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Amts- mit AWiMtt für den «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionsprcis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. «» » Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - —— 43. Jahrgang. -—— Sonnabend, den 8. August Abonnement Viertels. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. L8S« Per Mau deutscher Kriegsschiffe. Der Chefkonstrukteur der Kaiser!. Marine, Wirkt, geh. AdmiralitätSrath A. Dietrich, welcher auch die jetzt im Bau begriffenen Kriegsschiffe, und zwar „Ersatz Preußen" (Panzer schiff l. Klasse), „Ersatz Leipzig" (Kreuzer I. Klasse), „Ersatz Freya" (Kreuzer 2. Klasse) und weiter die Kreuzer „!<" u. „I," konstruirt hat, hat in der 37. Sitzung der ..Institution uk KavnI ^roiuteets" einen Vortrag über die Entwickelung der Entwürfe und des Baue« der Schiffe der deutschen Kri gs- marine gehalten. Der interessante Vortrag ist damals un verdienterweise wenig beachtet worden, er enthält jedoch so viel BemerkenSwerlhes, daß es auch jetzt noch, da er gedruckt in der im Verlage von Mittler u. Sohn erscheinenden „Ma rine-Rundschau" vorliegt, lohnend ist, das Wesentlichste daraus mitzutheilen. Die neuen Panzerschiffe „Ersatz Preußen" und „Fried rich der Große", der Panzerkreuzer „Ersatz Leipzig" und die Kreuzer 2. Klasse „Ersatz Freya", „bl", „I>", „>I" und „X" erhalten drei Schrauben. Bei den neuen Schiffen erfordert die Artillerie mit ihrer Panzerung, wie sie nach den neuesten Erfahrungen gefordert werden muß, ein so hohe« Gewicht, daß gesucht werden muß, an irgend einem anderen der das Deplazement bildenden Gewichte Ersparnisse zu machen, die dem Panzer und der Artillerie zugute kommen könnten. Nirgend» war zu sparen, da überall die Forderungen ge steigert sind; trotz aller an Bord gebrachten Hilfsmaschinen zur Erleichterung der Arbeit ist die Mannschaftszahl nicht kleiner geworden, im Gcgentheil, für die Bedienung dieser Maschinen noch größer. Da« Gewicht de» Schiffskörpers ist bei allen modernen Schiffen durch rationellere Bauart, aber auch durch Verminderung der Materialdicken schon so weit rcduzirt, wie es mit der Festigkeit nur irgend noch verträglich ist, ja e» ist schon Iheilweise über da« mit reichlicher Sicher heit zulässige Maß fast hinausgegangen worden. Und doch war es möglich, eine große Erleichterung de« Schiffskörper« in neuerer Zeit herbei,usühren durch die Ein schränkung der Verwendung von Holz in den Einrichtungen. Schon immer wurden die Splitter de« Holze« gefürchtet, die von den durchschlagenden Geschossen losgerissen werden. Die Erfahrungen de» Gefecht» am Dalu haben so recht gezeigt, wie gefährlich die Verwendung brennbaren Material« für die Ausstattungen der Schiffe ist. Bei den neuen deutschen Schiffen ist Holz auf nur ganz untergeordnete Verwendung beschränkt. Die Deck« erhalten keine hölzernen Decksplanken mehr, sondern nur Stahlbeplattungen mit Linoleumbelag, zu weilen, nachdem noch eine Schicht von Korksleinen dazwischen gelegt ist. Die Wegerung der Seitcnwände in den Mann- schaftSwohnräumen fällt ganz fort, in den Kammern der Offi ziere wird sie hcrgestellt auf 1'/, mm dickem Stahl mit einer Bekleidung von Kork, die mit Stoff beklebt wird. Die Kam merschotten bestehen aus Stahl, die mit Stoff beklebt und, wo Schalldämpfung oder Herabminderung der Temperatur erwünscht ist, vorher noch mit Korkplatten bekleidet werden. Um die Schornsteine und Maschinenschachte, die Hitze aus strahlen könnten, wird Korkbekleidung angebracht. Au« den Munitionsräumen ist Holz gänzlich entfernt, nur für die Lagerung der Geschosse und Kartuschbüchsen werden hölzerne Regale noch angewendet. Die Treppen find sämmtlich au« Stahl, die Handleisten der Geländer der Kommandobrücken bestehen nicht mehr au« Holz, sondern au« anderen nicht brennbaren und nicht splitternden Stoffen, die aber nicht so unangenehm anzufassen sind wie Stahl oder Eisen; die Karten häuser und mit ihnen verbundenen Häuser auf der Kommando brücke werden auch au« Stahl hergestellt und in den Aus stattungen au« nicht brennbarem Material. E« schien auch, wie bei jedem solchen Vorgehen immer etwa« zu radikal vor gegangen wird, nöthig, auch au« den inneren Ausstattungen da» Holz ganz zu entfernen, so vor allem die Möbel nicht mehr au« Holz, sondern au« nicht brennbaren und nicht splitternden Stoffen herzustellen. E« sind in dieser Bezieh ung viele Versuche angestellt worden, e« wurden Möbel her gestellt au« Stahl und Aluminium mit Auskleidungen au» Linoleum, Kork, Segeltuch ic.; sie konnten alle die Holz möbel nicht ersetzen. Dasselbe war bei den Stühlen der Fall. Nur die Bettstellen lassen sich mit Vortheil sogar au« Eisen, Stahl oder Messing Herstellen, wie man solche ja auch am Lande vielfach verwendet. Da« Gefährliche, wa«, ein mal angezündet, den größten Qualm erzeugt, sind aber nicht die wenigen Möbel, die nur einige wenige dünnen Stückchen Holz darstellen, sondern die in dem Innern untergebrachten Effekten, die Matratzen, Decken, Kleider, Bücher w. Von der Verwendung hölzerner Möbel mit Ausnahme etwa der Belt- gestelle wird daher auch in der deutschen Marine sobald noch nicht abgegangen werden können. Solche Theile, wie Stangen, Signalraaen, Flaggenstangen >c., werden alle au« Stahl her gestellt. Durch diese Neuerungen ist unzweifelhaft der Gefecht«- werth de« Schiffe« erhöht, da da« Schiff weniger feuergefähr lich ist, die Splitterwirkung ganz eingeschränkt ist und dann bedeutend an Gewicht gespart wird, wa» der Artillerie und der Panzerung zu Gute kommt. An den Maschinen war nicht« zu sparen. E» blieb nur übrig, in den Kesseln, die besonder« jetzt bei den hochgespann ten Dämpfen ein so bedeutende« Gewicht darstellcn, Erspar nisse zu suchen; dieselben waren zu finden in der Annahme von Wasscrrohrkcsseln. Eine der schwierigsten Fragen in der modernen Marinctechnik ist die Frage der Wasserrohrkessel; sie beschäftigt auf da« Lebhafteste die englische, die französische und die deutsche Marine, und ist die letztere beinahe am ent- schlossensten vorgegangen, indem sie bei vielen Schiffen Wasser rohrkessel verwendet. E« kommen nicht weniger al« vier verschiedene Arten von Wasserrohrkesseln bei den im Bau be griffenen deutschen Schiffen zur Anwendung, nämlich bei „Aegir", Panzerschiff 4. Klasse, Thornycrost-Kessel, „Ersatz Freya", Kreuzer 2. Klasse, Niclausse-Kessel, „li", Kreuzer 2. Klasse, Belleville-Kessel, „I.", Kreuzer 2. Klasse, Dürr- Kessel, und bei den Panzerschiffen I. Klasse sowie dem Panzer- Kreuzer „Ersatz-Leipzig" '-/^Cylindcrkcssel und '/(,-Wasserrohr- kessel, deren System abhängig ist von den au-stehenden Probe fahrten, die sehr bald werden vorgenommen werden. Die Probefahrten diese« und der nächsten zwei Jahre werden über den Werth der verschiedenen Kesselklassen etwa» mehr Klarheit geben ; alle jetzt bi« zur Ermüdung durchge führten theoretischen Erwägungen sind zwecklos, denn nur die Praxi« allein kann hier entscheiden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zu Anfang diese« Jahre« haben patriotische Männer in allen Theilcn Deutschland«, zum Thcil unter dem Eindruck der mit der Transvaal-Angelegenheit ge schaffenen Situation, zum Theil unter der Befürchtung, daß die Mehrheit de« Reichstage« sich in Bezug auf die Marine und deren Bedürfnisse nicht auf der Höhe ihrer patriotischen Pflichten zeigen werde, Sammlungen für den Bau von Kriegsschiffen angeregt. Wie vorauizusehen war, hatte die Bewegung, so sehr ihr patriotischer Grundgedanke auch zu begrüßen war, keinen praktischen Erfolg, einmal weil c« einer nachhaltigen Energie bedarf, um auch nur die Millionen für einen einzigen Kreuzer auf dem Wege von Sammlungen zu Stande zu bringen, zweiten« weil solche Sammlungen im heutigen geeinten Deutschland und bei einem Marine-Etat von ca. 80 Millionen Mark nicht mehr ausreichen, um ihren Zweck zu erreichen. Den früheren Flottensammlungen in den sechziger Jahren, den Krönung«geschenken von Provinzen und Städten im Jahre >861, lag nicht nur da« Schutzbedürsniß für die vaterländischen Küsten und den deutschen Handel, sondern mehr noch der deutsche Einheitsgedanke zu Grunde, von dem man hoffte, daß er auf dem Wege einer nationalen Flagge zur See zuerst seine Verwirklichung finden werde. — Nachdem dieser Ziel in ebenso unerwarteter als glorreicher Weise erreicht worden und die deutsche Flotte, selbst in ihrem heute noch sehr unzureichenden Werth und Umfang, sich der hohen Achtung de« Au-lande« erfreut, würde c» als eine Beeinträchtigung der letzteren erscheinen, wollte man die Ver vollständigung der nationalen Rüstung zur See aus den Weg der Sammlungen verweisen. Der Schutz Deutschlands zur See wie zu Lande ist der erste und hauptsächlichste Staat« - zweck de« Deutschen Reiches, wesentlich für vicsen Zweck ist der nationale Bund der deutschen Stämme geschlossen worden und wenn patriotische Männer im gerechten Unmuth über frühere Abstimmungen de« Reichstage« in Bezug auf Marinesorderungen sclbstthätig eingreifen zu müssen meinen, so glauben wir, daß diese gewiß sehr löbliche Absicht am Besten bei den Wahlen derart zur Ausführung gelangt, daß man keinem Kandidaten die Stimme giebt, der sich nicht verpflichtet, dafür einzustehen, daß unsere Flotte auf der Höhe ihrer Pflichten und de« nationalen Bedürfnisse« erhalten werde. — Au« WilhelmShöhe wird vom 6. d. telegraphisch gemeldet: Se. Majestät der Kaiser leiden an einer leichten katarrhalischen HalSaffektion und haben daher zu Aller- höchslihrcm lebhaften Bedauern die Reise nach Wesel, Ruhr ort und Essen auf ärztlichen Rath aufgeben müssen. Ihre Majestät die Kaiserin werren diese Reise aber programm mäßig auSsühren und dabei von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich al« Vertreter Sr. Majestät de« Kaiser« begleitet sein. Da« ganze zur Reise befohlen gewesene Ge folge Sr. Majestät wird sich auf Allerhöchsten Befehl dem Gefolge Ihrer Majestät der Kaiserin anschließen. — Stuttgart. Die letzten Klänge de« großen deut schen Sängerfeste« sind nun verrauscht. Die THeilnehmer werden er nicht bedauern, daß e« diesmal im Herzen de« Schwabenlandc» gefeiert worden ist, da« al« „liedcrreich" und „sange«froh", al« die Mutier allverchrter Dichter und Kom ponisten, ja als die Wiege de» deutschen Volksliedes in diesen Tagen sich so manchen Lobipruch hat gefallen lassen müssen. Auch daß Schwaben eine der ältesten Pflezstätten für den Männergesang ist, und daß der Gedanke de« deutschen Sänger bundes von Schwaben auSgegangcn und wesentlich durch die Männer de« schwäbischen Sängerbünde« verwirklicht worden ist, unter denen Oi. Otto Elben sich noch unter den Lebenden befindet, auch daran ist in diesen Festtagen vielfach erinnert worden. Man wird dem Feste nachrühmen dürfen, daß c«, auch vom Himmel au-nehmend begünstigt, in allen Theilen wohlgclungcn ist, wa« bei der Massenhaftigkeit de« Besuch« au« allem Land, wo die deutsche Zunge klingt, nicht wenig heißen will. Ein Theil de« Erfolg» lag schon darin, daß unter dem Zeichen de« deutschen Liede« wirklich AUdeutichlanb sich ein Stelldichein gab. War naturgemäß Schwaben, Bayern und Baden am zahlreichsten vertreten, so hatten doch auch die anderen Reichsgebiete ansehnliche Eontingcntc gestellt: die Rheinlande, Thüringen, da« preußische Sachsen (Magdeburg, Erfurt, Halle) und besonder« zahlreich da« königliche Sachsen, dann Berlin, Danzig, Königsberg, Hamburg, diese beiden gleichfalls stattlich vertreten, Hannover, Schleswig-Holstein usw. Dann aber waren die österreichischen Sängerbünde mit gegen 1000 Mann vertreten: Wiener, Linzer, Voralberger, Salz burger, Tiroler, Steirer, Kärntner (Cilli), Sachsen au« dem Banat und au« Siebenbürgen. Selbst die Deutschen in Rumänien, in Warschau und Lodz, in London und von jen seits de« Ocean», hatten entsprechende Häuflein gestellt. Da« gab ein Gefühl von der Zusammengehörigkeit des deutschen VolkSthumS, das allgemein begeisterte, und da« in verschiedenen Reden noch besonders Ausdruck fand. Der Preis der Hcimath, „Deutschland, Deutschland über Alle»", drängle sich von selbst auf die Lippen. Daß die Oesterreicher mit ganz besonderer Wärme begrüßt wurden, versteht sich von selbst und sie er widerten e« mit dem Gelöbniß, aus ihren ausgesetzten Posten treue Hüter de« Deutschthum« zu sein. Durch eine glückliche Veranstaltung war c« beim Festzug so geordnet worden, daß die verschiedenen Abteilungen an einander vorbeizogcn und sic sich so gegenseitig begrüßen konnten, was zu den herzlichsten Scenen Anlaß gab, so z. B. zwischen Wienern und Berlinern. Der Zug selbst bot mit seinen 10,000 Theilnchmern und 6—700 Fahnen ein überau« glänzende» und trotz seiner Länge keineswegs ermüdende« Bild. Unter den künstlerischen Gruppen, die eingeslreut waren, fanden besonderen Beifall die historische, die die Entwicklung de« deutschen Volksliedes au« der ur germanischen Zeit herab bi« zu den Befreiungskriegen vor führte, dann der Wagen mit den sieben Schwaben, der Wagen, der da« schwäbische Volkslied darstellte, eine Verkörperung der bekanntesten Volksweisen, dem sich dann passend ein Zug von über zweihundert Vertretern der noch in Schwaben getragenen Volkstrachten anschloß, und zwar echte Exemplare, kein Ma«- kenspicl. Der Zug durch die geschmückten Straßen, über den Marktplatz, Thorwaldscn« Schillerdenkmal vorbei, an dem Residenzschloß, wo der König von den vorüberziehcnden Sängern begrüßt wurde, bewegte sich inmitten eine« unbeschreiblichen Jubel«, der sich in jeder Straße wieder erneuerte; überall wieder Tücherschwenken, Hochrufen, Blumenwerfen. Diese allgemeine Theilnahmc der Bevölkerung, vom königlichen Hof an, wurde von den Gästen besonder« angenehm empfunden; c« war ein Ton von Herzenswärme in dem ganzen Fest. Der König selbst hat nicht nur der ersten Aufführung, sondern auch dem Bankett beigewohnt und bewegte sich mit seinen Begleitern mitten durch die festfrohe Menge. Die Hauptauf führung brachte theil« Kunstgesänge, theil» Volkslieder zum Vortrag: diese brachten größere Wirkungen hervor al« jene. Die letzte Aufführung war vorzugsweise vaterländischen Ge sängen gewidmet. Denn da« Fest sollte ausdrücklich, wie der Vorstand de» Ausschusses de» Deutschen Sängerbünde«, der Reich«tag«abgeordnete Beckh au« Nürnberg in seiner Festrede sagte, der krönende Abschluß für da« Jubeljahr der Neubc- gründung de» deutschen Reiche» sein. — Mannheim, 5. August. Der in Mannheim tagende Deutsche Fleischerverband beschloß eine Petition an den Reichs tag, daß au« sanitären Gründen zur Margarine-Fabrikation nur Talg von in Deutschland verarbeitetem Vieh benutzt wer den darf, da die ausländische Waare unkontrolirbar und gering- werthig sei. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 7. August. Gestern Abend veranstaltete Hr. Mustkdir. G. Oescr unter Mitwirkung de« Flöten virtuosen Hin. Paul Glaßmann, Kgl. Bayr. Hofmusiker a. D., im neu au-gebauten Saale de« „Deutschen Hause«" hierselbst ein Extra-Concert, welche« den anwesenden Zuhörem einige genußreiche Stunden darbot. Die Leistungen de« Hin. Glaßmann auf seinem Instrument waren in der Thal künst lerisch schön und erntete derselbe dafür lebhafte Beifall«-