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Amts- M MiMM für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend, Jn- sertionspreis: die kleinsp, Zeile 10 Pf, Heürk des Amtsgerichts Eibenstock ' ! Expedition, bei unfern Bo- ten, sowie bei allen Rcichs- und dessen Hlmgeoung. Pstanstalten Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E, Hannebohn in Eibenstock, - " — 4». ?-Skg-ng. Donnerstag, den 10. September 18NO Freitag, den 11. September 1896, von Nachmittags 2 Uhr an im Rathhanse zu Schönheide. Schwarzenberg, am 5, September 1896, Königliche Amtshauptmlinnschast. Arhr. v. Wirsing. Lr Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Schnittwaarcnhändlers Itltknr«! NIv) in Schönheide wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben, Eibenstock, den 7, September 1896, Königliches Amtsgericht. Bekannt gemacht durch den Gcrichtsschreibcr: Aktuar » rleetri^k. Etwaige Gesuche nm Beihilfen aus den Mitteln des unterzeichneten Vereins sind für das lausende Jahr Vis zum 20. September laufenden Jal-res anher einzureichen. Schwarzenberg, den 7. September 1896. Das Direktorium des Schneeberger Krcisvcrcins für innere Mission. Frhr. v. Wirsing, Vors. Tagesgeschichte. — Deutschland, lieber den russischen Kaiserbe such wird aus Breslau weiter gemeldet: Sonnabend Abend 9'/2 Uhr begann vor dem Königlichen Schlosse der große Zapfenstreich. In den glänzend beleuchteten, festlich geschmück ten Straßen wogten dichte Volksmassen. Sämmtliche Spiel leute und die Musikkorps der Regimenter sowie 200 Träger von Magnesiumfackeln setzten sich in Bewegung, während da« Locken des Armeemarsches erklang. Die eigentliche Musik aufführung wurde dann cingeleitet durch die russische Hymne. E« folgten Armeemärsche, Präsenlirmärsche und VolkSgefänge. Die Allerhöchsten Herrschaften erschienen auf der Schloßrampe und verneigten sich huldvoll. Der Zapfenstreich, welcher zum Schluß gespielt wurde, endete mit dem Armcegebet und einem langen Trommelwirbel. Die gewaltige Menschenmasse lauschte andächtig den Klängen. Die Illumination gewährte eine» herrlichen Anblick. Sonntag Vormittag besuchten der Kaiser und die Kaiserin da« Schlesische Museum der bildenden Künste. — Wegen der heftigen RcgenwetterS mußte der geplante Feldgottesdienst abbestcllt werden. — Mittag 12'/? Uhr fand FamiliensrühstückStafel beim russischen Kaiserpaarc im großen Festsaale de« LandeShauses statt, an der sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen de« Königlichen Hauses und die in Breslau anwesenden fremden Fürstlichkeiten theilnahmen. Nach der Frühstückstafel kehrte da« deutsche Kaiserpaar nach den, Schlosse zurück. Nachmittags 2 Uhr empfing Kaiser Nikolaus den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe in Audienz, welche über eine Stunde dauerte. Abends fand Hoftasel im Schlosse statt. Die Festvorstellung im Theater, dessen ganzer Raum mit Astern durchflochtenen Eichenlaubgewindcn reich geschmückt war, nahm einen äußerst glänzenden Verlauf. Al« die russischen und deutschen Majestäten um 8'/^ Uhr die königliche Loge betraten, wurden sie mit einem dreifachen Tusch des Orchester» em pfangen und vom Publikum auf da» Lebhafteste begrüßt, gegen welche» sie sich huldvoll verneigten. Während des ganzen Verlaufe» der Vorstellung herrschte im Publikum die gehobenste Feststimmung, die sich zu einer begeisterten Kundgebung steigerte und in ein dreifache« brausende» Hurrah au»klang, al» sich die Majestäten zum Fortgang erhoben und sich abermals mehr fach gegen da» Publikum verneigten. Al» sich beide Kaiser paare nach beendigter Vorstellung nach dem königlichen Schloß beziehungsweise nach dem LandeShausc zurückbegabcn, wurden sie auf dem ganzen Wege von den trotz des Regenwetter« dichtgcdrängt harrenden BolkSmassen wiederum aus daSFreudigste und Lebhafteste begrüßt. Montag früh 7'/, Uhr holten die deutschen Majestäten das russische Kaiserpaar im LandeShausc ab, um sich zur Parade nach Görlitz zu begeben. Ucbcr den Verlauf der dortigen Festlichkeiten wird geschrieben: Görlitz, 7. September. Die deutschen und die russi schen Majestäten trafen um IO Uhr 40 Min. auf dem festlich geschmückten Bahnhof ein. Oberbürgermeister Büchtemann hielt eine kurze Begrüßungsansprache, auf welche Se. Maj. der deutsche Kaiser erwiderte, er freue sich, die schöne Stadt Görlitz wiedcrzuschcn. Hierauf erfolgte unter der Eskorte der I. Eskadron de« Leibhusarenregiment» Nr. 2 unter dem Geläute der Glocken sämmtlicher Kirchen durch die reichge- ichmückte via triulnplmlm die Fahrt nach dem Mohser Pa- radefelde. Än der Straße bildeten Kricgervercine, Korpora tionen und Schulen Spalier; eine vieltausendköpfige Menschen menge hatte sich cingefunden und begrüßte die Majestäten mit brausendem Hurrah. Im ersten Wagen fuhren die beiden Kaiser, im zweiten Wagen die beiden Kaiserinnen. — Die heutige Parade de« fünften Korp« aus dem Mohser Felde verlies glänzend. Al« die kaiserlichen Majestäten durch die in Flaggenschmuck und Laubgewinden prangenden, von dichten Äenschenmasscn besetzten Straßen aus dem Paradefelde an gekommen waren, bestiegen beide Kaiser die Pferde und ritten die Fronten de» in zwei Treffen aufgestellten Korp« ab. Die Kallerinnen folgten in sechsspännigen Equipagen. ES fand zweimaliger Vorbeimarsch statt. Bei dem Nahen de« Gre nadier-Regiment» „König Wilhelm I." sprengte der Kaiser an dessen Spitze und führte es rem Zarenpaar und seiner Gemahlin vor. DaS Tribüncn-Publikum brach in stürmische Hurrah« aus, der Kaiser salutirte mit dem Degen nach der Tribüne. Der Kaiser von Rußland führte sein Ulancnrcgiment, der Herzog von Württemberg das 10. Ulancnregiment „Prinz August von Württemberg." Auch da« Leib-Kürassierregiment „Großer Kurfürst" wurde vom deutschen Kaiser vorgeführt. Nach nochmaliger Formation de» Korp« in zwei Treffen ritten beide Kaiser, denen die Kaiserinnen zu Wagen folgten, nochmals die Fronten ab, während die Kapellen die russische Hymne intonirten. Der Kaiser und der Zar ritten sodann an der Spitze der Fahnenkompagnie und der Standarten- eSkadron, der Zar zur Rechten de« Kaiser», bi» zum Sttlnde- hau» zurück, wo sie bi« zum Abmarsch der Fahnenkompagnie und der Standarteneskadron zu Pferde hielten. Hierauf be gaben sich die Majestäten in« Ständehau«, wo nach 4 Uhr Mittagstafel stattfand. Al« die beiden Kaiserinnen sich vom Paradefeldc nach der Stadt zurück begaben, wurden sie an der Reichcnbergerstraße, wo die Schulen Spalier gebildet hatten, von 30 Ehrenjungfrauen unter Uebcrreichung von Blumensträußen begrüßt, wofür die Majestäten huldvollst dankten. — Zu einer großartigen Kundgebung gestaltete sich die Abreise de« russischen Kaiserpaares, welche um 6 Uhr Abends erfolgte. Auf dem Platze vor dem Bahnhose war eine Ehrenkompagnie, sowie da« Wahlstätter Kadettenkorps ausgestellt. Die ganze Anfahrtsstraße war mit einem Militär kordon besetzt. Auf dem Bahnhose hatten sich sämmtliche hier anwesenden Fürstlichkeiten eingefunden. Kaiser Nikolaus fuhr mit Kaiser Wilhelm im ersten, die Kaiserinnen im zweiten Wagen. Kaiser Nikolaus verabschiedete sich von den Fürst lichkeiten und den höheren Offizieren im Lichthofe de» Bahn hof». Dann intonirtc die Kapelle die russische Nationalhymne. Hierauf verabschiedeten sich die Majestäten in überaus herz licher Weise. Der Zar küßte der Kaiserin die Hand und die Wangen, Kaiser Wilhelm in gleicher Weise die Zarin. Die beiden Kaiserinnen küßten sich sichtlich bewegt. Kaiser Wilhelm und Kaiser Nikolaus verabschiedeten sich durch Um armung und Kuß. Al« der Zug sich in Bewegung fetzte, winkten die beiden Herrscherpaare sich noch AbschiedSgrüße zu. Bei der Rückfahrt de« Kaiserpaarc» nach dem Ständehau« erschollen jubelnde Hurrah» seilen« der Bevölkerung. Die Stadt ist festlich erleuchtet, die Schaufenster der größeren Geschäfte sind prachtvoll geschmückt. Bei dem nun folgenden Paradediner brachte der Kaiser einen Trinkspruch auf da» fünfte Korps au«, wobei Se. Majestät den eben stattgefunde- ncn Besuch de« russischen Kaisers besonder« hervorhob. Nach der Tafel fand großer Zapfenstreich statt. Au» Kiel wird über den Besuch de« russischen Kaiser paarc» vom 8. September gemeldet: Der ganze Weg vom Bahnhof bi« zum Schloß ist mit Blumen, Guirlanden und Fahnen in russischen und deutschen Farben reich geschmückt. Besonder« herrlich nimmt sich der Platz am Bahnhose au«, wo einerseits der Bahnhof selbst, anderseits da« Post- und Telegraphenamt und die dem Bahnhofe gegenüberliegenden Hotel« einen prächtigen Anblick gewähren. Auch die Empfangs räume in der Ankunftshalle sind reich dekorirt. Dichtgedrängte Menschenmassen haben sich seit den frühen Morgenstunden vor dem Bahnhöfe aufgestellt. Die russischen Majestäten trafen lO Uhr Vormittag« mittel« Sonderzuge« hier ein und wurden am Bahnhofe von dem Kronprinzen, dem Prinzen Heinrich in russischer Uniform, der Prinzessin Heinrich, der gesammtcn Admiralität und allen dienstfreien Offizieren de« Geschwader» empfangen. Die Einwohner grüßten begeistert. Darauf erfolgte da« Sbschreiten der Ehrenkompagnie und der Vorbeimarsch. Die Kaiserin und Prinzessin Heinrich fuhren im ersten, der Kaiser und Prinz Heinrich im zweiten Wagen bi« zur Iensenbrücke. Von dort ab begaben sich die Höchsten Herrschaften auf dem Wasserwege nach dem Schlosse. Die heute Morgen hier eingetrossene Manövcrflottc prangt im Flaggengala, die russische Flagge am Großtopp. Nach der Mittagstafel unternahm die Kaiserin von Rußland mit der Prinzessin Heinrich und dem Prinzen Waldemar eine Spazier fahrt nach Düsternbrook auf dem Kaiser Wilhelm-Kanal, wo bei die Brücke bei Levensau besichtigt wurde. Kaiser Nikolaus besichtigte mit dem Prinzen Heinrich da« Flaggschiff „Kur fürst Friedrich Wilhelm", sodann den Kreuzer „Kaiserin Augusta", von wo sie sich an Bord der Panzerschiffe „Branden burg" u. „Wörth" begaben, wo einige Gcschützexerzilien vorge- gcnommen wurden, für die der Kaiser lebhafte« Interesse zeigte. Der Kronprinz war nach der Begrüßung de« Kaiserpaarc« als bald nach Plön zurückgekehrt. Die Abreise de« russischen Herrschcrpaarc« nach Kopenhagen erfolgte Abend« 7 Uhr 5 Min. auf dem „Polarstern". Im Augenblicke der Abfahrt desselben donnerte von den Kriegsschiffen der übliche Salut. Die Kapelle de« „Polarstern" spielte die Preußenhymne. Die Mann schaften aller Schiffe grüßten mit lebhaften Hurrah«. — Görlitz, 8. September. Ihre Majestät die Kaiserin gedenkt heute Abend lO^/, Uhr zur Feier de« Geburtstage« de« Großherzogs von Baden nach Karlsruhe zu reisen, um zugleich die Glückwünsche Sr. Maj. de« Kaiser« zu überbringen. — Holtenau, 8. September. Da« Kaiserliche Kanal- Amt macht bekannt: Der dänische Dampfer „Johann Sim" ist bei Kilom. 77 im Kaiser Wilhelm-Kanal gesunken. Der Kanal ist bis auf Weiteres gesperrt. — Wie da« „Marine-VerordnungSbl." mittheilt, hat die Kaiserin von Japan au« Anlaß de« Unterganges de« Kanonenboote« „Iltis" zur Unterstützung der Hinterbliebenen der verunglückten Besatzung die Summe von 1000 -Yen (4000 Mk.) gespendet. — Die Sozialisten in Elsaß-Lothringen hatten die Absicht, aus französischem Boden, in dem etwa vier Kilo meter von Markirch entfernten Orte St. Didier, am Sonn tag Nachmittag eine Volksversammlung abzuhaltcn, in welcher auch die deutschen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Bebel und Bueb al« Redner auftreten sollten, die französische Polizei jedoch hat nicht nur diese Zusammenkunft verhindert, sondern auch die beiden deutschen Sozialistenführcr auSge- wiesen. Al» letztere in Begleitung von einigen hundert Ge sinnungsgenossen um die Mittagzcit da« französische Gebiet betraten, händigte ihnen der Unterpräfekt von St. Didier, welcher mit 30 Mann Genvarmcn zur Stelle war, wie es heißt, im Auftrage de« Minister« de« Innern, den Aus weisungsbefehl ein. Derselbe stützt sich auf ein Gesetz au« dem Jahre 1849 über die Nichtzulässigkeit von Versammlungen, die eine Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit bieten. Bebel und Bueb sollen sich der polizeilichen Verfüg ung ohne Weiteres gefügt und diesseits der Grenze den Ver laus der Dinge auf französischem Terrain abgewartet haben. Die Polizei hatte gleichzeitig die Abhaltung der Versammlung, zu der sich ungefähr 1000 Theilnehmer cingefunden hatten, untersagt. Die Sozialistensührer Böhle und Trax au« Straß burg erhoben Protest gegen die Verfügung, indem sie sich daraus beriefen, daß die Veranstaltung bei der Präfektur an gemeldet und genehmigt worden sei. Demgegenüber stellte der anwesende Polizeikommissar fest, daß zwar eine öffentliche Ver sammlung, doch keine unter freiem Himmel zugestanden sei. Doch wurde auch der nachfolgende Versuch, die Versammlung in einer benachbarten Gastwirthschaft abzuhallen, polizeilich verhindert. Den „Genossen" blieb schließlich nicht» andere« übrig, al« den internationalen Sozialismus hochleben zu lassen und sich alsdann heimwärts zu trollen. Wie wenig die französischen Sozialisten von dem Besuch der reichsländ ischen Brüder erbaut gewesen sein mögen, läßt sich au« dem Fernbleiben der französischen Sozialistensührer GueSde und Chauvin ersehen, die ihre Betheiligung an der Versammlung versprochen hatten, aber nicht zur Stelle waren. Auch wird gemeldet, daß von französischer Seite nur ein winzige« Häuf-