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Amts- ick MiMt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. s». Mjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 44. Jahrgang. Dienstag, den 23. Februar L8SS Maßregeln gegen Eisgang und Hochwasserschäden. Mit Rücksicht auf den zu erwartenden Eisgang werden zur Verhütung von Schäden und im Interesse der öffentlichen Sicherheit nachstehende Sicherheitsvorkchr- ungen angeordnet: 1) Alle Wehre sind dergestalt aufzueisen, daß der Wehrkamm ganz eisfrei und im ganzen Wehrteiche aufwärts ein Kanal bis 1 Meter Breite, soweit nicht in ein zelnen Fällen bereits etwas anderes angeordnet worden ist, offen gemacht wird. 2) Alle Brücken, Stege, Einbaue und Userbefestigungen sind vollständig vom Eise zu befreien. 3) Alle Flußstrecken, wo erfahrungsgemäß das Eis schwer zum Ausbruch komint und leicht Schutze entstehen, sogen. Kräften, sind nach Länge und Breite aufzueisen. 4) Die unter 1 bemerkten Eisungen sind offen zu halten, die Wehrteiche aber auch noch durch Querschläge in Entfernungen von 14 bis 17 Meter aufzueisen. 5) Alle oberen vorhandenen Wehraufsätze sind zu beseitigen. 6) Klötzer, Bretter und ähnliche im Wasser schwimmende Gegenstände dürfen in der Nähe von Wasserläufen nur derart abgelagert werden, daß sie nach den gemachten Erfahrungen nicht vom Hochwasser oder Treibeis erreicht und sortgeführt werden können. 7) Als ungefährer Anhalt für die hochwasserfreie Lage dieser Plätze und Schutz dämme hat mindestens ». an der Mulde und am Schwarzwasser unterhalb der Mittweida-Einmünd ung die Höhe von 3,» in, b. am Schwarzwasser oberhalb der Mittweida-Einmündung, an der Mittiveida I von Markersbach abwärts und am Pöhlwasser die Höhe von 2,s in und ! e. an den übrigen kleineren Wasserläufen des amtshauptmannschaftlichen Be zirks die Höhe von 1,^ n> über die Sohle des betreffenden Wasserlaufs zu dienen. 8) Die Stützmauern und Hochsluthdämme der Holzablagcrungsplätze dürfen keines wegs übermäßig belastet werden, auch die darauf abgelagerten Klötzer, Bretter :c. die wasserseitigen Kronenkanten der Mauern und Hochsluthdämme nicht überragen. 9) Bei jeder größeren Hochflut!) sind die etwa untergebauten hölzernen Joche eiserner oder hölzerner Brücken oder Stege durch Anschlingen an am Ufer befestigte Seile oder Ketten vor dem Abschwimmen gehörig und rechtzeitig zu sichern. 10) Bei dem Eintreten von Hochwasser sind die Bretaufsätze von den Wehren voll ständig und rechtzeitig zu entfernen und die Betriebsgrabeneinlässe derart theil- weise oder ganz zu schließen, daß der höchste zulässige Betriebswasserstand im Graben keinesfalls überstiegen werden kann. 11) Bei eintretenden Unglücksfällen, insbesondere bei entstehenden Eisschutzen ist durch vereintes Zusammenwirken der betreffenden Privaten und Gemeinden schleunige Hilfe zu schaffen, übrigens auch sofort Anzeige anher zu erstatten. 12) Dem etwaigen besonderen, namentlich bei Revisionen an Ort und Stelle ertheilten Anordnungen der Straßen- und Wasserbaubeamten, sowie auch der Polizeiorgane ist eintretenden Falles von Jedermann unweigerlich Folge zu geben Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, deren Ueberwachung den Ortsbe hörden hiermit zur Pflicht gemacht wird, werden auf Grund von 8 366 Absatz 10 beziehentlich 366 a des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 bez. 150 Mark oder im llnvcrmögensfalle mit entsprechender Haftstrafc geahndet. Schwarzenberg, am 19. Februar 1897. Königliche Amtshauptmannschaft. Arhr. v. Wirsing. Die Kreta-Krigs dürste sich ebenso lang hinziehen, wie alle orientalischen Dinge, wenn nicht mit dem Schwerte nachgeholfen wird ; und da« will man vermeiden. Denn bi« zu dem „äußersten Fall" geht die Einigleit der Mächte nicht. England hat sich schon halb und halb von den übrigen losgesagt — wie gewöhnlich. Deutschland aber ist von allen Großmächten die letzte, die auf ein gewaltsame« Vorgehen gegen Griechenland drängen wird, denn seine Interessen in der orientalischen Frage hängen nur von der Haltung seiner Verbündeten, Oesterreich-Ungarn« und Italien« ab. Daß England im Stillen zu Griechenland hält, war von vornherein klar und daß seine jetzige Haltung nur den Griechen zum Nutzen gereicht, wird ebenfalls jeder einsehen. Denn während die Großmächte nun von Neuem verhandeln müssen, um ehestens mit dem Kabinet Salisbury in« Reine zu kommen, gewinnt Griechenland Zeit, sich immer mehr auf Kreta häuslich einzurichten. Ihm kommt dabei sehr zu statten, daß seit der Anwesenheit der griechischen Truppen auf der Insel die Feindseligkeiten zwischen Christen und Mohamcdancrn aufgehört haben, ein Erfolg, dessen sich die vereinigten Groß mächte trotz wochenlanger Verhandlungen und der Bemühungen ihrer Konsuln auf der Insel nicht rühmen können. Griechenland ist denn auch guten Muth«. Der König soll an seinen Vater, den König Christian von Dänemark te- legraphirt haben, daß er nicht eher ruhen werde, bi« Kreta annektirt sei, und in dem am Freitag in Athen abgehaltenen Ministerrath ist beschlossen worden, daß Griechenland auf sei ner Aktion«politik beharren wolle. Um die Illussion noch vollständiger zu machen, hat die Regierung ihren Konsul in Kanea dahin instruirt: Die vier von den Mächten besetzten Hafenorte seien nicht zu Gunsten der Türkei besetzt, sie seien also griechische« Gebiet. Da nun aus „griechischem Gebiet" keine griechische KonsulatSflagge zu wehen braucht, so ist der Aufforderung der Mächte, dieselbe einzuziehen, Folge zu geben. Entsprechend diesem Verhalten und seinen sonstigen In struktionen gemäß verfährt auch der Oberbefehlshaber der Griechen auf Kreta, Oberst Vasso». Er hat im Namen de» König« Georgio« eine neue Verwaltung für die Insel einge setzt, GemeinderathSwahlen »»«geschrieben und überall neue Kommunalbehörden eingesetzt, mit Aufnahme der vier von den Großmächten besetzten Orte. Andererseits hat aber Oberst Vasso« den Befehl ertheilt, jeden Zusammenstoß mit den Mann schaften der auswärtigen Mächte zu vermeiden und sich zuvor kommend gegen die Fremden und gegen die Muselmanen zu benehmen. Er würde bemüht sein, letztere auf der Insel Kreta zurückzuhalten, indem er ihnen Schutz und Achtung vor ihrer Religion zusage, auch werde er etwaige gegen sie verübte Ge- waltthäligkeiten ahnden. Die Einziehung der Flaggen der griechischen Konsuln hat Gelegenheit zu einer Aussprache in der Deputirtcn-Kam- mer gegeben. Der Abg. Stai« wünschte zu wissen, wa« die Regierung gegenüber der betreffenden Forderung der Mächte thun werde und wa« die Mächte mit dieser Forderung be zweckten. Der Ministerpräsident erwiderte, die Regierung trage sich selbst, in welcher Absicht die Mächte handelten. — Ralli erklärte, da« Einholen der Flagge bedeute die Aner kennung der griechischen Okkupation. — Deligeorgi« stimmte dem zu. — Thcodoki« verlangte die sofortige Zurückberufung de« griechischen Konsul« in Kanea, da dieser keinen Grund mehr habe, noch Weiler dort zu bleiben. Ministerpräsident Delyanni« erwiderte, die Entscheidungen seien getroffen, er könne sie aber nicht mittheilen. Inzwischen hat, wie der Vollständigkeit wegen registrirt werden muß, Oberst Vasso« schon zwei feste Plätze eingenommen und zwar ohne Schwertstreich. Die Türken ergaben sich und wurden entwaffnet. Wa» soll man Angesichts dieser entschlossenen Dreistigkeit der Griechen sagen? Wa« sagen sich die Diplomaten der Groß mächte dazu? Gegenüber dem einstimmigen Willen ganz Euro pa«, gegenüber dem Völkerrecht und den drohenden Feuer schlünden von dreißig modernen Kriegsfahrzeugen fahren die Griechen fort, ihre „Aktionspolitik" zu betreiben. Sie rech nen eben auf die Uneinigkeit der Mächte und zweifellos leistet ihnen Lord Salisbury Vorschub — absichtlich oder un absichtlich — indem er da« von Deutschland vorgeschlagene Mittel, den Piräu« zu blockiren und damit die Verbindung zwischen Griechenland und Kreta auszuheben, al« .... vor läufig unthunlich erklärt. Wenn sich die Großmächte bei dem kleinen Griechenland nicht in Respekt zu setzen vermögen, wie soll ihnen da« bei der Türkei gelingen, die doch selbst al« „Großmacht" anerkannt ist! Wenn e« der europäischen Diplomatie gelingt, den Brand, der sich von Kreta au« auf den gesammten Orient auSzudehncn droht, noch im letzten Augenblick zu ersticken, so wird sic damit eine außerordentliche Leistung vollbracht haben. Der Glaube an eine solche wird freilich von Tag zu Tag geringer, und zwar in dem Maße, al« die Erkenntniß wächst, daß England an dem Ausbruch eine« großen Brande« ein Interesse hat, und al« alle bisherigen Kombinationen der europäischen Politik angesichts der herannahendcn Katastrophe nicht Stand zu halten scheinen. Am auffälligsten tritt die» bei Frankreich und seiner Presse hervor, deren starke phil- hellenische Anwandlungen jetzt regierungsseitig durch den Hinweis anscheinend korrigirt, thatsächlich aber verstärkt werden^ daß Frankreich sich nicht um Griechenland» willen „in einen Seekrieg" stürzen könne, der Krieg, auf den man sich vorbe reitet habe, sei der Krieg gegen Deutschland. Damit ist aus gesprochen, daß Frankreich in der griechischen Sache schließlich an die Seite England» treten wird und in den augenblicklich schwebenden Verhandlungen nur nach einem schicklichen Ueber- gang sucht. Inwieweit damit ein Bruch mit Rußland ver knüpft sein würde, müssen die Ereignisse lehren. Andererseit» scheint die italienische Regierung sich besonnen zu haben, daß e« für Italien bedenklich sein möchte, sich philhellenischen Neigungen zu Liebe in diesem kritischen Augenblick von Deutsch land zu trennen. Einer Nachricht au« Athen vom 2V. Februar zufolge wird au« Kanea gemeldet: Die Truppen de» Obersten Basso- Haben da» Fort Vukoli« genommen. Etwa hundert Türken sind getödtet, 250 gefangen genommen. Von griechischer Seite fielen elf Soldaten, ein Lieutenant ist schwer verwunde«. Heute Abend wird ein königliche» Decret veröffentlicht, nach welchem zwei weitere Reserveklaffen einberufen werden. Ta geSge schichte. — Dcutichland. Wenn die kretische Sache einen Borthcil für Deutschland hat, so ist e« der, Jedermann klar zu machen wie sehr unsere Flotte hinter den Anforder ungen zurückgeblieben ist, die durch die politischen Ver hältnisse von einem Tage zum anderen an jede europäische Großmacht herantreten können. Ist diese Unfähigkeit Deutsch land« zur See bereit« augenfällig in einer Angelegenheit, bei der Deutschland nicht in erster Linie interessirl ist — wie würde die Lage sich erst gestalten, wenn deutsche Interessen unmittelbar berührt wären? Wa« wir an Kreuzern besitzen, schwimmt auf allen Meeren; die „Kaiserin Augusta", die am 22. in Kanea eintreffen dürfte, war der letzte Pfeil, den da» Reich zu entsenden hatte. Der eine noch in den einheimischen Gewässern befindliche Kreuzer „Gefion" ist mit der Ausbild ung de« Heizcrpersonal« betraut und kann diesem Dienst über haupt nicht entzogen werden. Eine Vermehrung unserer Flotte erscheint daher al« ein dringende« Bedürfniß. — Berlin, 19. Febr. Die heutigen Verhandlungen im Reichstage sowohl wie im Herrenhause haben die Ver ständigung über die Margarinesrage insoweit gefördert, daß da« baldige Zustandekommen der im Juli vorigen Jahre in der dritten Lesung gescheiterten Novelle zum Margarine gesetz vom 12. Juli 1887 al« gesichert gelten kann. Die Regierung ist geneigt, ihren hartnäckigen Widerspruch gegen die verschärfenden Bestimmungen der Reichstags-Majorität fallen zu lassen, nachdem die Konservativen und da« Zentrum in neuen gleichlautenden Anträgen zu einer Milderung ihre« früher verfochtenen Standpunkte« sich haben bereit finden lassen. — Nach einer Meldung au« Mainz ist dort da« Gerücht verbreitet, daß Mainz und Köln entfestigt werden sollen. Wa« an diesem Gerücht wahr ist, läßt sich zur Zeit nicht feststellen. In die Schleifung der Wälle der Schwesterstadt von Mainz, Kastel, hat da« preußische Krieg»ministerium vor Kurzem gewilligt. — Gegendie sogenannten „freiwilligen Versteiger ungen" beabsichtigen die Kaufleute und Gewerbetreibenden einer großen Anzahl deutscher Städte eine Petition zu richten. Sie wenden sich namentlich dagegen, daß solche Versteigerungen von Gerichtsvollziehern in den gemeinschaftlichen Pfandlokalen vorgenommen werden, sowie daß dabei zum großen Schaden de« seßhaften Handel« und Gewerbe», meist neue Maaren zur Verauklionirung gelangen. Da wiederholte Einzelbeschwcrden bei städtischen und staatlichen Behörden crsolglo« blieben und den Petenten bedeutet wurde, daß da« Gesetz keinerlei Hand habe biete, um gegen die freiwilligen Versteigerungen vorzu gehen. soll nun zunächst der preuß. Justizminister angegangen werden, den Gerichtsvollziehern die Uebernahme solcher Ak tionen zu untersagen. — Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. Februar. Der Kaiser über den Export. Da« Präsidium de« öster reichisch-ungarischen Exportvcrein» nahm beim Kaiser Audienz, um dem Monarchen den Dank für die anläßlich de« Vereins- Jubiläum« verliehene Au»zeichnung zum Au«druck zu bringen. Der Präsident de« Exportverein«, Herr Hermann Gerhardt»«, erstattete in der heutigen Plenarsitzung über diese Audienz den folgenden Bericht: Der Kaiser nahm Gelegenheit, die öster reichischen Export-Verhältnisse einer Besprechung zu