt für den A-UrL" Btzilk des ^mtöytnchts Wenstock tag und Sonnabend. In- ' ! Expedition, bei unfern Bo- sertionspreis: die kleinsp. c tD ten, sowie bei allen Ncichs- ZeilelOPf. UNO o6^1en MMg6OUNg. Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanne bahn in Eibenstock. - 43. Zahrgang. 111. Sonnabend, den 19. September 18NG. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen »>«liuutlie geschiedene geborene Unger eingetragene Grundstück, bestehend aus dem Wohnhause Nr. 65 S des Brandkatasters und der Parzelle Nr. 132 e des Flurbuchs Abth. .4 Fo- lium 1025 des Grundbuchs für Eibenstock, geschätzt auf 8440 M., soll an hiesiger Gerichtsstclle zwangsweise versteigert werden und es ist der 8. Hklover 1896, Mrmittags 10 Ayr - als Vcrstcigcrungstcrmin, der 20. Hktover 1896, Mrmiltags 10 Wr als Termin »u Verkündung des Vcrtheilungsptans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts einge sehen werden. . , ,, Eibenstock, am 17. Jule 1896. Königliches Amtsgericht. »>-. Mahn, Ass. Der Abgabenrestanl Rr. 210 des Verzeichnisses der dem Tanz- und Schank- stältcnverbote unterstellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, am 17. September 1896. In Vertretung: Justizrath Landrock. Änarchiftenstreiche. Die englische Polizei hat einen ausgezeichneten gang gc- than. Ihre umsichtige Wachsamkeit hat, wie wir schon mit- theiltcn, ein anarchistische« Komplott gerade noch rechtzeitig dcrcitclr, dessen Gelingen Hane don unabsehbaren Folgen be gleitet sein müssen. Denn daß die anarchistischen Mordgesellen sich ein hochstehendes Opfer auserkoren hatten, das stehl schon jetzt fest. Ob ihre Pläne gegen das Leben des Zaren oder gegen da« der Königin von England gerichtet waren, darüber gehen die Meldungen noch auseinander. Um sehr ernste Dinge Hal cs sich jedenfalls gehandelt. Das Hauptvcrbienst an der Vereitelung der anarchist ischen Mordanschläge gebührt auch dieSinal dem Inspektor Melville von Scotland Aard, dem schon im Februar 1894 nach dem mißglückten Dynamitanschlag Bourdie« im Green wichpark die Ucberrumpelung des anarchistischen Hauptquar tiers in London, des Autonomieklubs in der Windmillstreet, gelang. Seit einiger Zeit wußte der Beamte, daß die irisch amerikanische Anarchistengruppe einen großen Schlag plane und mit Gesinnungsgenossen in Frankreich, Holland und Bel gien in regem Verkehr sei. Dem Zusammenwirken der fran zösischen, belgischen und niederländischen Polizei mit der eng lischen gelang e«, nicht allein in der Antwerpener Vorstadt Bcrchem ein förmliches Anarchistcnnest auSzunchmen, sondern auch die Hauptpersonen der Verschwörung dingfest zu machen. In Boulozne wurde der Fenier Thnan, in Glasgow Bell, in Rotterdam wurden zwei Männer, die sich Wallace und Haines nannten, verhaftet, außerdem in Berchem zwei Eng länder, bisher noch unbekannten -Namens. Thnan und Wallace sind zwei der gefährlichsten Anarchisten, die man überhaupt kennt. Die größte Genugthuung dürfte die englische Polizei darüber empfinden, daß die Ergreifung des irischen Dyna- mitarten I. P. Thnan geglückt ist, der unter der Bezeichnung Nr. 1 als einer der Mörder des Vizckönig« Lord Frederick Cavendish und des Mr. Burke bekannt ist. Aber auch über Wallaces Fang ist die englische Polizei voll Genugthuung. Sie bestätigt nämlich, daß Wallace identisch ist mit dem be kannten Kearney, dem Führer einer Bande, welche im Jahre 1883 die Gasanstalt von Glasgow in die Lust sprengte. Die ersten Verhaftungen wurden in Rotterdam vorgc- nommcn, woselbst, wie schon oben gesagt, Wallace und Haines vom Schicksal ereilt wurden. Sobald die Polizei von der Ankunft der Dhnamitarden Kenntniß erhalten hatte, ließ sie Nachforschungen anstellen und fand Wallace und Haines in einem Hotel. Beide befanden sich, als sic verhaftet wurden, im Belt. In dem Zimmer wurden ExplosionSmaschinen aufgefunten sowie eine theilwei» zerrissene Korrespondenz. Die Verhafteten gaben zu, die gesuchten Personen zu sein. Bei den Verhafteten wurde ein Zifserschlüssel entdeckt, mittels dessen gewisse Depeschen entziffert werden konnten, die zur Verhaftung ThnanS in Boulogne s. M. führten. Die eng lischen Polizisten, welche auf den verzweiselten Widerstand Thnan« gefaßt waren, traten mit Revolvern bewaffnet, in da« Zimmer de« Anarchisten, welcher noch im Bette lag und so verblüfft war, daß er sich ruhig sestnehmen ließ. Thnan, welcher nach dem Attentat nach Nordamerika flüchtete, war kürzlich nach Pari« zurückgekehrt und stand angeblich im Be griffe, sich nach Irland einzuschiffen. Die Auslieferung-Ver handlungen sollen bereit« im Zuge sein. Mit dem Verhafte ten Thnan stand Bell in Glasgow in Verbindung, wie auf gefundene Korrespondenzen nachwiescn. Dieser Bell wurde dann am Sonnabend verhaftet. Beschlossen worden sind die geplanten Verbrechen, soviel sestzustehen scheint, in Amerika. In den Vereinigten Staaten bestand eine weitverzweigte Verschwörung, die daraus auS- ging, Dhnamitvcrbrechen in England zu begehen, um dort Schrecken zu verbreiten. Oberinspektor Melville hatte all mählich mit großem Geschick einen au«gedehntcn Beobacht- ung«dienft eingerichtet, der sich aus die Hauptverschworenen bezog. Er soll deren Verbindung mit den in Amerika weilen den russischen Nihilisten sestgesteUt haben. Vermuthlich sollten die geplanten Verbrechen in der Zeit stattfinden, wo der Zar sich in England aufhallen wollte. Al« Hauptleiter der Ver schwörer gelten vorläufig die irischen Fenier in Amerika, die den berüchtigten Thnan mit Anderen nach Europa sandten, als Alle« zur Ausführung genügend vorbereitet schien. Diese Abgesandten schifften sich auf verschiedenen Dampfern ein und begaben sich auf verschiedenen Wegen nach England. So nahm Thnan den Weg über Turin. Die Bewegungen der Verschwörer waren den Geheimpolizisten indeß nicht entgangen, und so konnte ihre Verhaftung rechtzeitig erfolgen. Neueren Nachrichten au« London zufolge soll sich jetzt die Polizei überzeugt halten, daß da« Fcnierkomplott nicht den Zar, sondern die Königin Viktoria und speziell London bedrohte. Auch der Polizeiinspektor Melville selbst soll erklärt haben, nicht in der Lage zu sein, sagen zu können, ob die Attentalsvorbereitungen deni Zar oder England galten. Alle Verschwörer seien in Händen der Polizei. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 17. Septbr. Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht einen Allerhöchsten Erlaß, betr. die Ausnahme einer Anleihe aus Grund des Gesetze« vom 16. Mär; 1893, betr. die Herstellung des Nordostscekanals mit 840,439 M., ferner auf Grund des Gesetze» vom 29. Mär; 1895, betr. die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Erhaltung des ReichShecrcS, der Marine und der Rcichseisen- bahnen von 42,515,392 M. und auf Grund des Gesetzes vom 29. März 1896 zu gleichen Zwecken 26,659,121 M., zusammen 70,018,952 M. Nach Abzug der durch das Gesetz vom 16. April 1896 behufs Verminderung der Reichsschuld zur Verfügung gestellten 13 Mill. Mark sind noch 57,018,952 'M. durch eine Anleihe zu beschaffen. Hierzu sind ein entsprechen der Betrag Schuldverschreibungen auSzugebcn. Der Reichs kanzler ist ermächtigt, den Zinsfuß auf 3 Proz. festzusetzen. — Berlin, 16. Septbr. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Blätter fahren fort, allerlei hinsichtlich ihrer Richtigkeit meist unkontrollirbare Mitthcilungcn über den Militärdienst der VolkSschullehrcr zu bringen. Dem gegenüber erscheint c« angezcigt, den Sachverhalt klarzustellen. Vom Jahre 1900 ab haben sämmtlichc Volksschullehrer ein Jahr zu dienen. Die früher eingcsührte Verkürzung ihrer Dienstzeit auf zehn Wochen war nicht im Interesse der Lehrer, sondern im Interesse der Volksschule cingeführt worden. Jetzt ist den VolkSschullchrern auch die Berechtigung beigelegt worden, als Einjährig-Freiwillige dienen zu können, insoweit ihnen da« AbgangSzcugniß vom Seminar die wissenschaftliche Qualifikation dazu bescheinigt. Können und wollen die Volks schullehrer außerdem die sonstigen Bedingungen erfüllen, also sich selbst kleiden, unterbringen, ernähren, so werden sic als Einjährig-Freiwillige (mit Schnüren, sowie den sonstigen Er leichterungen, Wahl der Garnison :c.) eingestellt. Anderen falls dienen sie wie jeder andere Mann, aber nur ein Jahr, und sollen möglichst zusammen und abgetrennt von den übrigen Leuten untergebracht und ausgebildet werden. Das Ziel ihrer Ausbildung soll sein, sie als Unteroffiziere der Reserve ver wenden zu können. — Berlin. Die sämmtlichcn Berufsgenossen- schaften haben in den ersten 10 Jahren, also bis zum Ende des vorigen Jahre«, zusammen 113,643,514 Mk. Reserve fonds angesammelt. Diese sind ausschließlich in deutschen Staatspapieren, deutschen Städteanleihen und Hypotheken angelegt. Der Betrag an Hypotheken ist jedoch verschwindend und man wird wohl nicht irrig gehen, wenn man annimmt, daß von den 113 Millionen mindesten« */, in deutschen StaatSpapieren angelegt sind. Die genauen Ziffern sowie den Zinsfuß vermochten wir, wie die „B. 2!. N." schreiben, nicht festzustellen. S« läßt sich jedoch annehmcn, daß auch hier nach Möglichkeit vierprozentigc Papiere zur Verwendung gelangt sind, so daß durch die Konvertirung auch die Berufs genossenschaften stark in Mitleidenschaft gezogen werden. — In der nationalgesinnten Presse wird gegenwärtig der Wunsch laut, den hundertjährigen Geburtstag Wilhelms I. durch eine Nationalfeier würdig zu be gehen. Besonders warm setzen sich die „Leip;. N. N." für diesen Gedanken, der sicherlich in weiten Kreisen dcS Volke« ein Echo finden wird, ein. „Durch lange Jahre war e« ein schöne« Fest de« deutschen Volkes, wenn der Winter sich wandte, um dem Lenz da« Feld zu lassen, den Geburtstag de« ersten Kaiser« zu feiern. Wenn stet« in der Gemeinsamkeit eine« Festes, das dem Landesvater gilt, der Gedanke der familien gleichen Zusammengehörigkeit zum Ausdruck kommt, wie er zwischen dem Monarchen und seinen Unterthanen besteht, so mußte diese Symbolik sich vertiefen, als wirklich ein 'Mann im weißen, wallenden Bart, ein milder und königlicher Greis das Scepter führte und der Phantasie des Volke» ein Märchen bild vor Augen zauberte. Weit über die Grenze, die der Psalmist dem Leben zog, hat Wilhelm I. auf Erden geweilt, bi« milde und geruhig die Sonne im ewigen Meere erlosch; und je weiter die Jahre zogen, desto inniger erhob sich die Liebe, desto sicherer wurde der Erinnerungstag seiner Geburt zum nationalen Feste. — In wenigen Monaten zieht der hundertste Geburtstag Kaiser Wilhelm» herauf. Wir feiern Millennien und Centenarfeste, der Ungar schöpft au« dem Quell der Begeisterung, wenn er sich an den Beginn einer tausendjährigen Geschichte zurllckträumt, der Spanier preist die Entdeckungen de» großen Genuesen und da» kleine Por tugal rüstet sich, VaSco de Gama« Tbaten zu feiern, in der hundertjährigen Erinnerung an den Sturm auf die Bastille schäumte de« Franzosen Nationalste!; empor. Wird aber Deutschland den hundertjährigen Geburtstag de« fürstlichen ManncS begehen, der keine Feinde zurückließ, al« er starb, der segnend und sich mühend um da« Glück seines Volkes dorthin zog, wo Heldengröße und Menschlichkeit ewigen Lohn empfangen?" — Die Gemeinde Schicdlo im Landkreise Guben hat zu dem Mittel der Stcucrvcrwcigerung gegriffen, um Abhilfe ihrer Nothlage zu erlangen. 'Man schreibt dem „B. T." darüber: „Daß eine ganze Gemeinde sich weigert, die Steuern zu bezahlen, dürste nicht zu oft vorkommen. Die Ortschaft Schicdlo im Landkreise Guben, deren Ländereien Jahr au» Jahr ein bei jedem Hochwasser der Oder über schwemmt werden, hat zu dem Mittel der Steucrverweigerung gegriffen, um vielleicht auf diese Weise Abhilfe aus ihrer traurigen Lage zu erlangen. Gleichzeitig haben die Ichiedloer eine Bittschrift an den Kaiser gerichtet. Seit vielen Jahren bemüht sich die Gemeinde, eine Eindeichung zu erlangen, alle« vergeben«. Prinz Carolath ist al» Landraih, später im Herrenhause warm für die Ortschaft eingctreten, die Minister versprachen auch Abhilfe, aber Alle« blieb beim Alten. Da endlich, im vorigen Jahre, schien Hilfe nahe zu sein. Von der Kreisbehörde wurde ein Projekt auSgearbeitet, der Regier ungspräsident prüfte es sogar persönlich an Ort und Stelle, zur Ausführung ist e« jedoch nicht gelangt, und auch in diesem Jahre wieder vernichtete anhaltende« Hochwasser die Feld- srüchte der Gemeinde völlig und brachte sie um den Lohn ihrer angestrengten Arbeit. Die Erbitterung unter den Ein wohnern diese» Orte« muß einen hohen Grad erreicht haben, wenn unsere so ruhigen und loyalen Bauern die Zahlung der Steuern verweigern. Vielleicht fühlt sich da» Ministerium hierdurch veranlaßt, die Sache energisch anzusassen." Locale und sächsische Nachrichten. — Wilzschhau«, 17. September. Die Fortsetzung der Schmalspur von hier nach CarlSscld dürste allem Anscheine nach in diesem Jahre noch nicht dem Verkehr über geben werden können, weil die Brückenbauten über die Mulde und über die Wilzsch jedenfalls noch eine ziemlich geraume Zeit in Anspruch nehmen werden. — Dresden, 16. Septbr. Ein entsetzlicher Un glücksfall spielte sich heute Vormittag um l i Uhr auf der Landhausstraßc zu Dresden ab. Dem alten Ständehau« gegenüber erhebt sich der Neubau de« Polizeigebäude«. An